Hochsensibles Kind

Hallo,

kennt jmd dieses Phänomen und hat selber eines? Ich weiss nicht ob es das ist, vll auch etwas anderes Termine bei Psychotherapeuten sind rar und noch in weiter Ferne...

Ich bin langsam aber sicher am verzweifeln und bräucht ein wenig zuspruch :(

lg

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Hallo,

wie äußert es sich denn bei deinem Kind???

Beschreib es doch mal ein wenig!

LG Scrollan

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Hallo! Ich habe eine 7,5-jährige Zweitklässlerin Zuhause, die als Baby die Diagnose "sensorische Integrationsstörung" verpasst bekam. Mit ihr war eigentlich jede Lebensphase bisher sehr anstrengend. Jetzt, in der Schule, gibt es die ersten WIRKLICHEN Probleme. Ich bin oft fast am Verzweifeln und all das ist nicht nur kräftezehrend, es torpedierd auch den allgemeinen Familienfrieden und unsere Mutter-Tochter-Beziehung. #heul
Ich habe auch schon an Hochsensibilität oder ADHS gedacht,- will sie aber nicht stigmatisieren oder pathologisieren. Das rät auch der KiA, obwohl das Stichwort "Therapie" auch hier im Beratungsgespräch schon gefallen ist.

Kurze Stichpunkte zum Vergleich.
Meine Tochter war/ist:
Schreibaby ( weint bis heute schnell und viel),
superanhänglich = NUR Mama,
ist sehr empfindlich und sensibel,
EXTREM wählerisch mit Klamotten (zieht sich oft 3-4x um, weil Klamotten "zu eng" "zu weit" "zu juckerig" "zu dick" sind)
verhält sich mit 6 fast vorbubertär,
hat eine Rechenschwäche
trotzt und bockt sehr.
hat Probleme mit "Zwängen" (geht zB. zwanghaft 10x hintereinander aufs Klo)


Ich weiss auch nicht, soll man was unternehmen, soll man es laufen lassen?
Fakt ist, sie (die Älteste) ist mein Sorgenkind und wie schon Anfangs angedeutet: manchmal leidet die ganze Familie unter ihren Anfällen und Launen (das können auch etliche Freunde von uns bestätigen, die einen solchen Machtkampf-Trotzanfall meiner Tochter schon live miterlebt haben).

Erzähl mal!

Jule

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Oh je, das erinnert mich ein wenig an meine Tochter... Wie äußern sich denn bei deiner Tochter die Trotzanfälle? Bei meiner ist es so, dass sie wegen Kleinigkeiten extrem ausflippt, allein in den letzten beiden Wochen hat sie zweimal den Türrahmen durch dagegen schlagen und treten so verbogen, dass mein Mann ihn reparieren musste, sie schreit durchs ganze Haus und das teilweise stundenlang.
Das mit den Klamotten kenn ich auch nur zu gut... eine Zeitlang kam sie wirklich jeden Morgen zu spät zur Schule, weil sie an JEDEM Kleidungsstück was auszusetzen hat und irgendwann hysterisch wurde - und das bei ca.40 Hosen, 40 Pullis und 30 T-Shirts im Schrank...
In der Schule hat sie eigentlich keine Probleme, sie kommt gut mit, hat aber anscheinend ein starkes Konzentrationsproblem, denn bei Klassenarbeiten schneidet sie im Vergleich zu ihrem tatsächlichen Können sehr schlecht ab (Note zwischen 3 und 5, obwohl die Lehrerin auch bestätigt, dass sie alles kann)

Wir sind jetzt bei einem Kinderarzt, der auch Psychologe ist und ich habe bei meiner Tochter die U10 durchführen lassen, da wird auch auf Verhaltensauffälligkeiten geachtet. Nächsten Monat bekommen wir höchstwahrscheinlich einen Gesprächstermin dort.
Ich bin froh, wenn wir endlich Hilfe bekommen, es ist für uns kaum noch auszuhalten... In der Schule bekommt sie mittlerweile auch Probleme - sie schreibt ihre Hausaufgaben nicht richtig ab und macht dann natürlich auch nur das, was sie sich aufgeschrieben hat, sie kommt dauernd zu spät, unabhängig davon, wie lange sie Zeit hat um hinzukommen, sie erbettelt sich Essen von anderen Kindern und behauptet, ich würde ihr nix mitgeben und zu Hause hortet sie dann tagelang die nicht gegessenen Brote, bis sie total verschimmelt sind, sie ist pampig zu der Lehrerin und wird auch anderen Kindern gegenüber ausfallend und zu Hause ist die Sitation so extrem, dass sie selbst für die Nachbarn kaum noch tragbar ist.

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Ja, eins meiner beiden Kinder ist hochsensibel.

Ich könne natürlich Bände über ihn schreiben - was genau willst du denn wissen?

Es gibt ein sehr gutes und ausführliches Buch darüber von einer amerikanischen Psychologin.

Da sich die Hochsensibilität bei jedem Kind anders äußern kann, wäre es vielleicht einfacher zu schreiben was dir bei deinem Kind auffällt, dass du den Rückschluss auf Hochsensibilität ziehst.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass diese Kinder weniger Wahrnehmungsfilter haben und dadurch schlechter in der Lage sind, Außenreize zu filtern. Konkret wirkt sich das dann so aus, dass sie in Situationen mit vielen Außenreizen eher überfordert sind, mehr Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten brauchen, sehr empfindlich auf sensorische Reize reagieren (das kann bei dem einen Kind der Druck/Tastreiz sein -> siehe Kleidung, beim anderen Kind akustische Reize oder Geruchsreize). Es gibt noch viele weitere Hinweise.
Man geht davon aus, dass die genetische Disposition vererbbar ist. Wie schätzt du dich selber oder deinen Mann diesbezüglich ein?

Mein Sohn ist jetzt sieben und ich kann definitiv sagen, dass er mich emotional und was meine Nerven angeht mehr gefordert hat als mein jüngster Sohn. Es gab schwierige Situationen, in denen ich mein ganzes pädagogisches Wissen und Geschick anwenden und reflektieren musste, um einen Weg zu finden, mit ihm angemessen umzugehen. Die "üblichen" Erziehungskonzepte haben oft nicht funktioniert. Inzwischen weiß ich, wie ich mit ihm umgehen muss, und halte mich daran.
So ist es z.B. wichtig, immer darauf zu achten, dass nicht zu viele Außenreize da sind. Konkret bedeutet das, dass ich nicht zu viele Termine in der Woche ausmache (auch wenn es Sachen sind, die ihm Spaß machen), damit er genug Möglichkeiten zum Ausruhen hat. Außerdem habe ich gelernt zu akzeptieren dass er manchmal Phasen hat (vor allem vor dem Einschlafen) in denen er mich unbedingt braucht, da muss ich alles andere stehen und liegen lassen und ihn in den Arm nehmen und solange bei ihm bleiben, bis er sich wieder beruhigt. Das ist schwierig zu erklären, aber das sind Momente, in denen er völlig außer sich ist (oft nach einem anstrengenden Tag), und alleine bekommt er das nicht mehr hin. Manchmal machen mir solche Momente fast Angst, zum Glück sind sie nicht häufig.

Positiv an der Hochsensibilität ist bei meinem Sohn, dass er sehr musikalisch und kreativ ist, und auch in der Schule machen wir nur gute Erfahrungen (außer seinem Hang zum Chaos, was seine Materialien angeht, aber das bekommen wir hoffentlich noch in den Griff). Was ich sehr schätze ist, dass er nie Regeln übertritt, sofern man sie ihm erklärt und er den Grund für Regeln/Verbote kennt. Ich kann mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Er ist das, was man als "aus Einsicht vernünftig" bezeichnen würde, trotzdem ist er ein lustiges und zu Späßen aufgelegtes Kind und kein kleiner Erwachsener.

Ich kann dir das Buch wirklich nur empfehlen. Es gibt einen langen Testbogen mit Fragen, um herauszufinden, ob ein Kind hochsensibel ist. Dann sehr viele Beispiele und natürlich Tipps, wie man angemessen damit umgehen kann. Mir hat das Buch sehr geholfen und ich bin froh, dass ich nun angemessen auf manche schwierige Situation mit meinem Sohn reagieren kann.

lg
K.