Übergriffige Aussagen nach FG!

"Gebt Euch doch ein bisschen mehr Mühe!" hab ich desöfteren gehört nach meinen FG. Ich finde solche Sätze auch sehr verletztend. Sie kamen ausschließlich von Leuten, die sowas nie erlebt haben.

Mein Liebling war, "beim nächsten mal dann"
Ich wollte aber dieses baby kein "nächstes"

Das sind wirklich unschöne Aussagen. Ich glaube viele wissen einfach nicht damit umzugehen und sagen dann sowas ohne sich weiter Gedanken zu machen. Ein ungeschickter Versuch der aufheiterung. So habe ich versucht es zu sehen, denn alles andere wäre einfach zu schlimm.

Ich denke niemand der keine FG hatte, weiß was dies für ein Schmerz ist. Ich werde diese Gefühle niemals vergessen !

Das ist normal ! Mir geht es auch so. Ich trage gerade in der 10. Woche einen toten Fötus in mir. Nächste Woche ist OP, danach darf ich gleich wieder starten.

Ich konnte mir auch ganz schlimme Kommentare anhören von meiner Chefin nach meiner zweiten FG
„ es gibt Schlimmeres auf der Welt“
„ vielleicht musst du dich damit abfinden, dass du keine Kinder bekommen kannst.“
„ Andere verlieren ihr geborenes Kind, sei froh dass es noch so früh war“
„Das liegt alles an der Psyche“
„ das war noch gar kein Leben“
Und mein Lieblingssatz: „ du machst dir zuviel Stress! Du willst zu sehr ein Kind.“
Ich finde das unmöglich und unbeschreiblich wie man uns Frauen die Trauer abspricht die das durch machen müssen. Und leider kommen so Sätze oft von Leuten,die da nie durch mussten. Wir haben ein Recht zu trauern. Mich macht das auch wahnsinnig wütend sowas und das sollte keiner sich anhören müssen. Wünsche allen in dieser Situation ganz viel Liebe 🫶🏻 und Menschen um euch die da sensibel sind.

Ich kann dich vollkommen nachvollziehen
Musste mir auch immer andauernd anhören.

-du bist ja noch jung
- mach dir nicht so ein Druck
- stresst euch nicht
- ihr bekommt schon ein Kind

Etc etc

Aber ich Wil ja jetzt ein Kind und nicht so Druck machen ist nach einem längeren Kinderwunsch immer leichter gesagt wie getan

Ich glaub das liegt daran, dass der Mensch denkt er muss etwas sagen, die Situation relativieren.

Die meisten mussten aber noch nie durch so eine Situation durch.

Der einzige Satz, der für mich wirklich nicht schmerzhaft war, weil ich es genauso sehe: wer weiß was Mutter Natur sich dabei gedacht hat.

Es kann ja nunmal auch einiges bei der Befruchtung schief gehen und da bin ich dann eher pragmatisch.
Wenn dann jemand rumgestammelt hat, hab ich es eben schnell selber gesagt.
Das Gegenüber brauchte dann keine (verletzende) Worte mehr finden und wir beide waren irgendwie beruhigt.
Ich wusste ja immer, dass man mir nicht weh tun will, sondern dadurch helfen will.
Allerdings war ich im Freundeskreis auch die Einzige mit einer FG bzw. die einen Drilling verloren hat.

Ja, mir ging es leider genauso. Leider durch meine eigene Mutter…
Am Abend der Fehlgeburt hat sie angerufen und sinngemäß gesagt, dass es immer einen Grund gibt, wenn es nicht klappt, dass wir uns Zeit lassen sollen und die nächsten sechs Monate nicht ans Schwanger werden denken sollen.
Als ich ihr sagte, dass das die Entscheidung von meinem Mann und mir (in Ansprache mit der Frauenärztin) ist, wurde sie pampig, dass sie ja nur helfen möchte.
Einen Tag später rief sie nochmal an, da waren meine Nichte und mein Neffe bei ihr zu Besuch, da sagte sie mir, wie gerne sie Oma ist und dass sie sich schon auf die nächsten Großeltern von meinem Mann und mir freut.
Sehr anstrengend 🙄

Ich habe genau diese Erfahrungen gemacht und habe viel reflektiert. Ich denke die meisten Menschen (inklusive mir bevor mir das bewusst wurde - ich habe nämlich ein halbes Jahr vor meiner Fehlgeburt das gleiche zu einer Freundin gesagt, die eine hatte), können Gefühle nicht aushalten und wollen die Situation ganz schnell verändern.
Also ein Ziel/Ausweg finden und es ins Gute lenken, obwohl es nicht angebracht ist. Diese Trauer ist so schwer auszuhalten, dass man einfach „Hoffnung“ geben will und sagt „ach beim nächsten mal wird’s schon“ ohne zu merken, dass es total fehlt am Platz ist.

Ich habe meiner Mama auch bei der ersten Fehlgeburt ganz viel Rückmeldung gegeben, zu dem was sie sagte. Beim zweiten Mal hat sie einfach nur zugehört und mit mir geweint und war da. Sie hat beim zweiten Mal die Emotion mit mir ausgehalten und das war, was ich gebraucht habe.

Ich sehe das jetzt auch bei meinen Stiefpapa, der bald eine op am Herzen haben wird. Er bekommt Kommentare wie „ach das wird schon“ oder „das ist Routine für die Ärzte“ und es tut mir so leid, weil ich glaube innerlich stirbt er 100 Tode, weil einfach nur so dahergelabert wird die emotion so schwer ist mit auszuhalten, dass man lieber so etwas sagt und dann das Thema wechselt..

Das sind die unbeholfenen Versuche von Leuten, die es nicht besser wissen. Ins eine Ohr rein, aus dem anderen raus. Du darfst traurig sein!