Lautschrift und Dialekt

Jetzt muss ich euch doch mal etwas fragen.

Wir leben in Süddeutschland, ich bin Ausländerin und habe Hochdeutsch gelernt.
Ich finde Dialekte grundsätzlich bereichern, auch wenn ich finde, dass ich mich manch grammatikalischer Verstümmelung, die auf den Dialekt geschoben werden, nicht anfreunden kann (dem Hans sein Auto; die Frau, wo eine blaue Jacke anhat; das ist schöner als wie....).

Nun zu meinem eigentlichen Problem: Maxi geht in die 1. Klasse und sie nehmen gerade das "ch", das ja nun auf verschiedene Weise (3?) ausgesprochen werden kann.
Gestern hatten sie eine Tabelle, in der sie eintragen sollten, bei welchen Wörtern es als "k" ausgesprochen wird. Da fand ich neben "Christian" auch "Chinese".
Wir sprechen "Chinese" zu Hause aber nicht mit "k" aus und ich finde es auch nicht schön, außerdem wird es im restlichen Deutschland so kaum verstanden.

Sollte in der Schule nicht wenigstens darauf hingewiesen werden, dass es auf Hochdeutsch "ch" ausgesprochen wird und nur bei uns in der Gegend mit "k"?
Oder sehe ich das zu eng?

Laut Duden sind ja anscheinend beide Aussprachen "zulässig".

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Ich denke, das hat nichts mit Dialekt bzw Hochdeutsch zu tun, da sind einfach regionale Sprachunterschiede.
Hier im Süden ist nunmal Kinese richtig und Chinese falsch bzw ziemlich ungewöhnlich, genauso wie wir Kirurg und nicht Schirurg sagen.

Vielleicht hätte die Lehrerin daraufhin weisen können, doch als süddeutsche Lehrerin in einer süddeutschen Klasse klingt dieses nordeutsche Chinese so seltsam, dass sich die halbe Klasse wahrscheinlich bestenfalls ungläubig halbtot gelacht hätte.

Verstanden wurde ich übrigens noch überall, ich spreche durchaus gutes Hochdeutsch, aber Ch-inese käme mir nie über die Lippen. Schlechteres Deutsch ist Kinese sicherlich nicht;-)

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Es ist nur so, dass die Standardlautung laut Duden "ch" ist und die Lautung "k" eine regionale "Version", die akzeptiert ist.

Vielleicht ist es kleinlich, aber ich hatte erwartet, dass zumindest auf die Standardlautung (also allgemeingültige) hingewiesen wird.

Ich finde Dialekte wie gesagt auch bereichernd, aber ebenso wichtig finde ich es, dass Kinder zumindest die Standardversion kennen.

Maxi ist seit gestern jedenfalls davon überzeugt, dass meine "Version" falsch ist #kratz, so ist das jedenfalls für ihn rübergekommen, das kann ja irgendwie auch nicht sein...

liebe grüße

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Kinese ist aber kein Dialekt und hier eben die Standardversion.

Schinese hört sich für uns wirklich falsch an, wobei die Lehrerin tatsächlich daraufhinweisen hätte können, dass Schinese in einigen nördlichen Regionen eben durchaus richtig ist;-).

Ich würde mich über so etwas wirklich nicht aufregen, regionale Unterschiede bereichern doch die Sprachen. Und dein Sohn wird schon noch verstehen, dass seine Mutter eben einige Wörter eher norddeutsch ausspricht.

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Hallo

ich glaub das siehst du zu eng!
Noch dazu, wenn im Duden beides zulässig ist. "Ch" und "K" liegen für's Verständnis doch nicht so weit auseinander. Mich hat noch keiner nicht verstanden... (bilde ich mir zumindest ein) Schrecklich dagegen finde ich "Schinese" oder "Schemie".

Die von dir angesprochenen grammatikalischen Wendungen finde ich gravierender. Da hab ich schon erlebt, dass Kinder (und sogar Erwachsene) die richtige Variante gar nicht kennen (z.B. Unterschied zwischen wie und als).

Buchstabenvariationen (die noch dazu zulässig sind) empfinde ich als bereichernd. So begleitet einen die Heimat in die Ferne.

Gruß kleinjano

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Zulässig ist wohl beides, aber die Lautung mit "ch" ist die Standardlautung und mit "k" eine regionale Version.

Ich hatte erwartet, dass wenigstens auf die Standardlautung, die allgemeingültig ist, hingewiesen wird.
Bei Maxi ist es so rübergekommen, als wenn meine (Standardversion) falsch wäre...

Bereichernd finde ich es wie gesagt auch, aber ich finde es auch selbstverständlich, dass man die überregionale Lautung wenigstens kennt.

liebe grüße

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Hallo,
also ich sehe das wie Du!
(Zumal es ja nicht ganz richtig ist, dass laut Duden beides richtig ist, denn im Duden steht:
"In der Standardlautung gilt nur die Aussprache çi?ne?z? als korrekt; süddeutsch und österreichisch wird die Aussprache ki?ne?z? verwendet. ", siehe hier http://www.duden.de/rechtschreibung/Chinese)
Und ja, ich würde schon erwarten, dass in der Schule zumindest darauf hingewiesen wird, das heißt ja noch lange nicht, dass die süddeutsch/österreichische Variante als falsch angestrichen wird (noch spannender wäre allerdings die Frage, ob die "Standardlautung" als Fehler gewertet werden würde??#schock)
Allerdings mag es sein, dass der Lehrerin diese "Problematik" gar nicht bewusst ist - Grundschullehrer im "süddeutschen Sprachraum" sind ja meist in eben diesem aufgewachsen, haben dort studiert und unterrichten jetzt dort. Vielleicht solltest Du mal auf das entsprechende Duden-Zitat hinweisen?
LG
rain,

die es auch aus dem "Norden" (zumindest aus Bayerischer Sicht, sonst eher Mitte;-)) in den Süden verschlagen hat und die auch manchmal über die Eigenheiten der bayerischen Sprache in der Grundschule staunt#kratz

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Ganz genau so sehe ich das auch, zumal es bei Maxi so rübergekommen ist, als sei die Standardversion falsch #kratz.

Ich hätte zumindest erwartet, dass das Wort Chinese sowohl in die Tabelle mit der Lautung "k" als auch in die mit der Lautung "ch" eingetragen wird.

Das wäre ja auch eine gute Gelegenheit gewesen, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass beide Versionen existieren, denn ich finde es wichtig, dass sie zusätzlich auch die Standardversion kennen.

lg

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Hallo!

Wenn laut Duden beide Aussprachemöglichkeiten zulässig sind und es in Eurer Region so ausgesprochen wird, würde ich es dabei belassen.

Ich bin vor einigen Jahren innerhalb Deutschlands umgezogen und wohne jetzt in der Eifel. Hier gibt es einige Dinge in der Aussprache ud Grammatik, die mit Sicherheit nicht richtig sind und an die ich mich ehrlich gesagt auch noch nicht wirklich gewöhnt habe (und auch nicht gewöhnen werde).
Beispiel: "Das Buch ist mir" anstatt "Das Buch gehört mir" oder "Das ist mein Buch".
Oder das CH wird hier wie SCH ausgesprochen, also "isch" anstatt ich.

Als mein Sohn (ebenfalls Erstklässler) etwas über einen Puppentheater-Besuch schreiben sollte, schrieb er "Das Feuer war nischt äscht." Da habe ich ihm dann schon erklärt, wie es eigentlich richtig heißt ("...nicht echt.").

Aber wenn die Aussprache des Dialekts laut Duden auch richtig ist, würde ich es lassen.

LG Silvia

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Korrekt sind beide Versionen, aber die Lautung "ch" ist laut Duden die Standardversion und "k" eine regionale Version. Ich finde, das ist ein Unterschied.

Deshalb finde ich es schon wichtig, dass die Kinder zumindest schon einmal von der Standardversion gehört haben und dass das Wort Chinese sowohl in die "K"-Tabelle als auch in die "ch"- Tabelle eingetragen wird.

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Ja klar, das mal ansprechen würde ich auch. Aber eben nicht immer korrigieren oder darauf bestehen, den Chinesen nicht mit "K" am Anfang auszusprechen.

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Ganz schlimm finde ich übrigens auch das schriftliche "net" oder "ned" statt "nicht".
Ich spreche es ja mittlerweile selbst so aus, aber ich würde es niemals auch so schreiben!

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Das schreibt ja auch niemand so, außer vielleicht in Texten, die bewusst umgangssprachlich formuliert werden (also evtl SMS oder auch mal hier im Forum).
99,9% der Leute wissen aber genau, wann sie "nicht" schreiben müssen und wann auch "ned" geht

Hier formuliert ich auch nicht immer alles so, wie ich es vielleicht in einer Diplomarbeit tun würde.

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Nein, das kommt leider nicht nur in Texten vor, die bewusst umgangssprachlich formuliert sind, das fände ich weniger schlimm.
Ich habe beruflich damit zu tun und sehe es leider nicht nur in SMS oder in urbia.

Natürlich muss man nicht überall einen wissenschaftlichen Sprachstil wie in einer Diplomarbeit benutzen, aber solche Dinge halte ich eigentlich in der schriftlichen Kommunikation für selbstverständlich.

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Ich würde es in der Tabelle mit Verweis auf den Duden in beide Spalten eintragen. Kannst du ja auch deinem Sohn so erklären!

Ich finde es aber auch immer schrecklich, wenn mancher nicht mal weiß, wie die eigene Muttersprache richtig ist :-)

Was mich immer ärgert, wenn ich (Physiotherapeutin) Rezepte von Ärzten bekomme, die alles mit Fachbegriffen schreiben müssen, aber keine Ahnung haben, wie man es korrekt schreibt. Da ist der Lieblingsfehler dann in einem Wort z und c oder k und c zu kombinieren, obwohl jeder Lateinschüler weiß, dass entweder z und k oder nur c geschrieben wird. So ähnlich ist es mit "sch" und "k" für "ch"- wie man es ausspricht ist egal, aber wenn soll man sich auf eine Version einigen also nicht der schinesiche Kemiker, sondern schinesischer Schemiker oder kinesischer Kemiker...

Aber das ist wohl schwer.

LG Steffi

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"Ich finde es aber auch immer schrecklich, wenn mancher nicht mal weiß, wie die eigene Muttersprache richtig ist "

Ja, da hast du Recht. Ich habe auch beruflich damit zu tun und wundere mich manchmal einfach nur.
Vielleicht bin ich als ausländerin auch besonders "empfindlich", das Erlernen der deutschen Sprache war für mich schwierig genug, so dass ich sie nicht gerne verunstaltet sehe.

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Zumal es für viele Fremdsprachler damit auch immer schwieriger wird, zu verstehen, was man sagen will. Es hat ja nicht jeder ein naturgegebenes Sprachtalent und kann problemlos Fremdsprachen erlernen. Ich hab mich damit immer leicht getan, aber Deutsch als Fremdsprache stell ich mir sehr schwer vor... Woher kommst du denn? Also was ist deine Muttersprache?

LG Steffi

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Hallo,

ich melde mich jetzt mal, denn ich komme aus dem Norden.

Auch wenn beide Aussprachen korrekt sind...bin ich der Meinung das die Lehrerin durchaus erwähnen könnte, das es unterschiedliche Aussprachen gibt.

Während man in Österreich/Bayern *Kinese* ausspricht, wird in Norddeutschland es *Chinese* ausgesprochen und beides ist richtig.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe zwar keine Problem Dialekte zu verstehen (meist nicht) aber manche Satzstellungen oder Aussprachen, ich einfach schrecklich finde.

Wie hier schon geschrieben wurde...in Berlin heißt es icke, in Norddeuschland ich, in Bayern i, oder eben in Hessen isch und auf Plattdeutsch ick. Jedoch wird hier selten oder kaum noch Plattdeutsch gesprochen.

Wobei ich lieber noch den Bayern zuhören mag...smile.

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So sehe ich das auch, außerdem sagt der Duden sogar, dass in der Standardlautung nur "ch" korrekt ist.

Ich finde Dialekt bereichernd, aber nur, wenn auch die Standardversion wenigstens bekannt ist, denn sonst bereichert es ja nichts, sondern schränkt ein.

lg

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Hey, in Österreich ist Kinese hochdeutsch. ;-)

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_Deutsch

und zu "Lehnwörter" scrollen.

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ich fände es durchaus berechtigt, in der Schule ganz klar zu machen, das Dialekt und regionale Aussprachen was sind, was man umgangssprachlich nutzen kann, was aber nicht so ganz korrekt ist

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Das hat nichts mit Dialekt zu tun.

Es gibt ein paar "Ich-bin-gebildeter-als-Du-Menschen", die

Kinese

und

Kemie

sagen.

Ich würde das nicht so hoch hängen und Deinem Sohn einfach sagen, dass nicht überall und von jedem Wörter gleich ausgesprochen werden.

Bei uns in Hessen sagt man z. B. nicht:

ich sondern isch

Gruß

Manavgat

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Hallo

vielleicht ist das falsch rübergekommen, ich mache da wirklich kein Drama draus, ich wollte nur wissen, ob die Mehrheit das ähnlich sieht wie ich oder eher nicht.
Ich rege mich nicht darüber auf, es hat mich nur gewundert.
Was du sagst ist sehr interessant, ich wusste nicht, dass es etwas mit dem Bildungsniveau zu tun hat.
Hier in Bayern (oder zumindest da, wo wir leben) sagt man grundsätzlich "Kineses" oder "Kemie", egal ob Akademiker oder Hilfsarbeiter (außer Zugezogene).
Mein Lebensgefährte kommt aus NRW und dort sagen alle, so weit ich das beurteilen kann auch unabhängig vom Bildungsniveau) "Chinese" und "Chemie".

liebe grüße

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Das liegt daran, dass Bayern nahe Österreich ist, und österr. Standarthochdeutsch wird Chinese und Chemie als K gesprochen.

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