Früher war die Kindheit besser! Oder doch nicht?

Immer wieder wird man mit diesen Texten konfrontiert, wo begeistert davon erzählt wird, wie dreckig wir uns in den 70ern machen durften, dass es keine Kindersitze gab und dass die Kinder am Nachmittag einfach nur draußen gespielt haben.

Wir alle haben die "Kindheit früher" erlebt. Wo genau ist unser Realismus geblieben? Man muss sich doch erinnern, auch an die negativen Dinge.

Mein Sohn erlebt die Kindheit heute, da gibt es gute und schlechte Seiten.
Er ist eben ein Kind der heutigen Zeit.
Ich finde es gut, dass Kinder in Kindersitzen Auto fahren. Egal wie wahrscheinlich ein Unfall ist, WENN es dazu kommt, ist es mit Kindersitz besser als ohne.

Wenn ich mich früher so dreckig gemacht habe, wie mein Sohn es heute oft tut, dann habe ich Ärger bekommen. Wir haben es trotzdem gemacht, Verständnis dafür gab es aber nicht.
Bei Stress zu Hause gab es auch die eine oder andere Ohrfeige. Das war vielerorts ganz normal.Eine Seite der früheren Kindheit, die ich nicht so gut finde und die sehr gerne unterschlagen wird.

Es wurde extrem wenig Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten genommen.
Die Meinung des Kindes war untergeordnet.

Es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe, dass meine Meinung ein Recht hat gehört zu werden.
Die Kinder werden heute zu sehr gefördert liest man, alles dreht sich um sie.
Früher wurden sie oft gar nicht gefördert. Selbst dann nicht, wenn die Schule ausdrücklich empfahl ein Talent zu fördern. Dafür fehlten Zeit, Geld, ein Auto.... was auch immer. Das Selbstvertrauen, welches man gewinnt, wenn man ein Hobby hat was den Neigungen entspricht, das hätte ich verdammt gut brauchen können.

Die meisten Kinder werden nicht mit dem Auto zur Schule gefahren, weil man ihnen den Weg nicht zutraut, sondern weil die Eltern sowieso zur Arbeit fahren und das Kind abliefern. Erleichtert die Koordination.
Wir fuhren mit dem Linienbus und kamen meist zu spät. Zumindest ich, weil ich die kürzesten Beine hatte und nicht so schnell laufen konnte wie meine 30cm größeren Klassenkameraden.
Bei Mobbing in der Schule kam bestenfalls: Wehr dich oder stell dich nicht so an.
Das Ganze dann später verarbeiten hat ziemlich lange gedauert.

Ein bisschen Hilfe von außen wäre schön gewesen, hat aber niemanden gejuckt.

Ja, manchmal haben wir früher Baumhäuser gebaut, auf der Straße verstecken gespielt und es war toll.
Und ganz oft war es auch nicht toll, nicht mal ok. Ganz oft war es auch einfach blöd.

Und ich denke, genau so ist Kindheit heute auch.
Die Spiele sind anders, die Wohngebiete sind anders. Die Freizeit ist anders.
Aber es gibt auch heute genug Erfahrungen zu sammeln, manchmal andere als früher denn die Welt ist auch eine andere als früher.
Denkt immer daran: Ihr lebt in der guten alten Zeit von morgen.

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#zitter Ich finde das Thema mittlerweile ehrlich gesagt etwas ausgelutscht, Zeiten ändern sich eben (auch schon früher). Man muss nicht alles mit machen oder gut heißen aber man muss auch nicht alles verfluchen und darauf pochen das "früher alles besser war"

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Hallo,

die Zeit, die die Kinder heute erleben ist nicht besser oder schlechter, als unsere, sie ist einfach anders!

Ich bin Jahrgang 1978 und bin auf dem Dorf groß geworden.
Wir hatten schon mehr Freiheiten, als die Kinder heute.
Wir spielten bis es dunkel wurde allein im Wald, meine Eltern wussten nicht genau, wo wir waren, aber wir waren immer mit mehreren unterwegs.

Wir sind allein zum Kindergarten gegangen, wir hatten keine koordinierten Spieltermine, wird sind einfach raus und haben beim anderen geklingelt.
Aber da ging die Grundschule und auch der Kindergarten nur bis 12.00h.

Und ja, ich durfte mich dreckig machen und bekam keinen Ärger, so wie meine Tochter heute auch!
Meine Meinung wurde erhört, so wie ich auch die Meinung meiner Tochter erhöre.

In unserer Kindheit war nicht alles toll, genau wie es jetzt bei meiner Tochter nicht alles toll ist, aber es ist auch nicht alles schlecht!

Man nennt das auch "Glorifizierung der Vergangenheit"!
Gab es früher schlechtes Wetter in den Sommerferien? Neeein, niemals, zumindest in den Erinnerungen nicht;-) :-p

Es ist doch schön, wenn man sich an das Gute erinnert.
Unsere Kinder werden auch schöne Erinnerungen an ihre Kindheit haben, da
bin ich mir ganz sicher.....

Lieben Gruß,
Purzel

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"Man nennt das auch "Glorifizierung der Vergangenheit"!
Gab es früher schlechtes Wetter in den Sommerferien? Neeein, niemals, zumindest in den Erinnerungen nicht;-) :-p"

Richtig, genauso ist es:-D.
Wir hatten auch immer nur glühend heiße Pfingsturlaube. Sand, so heiß, dass man nicht drauf laufen konnte, Trägershirt bis 12 Uhr nachts, Sonnenbrand, im Wohnwagen eine solche Hitze, dass man nicht drin schalfen konnte... und alle unsere Urlaube waren so... in meiner Erinnerung#schein.

Und vor kurzem fragten mich meine Eltern doch glatt, ob ich mich noch an den total verregneten Toskanaurlaub erinnern könnte...Nö, wann soll das gewesen sein?

Oder Südfrankreich, als das Meer so kalt war, dass selbst wir Kinder nicht baden waren... Oder der Urlaub, an dem wir die Fleecejacken selbst zum Mittagessen anließen? ...Wir waren doch immer baden, stundenlang. Und Fleecejacken hatten wir gar nicht erst dabei#kratz.... Oder?

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Hihi! Neulich telefonierte ich mit meiner Tante, die nur 16 Jahre älter ist als ich. Wir sind also zur selben zeit in der selben Gegend groß geworden.

Sie erzählte mir allen Ernstes, dass damals im Winter und besonders zu Weihnachten IMMER Schnee lag und sie im sommer ausschließlich draußen waren. Jedes Jahr. Ich erinnere mich nur an Regen. Im Winter schneit es am Niederrhein kaum, es regnet dafür viel. Auch im Sommer, nur ist der Regen dann wärmer. Ich kann mich an kein weißes Weihnachten erinnern. An heiße Sommer, ja, aber Schnee im Dezember?

Ich war so verblüfft über diese Aussage, dass ich erst mal gar nichts sagen konnte. Mir fiel es hinterher ein, dass sie gar nicht sooooo alt ist, dass sich das Klima nicht in 10 Jahren so grundlegend geändert haben kann und dass sie was verklärt.

Wahrscheinlich erzählte ich so was demnächst auch......

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also MEINE kindheit war definitiv nicht besser. zu hause von der mutter vollgequalmt und geschlagen (wie die meisten kids damals), auch noch scheidungskind, auf dem schulweg hab ich mich mehrfach im gebüsch versteckt, weil ich angst vor den amis mit panzern und gasmasken hatte, die uns auf dem weg zum truppenübungsplatz entgegenkamen. wie gerne hätte ich da eine begleitung gehabt!
auch meine schwester wäre gerne nicht alleine unterwegs gewesen, als ihr tagelang immer wieder ein mann begegnete, der das mäntelchen gelüftet hat.

in der schule gings mir ziemlich gut. ich hatte das glück, dass sie mir leicht fiel, so mochten mich auch die meisten lehrer und ich hatte viel selbstbestätigung. mitschüler waren ok.

dreckigmachen war bei uns nie ein thema, ich durfte es, meine kinder dürfen es. da gibts gar keinen unterschied. ich hab ne waschmaschine.

ich bin froh, dass ich meinen kindern mehr bieten kann als ich selbst bekommen habe, sowohl materiell als auch emotional. und beide sind bis jetzt sehr zufrieden mit ihrem leben. natürlicherweise wird sich das in der pubertät noch mal ändern, aber mir reicht es zu wissen, dass es ihnen jetzt gut geht und wir uns dann mit den problemen beschäftigen, wenn sie mal auftauchen.

meine grosse fragt oft, wie mein leben als kind war und weckt dabei doch öfter die eine oder andere erinnerung, die schon fast versunken war.

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Hallo!
Früher war immer Alles besser, selbst im 1. und 2. Weltkrieg ;-)
Wie schon geschrieben wurde, es war anders, aber nicht besser. Wenn es wirklich so toll war, hätten sich die Zeiten nicht geändert!
Und natürlich gab und gibt es Kinder die es besser oder schlechter hatten oder haben als andere.
Eigentlich eine unnötige Diskussion, die aber immer wieder aufkommen wird.
LG

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Ich glaube ja, wenn wir früher auch dieses ganze Daddel-Zeugs gehabt hätten, wären wir auch nicht stundenlang draussen rumgerannt.... AAAbbbbber, ich wäre froh, wenn es heute ein bisschen mehr von früher geben würde.... also ein bisschen weniger daddeln und mehr "rauf auf Bäume und so"
Und etwas weniger Termindruck und dafür mehr "einfach raus und alle zusammenklingeln"...

Is doch ganz klar, das wir uns nur an die schönen seiten der Kindheit erinnern, weil der mensch dazu neigt, sich nur an das gute zu erinnern....
Das wird unseren Kindern später nicht anders gehen....

Ich finde nicht das unsere Kindheit besser war, sie war lediglich freier...... und das war schön :-p

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Ich bin 1968 geboren und aus heutiger Sicht finde ich, dass meine Kindheit besser war als die heutige.

Das Grundprinzip ist, damals drehten sich die Kinder um die Eltern und heute drehen sich die Eltern um die Kinder.

Ich bin schon in der Grundschule allein mit Bus und Bahn zur Schule gefahren, mit umsteigen. Meine Schwester auch, die war zu dem Zeitpunkt noch im Kindergarten und hat die Strecke auch problemlos bewältigt. Undenkbar heute mit Kindergartenkind.

Von daher waren wir früh selbstständig.

Nachmittags waren wir IMMER draußen. Es gab nur 3 TV-Programme und sonst eben Bücher Spielzeug, Schallplatten.
Wir sind heimlich auf dem Pony geritten, dass auf der Weide hinter unserem Grundstück stand (Herzinfarktgefahr für die heutigen Mütter). Zum Geburtstag sind wir allein gegangen, ebenso wie in den Turnverein.

Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter uns mal irgendwo hingebracht hat. Wir haben alles zu Fuß. mit dem Bus oder Fahrrad bewältigt.
Ich erinner mich gern an meine Kindheit, im Sommer nur draußen von morgens bis abends und wenn es Mittagessen gab, hat meine Mutter uns draußen über zig Gärten lautstark gerufen in der Hoffnung, dass wir es hören. Gibt es so was heute noch? Irgendwo spielen ohne die Eltern im Nacken? Ich denke, eher selten.

Meine Kindheit war abenteuerlich, frei und ungezwungen. Ich denke gern daran zurück.

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ja, das sehe ich genauso ! (1967,. Dorf)
Natürlich war nicht ALLES gut, aber wir hatten unglaublich viel Freiheit!
Manches dürften meine Eltern auch heute noch nicht wissen, aber es war cool!
Wir waren fast nur im Wald und es war herrlich, oder eben draußen auf der Straße, wo man stundenlang alles mögliche spielen konnte, ohne dass ein Auto kam, denn morgens fuhr Papa oder die Eltern zur Arbeit und Abends kamen sie wieder. Da hatte man keinen Zweitwagen und kutschierte die Kinder nirgendwo hin!
Wir hatten es vier Kilometer zum Gymnasium, aber weil es von der Bushaltestelle im Dorf nur 2,9 waren, gabs keinen Schulbus (ab drei) und das hieß Fahrrad, IMMER, auch bei Dauerregen und zu Fuß bei höherem Schnee, den hatten wir tatsächlich noch (so gut wie nie an Weihnachten, aber sonst). Wenn wir später mit 15/16 Jungs besucht haben, die übrigens über 10 km weit weg wohnten, dann fuhren wir mit dem Fahrrad hin, was auch sonst.
Telefon hatten wir auch erst, als ich in der Grundschule war, so zweite, dritte Klasse und Fernsehen gabs halt abends, damals noch schwarz weiß. Tagsüber wurde überhaupt nichts ausgestrahlt. Das hat sich in den 80ern erst geändert.
Es war klasse und ich finde es ganz schlimm, dass unser Sohn (ebenfalls Dorf, aber wir wohnen an einer Hauptstraße), nicht aus dem Haus rennen kann, denn da ist sofort die Straße und da fährt ein Auto am anderen.
Ich habe diese Freiheit geliebt!
Auch wenns streng zur Sache ging und natürlich nicht alles besser war.
lg

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Ja, wir sind auf der Straße Rollschuh gelaufen. Daran ist dort heute nicht mehr zu denken.

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"Es wurde extrem wenig Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten genommen.
Die Meinung des Kindes war untergeordnet."

So ein ausgemachter Blödsinn, das mag noch für mein Aufwachsen Ende der 50er und in den 60ern gegolten haben, aber definitiv nicht mehr in den von Dir beschriebenen 70ern.
Ich habe - wie meine gesamten Klassenkameraden samt Partnern auch, mit denen ich heute noch in Verbindung stehe - sehr wohl auf die Befindlichkeiten der Kinder geachtet. Und deren Meinung war absolut nicht untergeordnet, sie durften lernen, was sie wollten, Vereine besuchen, die sie wollten, essen, was sie wollten - usw. usw.
Alles - was mir und meiner Generation meistens nicht zugebilligt wurde.

Und noch was - das Jugendamt war in den 70ern mehr hinterher, dass Eltern ihre Kinder "ordentlich" aufzogen, als heute. Also, dass das Interesse DES KINDES gewahrt wurde. Sie hatten damals nämlich noch weitaus mehr Zeit, weil es lange nicht soviele "soziale Brennpunkte" gab wie heute- und wenn mal was gemeldet wurde, konnte dem auch nachgegangen werden. Eine Schulfreundin war lange Abteilungsleiterin in einem großen Jugendamt, die könnte Dir das sofort bestätigen.
Also - was vielleicht für Dich gegolten hat, muss nicht für eine ganze Generation zutreffen, auch wenn vieles schon stimmt.
Und noch eine Ergänzung: die Kinder hier und heute klettern immer noch auf Bäume und kommen heim wie die Schweinchen - so wie meine Kinder vor 30 Jahren auch - und das ist auch in Ordnung so. Und nein, wir leben nicht auf dem Land, sondern in einer Stadt - und wir haben sogar viele Kinder, die tatsächlich in die Schule marschieren, darunter meine Enkelin :-)
LG Moni

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Nur weil du es anders erlebt hast als ich, musst du meine Erfahrungen ja nicht gleich als Blödsinn bezeichnen. Das finde ich nicht gerade höflich.

Ich bin in den 60ern geboren, meine erinnerte Kindheit fand also in den 70ern und Anfang der 80er statt.
Und ich habe es so erlebt, dass Entscheidungen von den Eltern getroffen wurden.
Sie entschieden wann wir wohin umzogen, was wir anzogen, wohin es in Urlaub ging usw. Die Regeln im Haushalt wurden alleine von den Eltern bestimmt. Abgesprochene Regeln gab es nicht. Sie waren sicher nicht alle schlecht, aber sie wurden bestimmt.

Vereine gab es in unserem Dorf nur wenige, keine die interessant waren und meine Mutter hatte keinen Führerschein. Busse fuhren 3 Mal am Tag und waren keine Option.
Förderung fand nicht statt, aus Mangel an Möglichkeiten.

Ich wurde nicht wie mein Vater windelweich geprügelt. Nein, er hatte aus der eigenen Kindheit gelernt. Aber Ohrfeigen waren zu der Zeit längst noch nicht aus der Gesellschaft weg zu denken und auch nicht aus meiner Familie.
Ich kannte viele Kinder, die das so erlebten. Ist ja nicht so, dass ich allein war.
Und eine öffentliche Ohrfeige hat niemanden gejuckt. Das war eben so.
Heute kann sich das zum Glück niemand mehr erlauben, zumindest nicht dort, wo wir wohnen.

Ein Lehrer in der Klasse meiner Freundin schlug die Kinder mit dem Kopf gegen die Tafel. Und ja, er hatte einen schlechten Ruf deswegen. Erst als wir fast erwachsen waren wurde ernsthaft dagegen vorgegangen. Und das, obwohl er das Recht nicht mehr auf seiner Seite hatte.

Dazu noch das Gequalme, das hätte ich fast vergessen. Ob zu Hause oder im Auto, bei seltenen Restaurantbesuchen... eigentlich überall wurde gequalmt.
Der Prozentsatz der Raucher war deutlich größer als heute.
Ich konnte keine Kontaktlinsen tragen, weil es zu Hause zu qualmig war. Das vertrug sich nicht.

Meine Eltern haben später umgedacht. Als die Enkelkinder kamen, waren auch sie davon überzeugt, dass Schläge kein Erziehungsmittel sind. Ich finde es toll, dass sie in der Lagen waren das einzusehen.

Und ja, mein Sohn klettert auf Bäume und sitzt im Matsch, wenn er will.

Es gab damals sicher schöne Dinge, mich stört nur, dass die negativen ständig totgeschwiegen werden, um die Vergangenheit künstlich zu verklären.
Jede Zeit hat gute und schlechte Seiten und nicht jeder muss die negativen Seiten voll erleben, manche haben wenig von den positiven Seiten.
Einfach realistisch und ehrlich drauf gucken würde mir schon reichen. #winke

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Hallo,

ich selber bin erst 1980 geboren, kann mich aber in KEINSTER WEISE daran erinnern, daß sich meine Eltern jemals um die Meinung von uns Kindern gekümmert hätten........#nanana#kratz
Tut mir echt leid, daß kam erst NACHDEM ich selbst Kindern geboren habe.

- Laut (im Besonderen) meiner Mutter bin ich das schwarze Schaf der Familie, da ich als Spätzünder nicht ins Gymnasium gegangen bin.
- Wenn sie von der Lehrkraft über einen Vorfall informiert wurde, dann war die erste Aussage mir gegenüber: "Du hast dich zu entschuldigen, da du mal wieder unfähig warst......"
- Ohrfeigen waren auch keine Seltenheit.
- Wenn wir draußen gespielt habe und auf Klo mußten, dann hatten wir direkt im Anschluß zum Klo im Zimmer zu bleiben. Weil es für meine Mutter ja sonst mehr Arbeit oder Aufwand bedeutet hätte.
- Für meine Mutter war es auch üblich uns Kinder (von Beginn an) nachts über mehrere Stunden alleine zu lassen, damit sie sich in Ruhe um ihr privates Glück kümmern kann. "Für den Notfall" hatten doch die Nachbarn Hausschlüssel....... Wegen so etwas ist das Judendamt erst gar nicht eingeschaltet worden.
- Es hieß auch jedes Mal, wenn meine Schwester mit einer Freundin verabredet war, daß ich dort auch zu bleiben hatte. War einfacher und bequemer.....
- Unterstützung bzw. Förderung der Fähigkeiten habe ich als Kind niemals erfahren.

Tut mir echt leid, was du erlebt hast bzw. was du da beschreibst ist vielleicht (auch heute noch) eine ideale Wunschvorstellung.
Es ist aber in jedem Falle das Gegenteil dessen, was ich jemals erlebt habe. Obwohl ich sogar jünger bin, als du in deinem Beitrag annimmst.

LG.

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Hallo,

ich bin 1975 geboren und hatte immerhin einen Kindersitz bis ich ca. 6 Jahre alt war. ;-)
Aber dieses Gerede von wegen ohne Sicherheitseinrichtungen waren wir früher besser dran, finde ich eh dämlich. Ich hätte Ellenbogen- und Handschoner damals beim Rollschuhlaufen auch gut gefunden. Hätte es damals Fahrradhelme gegeben, hätte ich von meinen Eltern aus sicher einen gehabt.

Geschlagen hat mich damals keiner. Ich weiß von einer Freundin und meinem Mann, dass es bei ihnen vorkam. Alle anderen Kinder, die ich kannte, wurden damals auch nicht geschlagen. Ich glaube, das war dann doch eher 10 oder 20 Jahre vor meiner Zeit wirklich üblich.

Dafür gibt es auch heute noch Familien, wo Kinder geschlagen werden.

"Es wurde extrem wenig Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten genommen.
Die Meinung des Kindes war untergeordnet."

Das stimmte für mich auch nicht.

Abgesehen davon kippt die Sache heute nicht selten in die andere Richtung. Da ist das Kind derjenige oder diejenige, der oder die bestimmt, was in der Familie läuft. Kinder, die zu solchen Egoisten erzogen werden, tyrannisieren dann ihre Umgebung oder verschüchtern auf Dauer ebenfalls, weil sie merken, dass sie mit ihrer Art außerhalb der Familie überall anecken.

Gefördert wird heute mehr. Das stimmt. Aber Hobbies hatten wir früher auch bzw. das kam auf die Familien an. Es gibt auch heute noch Familien, wo die Eltern keine oder höchstens sehr günstige Hobbies ermöglichen wollen oder können.
Aber auch hier geht es heute häufig wieder ins andere Extrem. Es gibt nicht wenige Kinder, die täglich oder fast täglich zu einem anderen Hobby gehen. Das heißt aber, dass diese Kinder so gut wie keine freie Spielzeit mit Freunden haben. Ich bezweifle, dass sich das positiv auf die Entwicklung auswirkt.
Organisierte Freizeit ersetzt kein freies Spiel. Ich war z.B. früher einmal pro Woche im CVJM. Das hat Spaß gemacht, aber da habe ich nichts erlebt, was ich heute meinen Kindern als besondere Erfahrung präsentieren würde. Solche Sachen fanden eigentlich immer dann statt, wenn kein Erwachsener mich beaufsichtigt hat.

Dazu kommt, dass heute alle Kinder nach Schema F funktionieren müssen, und wenn nicht, werden sie sofort in Förderungen verfrachtet. Dass manche Kinder nur länger brauchen oder dass manche Dinge schlicht charakterabhängig sind, wird heute vielfach verdrängt.
Dass Kinder nicht blöd sind, und merken, dass sie etwas nicht können, und deswegen therapiert werden, was sich sehr negativ auf's Selbstbewußtsein auswirken kann, wird ebenfalls verdrängt.
Ich bin mir sehr sicher, dass in Zukunft viele von den Kindern, bei denen Charaktereigenschaften als therapiert werden, später wirklich eine Therapie brauchen, weil sie glauben, dass ihre Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensweisen falsch sind, sie aber leider nicht anders können.

Gegen Mobbing wird heute effektiver vorgegangen. Das finde ich auch.

Natürlich war früher auch nicht alles perfekt. Das wird es nie sein. Aber mehr Freiraum und Selbstständigkeit, sowie mehr Gelassenheit im Umgang mit ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit würde den Kindern heute definitiv gut tun. In diese Richtung gehen auch neuere Bücher, die sich durchdacht mit den heutigen Tendenzen in der Erziehung und ihren Folgen befassen.

Ja, ich denke, dass die meisten Kinder früher eine Kindheit hatten, die sie besser auf's Leben vorbereitet hat, als heute, und auch, dass wir einfach mehr erlebt haben.

LG

Heike

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Ich fand es früher besser. Die Kinder hingen noch nicht die ganze Zeit vor irgendwelchen Computern, Handys und Konsolen, man war mit dem Fahrrad unterwegs und fast alle waren dünn vom draußen spielen und rumrennen. Kinder waren nicht das Epizentrum aller Relevanz. Die Eltern haben sich nicht in alles eingemischt. Die Kinder wurden nicht überall hinkutschiert. Man durfte noch Süßigkeiten essen. ;-) Im Fernsehen kam nur langweiliger Kram. Ich fand meine Strassenkindheit so schön. *seufz*