Grundschule: Wieviel "Elternhilfe" (Unterricht/Förderung) darf es noch sein?

Hallo ihr Lieben,

vielleicht liege ich ja auch gänzlich falsch in Sachen Pädagogik und Unterricht und was Eltern tun sollten, um ihr Kind "zu unterrichten", aber irgendwie denke ich, dass an unserer Grundschule unheimlich viel Mitarbeit von den Eltern zu leisten ist. Meine Tochter geht übrigens jetzt in de 2. Klasse.

Beim letzten Elternsprechtag vor dem Halbjahreswechsel im letzten Jahr wurde mir von der Klassenlehrerin gesagt, dass Emelén zwar noch an ihrer Sorgfalt arbeiten müsse, ansonsten würde aber alles gut klappen, nachdem ich mit ihr gemeinsam täglich die Hausaufgaben machen würde. Sie wäre aber noch recht verträumt im Unterricht, ließe sich leicht ablenken und würde nur dann mitmachen, wenn sie das Thema interessiert. Ja, ist nicht schön, sagte ich, aber wo kann ich da helfen? Mehr, als dies mit meinem Kind zu besprechen und sie dahin zu bringen, sich mehr zu konzentrieren, die Schule halt als Wichtigstes zu betrachten, kann ich nicht, aber ich tue mein Bestes. Die Antwort: Ja, das wäre schon gut, wenn ich dies nachdrücklich tun würde und sie doch bitte mehr für den Stoff begeistern könnte. Worauf ich sagte, dass DAS doch eigentlich ihr Job sei, worauf sie mich ziemlich entrüstet anschaute und meinte, dass doch "ein wenig Elternmitarbeit selbstverständlich sein sollte". Ja, dankeschön ... #augen. Dann die Mathelehrerin - ich möge mit Emelén nach den Hausaufgaben noch mehr Minus-Aufgaben machen. Darin bräuchte sie mehr Training, da sie vieles noch nicht verstünde. ich fragte darauf hin, warum sie es ihr dann nicht verständlich beibringen könne. Ja, man könnte sich ja nicht ausschließlich auf die Defizite eines Kindes konzentrieren. Da müsse ich als Mutter schon mitanpacken. Okay, mache ich natürlich #schwitz. In Deutsch müsse sie nachmittags aber auch noch mehr üben. Am besten laut vorlesen lassen oder kleine Schreibübungen. Uff --- jaaa, klar. Versuche ich auch noch #schwitz.

Dann gab es vor Kurzem einen Eintrag ins Hausaufgabenheft: Emelén würde häufig ihre Hausaufgaben vergessen. Ich möge doch dafür sorgen, dass sie sich die Hausaufgaben notiert. Okay, ich mit meinem Kind gesprochen und ihr die Wichtigkeit von Hausaufgaben erklärt. Auch, dass wir sie ja gemeinsam machen und dass es nur wichtig ist, dass sie es sich halt aufschreibt.

Und nun aktuell der Hinweis, ich möge zusätzlich noch mit Emelén weitere Konzentrationsübungen machen und sie dazu bringen, sich im Unterricht auf das Thema zu konzentrieren und ihr Interesse für bestimmte Inhalte zu wecken.

Ehrlich - jetzt hakt es bei mir aus! Was soll ich denn noch alles leisten?? Ich weiß nicht, ob die Damen Lehrerinnen es sich nur ansatzweise vorstellen können, dass es Frauen gibt, die quasi alleinerziehend (unter der Woche bin ich mit meinen Kindern allein - mein Mann ist nur am WE Zuhause) mit ihren Kindern sind und dazu noch so etwas leisten müssen, was sich Arbeit nennt? Ich bin jetzt schon täglich nach meinem Job rd. 2,5 Stunden ausschließlich mit Emélen und ihren Hausaufgaben & Förderung beschäftigt - ich habe aber noch ein Kind und einen Haushalt zu versorgen. Und ich bin halt allein in der Woche und kann mir den "Auftrag" nicht mit meinem Mann teilen. So langsam wird's da zeitlich wie umfänglich echt utopisch bei mir.

Ist das noch normal? Wie sind eure Erfahrungen?

Ich unterstütze meine Tochter natürlich soweit es möglich ist, aber alles hat m.E. nach auch Grenzen. Nämlich exakt da, wo ich meinen Sohn und alles Andere vernachlässigen muss. Zudem finde ich nicht, dass es allein meine Aufgabe ist, mein Kind für den Unterricht zu interessieren, darauf zu achten, dass sie die Hausaufgaben notiert oder ihr Mathematik nahe zu bringen. Üben ja. Aber doch nicht die Grundlagen erläutern. Das ist für mich Lehrerjob. Oder sehe ich das wirklich so falsch?

Fragt sich
Emestesi

24

Das kenne ich. Meine Antwort war damals: für das, was im Klassenzimmer (nicht) passiert sei ich nicht verantwortlich, das sei ihr Job!

Meine Tochter macht nächstes frühjahr ihr Abi.

In meinen Augen haben diese Lehrer mit dieser Art forderung nicht mehr alle Latten am Zaun!

Gruss

Manavgat

25

Dein Statement sollte mir Rückenstärkung geben, wenn das nächste Gespräch ansteht. Spricht mir absolut aus der Seele. Danke.

LG Emestesi

1

Warum wiederholt sie die erste Klasse nicht, wenn sie soviele Defizite hat?

Ich denke nicht, dass ALLE Eltern soviel Förderung zu Hause leisten müssen, wird wohl eher nur da der Fall sein, wo die Defizite schon auffallen.

2

Ja, das habe ich mich auch schon gefragt. Die Klassenlehrerin hat jedoch keinerlei Bedenken in Bezug auf die Versetzung geäußert.

LG Emestesi

9

"Ich denke nicht, dass ALLE Eltern soviel Förderung zu Hause leisten müssen, wird wohl eher nur da der Fall sein, wo die Defizite schon auffallen. "

Bei uns haben die Kinder wiederholt, deren Eltern die Förderung nicht leisten konnten.

weitere Kommentare laden
3

Haben die Damen Lehrerinnen denn wirklich zu dir gesagt, du "mögest" dieses und jenes tun oder hat man dir den freundlichen Rat gegeben vielleicht noch die ein oder andere Übung zu machen.

Ich kenne es so, dass viele Eltern fragen: Was kann ich denn zu Hause tun, um mein Kind zu unterstützen?

Wenn du tatsächlich 2,5 Stunden neben der Schule mit deinem Kind arbeiten musst, damit es gerade so in der Schule klarkommt, würde ich das kritisch ansprechen und ggf. eine sonderpädagogische Überprüfung in Erwägung ziehen.

Oder geht es hier um kleinere Mängel = Jammern auf hohem Niveau?

5

Ja, man hat mir tatsächlich gesagt, ich möge mich um all diese Dinge kümmern.

Und nein, ich habe nicht gefragt, was ich tun kann, um mein Kind zu unterstützen, da ich dies sowieso schon immer tue, aber eben nicht in dem Umfang.

Ja, ich bin tatsächlich täglich 2,5 Stunden mit ihr "unterwegs". Natürlich nicht am Stück, denn das würde wohl kein 7-jähriges Kind nach der Schule packen, aber insgesamt kommt es etwa auf die Zeit (lass es mal 15 Minuten mehr oder weniger sein).

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass von uns Eltern unheimlich viel an Zuarbeit erwartet wird, weil man es selbst in dem Umfang nicht leisten kann. Wenn ich mit meinem Kind arbeite, klappt alles gut. Sie schreibt sorgfältig, mit dem Rechnen funktioniert es und auch mit dem Vorlesen. Nur in der Schule klappt es wohl irgendwie nicht. Emelén sagt auch häufig, dass es sehr laut in der Klasse ist und viele gern das machen, worauf sie Lust haben, wodurch es ihr schwer fällt, sich zu konzentrieren. Als ich dies in der Schule ansprach hieß es, dass die Kinder den Lärmpegel schon vertragen und fähig sein sollten, sich dennoch auf das Eine zu konzentrieren, was eben Lernstoff heißt.

15

Vielleicht redet ihr – Lehrerinnen und du – da aneinander vorbei?
Deine Wortwahl deutet ja schon auf verhärtete Fronten hin.

2,5 tägliche Förderstunden zur Bewältigung der 2. Klasse sind wirklich zu viel. Vielleicht siehst du dein Kind in einem anderen Leistungsspektrum, als die Damen Lehrerinnen es tun?

Ahh, jetzt fällt mir auch ein, woher ich den Namen deiner Tochter kenne: aus einer Diskussion darüber, ob Blätter von einem Block in der Klasse verteilt werden dürfen. Kann das sein?

Falls ja, ziehe ich mich schleunigst aus diesem Thread zurück ;-)

weiteren Kommentar laden
4

Ich finde da jetzt nix verwerfliches an dem, was die Lehrer da von Dir fordern. Dein Kind hat einige Defizite, die wahrscheinlich im Schulalltag und im Unterricht der Klasse nicht aufzufangen sind. Sie braucht wahrscheinlich mehr Zeit und Förderung in dieser Phase.

Und da sind auch die Eltern gefordert. Ich war lange Jahre alleinerziehend (mit einem Erstklässler und einem Baby und dazu auch volltags berufstätig). Meine Tochter hatte eine Rechenschwäche. Wir haben intensiv die Wochenenden genutzt und immer einen Tag in der Woche als festen Übungstag.

Sprich mal mit den Lehrern, wie da eine Förderung am besten aussehen könnte und lege dar, was ihr jetzt schon alles macht. Vielleicht gibt es ja effektivere Tipps.

lg polar

6

Danke, ja vielleicht wäre das ein guter Weg.

Nein, ich finde es ja auch nicht verwerflich, nur eben ganz schon viel, was da erwartet wird. Immerhin handelt es sich ja um die Grundlagen und die sollte in der Schule dem Kind vermittelt werden - ich übe ja gern mit ihr und versuche, ihr spielerisch soviel wie möglich beizubringen und zu festigen. Aber was mir halt auch auffällt ist, dass Zuhause alles prima klappt und in der Schule packt sie es dann wieder nicht so wie erwartet.

LG Emestesi

7

Hallo,

macht Ihr wirklich 2,5 Stunden HAusaufgaben und Förderung oder beschäftigst Du Dich nachmittags Stückchenweise insgesamt 2,5 Stunden mit Deiner Tochter?

Unsere Zwillinge (2. Klasse) lasse ich auch jeden Nachmittag laut vorlesen.

Der eine hat das dann gemacht, als ich Gemüse geschnibbelt habe und er sass neben mir auf der Arbeitsplatte. Der andere Zwilling hatte das nachmittags gemacht, während ich unsere Tochter auf der Couch liegend gekrault habe. Reine Hausaufgaben - also sitzen am Tisch mit "Paper/Pencil" gibt es direkt vor oder nach dem Muttagessen maximal 30 Minuten. Also Hausaufgabe plus eventuell nochmal kleinere Übungen (MatheStars oder Lies und mal!) oder irgendwelche kleinen Arbeitszusatzaufgaben aus der Schule.

Den Rest des Nachmittages haben wir draussen verbracht (Rasen mähen, Kreide malen, Süssigkeiten futtern, Schaukeln, Rennen etc.)

Solche beschriebenen Rechenaufgaben (plus/minus/Ergänzungen) machen wir schonmal im Auto oder am Computer (Lernwerkstatt 8).

LG, Andrea

weiteren Kommentar laden
8

Hallo,

es nützt nichts die Klasse zu wiederholen. Kinder hören nicht auf zu träumen, nur, weil sie die 2. Klasse zwei Mal machen.

Grundsätzlich ist es in der Tat ein Problem: Homeschooling ist in Deutschland nicht erlaubt, aber doch erwünscht.

Biete dem Lehrpersonal an, während des Unterrichts in die Schule zu kommen und dich neben dein Kind zu setzen, wenn sie das nicht in den Griff bekommen. Anders kann man ja nicht helfen #schein Hat bei uns auch geklappt. ;-) Das wollen sie dann nämlich auch nicht.

LG

11

DANKE :-) ... Eine ehrliche, schlagfertige und witzige Antwort, die unheimlich gut auf unsere Problematik passt. Bringe ich bestimmt beim nächsten "netten" Schulungsauftrag der Lehrerin :-D

VLG Emestesi

10

Also ich finde die Bitten der Lehrerinnen NICHT normal. Wie bitte sollst du denn dafür sorgen, dass deine Tochter sich die HA einträgt??! Das ist Sache der Lehrer. Ebenso ist das Wecken von Interesse Sache der Lehrer. Dann muss ich mir halt überlegen wie ich meinen Unterricht plane.
Kann es sein, dass du das mit dem Üben falsch verstanden hast. Meinte sie eventuell nicht täglich, sondern halt, dass deine Tochter in den Bereichen üben muss?
Ich würde jetzt auch nicht unbedingt von einem Wiederholen ausgehen. Oftmals wachen die Träumerchen dann mit einem Mal auf und wenn nicht, ändert das auch ein Wiederholen nicht.

12

Ach, Menno ... DANKE dir ... Und ich dachte, ich ticke schon schräg. Nein, nein - ich habe schon richtig zugehört. Ich solle dies bitte täglich mit ihr üben und angehen. Aber ich sehe es halt so, dass nicht alles unbedingt und überhaupt mein Auftrag ist, sondern zu einem Gutteil auch das der Schule.

VLG von Emestesi

26

Hey,
gern geschehen. Lass dich bitte auch wegen der Sorgfalt nicht so sehr stressen. Wir haben unter unseren (eigentlich fitten) Zweitklässlern noch einige, die Mühe mit dem sauberen Arbeiten haben. Na und? Das wird schon. Ich selbst war immer ein Schmierfink. ;-) Und es ist ja trotzdem was aus mir geworden...
Und täglich üben halte ich höchstens mit Kleinigkeiten für sinnvoll. Also maximal ne Viertelstunde. Alles andere bringt meiner Meinung nach wenig. Mich wunderts übrigens, dass deine Kleine das so mitmacht. Scheint ja ein liebes Mäuschen zu sein.

weiteren Kommentar laden
14

Ganz ehrlich? Ich würde mich zugunsten des Kindes weigern all dies zu tun. Wenn das Kind mit dem normalen Unterricht plus Hausaufgaben und vielleicht noch "ein wenig" üben den Anforderungen nicht gewachsen ist, dann sollte es die Klasse wiederholen.

Es kann nicht angehen, dass man in der 2. Klasse schon dreiviertel des Tages mit schulischem Lernen verbringt. Was ist mit den anderen Dingen des Lebens? Sport, Bücherei, Freunde treffen, freies Spiel, die Welt entdecken? Das ist genauso wichtig nund dabei wird ganz nebenbei so einiges geschult, was die Schule so gar nicht leisten kann. DAS ist Elternjob, meiner Ansicht nach.

Was das andere angeht: Eins nach dem anderen! Erstmal soll sie lernen, all ihre Hausaufgaben aufzuschreiben. Erst wenn das zuverlässig klappt, kann man davon ausgehen, dass sie alle nötigen Hausaufgaben macht und damit die von Lehrerseite nötige Übung und Wiederholung bekommt.

Als nächstes kommt die Art von Übung, die sie zusätzlich benötigt. Und da würde ich maximal 3 mal in der Woche eine halbe Stunde dranhängen. Mehr nicht, weil sonst o.g. zu kurz kommt.

17

Ja, da hast du bestimmt Recht. Wir vebringen sehr viel Zeit mit dem Schulischen. Ich muss auch gestehen, dass ich mich mit den laufenden (An-)forderungen aus der Schule mittlerweile ganz schön gefordert fühle; zumal ich auch immer nur höre, was noch alles verbesserungswürdig ist, anstatt auch mal gesagt zu bekommen, was sie wirklich gut macht(DAS muss ich Emélen sagen, denn irgendwie sagt ihr das niemand in der Schule, was ich sehr, sehr schade finde) - wie soll es da erst meinem Kind gehen :-( ....? den vernünftigen Mittelweg zu finden, finde ich ganz schön schwierig. Was würdest du vorschlagen?

20

Ich würde vorschlagen, wie gesagt, erstmal die Hausaufgabensache anzugehen. Sie muss lernen, alle Hausaufgaben zu notieren und braucht dafür ggf. die Unterstützung der Lehrer, denn Du bist ja nicht vor Ort. Red mit denen, dass sie darauf achten, dass deine Tochter, IMMMER die Hausaufgaben notiert bzw. halte täglich Rücksprache mit einem Klassenkameraden.

Dann macht Ihr täglich die Hausaufgaben und sie übt automatisch alles Wichtige. Dabei siehst Du selbst, ob sie Defizite hat.

Zusätzlich üben Ok, aber leg eine Maximalzeit dafür fest. Ich finde, dass ein Kind in dem Alter nicht mehr als eine Stunde zu Hause arbeiten sollte. Danach muss Freizeit stattfinden, sonst kann so ein kleines Gehirn erst recht nicht richtig arbeiten.

Sport bzw. Hobbies finde ich für das Selbstwertgefühl wichtig. Wenn sie Talente ausleben kann, bekommt sie die Bestätigung, die sie in der Schule scheinbar gar nicht mehr bekommt.

Und im allergrößten Notfall soll sie die Klasse eben wiederholen. Ist ja kein Beinbruch.

weitere Kommentare laden
28

Warum ist dein kind überhaupt versetzt worden?

29

Vorab: Ich bin KEIN Freund davon jedem Kind eine Krankheit anzudichten und alles Mögliche bequem zu rechtfertigen. Dennoch meine Frage:
Wurde abgeklärt ob Emelen ein ADS-Kind ist? (Nicht ADHS, weil diese Kinder keine Hyperaktivität aufweisen.) Diese Kinder haben große Konzentrationsprobleme, sind Träumerle. Falls sie ein ADS-Kind wäre könnte man das z. B. in einer Kinderambulanz feststellen. ADS-Kinder können unter Dopamin-Mangel leiden, der sich häufig in der Pubertät wieder "auswächst". Sie bekommen kein Ritalin sondern andere Medikamente, die weniger Nebenwirkungen haben.
In Baden-Württemberg gewährt man ADS-Kindern bei Schultests 20 Minuten mehr Zeit, weil sie diese Mehrzeit brauchen um gleich gute Ergebnisse erzielen zu können.

Ansonsten kann ich auch nur mit dem Kopf schütteln dass du überwachen sollst was deine Tochter in der Schule in ihr Hausaufgabenheft schreibt. #klatsch