ADS-Neurofeedback-Erfahrungen

Hallo ihr Lieben,

bei meinem Stiefsohn wurde vor kurzem eine leichte ADS festgestellt. Er besucht gerade die dritte Klasse und ist ein recht guter Schüler. Seine Noten liegen im Zweierbereich. Er ist nicht hyperaktiv, eher ruhig, kann sich aber schlecht lange konzentrieren und hat wenig Ausdauer bei Fleißaufgaben. Er macht deswegen oft Flüchtigkeitsfehler, die nicht sein müssten. Er ist ein kleiner Chaot, verschludert ständig Sachen, vergisst oft an Sachen zu denken und kann sich schlecht organisieren. Soziale Probleme hat er keine. Er ist gut integriert in die Klassengemeinschaft und hat auch eine handvoll gute Freunde. Er ist ein lieber Junge, der weder zu Hause, noch in der Schule Schwierigkeiten macht. Er ist auch sehr einsichtig, nur leider kann er einige Dinge einfach nicht änderen. Ergotherapie brachte bisher eher mäßigen Erfolg.

Kurzum bei ihm ist es nicht so ausgeprägt, dass er Medikamente nehmen müsste, worüber wir sehr froh sind. Jetzt wurde uns von der Lehrerin nahegelegt über Neurofeedback nachzudenken.Was vor allem seine Konzentration verbessern soll. Wir haben uns schlau gemacht und das was ich darüber gelesen habe ist auch vielversprechend. Aber leider auch sehr teuer, da die KK das nicht bezahlt, müssten wir es aus eigener Tasche zahlen. Deshalb wollte ich vorab mal Fragen ob hier jemand Erfahrungen mit Neurofeedback und ADS hat und ob es was gebracht hat. Vielen Dank im Voraus.

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Vielleicht sehe ich das als einzige so aber, warum seht ihr überhaupt Handlungsbedarf?

Das was du beschreibst, trifft auf viele Kinder zu (meine 2 Söhne mit eingeschlossen) und abgesehen von den Flüchtigkeitsfehler (die viele machen und bei ihm aber keine schlimme Folgen haben), hat er keinerlei Nachteil/Leiden mit seinem Verhalten.

Muss man alles therapieren? Darf man nicht einfach schusselig sein? Ich bin es auch...

LG,
Natalia

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Ich bin durch die Lehrerin etwas verunsichert. Auf der einen Seite hat er gute bis sehr gute Noten, auf der anderen Seite träumt er im Unterricht häufig vor sich hin, arbeitet langsam, weil er sich schnell ablenken lässt und hört nicht richtig zu. Sie sagte, dass er das jetzt noch kompensieren kann, weil er recht pfiffig ist, aber dass das vor allem auf weiterführenden Schulen zu Problemen führen kann. Ich mache mir da irgendwie Gedanken. Möchte mir später keine Vorwürfe machen, dass wir da nichts unternommen haben.

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Ok. Das kann ich gut verstehen.

Aber ich sehe dieses Übertherapieren sehr skeptisch.

Wie gesagt, in vielen was du beschreibst, erkenne ich sowohl meine Kinder (vor allem den Kleinen, auch in der 3. Klasse) als auch mich.

Ich finde da besteht ein Gefahr, den Kindern zu vermitteln, sie sind nicht richtig, so wie sie sind. Als würde man nur Perfektion zulassen.

Wenn da Probleme sind, wenn die Kinder leiden oder deren Umgebung, dann muss was unternommen werden. Sonst kann man die "Macken" einfachso hinnehmen.

So ein bisschen wie mit einer Vermutung in Richtung Hochbegabung. Nicht immer besteht Handlungsbedarf.

Und in Sachen Schusseligkeit: vieles erledigt sich mit dem Alter. Der Große hat in der Grundschule wirklich fast wöchentlich irgendeine Jacke/Pulli verloren. Er ist jetzt in der 8. und ich weiß gar nicht, wann er das letzte Mal was verbummelt hat.

LG,
Natalia

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Hallo,

Bei einer eher leichteren Ausprägung würde ich das bei meinem Kind bestimmt probieren.
Vorausgesetzt, dass das finanziell stemmbar ist.

Ich kenne ein paar Kinder, bei denen es gut und nachhaltig gewirkt hat.

Die Studienlage gibt auch Grund zum Optimismus:

http://www.adhs-feedback.de/studien/

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Wie geht es denn deinem Stiefsohn?

Hat er Leidensdruck?

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So wie ich das verstanden habe, nicht wirklich.

Es scheint eher die Leherin, diejenige zu sein, die Handlungsbedarf sieht.

LG,
Natalia

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Es kommt darauf an, wer das Neurofeedback anbietet. Beim Kinderpsychiater musss man es selber bezahlen, beim Ergotherapeuten geht es auf Rezept.

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Danke für den Tipp. Hast du selbst Erfahrung mit Neurofeedback?

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Nein, wir hatten nur schon intensiv mit unserem Kinderpsychiater darüber gesprochen. Aber da unser Sohn jetzt in der Oberstufe des Gymnasiums ist, hatte er nie die Zeit dafür...Er nimmt gerade lieber nur Medikinet.

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Hallo! Ich bin Sonderpädagogin, arbeite mit Kindern die Schwierigkeiten im Bereich Lernen, Sprache oder Emotionale und Soziale Entwicklung haben. Einer meiner Schüler (Förderschwerpunkt Sprache) hat auch ADS und "träumt" in längeren Arbeitsphasen oft. Dadurch arbeitet er extrem langsam. Er ging ca. ein halbes Jahr zum Neurofeedback (ich glaube allerdings dass es bei ihm die Krankenkasse gezahlt hat), und seine Konzentrationsleistung hat sich stark verbessert. Seine Eltern merken es laut eigener Aussage zu Hause auch. Ich kann es also empfehlen. LG

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Hallo,
ich war selbst als Schülerin eher verträumt und unaufmerksam - auch schusselig.
Ich habe es einerseits irgendwie nicht auf die Kante gekriegt, mich besser zu konzentrieren - andererseits war es auch nicht so notwendig, meine Noten waren ok.

Wenn man dagegen etwas tun kann würde ich sagen: versucht es! Erstens, weil es ja u.U. vielleicht hilft. Zweitens, weil es dem Kind deutlich macht, daß so ein halbherziges "reicht doch" eben nicht reicht. Da bin ich voll bei der Lehrerin: wie schade, wenn das Kind noch deutlich besser sein könnte, man aber immer an Grenzen stößt, weil es sich nicht richtig konzentriert. Vielleicht reicht es schon, wenn der Junge dadurch merkt, dass seine Noten zwar ok sind, man ihm aber mehr zutraut. Gerade aus der Kombination "gute Noten - Schwierigkeiten, sich zu Konzentrieren" kann ja sehr schnell ein resigniertes "so bin ich eben,aber das reicht ja" werden.
Ich habe da als Kind ganz viel Potential verschenkt und bedaure das im Nachhinein.

Nur so aus Interesse: wie entdeckt man bei einem guten Schüler mit anständigen Noten und normalem Sozialverhalten ADS? Das kommt doch nicht als Zufallsbefund bei einer U-Untersuchung raus...

LG!

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Er wird schon seit seiner Geburt vom SPZ betreut. Er war ein Frühchen, hatte Regulationsprobleme, war motorisch verzögert, hat noch immer leicht feinmotorische Defizite. Die Konzentrationsprobleme sind bereits in der ersten Klasse aufgefallen. Bei der jährlichen Kontrolle im SPZ habe ich das angesprochen, aber da er damals sehr gut in der Schule klar kam, sahen wir noch keinen Handlungsbedarf. Die Konzentrationsprobleme waren aber weiterhin immer wieder Thema und so wurde er dann im SPZ getestet. Hoffe ich habe deine Neugier damit gestillt.

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;-)
Ja, danke!
Es hatte mich nur gewundert, wie man das "einfach so" entdeckt - aber dann ist alles klar.
Vielleicht haben ja auch mehr Leute ADS, als man so denkt... Nur werden die nicht so genau untersucht...

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gut, -- alle Einzelheiten wirst du in einem Forum nicht schreiben, -aber oberflächlich klingt das eher so, dass ihr mehr Konzentrationsübungen machen solltet, als dass man hier gleich schon wieder die Super-Schublade ADHS rausholt.... Medikamente? bei dem was du beschreibst? krass....

Ich kann dir nur sagen, dass wir mit unserem Sohn einfach viel Fokus und Ausdauer geübt haben ... knobelaufgaben, bei denen man sich voll konzentrieren muss.... --- 1x1 auf Zeit und so kucken, dass eben immer mehr Aufgaben in den 10 Minunten geschafft werden usw.... ---
Kauft euch Sanduhren und übt in kleinen SChritten täglich Fokus und "dabeibleiben", bei so Sachen, wie Alphabet rückwärts aufschreiben, Einmaleins, Kettenaufgaben usw...

Kettenaufgaben haben anscheinend bei unserem Sohn am meisten geholfen, ihm zu zeigen, was Fokus überhaupt ist ....