Sportunterricht - Aufsichtspflicht des Lehrers

Hallo!
Es geht um meine Tochter. Sie ist in der Grundschule in der 4.Klasse.
Gestern ist sie im Sportunterricht beim überspringen eines Kastens abgerutscht und seitlich runter gefallen. Sie ist auf den Rücken/Steißbein geknallt, hat sich mit den Händen abstützen können. Nun hat sie Schmerzen im Bereich des unteren Rückens und beide Handgelenke tun ihr weh. Der Lehrer war, wie leider schon häufiger, NICHT am Kasten um Hilfestellung zu geben. Er schlenderte in der Turnhalle herum. Von den Kindern und anderen Müttern habe ich schon gehört, dass der Lehrer oft nicht mit am Gerät ist oder zu weit vom Gerät weg steht um eingreifen zu können. Außerdem soll er öfter mal die Turnhalle verlassen WÄHREND des Sportunterrichts und läßt die Kinder für wenige Minuten alleine. Das kann doch nicht sein!
Auch auf unsere Beschwerde hin hat die Schulleitung leider noch nicht eingegriffen, wir sollten das erst einmal möglichst ruhig mit dem Lehrer besprechen (was wir auch getan haben!) Die Klassenlehrerin ist ziemlich entsetzt über diese Zustände. Ein paar Wochen waren eine andere Mutter und ich sogar schon im Sport anwesend(darauf haben wir bestanden, nachdem wir von der Abwesenheit und der mangelnden Hilfestellung hörten). Da ist der Lehrer natürlich nicht raus gegangen. Aber auch da fiel schon auf, dass er keine/kaum Hilfestellung an den Geräten gibt.
Nach ein paar Mal sagte der Lehrer. dass Geräteturnen nun beendet sei und wir nicht mehr kommen brauchen. Sollte er wieder Hilfe benötigen sagt er uns Bescheid. Was er ja nun nicht getan hat!
Es kann doch aber nicht sein, dass wir jetzt jedes Mal bei den Sportstunden anwesend sein müssen, damit da ein einigermaßen vernünftiger Unterricht statt findet oder?
Welche Möglichkeiten haben wir noch? Noch einmal direkt mit der Schulleitung sprechen oder was können wir noch tun?
Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht? Meiner Meinung nach müßte man den Typen in die Pampa schicken und das Gehalt streichen, aber bei Beamten geht das ja nicht #aerger
Maren

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unmöglich! gleich zur schulleitung und mit dem einschalten der höheren instanz drohen, oder im ministerium anrufen und fragen was man da machen kann!
geht ja gar nicht!

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Hallo!

Wenn das alles so stimmt, was du gehört (!) hast, geht das natürlich überhaupt nicht!
Damit meine ich in erster Linie das Verlassen der Turnhalle und die mangelnde Aufmerksamkeit des Lehrers. Da würde auch ich mich noch einmal an die Schulleitung wenden (warum drohen die Leute eigentlich immer sofort mit dem Kultusministerium oder sonstigen hohen Instanzen??? #klatsch).
Wegen der fehlenden Hilfestellung wäre ich vorsichtig. Da gibt es neuere Erkenntnisse zu und das wird bei weitem nicht mehr so gehandhabt wie zu unseren Sportunterrichtszeiten. Außerdem kann so ein Unfall auch geschehen, wenn der Lehrer daneben steht!

LG Lena

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Hilfestellungen werden gar nicht mehr so gemacht wie "früher". Aber in der Nähe sollte er schon sein.

Wenn die Schulleitung nicht reagiert würde ich mal im Schulamt anrufen.

LG

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Ich würde ganz blond beim Schulamt anrufen und sagen, Du möchtest gerne grundsätzlich wissen, wie die Pflichten des Lehrers definiert sind und wo Du das nachlesen kannst.

Ich würde hier nicht lange rumdiskutieren, sondern - sobald Du das hast - die Schulleitung schriftlich auffordern, dafür zu sorgen, dass die Vorschriften eingehalten werden.

Soweit ich weiß, muss! jemand am Kasten stehen und sichern - aber vielleicht sind auch Sportlehrer hier.

Melde den Unfall schriftlich im Sekretariat - dann übernimmt die Schulversicherung nämlich auch die Behandlungskosten (geht über die Krankenkasse). Solltest Du eine private Unfallversicherung für Dein Kind haben, dann unbedingt auch dorthin melden. Manchmal gibt es Spätschäden, die man vorher nicht absehen kann. Hat man den Unfall nicht gemeldet geht man u. U. leer aus.

Gruß

Manavgat

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Hm, schwierig. Ja, ich bin Grundschullehrerin mit Sportlehrerausbildung.

Rausgehen und die Kinder allein lassen geht natürlich gar nicht - aaaber: Auch wenn ich da bin, ist es völlig unmöglich die ganze Turnhalle gleichzeitig im Blick zu haben, schließlich hab ich keine Augen im Rücken. Und ja, hinter meinem Rücken sind durchaus schon Kinder von Geräten gefallen. Wenn die Geräte entsprechend den Sicherheitsbestimmungen aufgebaut sind und die Kinder gründlich (!!!) in den Gebrauch eingewiesen sind, dann handelt es sich hier um ein gewisses Restrisiko das man einfach nicht ausschließen kann. Weder als Lehrer im Sportunterricht noch als Mutter auf dem Spielplatz.

Dazu muss man vielleicht auch wissen, dass heutzutage im Sport sehr viel Stationenarbeit gemacht wird, d.h. ich baue 4-6 Stationen auf und die Kinder gehen gruppenweise und auf mein Signal von einer Station zur nächsten. Auf die Art sind immer alle Kinder in Bewegung und ich vermeide Leerlaufzeiten - schließlich will ich ja dem Bewegungsmangel entgegenwirken! Meine Aufgabe als Lehrer ist es dann durchaus, in der Halle "herumzuschlendern", eben damit ich möglichst viel mitbekomme! Aber alles gleichzeitig sehen geht eben nicht.

Beim Geräteturnen baue ich ebenfalls mehrere Geräte auf. Würde ich nur einen Kasten hinstellen, könnte ja auch immer nur ein Kind springen und die anderen 29 müssen warten. Diese Wartezeit erhöht aber das Verletzungsrisiko, weil die Kinder in ihren dünnen Sportklamotten auskühlen bis sie wieder dran sind. Deshalb gibt es in der ersten Unterrichtseinheit einen Kasten zum Springen, an dem ich Hilfestellung leiste, und außen herum mehrere Stationen an denen einzelne Bewegungselemente geübt werden, also z.B. Langbänke für Hockwenden und Sprungbretter mit Matten dahinter für die richtige Absprungtechnik.
Ab der zweiten Stunde zu dem Thema Sprung habe ich bereits - natürlich in meinem Blickfeld - einen zweiten Kasten aufgebaut. Kinder die sicher am Sprung erscheinen und ohne Hilfestellung klarkommen bekommen die Erlaubnis, dort alleine zu üben. Im Laufe der Zeit dürfen das natürlich immer mehr, sodass ich am Ende nur noch mit den Kindern intensiv und mit Hilfestellung übe, die diese Hilfe auch brauchen.
Natürlich kann dann am zweiten Gerät etwas passieren und ich habe keine Hilfestellung geleistet.

Dass der Schulleiter euch beim letzten Mal erstmal wieder zurück an den Lehrer verwiesen hat, ist völlig richtig so. Erst wenn eine Auseinandersetzung nicht zwischen Lehrer und Eltern gelöst werden kann, wird sich der Schulleiter einschalten, mit dem Lehrer sprechen und dann ein Gespräch zu dritt führen.
Der Satz "Ein paar Wochen waren eine andere Mutter und ich sogar schon im Sport anwesend(darauf haben wir bestanden, nachdem wir von der Abwesenheit und der mangelnden Hilfestellung hörten)" zeigt für mich, dass der Lehrer durchaus kooperativ ist. Ihr könnt da nämlich gar nicht drauf bestehen, als Lehrer habe ich in meinem jeweiligen Unterrichtsraum das Hausrecht und bestimme ganz alleine wer da anwesend sein darf und wer nicht! Die einzigen Personen die ich einlassen MUSS sind Schulleiter und Schulrat.

Lass dir doch von dem Lehrer nochmal genau erklären wie diese Stunde aufgebaut war, ob an mehreren Geräten gleichzeitig geturnt wurde und was er für die Sicherkeit der Kinder getan hat? Wenn du dann immer noch der Meinung bist, er habe in dieser konkreten Stunde seine Pflichten verletzt, wendest du dich wieder an die Schulleitung und sagst gleich dazu, dass du bereits mit dem Lehrer gesprochen hast aber nicht zufrieden bist. Dann wird der Chef mit dem Lehrer sprechen, sich dessen Meinung anhören und bei Bedarf ein Gespräch zu dritt führen.

Was ihr auf jeden Fall machen müsst ist eine Unfallmeldung in der Schule, damit im Falle eines Arztbesuches der Gemeindeunfallversicherungsverbund die Kosten übernimmt.

Viele Grüße,

Fjola

Noch ein Tipp zum Schluss: Eltern die gleich mit Schulamt und Anwalt drohen, bevor sie ausgiebig mit Lehrer und Schulleiter gesprochen haben, werden von Lehrern und Schulleitern meist am wenigsten ernst genommen. Wer den "Dienstweg" geht ist ein ernsthafterer Gegner als jemand, der mit Kanonen auf Spatzen schießt...

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Es ist immer nur eine Station aufgebaut. Die Kinder müssen sich nach dem Sprung wieder hinten anstellen und warten bis sie wieder dran sind. Wenn ich das nicht gewußt hätte, hätte ich mich nicht so sehr über den "Unfall" geärgert. Weil der Lehrer ja eh nix anders zu tun hatte!
Es wird jetzt nochmals ein Gespräch mit der Schulleitung geben. Wir haben wirklcih das Gefühl, der Lehrer ist total uneinsichtig. Ursprünglich haben sich die Kinder schon lange darüber beschwert, dass sie immer das gleiche machen (nur gespielt, Fußball ect.) Es fand GAR KEIN Geräteturnen statt. Daraufhin haben wir nachgefragt und erfahren, dass Geräteturnen ein MUSS ist (Lehrplan) Daraufhin haben wir Druck beim Lehrer gemacht. Meiner Meinung nach hat der einfach keinen Bock mehr auf seinen Job und wartet nur noch auf die Rente.:-[
NUR weil wir das angeregt haben, haben die Kinder überhaupt Geräteturnen gehabt. Wenn es wirklich nötig ist, stelle ich mich wieder jede Sportstunde mit dazu. Es ist nur mehr als traurig, dass wir als Eltern dafür verantwortlich sind, dass der Lehrplan eingehalten wird. Das wird sicherlich ziemlich heftig für die Kinder, wenn sie in die weiterführenden Schulen kommen. Sie waren bis jetzt nie am Barren oder Reck und ich fürchte auch, dass das so bleiben wird. Er hat nämlich immer wieder neue Ausreden, warum das gerade nicht geht.
Lg
Maren