Wieviel Eigenverantwortung in Klasse 5

Hallo zusammen,

unser 10 Jähriger Sohn besucht seit dem Sommerferien ein Gymnasium (NRW). In der Grundschule war er schon vergesslich, hat es aber in der gesamte vierten Klasse ganz gut geschafft alles alleine hin zu bekommen.
Jetzt auf dem Gym klappt das nicht mehr. Wir haben im Vorfeld einiges gemacht um die Selbstorganisation zu erleichtern. Nun gab es den ersten "blauen Brief". Er hat mehrfach in einer Woche seine Hausaufgaben nicht erledigt und es fehlten wohl Materialien. Auch vorher gab es immer mal wieder einen Stempel im Heft, dass er etwas nachholen müsse.
Ich weiß nicht inwiefern ich da mit in der Verantwortung stecke. Wenn er Hilfe erfragt, dann bekommt er Sie. Wenn er Materialien benötigt, dann besorge ich diese / besorgen wir diese gemeinsam. Nach der Schule achte ich darauf, dass er sich hinsetzt. Er arbeitet dann auch. Eine inhaltliche Kontrolle erfolgt bisher nicht durch mich. Ich frage nach Elternbriefen, Arbeiten oder Tests, frage ob er Hilfe benötigt wird und ob er alles hat was er braucht, usw.. Wenn Arbeiten geschrieben werden, verschweigt er das. Hausaufgaben notiert er nicht vollständig in seinem Buch. Material scheint gefehlt zu haben, das etwas benötigt wurde wusste ich nicht.
Vom Ablauf her haben wir vereinbart das er zuerst alle Hausaufgaben erledigt, die an dem Tag aufgegeben wurden, dann die Tasche neu packt und sich dabei die Sachen der Vorstunde durchliest und noch mal kontrolliert ob alle Aufgaben erledigt sind, im Anschluss werden Vokabeln gelernt. Er ist immer mit allem schnell fertig. Das war in der Grundschule auch so, nur das es dort kein verstärktes Problem mit fehlenden Hausaufgaben gab. Dort fiel im aber auch alles zu. Er musste nicht lernen um einen guten 1,x Schnitt zu halten.

Nun frage ich mich, ob ich ihn zu sehr alleine lasse. Ob die Umstellung zu groß ist um diese selbst hinzubekommen? Er hat nicht gelernt zu lernen. Und die groß angekündigten Stunden zu Beginn des Schuljahres zum Thema "Lernen lernen" hat er entweder schlicht nicht als solche erkannt, oder die haben nicht statt gefunden.

Notentechnisch war von 1- bis 5 schon alles dabei. Die 5 ganz zu Beginn, als der erste Vokabeltest "überraschend" geschrieben wurde. Es überwiegen die Noten 3 und 2. Das finde ich völlig in Ordnung.

Was nun tun, damit sich eine solche Schlamperei nicht einschleicht? Mehr prüfen, mehr begleiten?

Lg

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dann solltest Du mit ihm "lernen-lernen" -- und organisation lernen...

wenn er jetzt schon. bevor es richtig losgeht, bewusst verweigert (HA nicht aufschreibt, Arbeiten verschweigt), finde ich das jetzt für einen Start im Gym nicht wirklich so der Renner...

ich lese mit meinem Sohn jeden tag die Tagesaufschriebe durch (bzw. fliege drüber) und er korrigiert die Rechtschreibung so gleichzeitig wie er eben den Tagesaufschrieb wiederholt.

Klar: vokabeln abfragen, - auf Arbeiten lernen usw... das muss schon auch von ihm kommen, und wenn er die Termine verschweigt, dann musst du einen Weg finden, ihm hier aufzuzeigen, dass das eben nicht gut geht....
da hab ich zum GLück einen Sohn, der zwar viel vergisst, wenn man einfach so nachfragt , - aber in der Schule alles aufschreibt, -- also lese ich jeden Tag das Hausaufgabenheft durch und er schreibt die Termine dann in den Wandkalender...

wenn DU vermutest, dass er was an die Wand fährt, wenn Du ihn noch zu viel alleine mit dem ganzen lässt, -- dann mache einfach mehr bzw. sei einfach mehr hintendran...

lernen müssen sie selbst,--- aber organisieren und Lernpläne schreiben oder post-It an die relevanten Stellen kleben, kann man als Mama durchaus mal helfen...

Ich bringe meinem Sohn bei, sich für eine Woche vor einer Arbeit einen Lernplan mit Post-it an den Wandkalender zu pappen, der dann täglich stur abgearbeitet wird... --- für mich also nur einmal eine Woche vorher etwas coaching-Hilfe -- aber den Rest macht er dann alleine und ich korrigiere evtl. nur noch bzw. frage ab.
DIe Post-it Sache gefällt meinem Sohn, weil er jeden Tag das gelernte wegmachen und verknüllen oder verreissen kann.... --- eine ganz nette Technik für ihn.... --- er ist auch schon mal drauf rumgehüpft, als es mal gar nicht klappte.... --- netter Spaß für 5t-Klässler :) .......

Inzwischen macht er das schon in Ansätzen alleine und ich denke, Ende der Fünften hat er dieses System einigermassen erfolgreich übernommen und Mama-Coaching ist nicht mehr nötig....

also bei UNS, -- mit dem unselbständigen Stand, mit dem sie die Grundschule verlassen haben, wäre es hier keinem frischen 5.Klässler ohne etwas Mama gelungen, auch nur mittelmässige Noten zu schreiben...

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Danke für Deine Antwort. Da sind gute Ansätze dabei!
Liest du mit ihm zusammen nicht nur die Notizen zu den Hausaufgaben, sondern auch die Dinge aus dem Unterricht?

Ich bin mir nicht sicher ob manche Dinge bewusst verschwiegen werden. Oder ob er es tatsächlich verschusselt?

Ich habe mich mal auf die Lehrersprechstunde bei dem entsprechendem Fachlehrer eingetragen.

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ich überfliege tatsächlich jeden Tag die Schul-Aufschriebe. -- ganz einfach, weil es Heftnoten gibt und mein Sohn ein unordentlicher Schreiber ist. Total motorisch unbegabter Linkshänder....

Rechtschreibung lass ich ihn korrigieren, aber eben auch (z.B. Reli, da ist die Heftnote 40%) Bilder anmalen und Dinge mit Lineal unterstreichen usw... --- hier hauen die, was die Schwierigkeit der Arbeiten angeht, richtig auf den Putz und ich weiß, dass ihm hier eben gute Heftnoten helfen werden ---

das organisatorische beibringen läuft dann eben nebenher... sind nur ein paar Minunten täglich, - aber bringen durchaus effekt... -- er hat nämlich kein Bock, dass ich immer so viel korrigiere und siehe da: -- es wird so langsam von selbst ordentlicher :) ....

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Hallo.

<<<In der Grundschule war er schon vergesslich, hat es aber in der gesamte vierten Klasse ganz gut geschafft alles alleine hin zu bekommen.>>>

Wenn du das weißt und es nicht wirklich bis jetzt geklappt hat, warum bleibst du dann nicht mit mehr Kontrolle dabei. Mein Sohn ist genauso, ich kontrolliere trotzdem noch mal alles. Er braucht es einfach noch und ist auch froh darüber. Aber es wird immer weniger, denn er bekommt mehr Sicherheit und auch die eigene Kontrolle.

<<<Wir haben im Vorfeld einiges gemacht um die Selbstorganisation zu erleichtern.>>>

Was habt ihr genau gemacht, um es ihm zu erleichtern. Das scheint ja nicht angeschlagen zu haben. Er hat ein Schulwechsel, also die Ansprüche extrem höher geschraubt. Und gerade jetzt soll er es alleine schaffen. Ich würde an deiner Stelle wenigstens noch bis zum Halbjahr die Kontrolle verschärfen. Er muss sich zweifach umstellen. Schulisch und auch, dass du nicht mehr so intensiv kontrollierst. Ich denke, jetzt solltest du ihm diese Aufgabe noch nicht so übertragen. Das wird sich ergeben mit der Zeit. Er muss schulisch den Anschluss erst mal wuppen. Dann kann die weniger Kontrolle erfolgen.

Alles Gute.

LG

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Er hat es in Klasse 4 gut geschafft. Auch wenn es nicht leicht war.

Wir haben den Schreibtisch den Lernbereich sehr gut strukturiert. Es ist übersichtlich und einfach. Grundsätzlich kommt er auch zurecht. Ich habe mit ihm die Abläufe, die ich oben erklärt habe, besprochen und mehr als nur einmal angeboten zu helfen.
Ich werde ihn ab heute wieder beim packen begleiten und zeitgleich die Vollständigkeit der Hausaufgaben kontrollieren. Sofern er diese denn notiert hat.

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#pro

Ich bin bei vielem auch noch dabei, aber halte mich erst mal im Hintergrund. Dennoch erleichtert es meinem Sohn, wenn er weiß, Mama schaut doch noch mit. Für das Eintragen der HA, ja da kann man ńur vertrauen und ihm immer wieder sagen, es bringt nichts, wenn er es vergisst einzutragen. 'Er muss es ja dann am nächsten Tag nachholen und das will er ja auch nicht. Also klappt es ganz gut, zumindest erinnert er sich dann doch.#schein

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Hallo,

gab es nur diesen "blauen Brief" oder auch ein Gespräch der Lehrer mit deinem Sohn direkt?

Meine Tochter besucht ebenfalls die 5. Klasse eines Gymnasium und bei uns wurde beim 1. Elternabend gesagt, dass es ein Belohnungssystem gibt. Dieses System beinhaltet jedoch auch, dass ein Gespräch mit den Klassenlehrern und Schüler stattfindet wenn diese mehr als 3 mal die Hausaufgaben nicht oder nicht vollständig haben und sie mehr als 3 mal Materialien nicht dabei haben. Wenn dieses Gespräch nicht die gewünschten Ziele bringt, dann treten die Lehrer an die Eltern heran.

Ich finde dies ganz sinnvoll. Denn die Verantwortung soll schließlich an die Kinder übertragen werden. Wenn wieder die Eltern einen "blauen Brief" bekommen nimmt man dem Kind die Verantwortung doch eher ab.

Zuhause für einen angenehmen und leicht zu organisierenden Arbeitsplatz zu Sorgen, finde ich einen wichtigen Punkt. Der Rest muss doch vom Kind kommen, vielleicht auch wenn er schlechte Noten als direke Konsequenzen sieht.

Vor den ersten Klassenarbeiten in jedem Hauptfach sollte die Klasse meiner Tochter einen Nachmittags- Stundenplan anfertigen. Dort haben sie alle fixen Termine (Hobbys o.ä.) und Zeit für Hausaufgaben markiert. Danach gingen sie mit den Klassenlehrern die Lücken durch wo Platz fürs Lernen auf die Klassenarbeiten ist. Eventuell hilft deinem Sohn so ein Stundneplan für den Anfang?
Außerdem sollte er sich konsequent alle Hausaufgaben aufschreiben.

Allgemein würde ich an euer Stelle weiterhin Hilfe anbieten, eurem Sohn jedoch die Verantwortung übertragen. Es ist schließlich seine Schule und es sind seine Noten.

Grüße
jojo

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Das System hört sich gut an. So etwas wurde bei uns nicht erwähnt.
Der Stundenplan klingt gut. Wir haben etwas ähnliches gemacht, aber das beinhaltet nur die Freizeit. Das versuche ich mit ihm umzusetzen. Danke für den Tipp!

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Hallo.

<<<Meine Tochter besucht ebenfalls die 5. Klasse eines Gymnasium und bei uns wurde beim 1. Elternabend gesagt, dass es ein Belohnungssystem gibt.>>>

Unser Klassenlehrer hat so etwas auch eingeführt. Ein monatliches Punktesystem. D. h. die Eltern bekommen jeden Monatsende einen Zettel mit der Übersicht, vergessene Hausaufgen oder Arbeitsmaterialien sowie auch fehlende Tage und die Zensurenübersicht. Ich bin echt zufrieden damit. Denn man bekommt die mündlichen Zensuren ja meistens gar nicht mit.

LG

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Kann dir nur wärmstens das Buch "Gute Noten ohne Stress", von Rainer Ammel ans Herz legen.

Es ist auf Gymnasialkinder zugeschnitten und der Auto will darauf hinaus, dass die Kinder selbständig werden..mit Hilfe der Eltern.

lg

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Das Buch stellt auch die o.g. Lernpläne für den Nachmittag vor u.v.m

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Wenn ich weiß mein Kind ist kein Organisationsgenie würde ich jetzt doch noch viel überprüfen und unterstützen und aufzeigen. Ich glaube jeder Schulwechsel ist hart. Und viele Kinder brechen da erst Mal ein. Und ich weiß selber noch wie aufregend die 5. Klasse Gymnasium war. Wie man erstmal keine Peilung hatte, sich das aber uns verrecken nicht anmerken lassen wollte, aber im Grunde doch einfach unsicher war. Ich finde, der Wechsel aufs Gymnasium ist ein großer Einschnitt und gerade beim Start würde ich viel helfen bis das Selbstvertrauen sich langsam aufgebaut und der Rhythmus mit dem man gut durch kommt sich gefunden hat. Und dann kann man immer noch die Zügel lockerer lassen, wenn man merkt es läuft und immer mehr in die Eigenverantwortung übergeben.

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Mehr prüfen, mehr begleiten, mehr kontrollieren. Auch mit Sanktionen dann arbeiten. Und das nicht nur in Klasse 5, sondern auch bis in Klasse 8-9