Schiedsrichter

Hi
Unser Sohn ist nicht mehr in einer Mannschaft aktiv und macht nur noch privat Sport. Erst hatte er Interesse am Trainerwesen. Er unterhielt sich mit einigen Trainern und dem Jungendleiter. Diese legten ihm ans Herz, auch über die Schiedsrichter Ausbildung nachzudenken (Fußball).
Sie stellten dann Kontakt zur zwei älteren Jugendlichen aus dem Verein her, die Schiedsrichter sind. Er ist total begeistert und möchte es gerne machen.
Ich habe da so meine Bedenken. Einer der Jungs aus seinem Verein, ist 15 Jahre alt. Er ist in einer Damen Liga tätig und mein Sohn hat ihn bei einem Spiel begleitet. Dort wird sich wohl teilweise ziemlich über ihn lustig gemacht. Auch aus dem Publikum heraus. Mein Sohn nimmt sich Kommentare anderer schon zu Herzen und ist nicht unbedingt das Selbstbewusstsein in Person.
Aber das könnte ja auch eine Möglichkeit sein, die ihn wachsen lässt.
Allerdings, erst kürzlich stand in der Zeitung ein Bericht über Gewalt gegen Schiedsrichter #zitter
Hat hier jemand Erfahrung? Oder ein Kind, das die Ausbildung hinter sich hat und als Schiedsrichter tätig ist?

GLG

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Hallo,

Als Schiedsrichter, egal ob Mann, Frau oder Jugendlicher, muss man ein gutes Selbstbewusstsein und Auftreten haben.

Reingerufen wird immer vom Spielfeldrand, das muss er aushalten können und auch mal Besucher des Platzes verweisen.

Wir sind viel mit unserem Sohn (Torwart) beim Fußball unterwegs. Was wir da schon an verbalen Entgleisungen von anderen Eltern erlebt haben, ist unglaublich. Und wir reden hier vom unteren Jugendbereich. Bei uns im Verein ist ganz klar, das Eltern die gegen den Schiri rein rufen und andere beleidigen nicht mehr zu den Spielen mitfahren dürfen (egal ob Heim- oder Auswärtsspiele)

"Unsere" jüngeren Schiris werden immer von älteren, ehemaligen Schiris begleitet, vor allem Auswärts.

LG
Tanja

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Das haben wir mit 2 Sportlern zum Glück noch nicht selbst so erlebt. Auch als Trainer hat man es da sicher nicht immer einfach!
Da muss ich ihn mal fragen, ob das hier nicht der Fall ist. Ich weiß nur, dass der Vater von dem Jungen dabei war (der aber mit dem Sport nichts am Hut hat).

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Darf ich mal fragen, wie alt dein Sohn ist? Und hat ihn das Verhalten bei dem Damenspiel gestört oder kann er damit umgehen?

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Er ist 13. Bei dem Spiel bei dem er dabei war, ging es noch recht friedlich zu. Er hat nach den Erzählungen schon etwas Respekt. Aber er wäre wohl nicht sofort im Erwachsenenbereich eingesetzt, das beruhigt ihn.

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Hallo,

gerade im Kinder- und Jugendbereich geht es vom Spielfeldrand aus hart zur Sache. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Schiedsrichter da viel mehr aushalten müssen. Gerade in den unteren Ligen. Je jünger die Kinder, umso mehr drehen die Eltern am Rad. Ich habe es bei einem Spiel erlebt, dass ein Vater aufs Spielfeld gelaufen ist und den jugendlichen Schiedsrichter dermaßen zur Schnecken gemacht hat, weil dieser nicht gesehen hat, dass der Ball im Aus ist. Ich habe meinen Neffen neulich zu einem Bambinispiel begleitet. "Wer hat denn die Flasche aufs Feld geschickt?", "Schiri, bist du blind", "Nehmt dem die Pfeife weg!", "Der ist völlig unfähig" waren da noch die harmlosen Zwischrufe.
Mein Sohn hat etliche Jahre im Leistungsbereich Fußball gespielt. Da kamen zwar auch öfters Zwischenrufe, es hielt sich aber in Grenzen. Da wurden auch Zuschauer des Platzes verwiesen wenn es zu extrem wurde. In der Kreisklasse, Kreisliga etc. habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass die Schiedsrichter einiges einstecken müssen, wenn überehrgeizige Eltern meinen einen Nationalspieler von morgen groß zu ziehen. Schuld ist immer der Schiri! Dies alles muss dein Sohn aushalten können. Er braucht ein unheimliches Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen.

LG
Michaela

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Hallo,

Ich kann dir nur vom Handball berichten....und dort werden Jungschiedsrichter immer nur zu Zweit und erstmal auch nur bei Kinder- oder Jugendspielen eingesetzt.

Ich denke in der Ausbildung werden auch solche Themen angesprochen und letztlich wird sein Selbstbewusstsein denke ich eher stärker wen er diese Situationen gemeistert hat.

LG

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Toll, dass dein Sohn daran Interesse hat! Ich kann aus der anderen Sicht berichten: ich habe als Frau die Fußball-Schiriausbildung gemacht und war dann im Männerfußball tätig. Vor allem U14 bis U18. Naja, einfach war es anfangs nicht. Den Jugendlichen war es ziemlich egal wer da pfeifft, die Trainer fanden es ungewöhnlich, aber oke. Am schlimmsten waren die Mütter der Spieler - da waren verbale Entgleisungen dabei, dass man es kaum glaubt.

Zusammengefasst musst man dafür einiges aushalten, aber es stärkt definitiv den Charakter! Sportlich ist es auch nicht ohne - man läuft sehr viel (und meistens in ungewohnt rückwärts).

Mir hat es sehr gefallen, habe es aber leider nicht sehr lange gemacht, da meine "Chefs" in meiner Region überhaupt keine Rücksicht auf mein Studium und meine Arbeit genommen haben und ich so in Zeitnot kam.