Kindern von Suizid erzählen?

Hallo,

ich brauche mal Eure Meinungen.

Ein Bekannter meiner Eltern hat sich suizidiert. Meine Mutter wird darüber mit Sicherheit mit vielen Leuten sprechen, auch in Anwesenheit unserer Kinder. Die beiden kleinen kannten ihn gar nicht, aber die Älteste (wird im September 7) schon.

Meine Mutter ist nun dafür, sie anzulügen und von einem plötzlichen Herztod zu berichten.

Mir geht es grundsätzlich gegen den Strich, sie anzulügen. Aber mit diesem Thema habe ich mich noch nicht soweit auseinandergesetzt und erfassen zu können, ob ich ihr hier mit der Wahrheit schaden könnte.

Was würdet Ihr tun? Lügen oder die Wahrheit sagen und aufarbeiten?

Danke!
corny123

4

Hallo Corny,
ich würde definitiv die Wahrheit sagen. Was sollte es bringen, wenn sie jetzt eine Lüge aufgetischt bekommen?

Meine Tochter war 8 und mein Sohn 5, als sich der Vater einer Mitschülerin meiner Tochter umbrachte. Da musste ich natürlich auch erklären.
Einfach bei der Wahrheit bleiben. XY#s Vater hat sich selbst getötet. "Warum?" - Weil er viele Drogen genommen hat und nicht mehr leben wollte. "Was sind Drogen?" Drogen sind Mittel, so wie Alkohol. Und wenn man davon zuviel nimmt / trinkt, dann schadet das dem Körper ganz fürchterlich und manchmal weiß man dann nicht mehr, was echt ist und was nicht und wird schlimm krank. "Das ist aber doof".

Klar kamen dann immer mal wieder Nachfragen, aber irgendwann hatte es sich auch ausgefragt.

LG
Nina

1

Hallo,

bei Freunden war es vor kurzem ähnlich. Der Vater eines Klassenkameraden des Ältesten (8 Jahre) hatte sich umgebracht.
Der Rat vom psychologischen Dienst war, den Kinder nicht davon zu erzählen.

Zudem waren die Familien bzw. die Jungs befreundet. Sie haben einfach gesagt, er hätte einen Unfall gehabt.

Bei anderen Freunden ist der Opa im Wanderurlaub abgestürzt (erfahrener Wanderer)
Auch hier haben sie es dem Sohn der Familie nicht so erzählt wie es war.

LG
Tanja

2

Hallo,

grundsätzlich erkläre ich meinen Kindern auch alles mit der Wahrheit und wenn es jemand wäre, dem die Kinder nahe standen und evtl sogar vorher mitbekommen haben, dass es dem Jenigen schlecht ging, würde ich es auch versuchen zu erklären.

Aber bei einem "Bekannten der Eltern" würde ich warten, ob sie etwas mitbekommen und fragen.

LG

3

Ich glaube ich würde einfach nur sagen das er gestorben ist aber nicht wie und warum.
Höchstens bei dem Großen wenn er explizit nachfragt. Dann bin ich auch für Wahrheit.
Ich denke mit 7 kann ein Kind das bei entsprechender Erklärung schon verstehen das es Menschen gibt die diesen Weg wählen aus diversen Gründen aber das das nicht der normale Weg ist mit Problemen um zu gehen.

5

Einfach sagen, dass der Mensch gestorben ist und das sollte reichen, wenn keine enge Bindung besteht. Sollte sie weitere Fragen haben, kann man die beantworten, wobei man natürlich die Wahrheit mit Worten wie Krankheit oder Unfall verzerren kann.

Wenn die Tratschsucht einen nicht blindlingsübermannt, wird es sicher reichen den Kindern die Todesursache nicht auf die Nase zu binden.

6

Hallo.

>>> Meine Mutter wird darüber mit Sicherheit mit vielen Leuten sprechen, auch in Anwesenheit unserer Kinder. <<<

Dann soll sich Deine Mutter mal in Anwesenheit Deiner Kinder mit diesem Thema zurückhalten ... so schwer kann das ja nicht sein.
Finde ich echt herrlich ... um ausgiebig in Anwesenheit der Kinder tratschen zu können, soll diesen eine Lüge aufgetischt werden.

Ansonsten reicht es wohl, den Kinder schlicht zu sagen, dass xy gestorben ist ... ich weiß gar nicht, warum da Details her müssen ... ach ja, wegen Deiner Mutter, die das Thema unbedingt bereden muss, wenn die Kinder dabei sind.

LG

11

Na ja... meine Große hat auf die Nachricht, dass XY gestorben ist sofort gesagt: "Warum, ich hab den letzte Woche gesehen, der war topfit!". Insofern müssen schon ein paar Details her.

16

Dann erkläre erst einmal den Zeitstrahl. Das reicht fürs erste. Eine Todesursache wurde hier nicht erfragt.

7

Als Robert Enke sich umbrachte, waren meine Söhne 4 und 5 Jahre alt und Enke ihr grösster Held.
Natürlich musste ich ihnen auch erklären, was ein Selbstmord ist und wieso Menschen so etwas tun. In diesem Fall hatte man keine Chance irgendetwas geheimzuhalten, weil einfach jeder darüber sprach. Mir war es lieber, sie bekommen von mir klare Informationen, als das sie sich aus all den Gesprächs- und Medienfetzen, ihre eigene, eventuell viel erschreckendere Geschichte zusammenreimen.

Grüsse
BiDi

22

Hallo,

genau diese Antwort wollte ich gerade geben. Unser jüngerer Sohn war auch ein großer Fan von ihm, hat nach seinem Tod sehr weinen müssen, doch wir haben auch die Wahrheit gesagt, Zuerst musste er es für sich mit malen verarbeiten. So viele Bilder, mit Menschen, die vor Zügen liegen......:-(
Aber etwas später war er der Ansicht, dass man gar nicht so traurig mehr sein müsste, da Robert Enke genau das erreicht hat, was dieser sich selbst gewünscht hat. Er hat es gut verkraftet, findet es sogar heute noch manchmal schade, aber die Wahrheit war hier eindeutig der richtige Weg.

LG, Gabriele

8

Anlügen würde ich niemals, je nach Alter eben nur nicht so detailiert und eben altersgerecht erklären
Wenn ich von meiner Tochter in dem Alter ausgehe wäre sie wenig begeistert wenn sie irgendwann rausgefunden hätte das sie angelogen wurde

9

Hallo,

lügen würde ich nicht.

Aber wenn es nur ein Bekannter Deiner Eltern war, zu dem Ihr nicht so viel Kontakt hattet, reicht in meinen Augen, den Kindern zu sagen, dass er gestorben ist.

Wie und warum, würde ich außen vor lassen.

GLG