Französisch oder Latein?

Bei uns steht für das nächste Schuljahr die Entscheidung zwischen Französisch und Latein an.

Englisch liegt ihm nicht sonderlich, besonders für die Aussprache braucht er viel Zeit. In der deutschen Rechtschreibung hat er zwar keine Probleme, aber er scheint viele Regeln zu brauchen, die es weder im Englischen noch im Französischen gibt.

Das Problem würde sich in Latein nicht stellen. Zudem ist Mathe sein stärkstes Fach, mathematisch begabten Kindern liegt Latein oft. An Latein hat er wenig Interesse, aber er will - wegen des Neuen Testaments - gern Altgriechisch lernen. Dazu würde Latein besser passen.

Ob er im Gymnasium wirklich am richtigen Platz ist wird sich noch zeigen. Im Moment schreibt - von Mathe abgesehen - Dreien und auch Vieren. Die Klassenlehrerin beklagt Konzentrationsprobleme, bemerkt aber auch eine ausgesprochen hohe Motivation.Ob eine Störung dahinter steckt, die seine Brüder haben wird von der nächsten Woche an abgeklärt. (Am IQ liegt es nicht, das ist bereits in einem anderen Zusammenhang abgeklärt worden.)

Seit Monaten ist er leider kränklich. Wir hoffen, dass eine OP - die schon durchgeführt worden ist - ihm das Leben leichter macht, aber ganz sicher ist das nicht. Das könnte die Konzentrationsprobleme auch erklären.

Was passiert eigentlich, wenn er Latein wählt und dann doch aus dem Gymnasium fliegt? Latein wird nur in Gymnasien unterrichtet. Müssen die Kinder dann irgendeinen seltsamen Naturwissenschaftsschwerpunkt oder ähnliches belegen? Oder gibt es einen Anschluss in den Französischunterricht?

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Puh, das ist eine schwierige Entscheidung. Ich spreche mal aus meiner Erfahrung ... Ich hatte Unterricht in beiden Sprachen und mochte keine sonderlich gern. Heute sehe ich es allerdings so, dass ich schon gern ein wenig fitter in Französisch sein könnte. Mit meinen Lateinkenntnissen kann ich zwar so einige Fremdwörter aus anderen Sprachen ableiten, aber wirklich weit komme ich damit nicht. Rückblickend hätte ich mich damals lieber für Russisch und Französisch statt Latein und Französisch entscheiden sollen, aber das ist mein heutiges Gefühl.

Wo liegen denn die Interessen deines Sohnes? Was würde er lieber machen und was erhofft er sich von seiner Wahl?

Mein Bruder (19) hatte sich z.B. für Latein entschieden, weil ich jetzt Medizin studiert. Er bereut seine Entscheidung nicht.

Deine Ansicht, dass man im Französischen nicht so viele Grammatikregeln hat, kann ich so nicht teilen. Mit dem Englischen ist das nicht vergleichbar, sondern es sind schon um einiges Mehr an Regelungen.

Was passiert, wenn dein Sohn das Gymnasium nicht schafft, weiß ich leider nicht, aber in der Schule können sie dir da bestimmt auch Auskunft geben.

Viel Erfolg bei der Wahl!

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Ich hatte in der Schule Englisch und Französisch, für das Studium brauchte ich dann ein Latinum. Mir hat Latein Spaß gemacht, ich habe auch lange überlegt, klassische Philologie zu studieren. Aber als Schülerin hätte mich das überfordert. Mein Sohn ist aber deutlich disziplinierter als ich früher war. (Der Nutzwert ist übrigens nahe Null - selbst wenn es nur um Inschriften oder einfache Quellentexte geht, die nicht in klassischen Latein geschrieben sind.)

Latein muss man nur übersetzen - aber das fällt vielen Schülern schwer. Französisch hat eine deutlich einfachere Grammatik, weil die Kasi und Endungen fehlen, aber man muss es auch sprechen und schreiben.

Meinem Sohn ist das im Moment noch ziemlich gleich. Er möchte Altgriechisch lernen - aber das kann er vor der 9. Klasse in keinem Fall belegen. Dazu würde Latein natürlich viel besser passen.

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Meine Erfahrung aus Schulzeiten hat auch gezeigt, dass die eher mathematisch-naturwissenschaftlich Begabten mit Latein meistens am besten fahren.

Bei uns in Niedersachsen ist es so, dass man auf der Realschule keine zweite Fremdsprache benötigt. Wenn man auf der Realschule eine zweite Fremdsprache erlernen möchte, ist das i.d.R. Französisch und kann als Wahlpflichtfach belegt werden. Wenn also ein Kind vom Gym auf Real wechselt, aber am Gymnasium Latein oder Spanisch hatte, fällt für dieses Kind auf der Realschule die zweite Fremdsprache weg; es nimmt dann ein andere Fach aus dem Wahlpflichtbereich (an unserer Schule hier sind das, soweit ich weiß, solche Fächer wie Technik, Werken, Informatik o.ä.).

Ich würde in eurem Fall schon zu Latein tendieren. Es scheint einfach besser zu passen. Und selbst wenn euer Kind dann zwischendurch auf die Realschule runtergeht: Es kann nach Klasse 10 ja trotzdem wieder auf das Gym wechseln, wenn es das möchte.

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Französisch, außer dein Sohn will überhaupt nicht.

Beide Fächer sind etwa gleich schwer, würde ich sagen, das gibt sich nichts. Latein fängt bequem und ganz nett an, wird dann aber recht trocken und öde, in Französisch ist es anders herum . Da tun sich viele am Anfang schwer und kommen dann rein(meine Meinung) .
In Latein ist es extrem wichtig immer am Ball zu bleiben. Nachlernen und größere Lücken schließen ist in den höheren Klassen schwierig. Bei einer lebendigen Sprache hat man da ganz andere Möglichkeiten.
Latein bringt einem nicht viel, mit Französisch kann man wenigestens eine Sprache mehr. Und im schlimmsten Fall nur mit einer brauchbaren Fremdsprache aus dem Gymnasium zu kommen, finde ich immer so ein bisschen armselig.

Und gerade in eurem Fall, wenn ihr noch nicht so genau wisst, wohin die Reise geht, bietet sich Französisch eben wegen den Zweigen in der Realschule an. In den unteren Klassen mag es noch egal sein, später ist französisch eine echte Hilfe. Ansonsten hängt er mit etwas Pech im BWR- Zweig ohne jemals zuvor BWR gehabt zu haben o.ä.

Nur hilft das alles nichts, wenn dein Sohn Latein will und Französisch ablehnt... (wobei ich die Idee mit dem Altgriechisch nicht berücksichtigen würde)

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Der Nutzwert einer Sprache ist so eine Sache. Ich hatte in der Schule sieben Jahre lang Französisch - aber ich kann nicht mehr viel, weil ich es selten anwenden konnte. Beosnders viel Spaß hatte ich dabei auch nicht. Latein habe ich an der Uni gelernt - ich glaube als Kind hätt ich dafür zu wenig Disziplin mitgebracht.

Lateinkenntnisse setzen immer weniger Studiengänge voraus, so gesehen ist der Nutzen wirklich gering. Andererseits sind Latein- und besser noch Latein- und Griechischkenntnisse für Historiker oder Theologen zumindest sehr, sehr nützlich und nach der Schulzeit kaum noch nachzuholen.

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Ja, aber wer wird schon Historiker oder Theologe?

Französisch hat einfach den Vorteil, dass man den Bezug zur Sprache herstellen kann, man kann diese Sprache vertiefen durch Reisen, Austausche, aber auch durch Filme und Bücher... natürlich stellt sich der Bezug nicht von alleine ein und muss evtl von den Eltern gefördert werden. Aber dazu hat man wenigstens die Möglichkeit, Latein bleibt immer staubtrocken und theoretisch.

Aber, wie du merkst, ich bin nicht wirklich objektiv;-)

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Hi,

wenn er vom Gymnasium gehen würde, wäre es doch die Realschule, oder? Dann hätte er, je nach Zweig, keine zweite Fremdsprache ... aber so weit ist es ja noch lange nicht.

Unsere Kinder lernen Latein, mit viel Freude (auch mit dem Blick aufs Griechische - scheint die Kinder zu faszinieren ...)

LG

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Hallo,

ich würde Französisch empfehlen.

Mit Latein kann man später fast nie etwas anfangen. Mediziner haben z.B. einen Kurs, wo sie ihre Fachtermini lernen. Dafür braucht man vorher kein Latein gekonnt zu haben. Sprachstudenten können einen extra Kurs belegen, um den Latein-Schein nachzuholen (Falls das für Sprachstudenten heute überhaupt noch verlangt wird.).
Ich hatte Latein, und habe es nie wieder gebraucht.

Latein fängt außerdem ganz nett, logisch und harmlos an. Da hatte ich stets Einsen. Aber später kommen zig Ausnahmen, die man auswendig lernen muss und Original-Texte mit fürchterlichen Bandwurmsätzen, an die ich kaum noch Hand und Fuß bekam. Mein Latinum habe ich mit einer wackligen Vier bestanden.

Wenn bei Deinem Sohn dann noch ein relativ hohes Risiko besteht, dass er vom Gymnasium wieder abgehen muss, wäre das ein weiterer Grund für Französisch.

LG

Heike

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also meine Tochter ist mit deutsch englisch aufgewachsen und hat nun in der 5 klasse also ein Jahr hinter euch Latein und was soll ich sagen es ist ihr Lieblingsfach

und sie lernt es schnell und eigenständig

ist ebenfalls ein logisch denkender mensch und ich hab fürs Studium ebenfalls Latein gebraucht und es hat einiges einfacher gemacht

wir sind hier Bayern ( schau doch mal mit ihm zusammen Latein mit felix an das ist unser lernbuch evtl kann es sich damit ein wenig besser rein finden was er will )

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Ob Französisch oder Latein, wenn er es nicht weiterführt, werden die Kenntnisse schnell verkümmern. Ich persönlich denke, es sollte ihm Spass machen und ihn motivieren zu verstehen, die das Prinzip von "Sprache lernen" funktioniert. Jemand, der weiss, wie man eine unbekannte Sprache ungefähr angeht und eine für sich funktionierende Technik erarbeitet hat, wird später weniger Probleme haben eine neue Sprache zu lernen.

Und im Endeffekt ist das für mich der springende Punkt, weil Sprachen ohne Anwendung verkümmert, vor allem bei Menschen, die nicht wissen wie man sie erhält oder keine Freude daran haben.

Wenn er sich jetzt für Latein entscheidet, weil es ihn motiviert, dann kann er später immer noch Französisch lernen, durch die Vertretung in den Medien (Podcasts, Artikel, Magazine, Bücher, Radio, Fernsehen usw.) kann sie hervorragend in den Alltag integriert werden.

Und wenn er sich für Französisch entscheidet, kann er später immer noch einen Kurs machen oder im Selbststudium Latein oder Altgriechisch lernen - der Vorteil der Sprache ist, dass sie ihm nicht davonläuft.

Wenn es aber wirklich auf eine Nullrunde rausläuft: Französisch. Der Übergang zu verwandten Sprachen ist einfacher und es hat einen aktuellen Bezug, ist Teil einer fantastischen Kultur und wenn ihr mal nach Frankreich fahrt, ist das für einen Lernenden oft Motivation.

PS. für die Aussprache: viel hören. Meine Schwester und ich schauen seit wir ca. zwölf und zehn Jahre alt waren die Filme in der Originalsprache, damals noch mit deutschen Untertiteln, und können heute immer noch die Dialoge von "Harry Potter and the Chamber of Secrets" herunterbeten. :-)
Und mal einen Urlaub in England verbringen... vielleicht nicht gerade in Gegenden mit besch... eidener Aussprache.

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Wenn Dein Sohn eher mathematisch stark ist und Aussprache im Englischen ihm schwer fällt, würde ich eher zu Latein tendieren. Im Gegensatz zu einigen anderen ist Latein später schon recht aufwändig, während man auf das dort Erlernte (Wie funktioniert eine Sprache) und den Wortschatz gut eine weitere Sprache draufstehen kann.

Auf der Realschule, wenn es denn dahin zurückgeht, muss er ja kein Französisch nehmen, sondern kann einen anderen Schwerpunkt wählen.

Letztlich kommt es auch drauf an, wie willensstark Dein Kind ist, mein Sohn hätte niemals Französisch genommen - obwohl er echt der Sprechtyp ist.

Liebe Grüße
Anja

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Unser Mittlerer hat sich entschieden, Latein als erste Fremdsprache zu lernen. Das macht er jetzt seit einigen Monaten und ist begeistert von diesem Fach. Es geht ihm locker von der Hand (Mathe ist sein schwächstes Fach) und lernt die abgeleiteten englischen Vokabeln gleich mit. Für sowas hat er einfach ein Extra-Gen, keine Ahnung, er liest das ein, zwei Mal und kann es. Von mir hat er das nicht. #aerger

Es ist halt viel Übersetzung, die Genauigkeit und Konzentration fordert (weil du die Konzentrationsprobleme ansprichst). Allerdings habe ich das Gefühl, dass Junior insgesamt sorgfältiger arbeitet als letztes Jahr. Ob das jetzt direkt mit dem Lateinischen zusammenhängt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, halte es aber durchaus für möglich.

Der Wunsch meines Sohnes, Latein zu lernen, kam auch durch sein großes Interesse für Geschichte, die im Lateinunterricht auch eine relativ große Rolle spielt. Es ist das Gesamtpaket, das (für ihn) passt. Als dritte Fremdsprache möchte er dann noch Altgriechisch dazu nehmen.

Unser Ältester hatte sich für Englisch und Französisch entschieden und ist froh, wenn er zumindest Französisch wieder vergessen kann. Er behauptet, Knoten in die Zunge zu bekommen, wenn er es spricht, die Grammatik ist *Wort, das ich nicht wiederholen möchte* und überhaupt. Liegt aber wohl zum Großteil daran, dass Sprachen nicht so seins sind, dann lieber Naturwissenschaften.

Wegen der weiteren schulischen Laufbahn würde ich mir keinen Kopf machen, in der Realschule braucht er doch ohnehin 'nur' englisch, oder? Zumindest ist das bei unserer Tochter so.

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Mein Grosser hat sich für Latein entschieden. Er ist eher der Mathematiker mit unterdurchschnittlichem Sprachtalent. Ihm macht Latein Spass - es ist staubtrocken und besteht nur aus Vokabeln und Regeln.

Ein Wechsel mit dieser Fremdsprache auf Real- und Gesamtschulen gestaltet sich tatsächlich schwieriger. Zumindest bei den Schulen in unserer Gegend gibt es keine Kurse für 'Späteinsteiger'. Bedeutet, eine Menge nachholen oder die zweite Fremdsprache dort gar nicht zu belegen. Wenn dann nach Klasse 10 doch wieder ein Wechsel in eine Oberstufe ansteht, muss die zweite Fremdsprache spätestens dann nachgeholt werden. Soweit ich weiss, gibt es eine Mindeststundenzahl für die zweite Fremdsprache, die für die Abiturzulassung nachgewiesen werden muss. Das ist natürlich einschränkend für die restliche Kurswahl, prinzipiell ist es aber kein Problem, diese Mindeststundenzahl auch in der Oberstufe abzuleisten (das kann aber bundeslandabhängig sein).

Grüsse
BiDi