"Aufholen nach Corona"

Ich muß jetzt einfach mal neugierig in die Runde fragen, wie es an euren Schulen (explizit Grundschulen) zu dem Thema läuft.
Bei uns geschieht gar nichts, im Gegenteil, der Stoff wird knallhart durchgezogen....der Lehrplan ist quasi Gesetz.
Vor einiger Zeit gab es ein Angebot "Aufholen nach Corona", das sollte am Freitagnachmittag und Samstags stattfinden, extern ausgerichtet mit 40km einfache Strecke Anfahrt. Gehört hat man danach nie wieder was davon, es findet gar nicht statt.

Jetzt wurden "Bildungsgutscheine" ausgeteilt, kann man in den großen (bekannten) Nachhilfeinstituten der Umgebung einlösen (eine Liste mit teilnehmenden Instituten wurde beigelegt) und gilt nicht für privaten Nachhilfeunterricht. Tja, da bekommt man für Grundschüler keinen Platz, lange Wartelisten und wenn man einen Platz bekommt, dann wird in einer großen (fremden) Gruppe Nachhilfe gegeben, so wie das nun mal dort so stattfindet.

Und dann bekommt man von Grundschulen in den Nachbarorten mit, das dort seit Sommer konsequent nachgeholt wird, in Eigenregie, mit den eigenen Lehrern und in der eigenen Schule und mit Bedacht. Wow. Bedeutet aber auch für mich, das anscheinend da wieder jeder sein Süppchen kocht.

Von daher interessieren mich die "Süppchen" eurer Grundschulen, nicht das es meiner Tochter etwas bringt, aber ich bin jetzt einfach neugierig geworden.

#winke

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Da ich selbst Lehrerin bin, würde ich gerne mal wissen, was denn von Seiten der Eltern, also von euch hier in der Diskussion, erwartet wird, wie die Unterstützung aussehen soll.
Ich meine das ehrlich ohne Vorwurf oder negative Anmerkungen.

Ich bekomme nämlich die andere Seite mit und die sieht eher so aus: im Lockdown lief zumindest an unserer Schule der Unterricht nach Stundenplan per Konferenz. Resonanz: ca 10 von 30 Schülern anwesend. Reaktion der Eltern: es wäre ja wohl mein Job und nicht ihrer, sie sind ja in der arbeit

Situation jetzt: ca 50% der Schüler haben keine Lücken, da sie anwesend waren und mitgelernt haben. Die anderen 50% haben keine Ahnung, was die letzten 2 Jahre abgelaufen ist.

Der Ruf nach Förderunterricht war groß, die Frage ist aber. Wie? Die Politik hat ganz große Töne gespukt, was da alles in den Schulen angeboten wird. Wir in der Schule stellen uns die Frage: wie soll das umgesetzt werden?
Von 80 Lehrern sind ca 60 da. Von 250 Schülern die ich unterrichte sind im Schnitt 30 nixht da( der eine positiv mit Symptomen, dessen Mama es als Frechheit ansieht, dass ich erwarte, dass ihr Kind zu Hause mitlernt. Der andere positiv aber ohne Symptome, deren mama es als Frechheit ansieht, dass ich nichts für zu Hause vorbereite. Der andere nur Erkältet und würde gerne nur die Hauptfächer zu Hause mit lernen usw…)
Richtig machen geht nicht.

Und wieder stelle ich mir die Frage: wann soll ich das machen? Nur weil so viele zu Hause sind, heißt das nicht, dass ich in der Schule nur 30% arbeite, sondern über Vollzeit, um die Kranken, Schwangeren etc. zu vertreten. Ich muss ehrlich sagen, ich bekomme teilweise nicht mal mehr mit, wer alles aus welchem Grund fehlt.

Und da sind wir beim nächsten Thema. Der Lehrplan muss erfüllt werden, da nächstes Jahr alles gebraucht wird. Wir haben schlicht einfach keine Zeit, das aufzuholen und nur weil die Politik Märchen verspricht, muss man auch etwas realistisch sein. Wenn ein Schüler 2 Jahre Lücken aufgebaut hat, kann das nicht mehr aufgeholt werden. Nur mal so am Rande verbringe ich aktuell jeden Tag ca 30 Minuten der Unterrichtszeit mit Testen. Danach mit Eltern anrufen, dass sie ihr pos Kind abholen sollen, teilweise werden kinder mitten aus dem Unterricht rausgeholt, weil wohl der Brüder positiv ist oä.

Also zurück zur ausgangsfrage: was wünschen sich Eltern mit Bezug zur Realität, wie die Unterstützung hier ablaufen soll?

(Ich berichte vom gym, natürlich ist das an der GS anders)

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Ich stimme dir zu. Bei der aktuellen Personal- und Corona-Situation, ist das nicht machbar.

Vorstellen könnte man sich natürlich schon Verschiedenes mit extra-Personal. Es hieß ja auch, man möchte Lehramtsstudenten rekrutieren etc.
Soweit ich weiß, gab es auch Kinder, die wegen Förderstunden angeschrieben wurden. Es findet halt nicht statt, weil schon im regulären Unterricht viele Stunden ausfallen. Meine Kinder haben Lücken, aber die fallen nicht großartig auf. Mir schon, weil ich weiß, was sie könnten, was sie gemacht oder nicht gemacht haben, aber wenn sie jetzt deswegen eine gute 3 statt einer 2 oder eine 2 statt einer 1 schreiben, ist das ja nichts im Vergleich zu anderen. Ich sehe meine Kinder auch nicht als Maßstab für alle Kinder an. Was bei uns, und so wie du schreibst, bei euch auch ist, ist, dass die häufigsten Noten nicht 3-er und 4-er sondern 2-er und 5-er sind.

Und ja, ich hab mich schon bei der Ankündigung der Förderstunden gefragt, wo sie eigentlich die Leute dafür herzaubern wollen. Aktuell geht es eigentlich auf keine Kuhhaut mehr, wie viel die Lehrer hier alles vertreten müssen, wobei mir gesagt wurde, es sei nicht in allen Klassen so extrem. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie zwischendurch mit einem reduzierten Stundenplan ankommen, weil so viel ausfällt. Als eine Lehrerin meines Sohnes ausfiel, gab es die 3-wöchige Vertretung auch durch eine Nicht-Lehrkraft, die als Globetrotterin spannende Vorträge gehalten hat.

Was ich mir tatsächlich gewünscht hätte, wäre zum einen von vornherein den Stoff im richtigen Schuljahr und zum anderen mehr Transparenz dazu, was jetzt eigentlich gemacht wurde und was fehlt. Ich weiß, dass es teilweise Absprachen zwischen den Lehrkräften gab wie „dieses sollte unbedingt noch gemacht werden, jenes kommt ohnehin im nächsten Schuljahr nochmal oder ähnlich, dann kann man das dazu packen etc.“ Aber eben nur teilweise, manche Lehrer gehen halt trotzdem davon aus, dass bestimmte Dinge gemacht wurden (d.h., sie lassen zB eine Wiederholung weg, die in dem Fall keine wäre).

Was ich mir nicht wünsche, ist, dass in diesem Schuljahr der Stoff vom letzten Jahr gemacht wird und dafür dann der Stoff von diesem Schuljahr fehlt. Das mögen jetzt Eltern von Kindern, die schlechter dastehen anders sehen, aber ich sehe da schon eine gewisse Eigenverantwortung, den Stoff vom letzten Jahr außerhalb des regulären Unterrichts nachzuholen.
Aber dazu braucht es eben mehr oder weniger Unterstützung (Förderunterricht, private Nachhilfe, Eigenarbeit), beginnend mit dem Punkt, was genau nachgeholt werden muss.
ZB Englisch: die zweite Hälfte von Kapitel 5 wurde übersprungen, da nur Umgang mit Sprache geübt wird, dafür wurde noch diese Grammatikeinheit von Kapitel 6 gemacht, der Rest sollte nachgeholt werden. Deutsch: Erzählung wurde gemacht, sachliche Sprache angeschnitten, Brief und Bericht wurde weggelassen genauso wie zusammenfassendes Schreiben. Was auch immer. Bei so was, denke ich mir, das sollten Lehrkräfte besser beurteilen können.

Viele Grüße

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Dass auf jeden einzelnen aus Zeitgründen nicht eingegangen werden kann, ist leider klar. Dazu sind die Klassen viel zu groß. Aber gerade, wenn man als Lehrer merkt, dass es bei einem Kind Lücken gibt, würde ich mir wenigstens ein kurzes Gespräch mit dem Kind wünschen. Das muss auch nicht ewig dauern, aber Rückmeldung, dass Lücken da sind und Hilfestellungen, wie das Kind Lücken aufholen kann (mehr oder auch was Üben, welches Material, evtl. Nachhilfe). Die Kinder selbst merken das oft nicht, und auch wir Eltern können die Ursachen oft nicht gleich erkennen. Gerade bei meinem Sohn, mittlerweile 8. Klasse, kommt da leider keinerlei Rückmeldung und man muss da als Eltern sehr pro-aktiv sein, um mehr Hilfestellungen/Tipps zu bekommen. Wobei ist feststellen musste, dass das (wie schon früher) sehr lehrerabhängig ist.

Im aktuellen Unterricht würde ich mir wünschen, dass alle Lehrer die Unterrichtsmaterialien auch bei Teams (ist an den Schulen meiner Kinder das Online-Tool) bereitstellen. Das machen ein paar Lehrer, aber leider nicht alle. So müssen die Schüler, die in Quarantäne sind, immer die Materialien selbst zusammentragen. Aber man ist da schon sehr auf die Mitschüler angewiesen und muss hoffen, dass man auch wirklich alle Info's bekommt.

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Bei uns ist es wie bei euch: einfach gar nichts.

Das Leben geht weiter wie vorher.
Als ich beim Anmeldegespräch in der weiterführenden Schule nach Selbstständigkeit meiner Tochter gefragt wurde und begeistert hervorhob, wie viel sich da im Homeschooling getan hat, wurde ich nur groß angeschaut... Ach, war da was?

Auch in der Grundschule - alles nach Plan.

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Null Programme ausserhalb dieser 2 Wochen in den Sommerferien (Lernbrücke).
Die Eltern müssen zuhause intensiver ran, wenn bemerkt wird, dass was schwer fällt, ansonsten haben tatsächlich die Grundschulen hier nicht so einen Fokus drauf (muss abseits von Deutsch oder Mathe auch gar nicht, denn ob sie jetzt die Fledermaus gemacht haben oder nicht oder nur 2 statt 10 Blattarten ist jetzt nicht so schlimm....

Und Mathe und Deutsch kann man gut zuhause mti Beharrlichkeit nebenher aufholen. Die Lehrer haben dazu am Anfang des Schuljahres Listen mit Übungsheften, die man kaufen kann, verteilt. ---


Viel schlimmer find ich die Defizite meiner 2 Großen, 6. + 8. Klasse,.... da kümmert sich keiner um ECHTE lange aufgebaute Defizite. Leider. Besonders in de Sprachen wird einfach nur kur kurz wiederholt und gefordert, dass man in x wochen die alten Vokabeln nachlernt.... sehr schade, denn zum Sprache beherrschen gehört halt viel mehr.

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Bei uns gibt es, soweit ich mitbekommen habe, auch nichts. Wobei ich sagen muss: gefühlt gibt es auch keinen wirklichen Aufholbedarf... Höchstens in Punkto Schulalltag/Arbeitsorganisation (Teamarbeit etc gab es ja z.b. lange nicht).

Aber bei uns haben sich die Lehrer viel Mühe mit Homeschooling gegeben, es gibt corona-unabhängig 2 Förderungen in der Woche - und alle Klassen sind gut im Lehrplan und kommen auch gut mit.

Man muss aber auch dazu sagen, dass die ganze Schule 56 Schüler hat- da ist die individuelle Förderung im Unterricht natürlich einfacher.

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Hallo,
bei uns wurde in der Corona-Zeit auf die Hauptfächer Mathe und Deutsch den Fokus gesetzt. Da sind die Nebenfächer etwas auf der Strecke geblieben. Die Schulleiterin hat mehrfach betont, dass die Kinder zumindest in den Hauptfächern keine Rückstände haben. Allerdings gibt es da ein paar Ausnahmen. Hier wurde mit den Eltern gesprochen und wenn nötig wurden die Kinder in der Homeschooling-Zeit in die Notbetreuung geholt, obwohl die Eltern/Großeltern zu Hause waren, damit zumindest in der Schule die Aufgaben gemacht wurden. Aber auch da gab es ein paar resistente Eltern... Schon 2020 wurde von der Verbandsgemeinde in Sommerferien eine Art Summerschool angeboten. Da wurden alle Kinder der Verbandsgemeinde zentral unterrichtet. Wir haben dafür Rücksprache mit der Schule gehalten, ob das für unser Kind notwendig war oder nicht. Das Angebot gab es auch 2021. Wir haben gemerkt, dass in der Präsenzzeit die Lehrer schon versucht haben soviel Stoff wie möglich zu machen, haben ihre Struktur geändert und haben Themen vorgezogen etc.

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Nicht nur in Grundschulen Fehlanzeige, auch in der Realschule meiner Enkelin.
7. Klasse Belobigung, nach der ersten Homeschoolingphase eine komplette Note in allen Fächern abgerutscht. Dann wieder halbes Jahr daheim. Jetzt 9. Klasse und Riesenlücken in fast allen Fächern, Berücksichtigung in den Zeugnissen, null, Hilfsangebote null. Vogel friss oder stirb. Mit dem nächsten Zeugnis muss sie sich um einen Ausbildungsplatz bewerben.... 😡
Mir tun die Kinder unendlich Leid. Sie lernen und strampeln, auch die Kinder von Freunden - überall dasselbe. Keine Chance zum Aufholen.
LG Moni

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Bei uns gibt es einige Grundschulen (auch die meiner Tochter), die extra Schwimmkurse für die 4.Klässler anbieten, da ja deren Schwimmunterricht fast nicht stattfand. Zielgruppe sind v.a. die Nicht-Schwimmer.

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Nichts passiert.. oder doch. Der Förder/Forderunterricht heisst nur noch auf dem Papier so und die Stunde wird für den normalen Unterricht genutzt damit man im Lehrplan wieder aufholen kann.
Die wenigen Bildungsgutscheine werden ausgelost und selbst wenn man das Glück hatte gibt es eine monatelange Warteliste wenn man es da überhaupt noch drauf schafft.

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Das kommt ein bisschen auf die Klasse an, oder?
Mein Kind ist jetzt Klasse 2. Klasse 1 und 2 werden hier im Gesamtpaket betrachtet und uns wurde gesagt: wird schon, ist schaffbar und soweit ich das mitbekomme, sind sie auch auf einem guten Weg. Insofern, gibt es für mich kein todo.