Angst nicht für die Familie sorgen zu können

Hallo,

Wir sind Mitte 30 und versuchen ein Baby zu bekommen.
Allerdings habe ich unglaubliche Angst, die Familie nicht richtig versorgen zu können.

Bisher haben wir finanziell eher sorglos gelebt, allerdings auch nie etwas zurückgelegt und auch kein Wohneigentum gekauft, keine Altersvorsorge, keine Versicherungen und auch sonst nichts was Sicherheit bietet.
Es schien immer so, als hätte das noch lange Zeit, und ich mache das, "wenn es uns mal besser geht".
Es war immer geplant, irgendwann mehr Geld zu verdienen, der Familie ein Haus und zwei vernünftige Autos zu bieten, und auch schöner Urlaub sollte selbstverständlich sein.

Jetzt muss ich leider der Realität ins Auge sehen: die besten Zeiten sind vorbei.
Anstatt mehr Geld zu verdienen, habe ich meinen Job verloren, und muss einen schlechter bezahlten annehmen, von dem ich meine eigenen Rechnungen kaum noch zahlen kann. Es besteht auch keinerlei Aussicht auf Besserung.

Dazu kommt noch, dass meine Frau die besser verdienende ist, und sie beruflich dauerhaft deutlich kürzer treten wird, wenn das Kind da ist. Wir können es uns auch beide nicht vorstellen, dass ich stattdessen Zuhause bleibe, oder wir beide in Vollzeit arbeiten und das Kind währendessen von Fremden erzogen wird.

Um mal konkrete Zahlen zu nennen: bisher haben wir zu zweit von etwa 4.700 Euro netto gelebt, und es blieb trotzdem nicht wirklich was übrig. Wir waren weder sparsam noch vernünftig, und haben gekauft und gemacht was uns gefallen hat.
In der neuen Konstellation sind es inkl Kindergeld nur noch 2.400Euro für drei Personen.

Ich habe einfach keine Ahnung wie wir das schaffen sollen. Meine Frau hingegen sagt, ihr ist das egal, sie gönnt sich jetzt zwar gerne etwas, aber braucht das alles nicht wirklich, und ein Kind und die Zeit mit der Familie ist ihr wichtiger.

Trotzdem habe ich einfach das Gefühl, ihr viel zu wenig bieten zu können. Unser Leben wird überhaupt nicht wie geplant, und das liegt alleine an mir und meinem beruflichen Versagen.
Wie soll ich davon jemals ein Haus Kaufen? Fürs Alter vorsorgen und der Familie ein sorgloses Leben bieten?
Ich fühle mich wie ein totaler Versager, weil die Familie unter meinem schlechten Einkommen leiden wird und so sehr zurückstecken muss.
Ich fühle mich überhaupt nicht wie ein Mann, und es hilft mir auch nicht, dass der Mann in der modernen Welt generell nicht mehr der Alleinversorger ist, denn ich sehe um mich herum jede Menge Männer, die das sehr wohl schaffen.

Vielleicht jammere ich auf hohem Niveau, und ich weiß, vielen geht es deutlich schlechter. Aber wenn man anderes gewohnt ist, eine bestimmte Vorstellung davon hatte, was man seiner Familie bieten möchte, es auch aus der Umgebung und eigenen Kindheit nur so kennt, und dann aber selbst total versagt... Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

Mir ist einfach jeden Tag nur noch schlecht und ich habe Angst vor der Zukunft.
Ich habe das Gefühl, dass meine Frau jemand besseren als mich verdient hat, der ihr ein eigenes Haus und eine sichere Zukunft bieten kann. Aber sie sagt sie will das alles nur mit mir.

Wie soll ich das alles schaffen?

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Hallo,

Fakt ist, dass Ihr mit Kind eher weniger sparen könnt, als mehr.

Aktuell könnt Ihr kaum eure Rechnungen bezahlen?

Wenn Ihr jahrelang so verschwenderisch gelebt habt, kann man das nun nicht mehr ändern.

Du kannst Dich neu bewerben, soweit das möglich ist, oder auch eine Fortbildung anfangen.

Wichtig ist auch, zunächst überflüssiges zu kündigen, damit möglichst schnell überflüssige Zahlungen gestoppt werden.

Zudem solltet Ihr euch jetzt aktuell bereits eine möglichst hohe Sparrate angewöhnen, damit Ihr später mit dem Elterngeld auch hinkommt.

Das Geld sollte immer am Monatsanfang auf ein gesondertes Konto - am besten bei einer anderen Bank OHNE Online-Banking und ohne EC-Karte - fließen. Dort sollte auch nichts abgehoben werden. Denn das ist eure Versicherung gegen schlechte Zeiten - wenn Du z. B. in der Elternzeit Deiner Frau Deinen Job erneut verlierst.

Dann wäre die Frage, ob ein zweites Standbein etabliert werden kann. Das kommt ja auf eure Berufe an.

Es gibt so viele Möglichkeiten. Die schönste finde ich immer noch, dem ganzen Kaufrausch zu entgehen und Aktivitäten usw. abseits von Geld ausgeben zu finden. Dazu ein minimalistischer Lebensstil mit Besinnung auf wesentliche Lebensinhalte: Glück, Gesundheit und Liebe.

Sobald Du anfängst, Dein Leben in diese Richtung zu ändern, wirst Du merken, dass die Zukunftsangst Schritt für Schritt verschwindet.

Alles Gute Dir.

LG

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Hallo,

Danke für Deine Antwort.

Naja im Moment können wir sie bezahlen, leben gut, aber es bleibt halt nichts wirklich übrig.
Bzw wir konnten, noch habe ich keinen neuen Job und bin am bewerben.

Die Annahme dass wir von 2400Euro zu dritt leben müssen, und damit von der Hälfte wie zuvor zu zweit, basiert darauf dass ich eine Zusage für den besten Job bekomme, der ausgeschrieben ist.
Das Problem ist, dass ich vorher durch glückliche Umstände einen einmalig überbezahlten Job hatte, die Stelle, auf die mich jetzt bewerbe, ist mit 3100brutto auch noch stark über dem Schnitt. Der liegt bei meinem Job mit langer Berufserfahrung eher bei 2500brutto. Ich will gar nicht rechnen.

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"..leben gut, aber es bleibt halt nichts wirklich übrig."

Genau das ist der Punkt!

Wenn bei 2 Personen 4800 Euro monatlich versickern, ist das schlichter Wahnsinn. Wir haben ähnliches Einkommen wie Ihr aktuell, aber sparen etwa 30 %, OBWOHL unser Kind eine Privatschule besucht, für die wir ebenfalls einen vierstelligen Betrag MONATLICH zahlen. Wir haben aber bewusst kein Wohneigentum und anstatt eines Autos ein Kastenwagen-Wohnmobil.

"Gut leben" ist immer relativ, wichtig ist der richtige Umgang mit Geld.

Wenn Du aktuell davon ausgehst, mit 50 % des Geldes in der Elternzeit klar kommen zu müssen, dann spare JETZT 50% eures Einkommens am Monatsanfang weg.

Wenn das nicht geht, dann wird es Zeit, ein paar Änderungen vorzunehmen. Die Tücke eines hohen Einkommens ist nämlich, dass man viel zu schnell seinen Lebensstil bis auf den letzten Euro anpasst und das bricht einem viel zu oft das Genick.

Deine Freundin und Du seid früher zu Beginn der Arbeitszeit sicher mit viel weniger ausgekommen - das ging auch und das geht auch wieder.

Wenn Ihr damit jetzt anfangt, dann könnt Ihr ein schönes Polster anschaffen, bevor das Baby kommt, und weil euer Lebensstil sich verändert hat, werdet Ihr das Polster nicht mal mehr anfassen brauchen, sondern könnt mit dem vorhandenen Geld klar kommen.

LG

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2400€ inkl. Kindergeld und Elterngeld? Wie kommst du auf diese Zahl? Klingt fast so als würdest ihr mit drei Jahren Elternzeit planen und du mehr oder weniger zum Mindestlohn arbeiten. Oder hab ich Grad mein Denkfehler?

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Das ist die Zahl ohne Elterngeld. Da das ja nur ein oder zwei jahre dazu kommt, kann ich das in die langfristige Planung nicht einbeziehen.
Geht sie danach zumindest halbtags wieder arbeiten, kommt dabei nichts nennenswertes rum, was nicht für die Kita o Ä drauf geht, da sie ihren gelernten und gut bezahlten Beruf nur in Vollzeit fortsetzen könnte.
Wir wollen aber beide kein Kind, welches dann 9 Stunden am Tag bei fremden lebt.

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Ich sehe das so: nicht Vollzeit arbeiten zu gehen, wenn das Kind da ist, muss man sich leisten können und wollen.
Ja ich finde es ist Jammern auf hohem Niveau. Denn ihr habt die Wahl! Das haben nicht alle.
Du hast gar nicht die Möglichkeit die Versorgerrolle zu übernehmen, wenn du jobtechnisch nicht nochmal aufholst und warum das nicht möglich ist, verstehe ich nicht.
Und was man sich mal vorgestellt hat - nun ja - ich hatte die gleichen Vorstellungen, jetzt wohne ich, getrennt vom Papa meines Kindes in 2 Zimmern. Aber ich bin in der Lage mich zu versorgen - das ist das Wichtigste.

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Wir wollen aber einfach kein Kind in die Welt setzen, nur damit es den ganzen tag von Fremden in der Kita erzogen wird. Wir wollen für es da sein.
Und wenn ich meine Frau durch mein Einkommen zur Vollzeit zwinge, komme ich mir erbärmlich vor.

Ich war in meinem Job am ende der FahnenStange, sogar deutlich über dem normalen Ende. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich überhaupt wieder auf das Niveau komme.

Typische Betriebe bestehen aus 5-10 schlecht bezahlten Technikern und einem Chef. Hat der Chef keine Ahnung von Technik, und kassiert nur, dann gibt es vielleicht noch einen Technik Leiter.
Das wars. Interne Aufstiegschancen nicht vorhanden.

Möglich wäre nur ein Neuanfang in einem anderen Job durch Studium o.Ä. Nur kann ich mir das durch den Verlust meines Jobs nicht mehr leisten. Mit Kind dann sowieso nicht.

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Mein Kind geht auch Vollzeit in die Kita, aber ganz sicher erziehe ich es...

Das ist immer so ein dämliches Argument.

Ihr könnt natürlich auch mit dem Kind in die Gegend ziehen wo halt die Menschen so leben, die kaum Geld haben.
Sage ich: lieber lasse ich mein Kind fremd betreuen, ermögliche ihm aber ein besseres soziales Umfeld.

Aber gut: dein Problem ist, die 50er-Jahre-Versorgerrolle, die du als Mann siehst.
Und da sage ich: seien wir dankbar, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt und ihr euch das Beste raus suchen könnt.

Nun gut: du siehst ja keinen Ausweg, du wirst es nicht schaffen - ergo gibt es kein Kind.

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Es wird dir jetzt kein Trost sein, aber ich kenne viele Männer die ohne den Verdienst der Frau die Familie nicht ernähren können. Mein Mann gehört dazu. Was soll's! Wir teilen die Kosten. Ich bin in meinem Bereich ein Top- Verdiener. Mein Sohn war auch in der Kita. Er hat sich toll entwickelt. Dank unserer Erziehung! Also entspann dich mal! Ich bin froh, dass wir "nur" eine 4-Zimmer Wohnung haben und kein Haus. Wer soll das alles putzen? Hilfe! Freu dich, dass es deiner Freundin nicht wichtig ist und quäl dich nicht. Alles Gute!

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Hallo.

Also das mit der Familienplanung würde ich an deiner Stelle knicken. Ihr seid beide mitte 30 und habt bis dato gut verdient. Eure Schuld, wenn ihr es nicht schafft, was wegzupacken bzw. vorzusorgen. Und wenn du jetzt sagt, es läuft nicht wie geplant, dann habt ihr echt schei.... geplant. An eure Stelle würde ich erst mal wieder finanziell Fuß fassen, um sich ein Kind leisten zu können. Aber andersherum würde ich sagen, die Uhr tickt, ihr seid nicht mehr die Jüngsten. Also Fazit: Der Zug ist abgefahren, denn ihr werdet es nicht hinbekommen ohne zu Jammern.

LG

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Ich bevorzuge ja auch eher das Modell: Mann arbeitet und Frau kümmert sich ums Kind. Mindestens 3 Jahre. ABER das was du machst ist ja Jammern auf höchstem Niveau! Das ist ja schon grausam zu lesen..
Arschbacken zusammen kneifen und los gehts!

Als erstes würde ich mal gucken wo ich sparen kann. Was MUSS wirklich sein? Worauf kann man getrost verzichten?
Wenn man eben dieses Modell bevorzugt, müssen die meisten auf was verzichten! Das ist einfach so!
Und dann kannst du dich doch trotzdem weiterhin woanders bewerben? Wo ist das Problem? So lange, bis du einen besser bezahlten Job findest.

Alles so nehmen wie es kommt!
Aber so wie du im Selbstmitleid versinkst.. das hört sich sehr ungesund an.

Sprich da doch mal mit einer Außenstehenden Person drüber!

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Ward ihr verrückt? Von 4700 Euro träumen viele Menschen. Wie kann man so viel Geld im Monat ausgeben? Das hättet ihr gewinnbringend anlegen müssen. Hab noch nie von jemanden gehört, dass bei so viel Geld im Monat kaum etwas übrig bleibt. Da habt ihr euch richtig verzockt!!!

Zu deiner eigentlichen Frage. Es ist nie der perfekte Zeitpunkt für ein Kind. Das sehe ich bei uns und in der Bekanntschaft. Die die in der Bekanntschaft jetzt gut dastehen, sind die, die es einfach gemacht haben. Die Probleme haben sich immer irgendwie von alleine gelöst.

Dann noch: Wir leben in 2017. Wer da noch denkt, dass es peinlich ist, als Mann sich ums Kind zu kümmern gehört nicht mehr in diese Zeit. Kenne viel, bei denen Frau nach 3 Monaten wieder zur Arbeit ist und der Mann dann die Schicht übernommen hat. Du musst da auf jeden Fall umdenken und nicht so altmodisch wie deine Eltern sein!

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Hör auf dich zu beschweren und sieh zu das du einen besser bezahlten Job bekommst. Es gibt keine Versager. es gibt nur Fehler die jeder macht und manchmal fällt man hin. so etwas passiert nun mal. Wichtig ist auf zu stehen und weiter zu machen. Deine Familie braucht dich jetzt.
Also gib Gas...