Wie ausreichend Selbstbewusstsein mitgeben ohne einen Narzisten zu erziehen?

Hallo zusammen,

mein Sohn, seit Ende August in der 1. Klasse, hat gestern Nachmittag ganz fürchterlich geweint. Ein älterer Junge in der Schule hätte "Penis" zu ihm gesagt und gemeint, dass mein Sohn uncool sei.

So weit so gut, solche Dinge passieren (leider).
Ich frage mich jetzt allerdings, wie ich meinem Sohn eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mit auf dem Weg geben kann ohne es zu übertreiben und am Ende des Tages einen von sich eingenommen Narzisten zu erziehen? Habe die Befürchtung, dass die Grenze vielleicht doch recht schmal ist.

Wie bestärkt Ihr Eure Kinder in Ihrem "Sein"?

Grüße,
fuxx

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Moin,

vor allem, indem die Erziehung umfassend ist und sich nicht nur an dem Wohlergehen des eigenen Kindes bemisst. Sich selbst wahrnehmen - aber andere auch sehen und sich in Gruppen einfügen können. Das sollte das Ziel sein, denke ich.

Natürlich muss sich kein Kind Schimpfwörter gefallen lassen - ich habe immer, wenn meine Kinder um Rat gefragt haben, gesagt, dass sie am besten mit einem guten Spruch kontern, z.B. "nur Feiglinge ärgern kleinere Kinder" o.ä. Aber nur, wenn das Kind einen Rat will, sonst nicht einmischen.

Andererseits sollte man eben nicht in der Schule den wild gewordenen Anwalt des Kindes spielen ... solche Mütter gibts leider zu oft. Stichwort: "Ich finde aber, der Aufsatz ist ne 2" oder bei jeder Strafe protestieren und den Lehrer zur Rede stellen. Wenn die Kinder denken, sie sind der Nabel der Welt, sind sie leider schlecht gemeinschaftsfähig.

Also wie so oft der gesunde Mittelweg :-)

LG, Nele
mit Junge (11), Mädchen (7) und Mädchen (7 Monate)

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Hallo!

Das Kontern ist zwar prinzipiell ne gute Sache, aber es gibt Kinder, die haben ein unwahrscheinliches Talent, sich selbst den Lehrern gegenüber als Opfer darzustellen. Meine Tochter beklagt sich auch immer mal, dass sie von dem einen oder anderen Mitschüler geärgert wird. Wenn ich ihr dann sage, sie soll sich wehren, bekomme ich immer wieder zur Antwort: "... geht dann zur Frau B. und dann bin ich wieder die Böse, auch wenn ich mich nur gewehrt habe." Allerdings würde sie sich selber nie bei der Klasseenlehrerin über andere Kinder beschweren, weil Petzen für sie das schlimmste ist.

Was das Auftreten in der Schule angeht, gebe ich Dir durchaus Recht, wenn Eltern immer alle Probleme ihrer Kinder lösen, hilft ihnen das herzlich wenig. Es gibt aber Situationen, wo man durchaus als Eltern eingreifen muss und darf. Wenn der Altersunterschied zwischen den Kindern zu groß ist und das kleinere Kind seine Probleme nicht alleine in den Griff bekommt, darf man sich ruhig einmal an den Klassenlehrer wenden.

LG

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Hallo!

Solche Sachen wären meinem Sohn ziemlich egal. Er geht jetzt seit 4 Wochen in die Schule und wird von den Großen immer "Lauch" genannt. Ihn stört das nicht - ganz im Gegenteil. Wenn es ihn aber stören würde, würde ich ihm sagen, dass ihm die Sprüche der Großen egal sein sollten. Und wenn mein Sohn sich darüber beklagen würde, dass die Großen ihn "uncool" nennen, würde ich ihm als Antwort an die Hand geben "Findest Du es etwa cool, kleinere Kinder zu ärgern?" Vor allem aber würde ich meinem Sohn erklären, dass Kinder, die kleinere Kinder ärgern, meistens selber nichts auf dem Kasten haben. Wer stark ist, misst sich mit Seinesgleichen und nicht mit Schwächeren.

Allerdings musste ich nach 2 Wochen Schule auch erfahren, dass mein Sohn regelmäßig von einem Klassenkameraden seiner großen Schwester (4. Klasse) geärgert wurde - das ging so weit, dass ein Junge den Ranzen meines Sohnes aus der Schule geholt hat (mein Sohn war gerade dabei, sich die Hausschuhe anzuziehen und hatten den Ranzen dabei an der Garderobe stehen), damit nach draußen gelaufen ist und den Ranzen in den Dreck geschmissen hat. Das habe ich dann allerdings tatsächlich der Klassenlehrerin der Großen erzählt, die hat dann mit der Klasse gesprochen, und seit dem ist nichts mehr vorgefallen (mein Sohn hätte mir das aber nicht von sich aus erzählt, das kam erst heraus, weil ich nach den Flecken auf dem Ranzen gefragt hatte).

LG

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Hm, ich mache es eher umgekehrt...ich sage also, dass der "Penis-Sager" halt ein wenig beschränkt ist und daher solche Sachen vor sich hinbrabbeln muss.
Der ehemals beste Freund von meinem Jüngsten ist ein grausamer Angeber, der immer meinen Sohn nervt, dass er alles besser kann, er die tolleren Sachen hat usw. Stimmt alles nicht und ich habe meinem Jungen dann erklärt, dass der andere wahrscheinlich voller Selbstzweifel ist und es daher nötig hat, andere abzuwerten, um selber besser darzustehen.

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Dein Sohn bekommt eine dumme Bemerkung an den Kopf geworfen und du hast Angst, einen selbstbewussten Sohn zu erziehen, aus Angst das er gleich Narzist wird.....

O Ha, das wird natürlich kompliziert....

lg
lisa

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Ich finde das auch extrem schwierig. Ich galt immer als selbstbewusst, aber innerlich war ich ganz klein. Das war furchtbar, weil ich dass Gefühl hatte, dass mich niemand wirklich sieht.
Mein Weg bei meinem Sohn ist:
1. Du kannst immer selbst entscheiden, ob du dich ärgern willst oder nicht. Es wird immer Menschen geben, die dumme Sachen sagen, von denen man sie nicht abbringen kann. Aber wie du damit umgehst, kannst du entscheiden.

2. Täter sind meist Opfer von anderen und innerlich ganz klein/ viel kleiner als du.

3. Schlagfertige Sätze an den Täter wie : Es tut mir leid, dass du ein Problem (damit) hast. In eurem Fall "Es tut mir leid für dich, dass du mich uncool findest o.ä.

Da 3. wirklich schwierig ist, hoffe ich, dass 1 und 2 erstmal helfen.

Dann versuche ich meinem Sohn zu zeigen, dass er ein toller Mensch ist, es sich aber lohnt zu gucken, welches Verhalten gerade angebracht ist, auch wenn einem nach was anderem zu Mute ist. (Also alle Emotionen sind ichtig, aber schau, dass du angemessen mit ihnen umgehst) Damit sollte er schon mal bei allem Lob kein Narzist werden. Toitoitoi....

Alles Gute!

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Ich finde nicht, dass Selbstbewusstsein wirklich was mit Narzissmus zu tun hat.

Ich finde, man kann es ganz klar daran auftrennen, dass die Handlungen eines selbstbewussten Menschen eigenverantwortlich sind und die eines Narzissten egoistisch egozentrisch. Die Selbstverliebtheit wird zum eigenen Schaden. Manchmal mag das ja zusammenlaufen, aber jemand der selbstbewusst ist, erkennt vor allem auch die Verantwortung für sich als Teil in seinem sozialen Umfeld.

Er weiß dass er Stärken hat, er kennt seine Ziele, er kümmert sich um sich und sein Leben, er steht aber auch zu seinen Fehlern, er lässt Hilfe zu und fordert sie gezielt ein ohne sich zu schämen. Er lässt sich nicht von Neidern irritieren, die ihm sagen er schafft etwas nicht, weil er eine genaue Vorstellung davon hat, dass er etwas kann und er verfolgt seine Träume als Ziele für sein Leben, weil er weiß, dass er alles nötige dazu besitzt oder sich aneignen kann oder durch die Hilfe anderer erwirbt.

Ich denke, dass selbstbewusste Kinder dadurch entstehen viel selbst mit gestalten zu können im freien Spiel mit anderen Kindern, sich viel selbst äußern und ausprobieren zu können, natürlich nicht zum Schaden anderer und mit den Regeln eines guten Zusammenlebens. Hat man die Verantwortung muss man für seine Entscheidungen ja auch gerade stehen lernen.

Ich denke, dass offene Gespräche wichtig sind, ich denke Ehrlichkeit ist wichtig. Wir sagen unseren Kindern oft nicht die Wahrheit, obwohl sie sie sehr gut tragen können. Und Zutrauen und Vertrauen ist super wichtig. Nicht so viele Ängste auf die Kinder übertragen. Nicht die Grenze für das Kind automatisch da ziehen, wo man vielleicht nur selber welche hat. Aufsicht ist wichtig, aber man darf nicht jeden Schritt ihres Leben kontrollieren. Ich denke, sie sollten spüren können, dass sie selbst am meisten darauf Einfluss haben wie eine Sache wird, ihr Tag wird, ihr Leben sich gestaltet.

Wenn man merkt, dass man etwas selbstständig schafft, dass man sich selbst helfen kann, dass man sagen kann, was man fühlt/denkt, dann wird man selbstbewusst.

Wie wäre es für das Kind mit Selbstverteidigung ? Sport allgemein? Wie wäre es damit ihm mehr zuzutrauen, wenn er sich an bestimmte Regeln hält. Z.b. das Areal in dem er sich alleine draußen bewegen darf nach der Schule, alleine Wege bewältigen, mit dem Fahrrad zur Schule fahren etc...all das kann die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung unterstützen.

Und Schlagfertigkeit hilft auch sehr. Da kann man sich ein paar Sätze zurecht legen für unangenehme Situationen. Das kann man üben.

Das einzige worauf man achten muss, ist das Kind beim selbst austesten nicht alleine zu lassen. Kinder wollen Regeln und Schutz. Sie wollen einen behüteten festen Rahmen. Der weitet sich dann Stück für Stück. Sie brauchen trotzdem unsere Aufmerksamkeit, Rückmeldung.

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Hi,
ich denke zwischen einem gesunden Selbstbewusstsein, das sich durch eine liebevolle, gleichwürdige,... Erziehung entwickelt und Narzissmus ist ein himmelweiter Unterschied, der Grat ist m.E. überhaupt nicht schmal.
In den Beiträgen hast du ja schon tolle Tipps bekommen, dazu, was du deinem Sohn an die Hand geben kannst.

vlg tina

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Entweder wortlos mit Augenrollen und Achselzucken den anderern stehen lassen und weiter laufen oder ihn darauf aufmerksam , dass er es uncool findet, wenn man denkt, wenn man andere beleidigt, als cool zu wirken.

Ich würde deinen Sohn nur erklären, sei es Mobber, Hater und nur Ärgerer, dass sie mit sich selber nicht zufrieden sind (evtl. Probleme in der Schule oder Zuhause haben oder einfach in Aufmerksamkeit oder Materiell zu kurz kommen und nur ihren Frust oder Neid, durch Ärgern oder Beleidigung von Anderen, nur abladen.Um sich dadurch stärker zu fühlen oder um Aufmerksamkeit zu erlangen. Die sind nicht cool, sondern eher zu bemitleiden. Aus dieser Sicht, stärkt er sich automatisch.

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Sorry, für die abgehackte Grammatik#schwitz

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Ich würde meinen Sohn feste drücken und ihm sagen, dass er der beste Junge auf der ganzen Welt ist. Dann würde ich sagen, dass der andere Junge ihn ärgern will, dass der gemein ist und er einfach weggehen soll. Das reicht. Ich finde nicht, dass man da noch irgendeinen ,coolen‘ Spruch mitgeben muss.