Reizthema Hochbegabung

Hallo,

Ich habe mir lange überlegt ob ich das hier schreiben soll. Aber als Mutter eines Hochbegabten Kindes stoße ich immer wieder mal auf komische Reaktionen. Und ich frage mich, warum das so ist. Gut, da gibt es die übereifrigen Mütter, die sich ein solches Kind wünschen, ohne zu wissen was sie sich da wünschen. Es gibt auch mit Sicherheit Eltern, die den hohen IQ als Entschuldigung für schlechtes Benehmen heranziehen. Das ist es mit Sicherheit nicht. Es kann aber durchaus eine Begründung sein.
Mein Sohn ist anders, er denkt und fühlt anders, hat andere Probleme. Und nein, er kann nicht alles besser. So hatte er zb Probleme mit der Rechtschreibung und mit dem sprachlichen Ausdruck. Auch weil es ihm schwer gefallen ist, seine komplexen Gedankengänge so zu formulieren das sie "Normalos" verstehen. Das ist keine Seltenheit.

Es gibt hochbegabte Kinder, die problemlos mit ihrer Andersartigkeit umgehen können. Es gibt aber auch Kinder, für die ihre Begabung eine Behinderung ist. Es macht es Ihnen schwerer in unserer Gesellschaft zu leben.

Deutlich leichter ist da das Thema Hochsensibilität. Zwar gibt es da auch Missverständnisse aber es wird eher akzeptiert und viel weniger emotional diskutiert
Warum ist das ein solches Reizthema? Neid? Falsche Informationen?

Liebe Grüsse

1

Hallo!

Vorne weg: Ich habe weder ein hochbegabtes Kind hier, noch weiß ich viel dazu. Meine Antwort wird jetzt rein emotional.

Ich persönlich habe ein Problem damit, wenn Diagnosen plötzlich so inflationär auftauschen. Das stört mich schon bei AD(H)S. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein hoher Prozentsatz der Ritalin nehmenden Kinder das eigentlich nicht brauchen. Das Doofe dabei ist, dass die Kinder, die wirklich von AD(H)S geplagt werden, fallen irgendwie unter den Tisch. Keiner hat mehr wirklich Bock auf Kinder mit dieser Diagnose.

Ebenso verhält es sich mit der Hochbegabung. Ein Bruchteil der Kinder ist hochbegabt und nochmal ein Bruchteil davon hat dadurch ernst zu nehmende Schwierigkeiten. Anders als bei AD(H)S scheinen manche diese Diagnose aber ganz herrlich zu finden. Super, Hochbegabung! Das macht irgendwie was her. Von wem hat er das nur?
Wenn das Ganze dann noch als ausschließliche Entschuldigung für Fehlverhalten genommen wird, ist bei den meisten Außenstehenden der Ofen aus, schätze ich. Auch hier fallen wieder die Kinder hinten runter, die in echt Hilfe brauchen und nicht nur Erziehung.

Ja, ich denke, es ist Fehlinformation und dadurch gepaart mit Neid. So ein hochbegabtes Kind kann doch so schwierig nicht sein. Also ehrlich! (Das war ironisch gemeint. Meist muss man das hier dazu schreiben.)

Für mich persönlich käme ein Test nur in Frage, wenn ich merken würde, dass das Kind in irgendeiner Form Schwierigkeiten hätte. Nur um zu wissen, dass es superhochintelligent ist, bräuchte ich keinen Test. Je weniger Schubladen, in die man das Kind stecken kann, umso besser. Ich nehme dankbar und demütig hin, dass meine Kinder keine Mühe in der Schule haben und somit keinerlei Geteste nötig ist.

LG

13

Danke

15

Gern!

Wofür denn?

weiteren Kommentar laden
2

Hallo,

na die Sache ist doch recht einfach. Wer hätte denn schon gerne ein dummes Kind?

Und selbst für normalintelligente sieht die Sache ja schon nicht mehr rosig aus, wenn man für 99% aller Ausbildungsberufe Abitur braucht.

Ich glaube aber das Reizthema liegt oftmals auch darin, dass Mütter mehr in ihr Kind hinein interpretieren, als da wirklich ist. So wünscht man sich schon die Hochbegabung für sein Baby, wenn es mit einem Jahr zwei Bauplätze stapeln kann. Für den Rest der Welt ist das normal, für die Mutter natürlich ein aufregendes Erlebnis.

Wieso sich aber soviele Eltern ein hochbegabtes Kind herbei sehnen, kann ich auch nicht verstehen. Wenn ich richtig informiert bin, fängt die HB bei einem IQ von 130 an.
Unsere Tochter hat "nur" einen um die 125 und echt schon oft an. Aber so ist das, man will immer das, was man nicht hat.

LG
Tiffy

3

Schön gemacht!!

4

Schön geschrieben, meine ich!

5

Neid und Missgunst empfinde ich dabei nicht. Ich kenne zwei Familien mit hochbegabten Kindern und wollte nicht tauschen.

Im Umfeld habe ich jedoch schon häufiger die Erfahrung gemacht, dass Eltern gerne selbst diagnostizieren, ihre Kinder seien hochbegabt. Meist sind das Helikoptereltern welche einen völlig verklärten Blick auf ihre Sprösslinge haben und mangelnde Erziehung/Benehmen mit Hochbegabung gleichsetzen.

Hier, bei Urbia, kommt dieses Thema auch immer wieder. Da interessiert sich ein dreijähriges Kind für Zahlen u Buchstaben und schon wird nachgefragt bzgl. eventueller Hochbegabung. Ich würde mal behaupten, dass so ziemlich jedes Kind in diesem Alter ein Interesse daran entwickelt und wenn es nur kurzzeitig ist.

6

Hallo
Ich hatte mit dem Thema absolut keine Berührungspunkte (außer eben die, die man "so mitbekommt") bis mein Kind in der 1 Klasse war. Ich denke, irgendwie ist alles doch auch was draus gemacht wird und wie das Umfeld, also auch die Schule usw., mit sowas umgeht.
Und dann natürlich auch wie die Eltern mit so etwas umgehen. Schon beim kleinsten Verdacht hausieren gehen mit "Mein Kind ist Hochbegabt, dem Kind eintrichtern es ist ja vieeeel besser und schlauer als andere,... da kann ja nichts bei rauskommen.
Von denen paar Leuten die wussten das es bei meiner Tochter im Raum stand haben teilweise auch ganz falsche Vorstellung gehabt und das konnte ich Ihnen nichtmal übel nehmen. Ging mir ja nicht anders!
Wir haben jetzt Gewissheit aber das hat für uns nichts geändert, das war und ist uns ganz arg wichtig. Das es bei uns bisher so glatt gelaufen ist liegt aber auch an einer ganz tollen Schulen. Auch das ist sehr wichtig, ich denke es gibt viele Kinder die es um einiges leichter gehabt hätten wenn ihre Schule sie einfach so genommen hätte wie sie sind und dann dran gearbeitet hätte wie bei jeglichen anderen Dingen eben auch. Scheinbar ist es aber für viele Schulen ein rotes Tuch wenn ein Kind unterfordert ist und fertig ist wenn die anderen quasi gerade anfangen.
Genau so kann Fehlverhalten nicht auf etwas anderes geschoben werden, auch da sollte wie bei allem gelten man schaut was los ist und daran muss gearbeitet werden.

LG

7

ich denke her: es ist das verallgemeinernde Schlagwort "Hochbegabung" -- es ist einfach zu verallgemeindernd hochgestochen und trifft selten den Kern der Sache...

Hochbegabung kann ja auch eine Teilbegabung sein. Savants, Inselbegabung ist da auch ein Thema. Oder die Teilbegabung von Aspergerleuten... ach da gibts viel ...

vermutlich ist es eben eher von aussen das missverstehende eines solch gewichtigen Schlagwortes und von den Betroffenen das missverstanden gefühlte, was so konfliktbehaftet ist...

8

Ich erlebe regelmäßig wie Eltern sich "gebärden" wenn sie mitteilen ihr Kind ist hochbegabt.

Fast immer handelt sich um eine Teilhochbegabung, nur ganz selten bekommen wir eine "echte" Hochbegabung vorgelegt.

Ohne jetzt zu ausführlich zu werden sagen die Eltern unterm Strich: Da haben sie jetzt ein schlaues Kind und bringen ihm was bei. - Das sie selber ein Teil von dem Prozess sind sehen die meisten nicht, der schieben das weit weg.

Es gibt noch mehr Aspekte, aber das ist sicherlich der wichtigste.

25

Was machst du beruflich?

39

Wiso?

weitere Kommentare laden
9

Also ich sehe die Begabung meines 10jährigen Sohnes durchweg positiv, sie hat aber keinen Wert an sich!

Ich finde es normal Wünsche, Hoffnungen und Bedürfnisse auch auf seine Kinder zu projizieren und sich zu wünschen, dass sie die besten Startchancen in ihrem Leben haben.
Hohe Intelligenz hat einen enormen gesellschaftlichen Stellenwert, an sie ist die Erwartung einer glorreichen Zukunft gekoppelt, in der die tumben "Normalos" dem eigenen Genie als Konkurrenz später nicht im Wege stehen.

Daher wundert es mich nicht, dass einige Eltern regelrecht abheben, wenn sie die Diagnose HB erhalten, was sie dann auch lauthals in die Welt schreien müssen, auch wenn sie dafür 10 mal testen ließen.

Aber diese Eltern sind die Ausnahme!

Die meisten Familien mit begabten Kindern sind freundlich, offen, großzügig und tolerant.
Denn nur auf so einem Nährboden gedeiht ein wacher Geist.:-)

Anfang der 5. Klasse hat ein Mitschüler meinem Sohn unverhofft einen dicken Ast auf den Kopf geschlagen.
Die Mutter argumentierte stets , dass ihr mathematisch hochbegabtes Kind so unterfordert sei, dass es ab und zu mal Frust ablassen müsse, das solle man nicht persönlich nehmen!
Tja, es wundert mich nicht, dass Hochbegabung manchmal auf wenig Verständnis stößt.:-(

Sie ist doch keine Entschuldigung für asoziales Verhalten, sie ist kein Grund zum Jammern,
se ist keine Bürde, die man in einer intoleranten Gesellschaft tapfer ertragen müsste.

Sie ist ein Geschenk und vielleicht auch eine Verantwortung gegenüber einer Welt, in der man durch besondere Fähigkeiten zum Wohle aller seinen kleinen , bescheidenen Beitrag leisten kann.
Wer Intelligenz wie einen Besitz gierig verteidigt, damit ständig kokettiert und auf permanente Profilierung aus ist, hat sie echt nicht verdient!

Kinder übernehmen solches Gebaren leider von ihren Eltern und entsprechen dann diesem Klischee des altklugen Kotzbrockens,
aber ich bleibe dabei,
das ist die Ausnahme! :-)

10

Andererseits wäre es schön, wenn die Umwelt begabten Kindern erstmal ganz unvoreingenommen engegenträte.

Sie sind doch einfach nur Kinder, mit alle Stärken und Schwächen wie alle anderen auch.

Und teilweise haben sie andere Bedürfnisse, lernen schneller, verstehen komplexe Zusammenhänge sofort und driften mit den Gedabken ab, wenn die Hälfte der Zeit, die sie in Schulen verbringen, aus Warten besteht.
Manchmal stoßen sie nie an ihre Grenzen, manchmal sind sie aus Gedankenlosigkeit überheblich , dann brauchen sie jemanden, der sie wertschätzt und zurückstutzt und nicht immer mehr in Aussenseiterollen rutschen lässt.

Menschen leben mit Menschen, es gibt immer gegenseitige Beeinflussungen und sich verstärkende Effekte.
Sehr begabte Kinder sind ein wenig anders,
wir sollten es nicht einfach hinnehmen, dass diese sich ausgrenzen, weil sie meinen mit den anderen nichts anfangen zu können oder dass sie ausgegrenzt werden, weil sie
nerven!:-(