Waldorfschule Oberursel Erfahrungen?

Hallo,
Wir spielen mit dem Gedanken unser Kind in die zweite Klasse quereinsteigen zu lassen.
Hat jemand Erfahrung mit dieser Schule oder Hinweise/Tipps für uns?

Viele Grüße

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Suchst du Hinweise und Tipps zur Beschulung an Waldorfschulen im Allgemeinen? Dann würde ich dir raten, dich sehr, sehr gründlich in die Waldorfpädagogik und einzulesen und dich umfangreich über Rufolf Steiner und die Arbeitsweise an Waldorfschulen zu informieren.
Hinter dieser Weltanschauung muss man zu 100% stehen können, sonst kann es sein, dass man sehr böse überrascht wird.

Ich kenne mehrere Familien, die einfach gerne wollten, dass ihr Kind ohne Druck und Noten lernen und lange Kind bleiben kann. Dinge, mit denen die Waldorfschule gerne wirbt... Es hat sich dann herausgestellt, dass die Waldorfschule zwar keine Noten vergibt, aber auch keinerlei Förderung, Herausforderung oder Individualisierung anbietet. Im Grunde gab es nur Frontalunterricht (in Klassen mit bis zu 35 Kindern kaum anders möglich), der von teilweise obskuren Inhalten geprägt war. Abgesehen davon haben die meisten Waldorflehrer kein Lehramtsstudium absolviert. Um als Lehrer an der Waldorfschule arbeiten zu können, muss man lediglich einen kurzen Lehrgang absolvieren.

Ich arbeite als Lehrerin an einer Regelschule und finde keinesfalls, dass es im Regelschulsystem nicht auch viel Verbesserungswürdiges gibt. Keine Frage. Ob die Waldorfschule aber eine gute Alternative zur Regelschule darstellt, darf meiner Meinung nach stark angezweifelt werden.

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Als Ergänzung: Waldorfschulen machen sich im Lebenslauf nur begrenzt gut, wenn man in die freie Wirtschaft möchte. Mit Talenten in MINT Fächern ist man dort komplett falsch.

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Danke für deine Antwort. Es geht tatsächlich um die Punkte "Kind soll ohne Druck lernen", "lange Kind bleiben können" und ganzheitliches Lernen.

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Hallihallo,

zu eurer favorisierten Schule kann ich nichts sagen, aber ich kann mich den Kritikpunkten meiner Vorschreiberin nur anschließen.
Mein Mann ist Waldorfpädagoge, unsere Kinder waren/sind in Montessori- und Waldorfkindergärten und wir sind mehr als zufrieden mit diesen Einrichtungen.
Unsere Erfahrung mit der hiesigen Waldorfschule allerdings.Puh
Unser Sohn wurde drei Wochen nach der Einschulung suspendiert und als klar war, dass kein I-Helfer kommt, gekündigt. Wegen Zwischenrufen, zur Tefel gehen usw.
Die Kinder haben Frontalunterricht, wiederholen im Chor Steinerverse und malen aufwendige, wunderschöne Tafelbilder ab.
Unser Sohn galt als schulunfähig, der Schultag war langweilig.
Nach dem "Rausschmiss" standen wir ohne Schule da und nach wochenlangem Heimunterricht, kam Hugo in die staatliche Grundschule nebenan. Endlich Zahlen und Buchstaben, endlich Sportunterricht, bewegen darf er sich auch und -oh Wunder - er braucht keinen I-Helfer.
Diese Schule hat normales Verhalten eines Erstklässlers pathologisiert und auf einen I-Helfer als Gratis-Hilfe im Unterricht gehofft. Da sind wir kein Einzelfall, wie ich nun vom Schulamt und Bildungsministerium weiß.
Also, ja, es gibt Strukturen dort, die schwierig sind, wie schon oben aufgezählt.
Ich kenne Absolventen, die Jahr für Jahr mitgeschleift wurden, es gibt ja keine Noten und kein Sitzenbleiben und ganz klar Förderung gebraucht hätten.
Vieles an der Waldorfpädagogik finden wir schön, aber mittlerweile sind wir froh, dass alles so kam, denn es geht dort schon sehr esoterisch/schwurbelig und auch rechts zu. Unsere Schule hier ist voll von Impfgegnern, Maßnahmengegnern und so weiter.
Durch meinen Mann, hatte ich vorher einen großen, internen Einblick in die Waldorfstrukturen. Nach der Einschulung unseres Sohnes, war ich dann aber doch sehr überrascht. Mir war nicht bewusst, wie autoritär es an den Schulen zugeht. Es wird erwartet, dass das Kind auf der Lehrerin Wort hört, der Unterricht ist wirklich recht verstaubt. Das wirkt an den Tagen der offenen Tür so toll, diese ganze Ästhetik. Gemütliche Klassenräume, bei den Kleinen im Sitzkreis, Holz, Blümchen, Wachsmaler, .... Kein Leistungsdenken, Wert auf Gemeinschaft
Aber die Kinder sollen dann bitteschön auch alle gleich ähnlich mit den Wachsmalern oder Aquarell malen, gleich ähnlich in Eurythmie tanzen, brav und still in der Märchenstunde zuhören usw.
Es wird großen Wert auf Gehorsam und Akzeptanz des Lehrers als Autorität gesehen. Bis in die Oberstufe hinein.
Die fehlende Lehrerausbildung finde ich sehr sehr schwierig, da fehlt es so oft an didaktischem Wissen (und wurde unserem Sohn zum Verhängnis).
Und: man iMUSS russisch lernen und darin auch eine Abschlussprüfung machen. Und: es gibt keine Vornoten. Allein die Prüfungsergebnisse zählen.
Warum wollt ihr euer Kind denn einsteigen lassen? Möchte er das selbst? Kennt ihr Familien dort? Ihr könnt sicherlich mal Unterricht zur Probe machen.
Liebe Grüße
Wenke

PS:

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Vielen Dank für deine Antwort (und an die anderen Schreiber auch!)
Unser Kind lernt tw. ein wenig langsamer und ihm tut ganzheitliches Lernen gut. So bekam ich von einer Bekannten den Tipp, mir die Waldorfschule Oberursel anzuschauen.
Aber was du und die anderen schreibt, klingt so ganz anders als die Infoveranstaltung. Einfach krass!
Dann werden wir schauen, wie wir das Kind anders unterstützen können.

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Mein Mann ist auf mehrere Waldorfschulen gegangen und alle waren komplett unterschiedlich. Grundsätzlich ist sein Fazit aber: etwas mehr Druck und Struktur hätte mir gut getan. Er ist nicht Typ wissbegierig und eigeninitiativ und es wurde ihm einfach leicht gemacht sich durch zu mogeln. Er hat leider nie gelernt etwas, das anstrengend ist und sein muss einfach mal zu Ende zu bringen. Das ist leider noch jetzt im Erwachsenenleben so.

Da hab es Schulen, bei denen nicht Fußball gespielt werden durfte, weil der Ball, die Kugel als Symbol der Erde ja nicht mit Füßen getreten werden düfte.

Hier gibt es eine Waldorfkita, die alle Kinder bis ins Vorschulalter zwingt Mittagschlaf zu machen oder alternativ ruhig mit dem Gesicht zur Wand auf einer Matratze zu liegen. Da fällt mir wirklich nichts zu ein.

Das ganze wird dann auf die Spitze getrieben durch die nachgewiesene Wissenschaftsleugnerei unter Anthroposophen was Corona betrifft.

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Hallo,
Mit den pädagogischen Inhalten kenne ich mich nicht gut aus.
Ich möchte euch aber ans Herz legen euch zu informieren wann und unter welchen Bedingungen welcher Schulabschluss erreicht werden kann (HSA,MBA). Das kommt wohl aber auch darauf an in welchem Bundesland ihr lebt wie das geregelt ist.
Ich habe an einer beruflichen Schule gearbeitet und die “Einsortierung” der Waldorfschüler bei uns war irgendwie nie zu ihrem Vorteil. HSA wurde soweit ich mich erinnere auch erst in nach Klasse 10 erreicht.
Nur für den Fall, dass euer Kind vielleicht später die Schule wechseln möchte oder es euch doch nicht mehr so gut gefällt.
Auch das mit der Fremdsprache solltet ihr da bedenken.

Ich hatte in meiner Jugend aber auch Freunde, die die Waldorfschule besucht haben und damit sehr zufrieden waren. Beide haben hinterher eine handwerkliche Ausbildung gemacht.

Viele liebe Grüße :-)

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Hallo,

ich habe drei Mädels auf einer freien Waldorfschule und wir sind sehr zufrieden.
Den „Erfahrungen“ der anderen User kann ich mich somit nicht anschließen.
Wir sind übrigens ganz normal. Es wird an unserer Schule niemand gezwungen nach den Lehren von Rudolf Steiner zu leben.
Wenn du magst schreib mich per PN an.

LG