Lesen durch Schreiben vs. Fibel - brauche mal ein paar Meinungen...

Hallo,

meine Tochter geht im nächsten Jahr in die Schule. Ab morgen ist Schulanmeldung und bei uns in der Schule gibt es beide Lernmethoden. Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden.

Nun habe ich gehört, dass bei der Methode "Lesen durch Schreiben" die Kinder später, also nach der Grundschulzeit, Probleme mit dem "geordneten Schulsystem" haben. Und es soll wohl auch Kinder geben, die in der 3. Klasse noch nicht Lesen können. Ich denke, dass ist aber auch ein stückweit Elternsache.

Ich wäre euch dankbar über eure Erfahrungen, insbesondere nach der Grundschulzeit. Wie sind eure Kinder beider Lernmethoden klar gekommen? Ist das System LdS wirklich so offen, dass die Kinder keinen "Mentor" haben?

Danke !#sonne

Gruß Suse

1

Hallo, ich kann dir nur empfehlen, das Gespräch mit einer Lehrerin oder der Rektorin von der Schule zu suchen und dir die Methode erklären zu lassen.

So kannst du dir eine eigene Meinung bilden und erhälst keine lückenhaften, vorurteilsbelasteten Meinungen.

LG

2

hallo!

was du da gehört hast, ist quatsch! die kinder können nach der 1. klasse genauso lesen und schreiben wie die kinder aus der anderen klasse. sie lernen halt in verschiedenen fortschritten und nach verschiedenen maßstäben aber sie erfüllen den lehrplan beide und alle kinder sind nach der 1. klasse gleich "gebildet".

so ein quatsch, dass kinder in der 3. klasse noch nicht lesen können! die würden ja die zweite klasse gar nicht schaffen!

es ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil wir es halt in der schule anders gelernt haben. die kinder schreiben auch am anfang völlig falsch, weil sie nur "verlauten" also nur das schreiben, was sie hören! meine tochter sollte heut z.b. körperteile schreiben und schrieb "OA" "HANT" "MONT" zuerst musste ich arg überlegen, was sie mir damit sagen will aber dann hat's klick gemacht. die lehrerin hat gesagt, dass es extrem wichtig ist, das nicht zu verbessern, sondern das kind zu loben, dass es das schon so toll kann, weil nur so der spaß erhalten bleibt und nicht zum druck wird.

einen "mentor" also einen lehrer, der ihnen die sachen nach und nach so beibringt wie es sein soll, haben die kinder selbstverständlich trotzdem aber jedes kind lernt halt in seiner eigenen geschwindigkeit.

ich bin jetzt auch nicht hundert prozentig überzeugt von dieser methode aber bei uns gab's keine wahl, die kinder wurden in die klassen aufgeteilt und fertig! hätte ich wählen können, würde ich wahrscheinlich auch die herkömmliche methode nehmen aber dass mein kind zum analphabeten wird oder später die weiterführende schule nicht besuchen kann, sondern nur seinen namen tanzen kann und sein leben mit dem grundschulabschluß meistern muss, hab ich nicht!

lg bianca

3

Hi,

mein Sohn (7) ist auch in eine Schule gekommen, in der dieses "Lesen durch Schreiben" praktiziert wurde.

Er schrieb drauf los, und das nicht nur ohne Punkt und Komma, sondern auch ohne jegliche Lücken zwischen den Worten. Das sah also so aus:

Drhonthatgäschpielt.

Nach ein paar Wochen hat er seine ersten Texte gelesen und selber kein Wort mehr verstanden und musste herzlich über seine ersten Schreibversuche lachen. Er ist im September 09 eingeschult worden und hat mir Weihnachten schon gut erste Geschichten vorgelesen.

In der 2. Klasse war die Rechtschreibung oft noch gruselig und es kostet auch ganz viel Überwindung, sich auf die eigenen Hände zu setzen und die Klappe zu halten und das Kind NICHT zu korrigieren.

Jetzt in der 3. Klasse hat er gerade eine 2 im Diktat geschrieben, von 59 Worten 54 richtig. Der Text war nicht so einfach... er liest und schreibt gut und ich denke, wenn er noch ein wenig "reift", wird das was.

Es ist halt anders, als wir es kennengelernt haben, aber ich finde, man sollte neuen Methoden gegenüber offen sein. Wir waschen ja auch mit einer hochmodernen Waschmaschine und schrubben die Wäsche nicht auf dem Rubbelbrett :)

Wichtig ist, dass man richtig lautiert und nicht wie wir Erwachsenen mit A BE TZE DE E EF GE... loslegt. Dann gehts nämlich in die Hose!

LG

4

Meine Tochter lernt auch nach der Methode "Lesen durch Schreiben". Leider hatte ich keine Wahl, auch die anderen Grundschulen in der Umgebung verfolgen diesen Ansatz. :-( Ich hätte ihn nicht gewählt und fühle mich mittlerweile bestätigt.

Meine Tochter geht jetzt in die 2. Klasse und ihre Rechtschreibung ist nach wie vor katastrophal. Sie konnte zwar schon nach kurzer Zeit so schreiben, wie man es hört - aber seitdem, also seit einem knappen Jahr, hat sie keinerlei (!) Fortschritte gemacht, was die Rechtschreibung angeht... Sie hat lediglich gelernt, schneller zu schreiben und beherrscht mittlerweile auch die Schreibschrift, aber Rechtschreibung? Fehlanzeige! Ich merke nichts davon, dass es "so nach und nach schon von selbst" kommt.

Lesen kann sie allerdings recht gut. Das hat etwas länger gedauert, erst im 2. Halbjahr der ersten Klasse hat es so richtig geklappt. Davor war ich auch schon recht verzweifelt. Ich habe dann zu Hause mit ihr nach dem IntraActPlus-Konzept geübt. Damit hat es endlich "klick" gemacht. Ich weiß nicht, ob sie es sonst gelernt hätte.

5

das system "lesen durch schreiben" ist besser als sein ruf !!!

ich bin bei uns in der klasse Lesemutter seit gut einem jahr (kids sind jetzt in der 2. klasse), d.h. 1x pro woche kommen einige mütter und arbeiten mit den kindern.

wir lernen lesen durch schreiebn nach sommer-stumpenhorst.
nach dem arbeiten die kinder mit einem "lese-rechtschreib-pass". dazu gehören unter anderem 24 dünne bücher, die immer schwieriger werden.
nun bin ich dann für ca. 15 min. mit einem einzelnen kind in einem seperaten raum. das kind XY liest mir eins dieser dünnen bücher vor und soll im anschluss selbst einen satz formulieren worum es in dem büchlein ging und ihn in den L-R-P schreiben. danach darf das büchlein durch mich abgehakt werden.

also habe ich seit einem guten jahr einen einblick in die lese und schreibleistungen von 26 kindern.

natürlich ist die rechtschreibung abenteuerlich bei vielen, aber ab diesem SJ gibt es im stundenplan 2 stunden pro woche die "rechtschreibwerkstatt", also es wird schon werden:-)

beim lesen sind die kinder auf sehr unterscheidlichem niveau, einige lesen fast wie erwachsene, andere tuen sich sehr schwer. nun um das schubladenklischee zu biedienen, muss ich auch leider dazu sagen dass man bei vielen dieser kinder auch weiß wo sie herkommen und dass dort wii, nintendo und konsorten ganz oben angesiedelt sind und dort auch mit den kindern nicht gelesen wird.

eine weitere erfahrung die ich gemacht habe, dass es so gut wie keine unterschiede zwischen deutschen kindern und kindern mit migrationshintergrund gibt. einige mit migrationshintergrund (selbst wo die eltern kein gutes deutsch sprechen und folglich auch zuhause viel in muttersprache gesprochen wird), können teilwiese besser lesen und schreiben als deutsche kinder.

also, es ist wirklich nicht schlecht die methode. es bringt den kindern viel freude, weil sie schon nach ganz kurzer zeit etwas lesen und schreiben können. und dinge wie rechtshreibung usw. kommen nach und nach.
wenn dieses system sich nicht etabliert hätte in den vergangenen jahren, würde es niht mehr so oft anwendung finden.


meine meinung dazu.
VLG

6

Hallo,

hier meine Meinung (Betonung liegt auf Meinung):

Es gibt Statistiken, die besagen, dass circa 15% der Erstklässler schnell und gut lesen und schreiben lernen, völlig egal, welche Methode (also nicht nur die beiden, sondern wirklich egal welche) man anwendet.

Das kann ich mit unserer Tochter bestätigen. Sie hat mit 4 gefragt, wie der Buchstabe oder dieser heißt. Mit 5 konnte sie lesen. Hier gab es also gar keine Methode!

Dann würde es noch circa 50-60% Kinder geben, die auf die Methoden reagieren. Soll heißen, sie lernen es mit einer Methode besser oder leichter als mit einer anderen.

Bei den restlichen 35-25% ist es kritischer. Sie lernen gar nicht richtig Schreiben und Lesen, wenn die falsche Methode angewendet wird.

Als "falsch" stellen sich leider alle innovativen Methoden heraus. Sie sind einfach meist nicht bis zum Ende durchdacht und laufen somit ins Leere. So ist es auch mit der Lesen-durch-Schreiben-Methode.

Erstmal fällt es nicht weiter auf, denn nach den Zahlen oben lernen es 4-5 Kinder so oder so, 15 Kinder lernen es halt so schnell wie der Klassendurchschnitt und die anderen haben dann eben LRS.

Meiner Meinung nach gibt es nur die Fibel. Sie mag zwar speziell in der 1. Klasse anstrengender sein, aber sie ist der Goldenen Weg zum Lesenlernen.

Bei uns im Ort ist es so, dass alle 3 Grundschulen eigentlich von der Stadt aus die Lesen-durch-Schreiben-Methode praktizieren. Die "Elite"-Grundschule (das es sowas überhaupt gibt....) bettelt aber Jahr um Jahr die Eltern an, sie mögen am normal gesetzlichen Büchergeld vorbei noch eine Fibel kaufen...

Die meisten späteren Gymnasiasten stammen von dieser Schule. Das hat sicherlich viele Gründe, aber in meinen Augen ist die Fibel einer davon!