Verdammt nochmal. Wie mach ich es denn nun richtig? LRS-Förderung

Hallo,

ich bin sicher, hier bekomm ich mal jetzt ne klare Ansage. Mein Sohn hat entweder eine "klassische" LRS oder eine schlechte Rechtschreibung, die krankheitsbedingt ist. Mich würde natürlich interessieren, was es denn nun ist. Seit dem 2. Schuljahr (jetzt 4.tes) hampeln wir herum. SPZ hat mal "geguckt" aber nicht getestet, in der Schule wurde mal ein inoffizieller Test ohne unser OK gemacht, da war er so genau mittig, man konnte nichts sagen. Wenn ich die Lehrerin frage, was ich unternehmen könnte, meint sie, die Rechtschreibung sei jetzt nicht wichtig, er sei ja I-Kind und habe sonderpäd. Förderbedarf und Nachteilsausgleich... der Meinung bin ich aber überhaupt nicht! Es geht ihm im Moment sehr gut, ich finde, man könnte ihn jetzt fördern (nicht überfordern) und die Rechtschreibung und das sinnerfassende Lesen steht bei mir an 1. Stelle.

Nun hab ich schon so viel gehört, wie z. B. bei einem Lehrinstitut könnte getestet werden oder bei einem Psychologen, es gäbe private Therapien oder auch was, was vom Jugendamt bezahlt würde.... könnte mich mal bitte jemand aufklären?

Danke
VG
die pitti-lise

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Hallo,

soweit ich weiß, ist es doch eigentlich egal, ob ein Kind LRS hat oder einfach schlecht rechtschreibt. Das Ziel ist bei beiden, die Rechtschreibung zu verbessern.

Es gibt eine Methode, die sich FRESCH Methode nennt. Siehe http://www.amazon.de/FRESCH-Freiburger-Rechtschreibschule-Grundlagen-Diagnosem%C3%B6glichkeiten/dp/3834459283/ref=sr_1_fkmr0_1?ie=UTF8&qid=1328542475&sr=8-1-fkmr0

In die kann man sich auch als Laie recht gut einarbeiten, sie arbeitet mit vier Strategien, die man versteht und es gibt viel Material, mit dem man arbeiten kann (täglich daheim 10 Minuten).

GLG
Miss Mary

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Hallo

meine große wurde bei einer Kinderpsychologin getestet.

WElchen Nachteilausgleich bekommt er denn ??

Man muss auch an später denken denn eine frühe Förderung kann ihm dann andere WEichen stellen.

lg

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Hallo,

ich kann dir nur sagen wie es bei uns war, wir haben auch Jahre gebraucht bis wir die richtige Stelle gefunden haben.

Also wir sind mit ihr zu einer Kinder und Jungendpsychaterin gegangen, und da wurde getestet, da haben wir auch eine Bescheinigung bekommen, mit dieser mussten wir zu einer Stelle beim Jugendamt (Förderstelle) die haben diesen Bescheid geprüft und unsere Tochter war dann bei einer Lehrntherapeutin, das hat ganz gut geklappt.

Lieben Gruß
nienicht

war jetzt nur ganz knapp, habe keine Zeit mehr

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Hallo unsere Tochter wurde 3 mal getestet es ist bei Ihr so eine Rechtschreibschwäche benötigt förderung aber man könnte nicht von einer LRs sprechen wir haben jetzt eine LRs Lehrerin oder lernntherapeutin dort geht sie einmal die Woche für eine Stunde hin bezahlen wir selber ich wollte nicht mehr warten je früher um so besser sie geht auch in die 2Kl.
Lg

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Hallo,
ich möchte Dir noch antworten. Es ist ganz wichtig, dass Du Dein Kind bei einen Speziallisten testen lässt, denn dieser testet nicht nur OB Deine Kind LRS hat, sondern auch WARUM Dein Kind LRS hat. Das ist ganz wichtig, denn LRS ist oft eine Folge eines anderen Problems.

Es gibt Kinder die eine audiotive Wahrnehmungsstörung haben, die verschieden stark ausgeprägt sein kann. Das bedeutet z.B., dass diese Kinder gehörte Laute nicht richtig verarbeiten und ans Gehirn senden können. Sie hören meistens einige Buchstaben in den Wörtern nicht, oder können sie sich nicht merken, da sie nicht an richtiger Stelle im Gehirn ankommen oder verarbeitet werden können. Oft sind diese Kinder auch mit Schwierigkeiten im Kurzzeit und etwas seltener im Langzeitgedächtnis behaftet. Diese Kinder können meisten nahezu normal lesen, wenn ihnen zuerst auch die Fähigkeit fehlt gesehene Wörter durch das Abrufen im Gedächtnis zu vervollständigen. Das heißt, diese Kinder lernen langsamer lesen, holen aber meistens bis zur 3. 4. Klasse gut auf. Ihre Rechtschreibung hingegen lässt den Eltern "graue Haare wachsen". Das kleine Wörtchen "mehr" wird dabei z.B. typischer Weise jedes mal anders geschrieben. Da steht dann : mer; herm oder auch schon mal ehrm. Dagegen kann es durchaus sein dass ein "schwerer Wort" wie z.B. Sonnenblume völlig richtig geschrieben wird.

Eine audiotive Wahrnehmungsstörung hat meist ihre Ursache in Baby/Kleinkindalter z.B. durch wiederholte Mittelohrentzündung, Paukenergüssen etc., seltener sind sie angeboren.

Hier einige wenige Beispiele der unterschiedlichen Problemschwerpunkte:

DICHOTISCHES HÖREN:
Störungen im Bereich des Dichotischen Hörens führen dazu, dass Betroffene nicht mehr verstehen, wenn durcheinander gesprochen wird. Dies liegt vermutlich daran, dass die akustisch unterschiedlichen Signale, die auf die Ohren treffen, nicht getrennt voneinander verarbeitet werden können. Die Kinder hören entweder nur mit dem rechten oder nur mit dem linken Ohr oder links und rechts abwechselnd. Nie aber mit beiden Ohren gemeinsam. Sie schalten nach einer gewissen Zeit ab, bekommen Zusammenhänge nicht mehr mit und fragen häufig nach

TRENNUNG VON STÖR UND NUTZSCHALL:
Kinder mit Störungen bei der Trennung von Stör- und Nutzschall sind in einer ruhigen Umgebung unauffällig. Sie können verstehen und dem Geschehen folgen. Dies ändert sich, wenn die Umgebung geräuschvoller wird. Nun haben die Kinder Probleme damit Sprache zu verstehen, da sie Hintergrundgeräusche nicht effektiv genug ausgeblendet werden können. Jetzt müssen sich die Kinder sehr auf das Gesprochene konzentrieren, was zu Erschöpfung, Kopfschmerzen und Ermattung führen kann. Sie schalten im Unterricht nach einiger Zeit ab, da sie die hohe Konzentration, die sie fürs Hören benötigen, nicht auf Dauer aufrecht erhalten können. Häufig sind die Kinder sehr laut. Sie scheinen damit zu erreichen, dass sie sich selbst deutlicher aus den Hintergrundgeräuschen heraushören. Beim Kopfrechnen zeigen sich im Gegensatz zum schriftlichen Rechnen Probleme, da die Zahlen mündlich nicht immer verstanden werden.

AUDITIVE MERKFÄHIGKEIT:

Störungen im Bereich der auditiven Merkfähigkeit behindern die Kinder in der langfristigen Speicherung von Informationen. Sie fragen häufig nach. Probleme treten in Diktaten und beim Kopfrechnen auf. Meist ist der Anfang der Aufgabe oder des Wortes schon wieder vergessen, wenn die letzte Zahl oder die letzte Silbe wahrgenommen und verarbeitet sind. Aufgrund einer verringerten auditiven Gedächtnisspanne (Kurzeitgedächtnis) haben Kinder mit auditiven Wahrnehmungsschwierigkeiten häufig Probleme beim Nachsprechen einfacher Reime und Sätze und beim Merken einfacher Arbeitsaufträge.

Bei der visuellen Wahrnehmungsstörung handelt es sich meistens um eine sogenannte Winkelfehlsichtigkeit. Das wird heute noch seltener erkannt und hat oftmals Nichts mit dem herkömmlichen "schlechten sehen" zu tun. Es gibt noch nicht sehr viele Augenärzte, die speziell daraufhin untersuchen. Also evt. anrufen und direkt am Telefon dort fragen, ob in der Praxis eine Winkelfehlsichtigskeituntersuchung gemacht wird. Diesen Kindern kann oft mit einer speziellen Prismenbrille gut geholfen werden, so dass sich ihre LRS Problem nach und nach bessern und auch ganz auflösen können. Bei der Winkelfehlsichtigkeit arbeiten die Augen nicht richtig zusammen. Gemeint ist damit das Phänomen, dass Bilder von Objekten, die ein Mensch betrachtet, nicht in jedem Auge exakt auf miteinander korrespondierende Netzhautstellen projiziert werden, sondern die Stelle der Abbildung bei einem Auge in sehr geringem Maße davon abweicht. Die Ursachen hierfür liegen zum einen in der Vermutung, dass die äußeren Augenmuskeln des rechten und linken Auges unterschiedlich lang seien, zum anderen in einer vorliegenden Innervationsstörung dieser Muskeln. Zum Ausgleich der Winkelfehlsichtigkeit wird die Anpassung von Prismengläsern verwendet, die die Fehlstellung der Augen korrigieren und somit die Beschwerden vermindern oder gar beseitigen können.

SYMPTOME WINKELFEHLSICHTIGKEIT:
Feinmotorik und Schreiben:

Ungeschicklichkeit und Entwicklungsrückstand beim Malen, Ausmalen und Ausschneiden (eckig, übermalen, schlechte Positionierung einzelner Elemente und ähnliches). Vermeidungshaltung bis Abwehrhaltung gegenüber Malen und Schreiben bis hin zu aggressiven Handlungen gegenüber der Arbeit anderer Kinder.

Krakelige Handschrift, ungleichmäßig große Buchstaben, schlechte Linienhaltung.

Unsystematische Rechtschreibfehler (Flüchtigkeitsfehler), ausgelassene oder verdoppelte Buchstaben, Vertauschen benachbarter Buchstaben, Verwechseln ähnlicher Buchstaben (b und d), länger oder häufiger spiegelbildliches Schreiben. Beim Abschreibenwerden ganze Wörter oder Zeilen ausgelassen oder verdoppelt.

Fehlende Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit. Verlangsamte Tätigkeit (für drei Wörter wird eine Stunde benötigt) oder schnell - oberflächlich - ungenau.

Grobmotorik
Oft schon in der Kleinkindzeit Auffälligkeiten in der Grobmotorik. Unsicherheit bei Ballspielen, Bewegungs und Koordinationsprobleme, gestörte räumliche Orientierung, verlangsamte Bewegungen. Manchmal besteht eine so ausgeprägte Hypermotorik, dass
dann sogar eine medikamentöse Therapie empfehlenswert sein kann

Lesen
Lesen von Wörtern, die nicht im Text stehen.

Auslassen oder Doppeltlesen von Wörtern oder ganzen Zeilen.

Langwieriger Übergang zum sinnentnehmenden Lesen.

Schnelles Ermüden, ohne dass dies subjektiv benannt werden kann.

Ausdauer-, Motivations- und Konzentrationsprobleme.

Probleme, einen Text mit einmaligem Lesen inhaltlich zu verstehen. Dagegen oft keine Probleme, wenn derselbe Text vorgelesen wird.

Im allgemeinen lesen die Kinder entweder ungern, nicht freiwillig oder sie benötigen spätestens nach ein paar Seiten eine Pause. Sie können keine Sehprobleme beim Lesen beschreiben, sondern finden Lesen einfach „doof“ oder „langweilig

Rechnen
Meist überraschend wenig Probleme im Vergleich zum Lesen und Schreiben. 0ft sehr gute Kopfrechen- Fähigkeiten bei ziemlich katastrophaler Heftführung. Manchmal aber auch
massive Störungen in der Entwicklung des Zahlenverständnisses und der Mengenvorstellung, wofür als Erklärung das "Durcheinanderrutschen" der Einzelbilder der beiden Augen in der
Phase der Entwicklung grundlegender Mengenvorstellungen (2. bis 4. Lebensjahr) denkbar ist.
Den Lehrern und Eltern unverständlich ist bei den Kindern, die zunächst im Rechnen immer gut waren, das weitgehende Versagen bei Textaufgaben, auch bei solchen, die vom mathematischen Gehalt her keine höheren Anforderungen stellen. Bestehende Auffälligkeiten beim Lesen wirken sich hier erst zu diesem Zeitpunkt besonders aus.

Verhalten

Problematisches Leistungsverhalten mit den unterschiedlichsten Ausprägungen.
Die üblichen Charakterisierungen dieser Kinder in Elterngesprächen: "Er kann ja, wenn er will" (nur: er will so selten...)
"Er muss lernen, sich zu konzentrieren" "Zappelphillip" oder "Klassenclown" "Wenn man neben ihm sitzt und ihn immer wieder ermuntert, geht es ja"
"Sooo verträumt" (aber auch: "sooo verspielt")"Wenn gearbeitet werden soll, fallen
ihm immer tausend andere Dinge ein......

Viele dieser Symptome finden sich auch bei der auditiven Wahrnehmungsstörung wieder. Deshalb ist ein Abklärung so wichtig, denn erst dann kann über eine mögliche Therapieform entschieden werden, die wirklich hilft.

Es sind nicht selten schon Legasthenie Diagnosen zurückgenommen worden, nachdem z.B. eine Winkelfehlsichtigkeit behoben werden konnte.

Wichtig ist vieleicht noch zu erwähnen, dass es Unterschiede gibt:

Legasthenie bedeutet, dass es sich um eine angeborene Störung handelt, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht heilbar ist, sondern nur verbessert werden kann.

Eine LRS Schwäche ist eine Störung von der man ausgeht, dass sie entweder vorübergehend (Zeugnisvermerk) oder erworben ist (auditive Wahrnehmungsstörung oder Winkelfehlsichtigkeit)

Hier gibt es noch den Unterschied zwischen einer isolierten Leseschwäche und isolierten Rechtschreibschwäche. Dann gibt es noch die Rechtschreibstörung. Die Rechtschreibstörung ist auch wie die Legasthenie nicht heilbar und auch nicht vorrübergehend, betrifft aber nur die Rechtschreibung und unterscheidet sich dadurch von der Legasthenie.

Wichtig ist also zuerst eine umfassende Testung und Diagnose, bevor die richtige Therapie begonnen werden kann. Die meisten Schulen erkennen ein Gutachten von einen außerschulischen Psychologen/HNO/Augenarzt alleine nicht an. Das Gutachten bildet aber die Grundlage der Testung des Kindes durch den eigenen Schulpsychologen. Dieser erkennt dann die entsprechnede "Störung" an. Erst dann bekommt das Kind in der Schule, gemäß seiner "Störung", die entsprechende Entlastung, die der Schulpsychologe meist festlegt. Die Eltern werden über das Schulpsychologische Gutachten schriftlich und evt. auch mündlich informiert. Das ist der reguläre Weg, zumindestens hier in Bayern.

Zu dem Thema gäbe es noch viel zu sagen, aber ich denke, an dieser Stelle reicht die Info aus.

Ich bin betroffene Mutter eines inzwischen 16 Jährigen, der unter einer Rechtschreibstörung leidet. Wir haben eine Odyssee über viele Jahre hinter uns gebracht, da das Thema vor 10 Jahren noch nicht sehr bekannt war. Inzwischen habe ich eine Ausbildung als Legasthenie/LRS Therapeutin hinter mir und bin in dem Bereich auch tätig.

Vielleicht konnte ich den Einen oder Anderen helfen. Gegebenen Falls könnt Ihr mich bei Fragen auch gerne per PN anschreiben.

LG muggel04