Hilft Training bei dichotischer Hörschwäche (AVWS-Testung)?

Hi,

hat hier jemand Erfahrung mit dem Training bei Hörschwächen?

Meine Tochter (12) hatte kürzlich eine Untersuchung auf AVWS. Ich hatte den Kinderarzt darum gebeten, weil sie in letzter Zeit doch immer mal bei Sachen nachgefragt hat, was sie nicht verstanden hat. Und die Wörter, die sie nicht verstanden hat, waren oft so, dass da Silben fehlten und sie aus zwei Wörtern ein Phantasiewort gebildet hatte. Unser Kinderarzt hat ADHS diagnostiziert. Außerdem ist sie hochbegabt. Beides macht die AVWS-Untersuchung, glaube ich, nicht einfacher. Jedenfalls hat sie fast alle Tests problemlos und eher überdurchschnittlich absolviert. Nur der dichotische Test war auffällig. War waren extra nochmal da, auch noch in Kombination mit einem Konzentrationstest (der Pädiaudiologe hatte es beim ersten Besuch auf die Konzentration geschoben). Aber es blieb dabei.
Dann hieß es, ja, sie hat da eine Hörschwäche, aber das würde sie eben durch ihre Intelligenz ausgleichen. Da könne man nix machen.

Auf der anderen Seite hatte ich gehört, man könne da schon was trainieren. Damit es dann für das Kind eben auf Dauer nicht so anstrengend ist, wenn man permanent durch erhöhte Konzentration ausgleichen muss.

Google führt mich schnell zum Stichwort Logopädie und zu Trainings-CDs. Einer der ersten Hits war aber auch eine Studie mit dem Hinweis, das sei nicht trainierbar.

Hat hier jemand Erfahrungen?

Viele Grüße

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Hi, meine Tochter (11) hat das auch. Wir haben in der Umgebung keinen Logopäden gefunden, der das Training kannte bzw. anbot. Sie hat in der Schule einen Schallschutzkopfhörer, den sie für Prüfungen benutzt. Viel mehr kann man leider nicht tun.

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Hallo,
es gibt schon Therapien mit entsprechenden Ansätzen. Du kannst dich über Tomatis informieren. Auch das Audiva-System funktioniert so.
Nachteil: Es ist eine Möglichkeit. Das muß nicht funktionieren. Es ist keine Kassenleistung. Es ist teuer. Und dein Kind muß wirklich dran bleiben, sonst kann das nicht funktionieren. Das bedeutet täglich diese Melodien hören, auch wenn diese vielleicht nicht ganz den Musikgeschmack deiner Tochter treffen (das ist klassische Musik).

Auf der anderen Seite:
Deine Tochter lebt seit ihrer Geburt damit. Was für dich unvorstellbar und qualvoll ist, ist für sie vollkommen normaler Alltag. Sie kennt es nicht anders. Hast du sie mal gefragt, ob sie es anders WILL? Jede Änderung, sei es nun durch eine Therapie (die VIELLEICHT hilft) oder Hilfsmittel, bedeuten gravierende Einschnitte im Leben deiner Tochter.
Komisch finde ich allerdings, dass das erst seit „letzter Zeit“ so ist - bei einem 12-jährigem Kind. AVWS bemerkt man eigentlich deutlich vorher. Das wird nicht so spät plötzlich erworben. Gibt es andere Auffälligkeiten?

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Hi

- Hast du sie mal gefragt, ob sie es anders WILL?

Nein, ich wollte mich erstmal schlau machen; ist noch relativ frisch.

- Komisch finde ich allerdings, dass das erst seit „letzter Zeit“ so ist - bei einem 12-jährigem Kind. AVWS bemerkt man eigentlich deutlich vorher. Das wird nicht so spät plötzlich erworben. Gibt es andere Auffälligkeiten?

Wir haben schon immer scherzhaft gesagt, dass sie Brokkoli in den Ohren hat, aber bei den normalen Untersuchungen ist nie was aufgefallen.
Probleme haben wir seit dem ersten Schultag. Wollte nur nie jemand glauben, da sie nie gestört hat und die Noten ok waren. Sobald ich in einem Gespräch gesagt hab, dass sie gute Noten hat, wurde abgewunken. Dann sei ja kein Problem da. Unser Kinderarzt war der erste, der mich ernst genommen hat, hat aber direkt ADHS diagnostiziert. Und dann hieß es eben, es liegt daran. Erst in der vierten Klasse hat mich eine Lehrerin auf das Thema Hochbegabung angesprochen und ob wir sie nicht in so eine spezielle Schule schicken wollen. Es kam die fünfte Klasse und ich fing an, mein Kind als hochbegabt zu sehen. Zu dem Thema meinte der Kinderarzt, so ein Test würde die Kasse nur Geld kosten, ja, das würden die Eltern alle sagen, es sei kein ADHS, das Kind sei nur hochbegabt. Den Test hab ich dann privat angeleiert, einfach, weil ich's wissen wollte. Ja, jetzt hab ich's schwarz auf weiß. Und von AVWS hatte ich irgendwann hier im Forum das erste Mal gelesen.

Was neu ist, ist, dass sie jetzt verstärkt nachfragt und ausspricht, was sie glaubt gehört zu haben. Früher hat sie halt einfach den ganzen Satz nicht mitbekommen. Und 'jetzt' heißt so seit dem Herbst oder so. Aber auch in der 5. Klasse fiel mir das zunehmend auf, weil sie mit der englischen Aussprache so Schwierigkeiten hat.
Wir hatten Anfang Januar einen Kontrolltermin beim Arzt, und da hab ich dann gesagt, dass ich as abgeklärt wissen will. Dafür hab ich dann auch direkt eine Überweisung bekommen. Der Termin wäre eigentlich schon im März gewesen, da waren wir jedoch in Quarantäne, deswegen erst jetzt im Juni.

Und danke, über die System informiere ich mich.

Viele Grüße

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Dass sie jetzt nachfragt heißt aber auch, dass sie weitere Möglichkeiten des Verstehens für sich entdeckt hat. Sie lernt einfach damit klarzukommen.
Vielleicht liest sie von den Lippen...vielleicht sogar unbewusst. Beobachte deine Tochter und finde es heraus. Mein Ältester hat AVWS - aber bei ihm ist jeder Bereich auffällig. Das zieht natürlich einiges nach sich - von massiven Sprachproblemen (auch jetzt noch mit 14 Jahren funktioniert die Grammatik in der Lautsprache der Muttersprache (deutsch) keineswegs), natürlich LRS und selbstverständlich noch größere Probleme in jeder Fremdsprache. Aber AVWS ist kaum als Behinderung anerkannt. Die Probleme, die Kindern daraus erwachsen (können), werden gar nicht anerkannt.

Die Aussage des Arztes bezüglich dem IQ-Test finde ich witzig. Meine Kinder müssen alle 2 Jahre getestet werden. Mein Ältester schwankt immer zwischen 100 und 101. Aber aufgrund seiner AVWS, Sprachentwicklungsbehinderung und LRS versucht man ihn immer in den Förderbedarf Lernen zu schieben.
Mein Jüngster liegt im Bereich der geistigen Behinderung. Bei ihm versucht das Schulamt immer zu beweisen, dass ein Förderbedarf Lernen ausreichen würde. Verrückte Welt...

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Hallo, meine Tochter ist deiner ähnlich. Auffällig im Hören schon früh aber Tests erhaben nichts. Schuleingangsuntersuchung alles top bis zu den "Quatschwörtern", im Störschall nochmals viel schlechter. Pädaudiologen aufgesucht, Diagnose AVWS. Attest, Kind soll vorn sitzen und so, dass es das Mundbild der Lehrkraft sieht.
Richtungshören auch schlecht.

Super Noten ohne groß Lernen, auch jetzt auf dem Gymnasium. Aber die Ausgleichsleistung erschöpft, macht müde.
Kind wird von Erwachsenen häufig für unhöflich gehalten, dabei muss sie sich so fokussieren um alles mitzukriegen, dass sie die Umgebung regelrecht ausblendet.

Lange Rede kurzer Sinn: Kind trägt seit März testweise therapeutische Hörgeräte, die die Verarbeitungsstörung in ca 3-4 Jahren bessern bzw beheben sollen. Die erste Vergleichsmessung vor ein paar Tagen war schon so viel besser. Wir haben es aber schon vorher beim Kind gemerkt, sie kommt mehr aus sich heraus, ist weniger angespannt und verspannt, ist super akribisch mit den Geräten.

Wermutstropfen: Krankenkasse möchte nicht zahlen obwohl nicht teurer als eine FM Anlage - aber letztere ist eben im Hilfsmittel Verzeichnis für AVWS gelistet... Sind im Widerspruch gerade.

Bei Facebook gibt es tolle AVWS Gruppen, daher weiß ich überhaupt erst von dieser Möglichkeit der Therapie.

Liebe Grüße

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Hi,
Der Kleine hat AWVS diagnostiziert von der Gehörlosenschule, der Große hat alles und nichts, laut KJP, Pädaudilologen und Kinder Psychologen.

Der Große hat den ganzen Tag in der Schule geträumt, Antworten auf eine Frage, die kam nach gefühlten 10 min. Musste alles 10 x gesagt bekommen, Hausaufgaben waren sehr schwierig. ...........nach 4 Jahren, hätte ich ihn am liebsten ausgesetzt.

Dann erfuhr ich von Tomatis. Fahre seit 4 Jahre dort hin, und ihm hilft es. Auch die Lehrer die nicht an solche Sachen glauben, bemerkten einen großen Unterschied. Es ist immer noch nicht 100%, aber alles wurde um Längen besser.

Die Therapie bezahlen meine Eltern, Unterkunft und Verpflegung ich, dann ist es bezahlbar.

Beim kleinen hat man das AWVS gemerkt, laute Gruppen, und er machte nicht mehr mit. Sei es im Kiga Flur die Schuhe anziehen etc. Aber nur mit 2 Kindern, war er am schnellsten fertig. Gemeinschaftsklüngel, danach brauchte er eine Pause, lag vorm CD Player wie ein Stein, und regenerierte sich.

Ansprechen von hinten, Name rufen, evtl. Nochmal und dann die Anweisung. Ansonsten ging die verloren.

Gruß