Mein kind hat adhs

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Hallo meine lieben
Mein sohn ist 7 jahre alt und vor einem jahr haben wir die diagnose adhs bekommen wie geht ihr als mamas damit um.?
Ein kleines zappelwunderkind zu haben
Wir haben jetzt verschieden Therapien schon hinter uns und momentan machen wir noch eine ergo therapie und für die schule extra förderunterricht die lehrer legen mir jetzt ans herz es mit medikamenten zu versuchen er kann sich auf Dauer schlecht konzentrieren und hat grosse probleme im Thema rechtschreibung
Er ist halt ein wirbelwind der keine ruhe im popo hat
Aber um ehrlich zu sein habe ich grosse angst das er dadurch nicht mehr er selbst ist fals es echt dazu kommen muss und er Ritalin oder andere Medikamente nehmen muss
Was habt ihr für erfahrungen gemacht..?
Ich würde mich sehr freuen ein paar erfahrungen hören oder lesen zu können

Lg Vanessa 🌺

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Hallo,

mein Sohn hat ebenfalls ADHS, ist mittlerweile 19 Jahre alt und benötigt keine Medikamente mehr. Er hat mehrere Jahre Elvanse genommen. Vorher wurde Medikinet probiert, das hat bei ihm allerdings kaum Wirkung gezeigt. Du tust deinem Kind keinen Gefallen, wenn du ihm die Medikamente verweigerst. ADHS ist eine Stoffwechselstörung im Gehirn und nicht nur ein Energieüberschuss des Kindes. Sämtliche Therapien dienen nur dazu, dass das Kind den Umgang damit lernt, lindert aber nicht die Symptome. Das Zappelige ist nur eine Begleiterscheinung, die ihre wahr nehmt. Im Kopf deines Kindes ist allerdings wesentlich mehr durcheinander. Für einen ADHSler ist es extrem anstrengend den Tag zu überstehen, weil er ständig neu verarbeiten und fokussieren muss. Mein Sohn beschrieb den Alltag in der Schule so, dass er die ersten 10 Minuten dem Unterricht folgen konnte und er anschließend das Gefühl hatte, dass der Lehrer eine völlig andere Sprache spricht. Das Gesagte hörte er zwar, konnte es aber nicht verarbeiten. Ebenso sah es bei Tests aus. Gegen Ende der Arbeiten sah man deutlich, dass er gar nicht mehr genau wusste, was er da hingeschrieben hat. Dass Medikamente gegen ADHS den Menschen verändern ist Blödsinn. Dafür werden sie hoffentlich richtig eingestellt. Hier hat es 1 Jahr gedauert, bis das Richtige gefunden wurde und die richtige Einstellung erfolgt war. Mein Sohn ist derselbe geblieben, wie er vorher war. Man merkte lediglich an seiner Impulskontrolle und seiner Konzentration die Wirkung des Medikaments. An deiner Stelle würde ich es noch mal überdenken und deine Ängste und Sorgen mit dem Psychiater besprechen.

LG
Lotta

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"Für einen ADHSler ist es extrem anstrengend den Tag zu überstehen, weil er ständig neu verarbeiten und fokussieren muss. Mein Sohn beschrieb den Alltag in der Schule so, dass er die ersten 10 Minuten dem Unterricht folgen konnte und er anschließend das Gefühl hatte, dass der Lehrer eine völlig andere Sprache spricht. Das Gesagte hörte er zwar, konnte es aber nicht verarbeiten. "

Das unterschreibe ich. Hab selbst ADHS.

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Mein Bruder hat ADHS erst im Erwachsenenalter diagnostiziert.... nachdem er sich wegen schweren Depressionen mit Selbstmordtendenzen in eine Psychiatrie selbst eingewiesen hat. Man selbst sein heist nicht immer glücklich sein im Gegenteil. Er merkte immer dass etwas nicht stimmte und verzweifelte daran eben vieles nicht hinzubekommen und ständig zu scheitern und Probleme zu haben ohne zu wissen warum. Er ist sehr traurig dass es nicht früher rauskam und ihm nicht mit Medikamenten geholfen wurde.

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Weißt du was das schöne an Medikamentengabe ist? Wenn Sie einem nicht gut tut und man damit nicht zufrieden ist, kann man sich auch entscheiden die Dosis zu verändern, ein anderes Medikament ausprobieren oder auch schlicht zu dem Schluss kommen die negativen Faktoren überwiegen die positiven Faktoren und mit dem Arzt das Absetzen besprechen. Man hat nichts zu verlieren, wahrscheinlich gewinnt man bloß. Die Hemmschwelle, die du momentan fühlst, ist die dass ihr täglich Hilfsmittel brauchen könntet, dass dein Kind nicht so gesund ist, dass es das aus sich bewältigt.

ADHS hat überwiegend organische Gründe. Mit Therapien kann man Techniken entwickeln um Aufmerksamkeit bewusst auf bestimmte Probleme zu lenken und somit Verbesserungen im Verhalten erzielen. Das verlangt vom Kind aber einen ständigen Druck sich ändern zu müssen und anders mit Sachen umzugehen, obwohl der Körper permanent in bestimmten Bereichen anders verarbeitet und andere Signale aussendet. Es ist ein ständiger Kampf mit sich selbst "gut" sein zu können, so wie andere. Dein Kind ist dadurch bereits "anders". Und nun stell dir vor, dass Medizin auch eine echte Hilfe sein kann, wenn das Problem nicht am Symptom, sondern an der Wurzel bearbeitet wird. Kannst du dir vorstellen, dass das für ihn eine große Entlastung bringen kann?

Ich denke man sollte über die moderne Medizin nicht urteilen, bevor man sie nicht versucht hat. Man hat immer die Möglichkeit auch danach andere Wege zu gehen.

Ich habe ja auch ein Kind mit einer Grunderkrankung. Auch wenn es etwas ganz anderes ist, auch für uns war der Schritt hart auf tägliche Hilfsmittel angewiesen zu sein,
nicht alles mit Therapien wegtherapieren zu können, aber am Ende - auch wenn jede Behandlung ihre Schattenseiten hat und so auch unsere - sehe ich, dass es für mein Kind eine große Entlastung ist nicht immer 24/7 daran denken zu müssen "anders" mit bestimmten Problemen umzugehen. Sie bekommt eine konkrete medizinische Hilfe, die genau da ansetzt, wo das Problem entsteht und obwohl ich große bedenken hatte, wie sie damit umgeht, hat sie diese Sache so in sich integriert. Das gehört jetzt einfach zu ihr und sie denkt inzwischen jeden Tag eigenständig dran, weil sie merkt, dass es ihr hilft. So kann es nämlich auch sein!

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Sprich mit euren Therapeuten und NICHT mit dem Lehrer. Die Lehrerin unseres Sohnes hat uns Ritalin auch sehr ans Herz gelegt damit mein Sohn ihr weniger Arbeit macht, die Experten und wir, sahen es zum Glück anders. Keine Frage bei manchen muss dem Kind mit Medikamenten geholfen werden, aber nicht um jeden Preis. Ich finde es muss ein gesunder Mix aus begleitenden Therapien und Medis sein. Ein Mitschüler meines Sohnes entwickelte auf Ritalin eine Ess und Schlafstörung, es dauerte sehr lange bis er richtig eingestellt war.

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Das Schöne ist ja, dass man Ritalin und Co. nicht ohne Rezept bei dm etc. kaufen kann. Wenn eine Diagnose vorliegt, dann muss ja mal in der Vergangenheit ein Kinderpsychiater aufgesucht worden sein. Therapeuten sind da auch nicht ideale Ansprechperson Nr. 1.

Die Frage ist, wie dein "zum Glück" aussieht und ob es sich mit dem deines Sohnes deckt. Unbehandelt führt ADHS vermehrt zu Depressionen und Suchttendenzen.

Auch ich bin kein Profi und habe der Expertise der zur Rate gezogenen Mediziner vertraut. Daher bin ich sehr froh, dass wir unserem Sohn, die Chance, Medikamente auszuprobieren, nicht eigenmächtig verweigert haben.

Mein Rat an die TE

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Ich schrieb "zum Glück" weil bei meinem Kind eben kein ADHS vorlag( bei ihm war es Dyskalkulie, auditive Wahrnehmungsstöhrung und Legasthenie), die Lehrerin mir aber die Adresse eines Arztes gab der schnell Ritalin verschrieb ( ehe du fragst, ja wir haben uns darüber bei der Schule beschwert und später dann auch die Schule gewechselt). Deshalb schrieb ich ja man soll das Fachleuten überlassen und nicht irgendwelchen mittelmäßigen Grundschullehrern.

Wenn es sonst keine Möglichkeit gibt soll man dem Kind natürlich mit Medikamenten helfen, trotzdem finde ich es besser wenn begleitend noch andere Maßnahmen ergriffen werden. Wenn die Ärtzte der TE Medikamente vorschlagen, dann ist es was anderes, wie wenn das von einem Lehrer kommt.

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Ich habe zwei Kinder mit ADHS, inzwischen erwachsen. Ausserdem arbeite ich als Lehrerin mit solchen Kindern (nicht nur ADHS, aber viele haben es). Ich wollte eigentlich, dass mein Sohn Medizin bekommt, aber damals war das nicht so einfach, und er hatte es schwer in der Schule die ersten Jahre. Dann bekam er Medizin und plötzlich funktionierte alles so viel besser! Ich hatte übrigens keine Angst ihm die Medizin zu geben, weil ich viel darüber gelesen habe und daher wusste, dass es eben nicht die Persönlichkeit verändert.

Ich kann auch aus eigener Erfahrung berichten, ich mediziniere selbst für mein ADHS. Und ich hab mich tatsächlich gewundert wie wenig man merkt. Das war bei meinem Sohn aber genauso. Er merkte keinen Unterschied. Ich merkte nur, dass ich mich plötzlich wach fühlte. Sonst war ich immer ein bisschen wie im Halbschlaf vormittags und war erst am nachmittag so richtig dabei. Und ich merkte, dass meine Schüler mich nicht mehr so leicht stressen können, d.h. ich muss nicht mehr direkt angelaufen kommen, wenn mich jemand ruft, ich sage jetzt auch schon mal dass ich gleich komme. Nee, das mit der Persönlichkeitsveränderung ist ein Märchen.

Klar, es gibt immer Einzelne, die eine Medizin einfach nicht vertragen. Das ist so. Da kann man ein anderes Präparat versuchen. Es gibt ja auch welche bei denen es einfach nicht wirkt. Wie schon jemand sagte, man kann es ausprobieren und wenn es gar nicht geht, dann lässt man es halt wieder.

Meine Tochter bekam ihre Diagnose erst mit 16. Da hatte sie schon Magersucht. Laut Ärztin aufgrund von unbehandeltem ADHS. Das hat die Ärztin also geschrieben! Doch, ich hab sie auf ADHS checken lassen, aber die Ärzte da fanden es nicht ausgeprägt genug um eine Diagnose zu stellen. Das sieht man oft - Teenager, die grosse Probleme haben und dann zeigt es sich, dass ADHS dahinter steckt.

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Ich habe selbst ADHS, nehme Medikamente und bin dankbar, dass es diese gibt.

Ich bin weiterhin ich selbst, nur geht es mir extrem viel besser.

Einstellung erfolgte nach Aufklärung, Beantwortung meiner Fragen und wird regelmäßig kontrolliert.
Gute Ärzte kontrollieren auch Kinder, fragen die Kinder selbst, wie es ihnen geht (nicht nur die Eltern).

Viele Therapien würden mich kaputt machen. Dann käme ich mir noch mehr falsch, dumm, faul vor. Viel verschiedenes bedeutet nur, dass ich nicht gut bin.
Medikament: ich kann so sein, wie ich bin, nur dass es mir damit besser geht.

Lieber nehme ich ein passendes ADHS Medikament, als noch zusätzlich Antidepressiva und anderes, weil durch das ständige nicht können - obwohl ich weiß, dass ich es könnte, aber selbst verzweifle, weil ich es nicht hinbekomme - Depressionen und andere Erkrankungen dazu kommen.

Ich kenne einige Erwachsene, die durch unbehandeltes ADHS Depressionen und andere Folgeerkrankungen dazu bekommen haben. Du kannst nicht, du bist zu doof....
aber auch "ich will doch, warum schaff ich das nicht"
und weit aus mehr Probleme....

Ja, ich war auch unsicher wegen Medikation. Weil ich selbst sonst nix nehme, was nicht ausdrücklich verordnet wurde. Ich pfeife mir keine Tablette rein, wenn ich Kopfschmerzen habe. Also wenn muss es schon sehr stark sein und mit dem Arzt abgesprochen, bevor ich leichtfertig was nehme. Auch dann, wenn es frei verkäuflich ist.

Beim ADHS Medikament hat mich die Ärztin super aufgeklärt! Sie hat mir alle Fragen beantwortet.
Wir haben drüber gesprochen, wann es gut wirkt (seinen Sinn erfüllt) und wann nicht. Wann ich sofort wieder kommen soll und was ok ist.

Zudem hatte ich Gespräche mit Eltern von Jugendlichen. Jugendlichen deswegen, weil diese selbst schon sehr gut benennen konnten, warum es ihnen hilft, warum sie darüber froh sind. Die selbst sagen konnten, wie Sch*** sie das herumgereicht werden in x Therapien fanden, statt direkt die Hilfe zu bekommen, die sie brauchten.
Die selbst den Unterschied benennen konnten, zwischen Zeit mit Medikation und ohne.

Gute Ärzte fragen auch die Kinder/Jugendliche ! und stellen das Präparat um, wenn es dem Kind/Jugendlichen nicht gut geht dabei. Manchmal ist es der richtige Wirkstoff, aber noch nicht das richtige Präparat oder es braucht einen anderen Wirkstoff.
Beim ADHS Medikament hatte ich sofort Glück. Bei Schmerzmitteln (auch nur in Absprache mit Ärzten) vertrage ich kein Paracetamol, dafür Ibuprophen. Gute Ärzte glauben mir das, schlechte beharren drauf.

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Hey!

Ich habe kein Kind, das adhs hat- ich habe es selbst.
Dieses Jahr habe ich die Diagnose mit über 30 erhalten und nehme seitdem auch Medikinet.

Ich bin dadurch kein anderer Mensch geworden, sondern endlich ich selbst. Ich kann mich konzentrieren, fokussieren, priorisieren, erinnern und endlich auch besser mit anderen Menschen kommunizieren, ohne ihnen ständig ins Wort zu fallen.
Das Medikament ist ein Segen!

Ein Mensch, der sein Leben lang ADHS hat, bekommt gespiegelt, dass er nicht gut ist. Oder nicht so gut wie andere- das muss noch nicht mal böswillig sein- aber das fängt schon mit der Konzentration in der Schule an, wenn man sich selbst mit anderen vergleicht.
Man hat irgendwie im Gefühl, dass man selbst mehr kann- aber kann es nicht umsetzen. Andere kriegen es super hin- man selbst eben nicht so. Infos bekommt man nicht mit, Gesprächen kann man einfach nicht lange folgen. So verliert man irgendwie den Anschluss an andere, weil man nicht an längeren Gesprächen teilhaben kann.
Durch diese ständigen Misserfolge leidet das Selbstwertgefühl, andere trauen dir weniger zu. Halten dich für dumm, weil du irgendwann kognitiv zu erschöpft bist- es ist super anstrengend, adhs zu kompensieren.
Mein Test der kognitiven Fähigkeiten war im unteren Durchschnitt- irgendwo bei IQ 90 bis 95. Nun habe ich ihn mit Medikation wiederholt und liege deutlich im überdurchschnittlichen Bereich. Nicht, weil ich durch das Medikament gedopt bin, sondern weil mein Arbeitsspeicher endlich entlastet ist und ich zeigen kann, zu was ich im Stande bin.

Wenn dein Kind sich jetzt schon in der Grundschule nicht konzentrieren kann- dann wird es viel weniger lernen und mehr Schwierigkeiten haben als andere. Das könnte ihn sehr belasten.
Ich höre so oft, dass Kinder mit Medikinet gesellschaftsfähig gemacht werden sollen oder es nur darum geht, es den Lehrern einfacher zu machen. Der größte Quatsch! Die Schule ist nur ein Zeitraum zwischen 8 und 13 Uhr- danach ist das adhs nicht weg. Es belastet Familien, die Patienten selbst. Es führt zu Schwierigkeiten mit Freunden bzw gleichaltrigen. Kinder mit adhs ecken oft an- wenn es nur daran ist, dass sie in Fettnäpfchen springen oder ständig andere unterbrechen. Die Unfallgefahr ist groß, wenn man impulsiv auf die Straße springt oder nicht aufpasst. Ich hatte bisher viele Autounfälle und definitiv eine Horde Schutzengel. 3 mal fast vor die U-Bahn gelaufen.

Ich könnte noch ewig so weiterschreiben, meine Intention ist klar, denke ich. Probiert es mit der Medikation und schaut, wie er es verträgt. Wenn es nicht passt, ist es ok. Aber wenn es passt, dann wird es ihm gut tun. Die Medikation ist dann auch nicht ein Leben lang, sondern erstmal, damit sein Gehirn lernen kann. Meine Medikation ist für 2 bis 3 Jahre angesetzt- vielleicht geht es dann ohne. Abwarten.
Ihr habt ja schon viel versucht- dann würde ich nun schauen, ob Medis helfen und die Therapie ergänzen. Bei mir hätten die ohne Medikamente gar nichts gebracht, weil es mich überlastet hätte. Mit Medis kann ich den Gesprächen erst folgen.


Liebe Grüße
Schoko

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Achso, unbehandelt erkranken ADHSler häufiger an Depressionen, entwickeln Süchte oder begehen Suizid als nicht ADHSler.

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Was mir noch einfällt: Kinder mit ADHS sind für andere spürbar anders und damit auch oft gefundene Mobbing Opfer. Mein Bruder hat Probleme mit seiner impulsivität und war daher oft Opfer weil die anderen wussten 'nur mal kurz provozieren dann rastet er aus und dann ist wieder Action in der Bude.'

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Keiner hier kann dir sagen, ob eine Medikamentengabe im Fall deines Kindes angebracht ist. Das musst ihr mit dem Therapeut/Therapeutin klären. Das Problem mit den Lehrern ist, dass sie derzeit überlastet sind und keine Zeit für neurodiverse Kinder haben. Die Klassen sind einfach zu groß. Vielleicht würde dein Kind in einer kleineren Klasse bzw. Auf einer anderen Schule besser zu Recht kommen. Das kann aber auch keiner beurteilen. Eine schwierige Entscheidung.