Inklusionklasse

Guten abend zusammen,

Mein Sohn ist seit August in der fünften Klasse auf einem Gymnasium. Bei der Einschulungsfeier ist uns aufgefallen, dass unsere Klasse weniger Kinder hat als die anderen Klassen. Anstatt zwei Klassenlehrer wurden uns drei vorgestellt. Bei dem ersten Elternabend wurde auch nichts gesagt bevor eine Mutter direkt nachfragte, ob dies eine Inklusionklasse wäre. In der Klasse meines Sohnes sind fünf GE I-Kinder. Ein Regulärmitschüler hat immer wieder Konflikte mit einem I-Kind und die Lehrerin gibt immer die Schuld dem gesundem Kind Von wegen der andere weiss und kann es nicht besser. Ich bin ziemlich unsicher was ich von dem Ganzen halten soll . Die Mutter von dem Jungen ist auch mit Nerven ziemlicham Ende. Ich finde die Inklusion darf nicht auf Kosten von Regelschüler durchgesetzt werden. Habt ihr vielleicht Erfahrungen oder ein Rat für mich.
Danke und einen schönen Abend
musja

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Hey!

Welche Probleme hat denn dein Sohn in dieser Klasse?

Habe ich das richtig gelesen, Förderbedarf GE (=geistige Entwicklung) haben 5 Kinder in der Klasse?
Das wäre schon ziemlich krass.
Die Lehrerin, die du zitierst, scheint keine Ahnung von Inklusion zu haben.

Ich würde die Entwicklung der Klasse im Auge behalten und mich mit den anderen Eltern zusammentun. Hätten die Schüler Förderbedarf LE, würde ich sagen, dass sie einen Inklusionshelfer organisieren sollen bzw würde ich als Lehrerin versuchen, den Eltern einen solchen Antrag schmackhaft zu machen. Aber GE bedeutet, die Kinder haben einen IQ unter 70- und damit kann der Antrag nicht mehr unter "drohende geistige Behinderung" laufen. Da würde ich den Klassenpflegschaftsvorsitzenden zur Schulleitung schicken und fragen, wie die Inklusion der Kinder und die Entwicklung einer guten Klassengemeinschaft sichergestellt werden soll. Letztlich könnt ihr nur mit der Klassenleitung bzw bei Nichtgelingen mit der Schulleitung in Kontakt bleiben. Würde da nichts passieren und sich die Klasse schlecht entwickeln, würde ich, egal um welche Schulform es sich handelt, mein Kind auf einer anderen Schule anmelden.
5 GE-Schüler sind eine heftige Hausnummer, die auch an einer Gesamtschule eine große Herausforderung darstellen. Aber ich schätze, dass die Kinder am Gymnasium in eine Klasse gesteckt wurden, weil die personellen Kapazitäten fehlen, um sie auf mehrere Klassen zu verteilen.

Liebe Grüße
Schoko

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Ich finde Inklusion nicht grundsätzlich schlecht und habe auch positive Erfahrungen damit gemacht, wenn die richtigen Kollegen eingesetzt sind und es genügend Betreuung durch 2.Kräfte oder Sonderpädagogen gibt. Aber ich weiß, dass es allen Kindern und auch Lehrern um die Ohren fliegt, wenn diese Kinder nicht richtig aufgefangen werden und dann in der Klasse untergehen. Vor allem tun mir die I-Kinder leid. Ihr könnt da wenig für die Kinder machen. Behaltet eure Kinder im Blick, bleibt mit den Eltern der I-Kinder im Gespräch, dass die Schule eine ordentliche Betreuung und Förderung der Kinder sicherstellt.
Wenn das nicht geschieht, würde ich die Lösung auf Kosten der Kinder beenden, indem ich mein Kind daraus nehme. Abmeldungen von der Schule ist oft das einzige, das bei der Schulleitung zieht.

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Da in einem anderen Beitrag von "sehr guter Personalausstattung" die Rede ist: 3 Klassenlehrer sehen auf dem Papier nett aus- aber wieviel Zeit hat der Sonderpädagoge denn wirklich?
Im worst case ist der Personalmangel so stark, dass der Sonderpädagoge ein Stundenkontingent von 18 Stunden (weil Abordnung) besitzt, das auf 3 Klassen aufgeteilt wird. Und dann vielleicht ein paar Stunden mehr an die Schüler der 9. Klasse gehen, weil er sie schon sooo lange kennt und sie kurz vorm Abschluss stehen. Als Hauptfachlehrer stehst du dann dennoch alleine da.
Es ist auch nett, dass die Klassengröße reduziert ist. Meine Freundin, die Sonderpädagogin an einer Förderschule ist, betreut eine Klasse von 7 Kindern, davon 3GE. Die 5GE Kinder wären an der Förderschule meiner Freundin fast eine eigene Klasse.

Daher würde ich nun beobachten, wie die Inklusion wirklich umgesetzt wird und die Klasse sich entwickelt.

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Die Rahmenbedingungen scheinen sehr gut zu sein (Klassenteiler, Personalausstattung) - was genau ist dein Problem? Dass dein Kind in eine kleinere Klasse mit mehr Lehrkräften geht? Die Eltern der behinderten Kinder können wählen, wo ihr Kind beschult wird, wenn dies machbar ist - hier ist es machbar, sie haben sich für Inklusion entschieden, fertig.

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Was verunsichert dich genau? Wo hat dein kind Probleme?
Also eine Mutter die sagt "immer ist mein Kind schuld, dabei ist es nciht schuld..."...da wäre ich mal noch ganz entspannt. Egal ob wir von Kindern mit oder ohne Beeinträchtigung sprechen. Kinder finden in den meisten Fällen sie sind nicht schuld, oder erzählen es zumindest so und sie werden ständig, in ihren Augen, ungerecht behandelt ...kann man als Eltern so glauben und als Wahrheit weitererzählen, oder man kann es als die Wahrnehmung des Kindes hinnehmen und sehen wie man empathisch damit umgeht.

Ich will damit nicht sagen,d ass man Kinder nicht ernstnehmen soll..aber ich erlebe es halt immer und immer wieder (nicht nur bei Kindern, auch bei erwachsenen)..dieses ungerecht behandelt fühlen und "ich hab doch gar nichts"...und wenn man objektiv drauf schaut, stellt es sich halt ganz anders dar.

Klar die Reaktion der Lehrerin wäre in jedem Fall plump ..bei Kindern kommt vermutlich an "öh der is behindert und checkt nix, deswege muss ich ihm alles recht machen"....aber zum einen wissen wir auh nciht, ob die Reaktion der Lehrkraft genauso war, oder ob das Kind es so erlebt hat. und zum anderen scheint das ja nicht deine Sorge zu sein (du scheinst Sorge zu haben, dass die Kinder mit Beeinträchtigung bevorzugt und die übrigen beschuldigt werden)

du hast jedenfalls anscheinend einfach eine Erzählung um mehrere Ecken...die wäre mir ehrlich gesagt einfach egal...Ich würde meinem Kind diesen Floh "ohoh die Lehrerin beschuldigt immer die Gesunden" tunlichst nicht ins Ohr setzen....und jede Andeutung kann hier ausreichen...

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Vielleicht koennte ein Schulbegleiter Abhilfe schaffen?

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Um ein Gespräch bitten mit der Stufenleitung, der Schulsozialarbeiterin und eben der betroffenen Lehrerin.

Dann kann man weiter sehen.

Ich weiß, dass Eltern glauben, das "die Schule" immer zusammen hält bei Konflikten immer der Lehrkraft Recht geben. Das ist nicht so. Meist die Schulsozialarbeiterin gar nicht an der Schule beschäftigt, sondern arbeitet nur da.

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Was? 5 Inklusionskinder in einer Gymnasialklasse? Für geistige Entwicklung? Diese Story hört sich so dermaßen wirr an, dass ich an der Zurechnungsfähigkeit der SL zweifeln würde.
Gymnasiallehrer sind nicht für Inklusionskinder ausgebildet, schon gar nicht im Bereich GE. Und mehr Klassenlehrer macht die Situation auch nicht besser. Selbst eine Doppelbesetzung wäre ja bei 5 GE-Kindern, die ja auch noch zieldifferent unterrichtet werden müssen, nicht zielführend. Das müssten ja eigentlich noch ne Menge Einzelfalljelfer mit im Raum sitzen. Selbst in HS-Klassen gibt es mit Einzelfallhelfern bei uns selten mehr als 1, maximal 2 GE-SuS. In Gym-Klqsse sitzen nur seeeeehr selten GE-Kinder und die tun einem durchweg Leid. Aber das in der Klasse ist ja quasi Hälfte Förderschule Hälfte Gymnasium, sowas ich habe ich noch nie gehört bzw. mitbekommen.

Einen Rat habe ich nicht wirklich, aber die Frage nach dem pädagogischen Konzept würde ich der KL schon stellen.

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Ich kann es mir auch nicht vorstellen. Ich hatte vereinzelte Kinder im Unterricht sitzen, die geistig behindert waren. Das war eine unfassbare Herausforderung- teilweise konnten die nicht das Dreieck abmalen, das ich an die Wand projiziert hatte. Da hat jeder einzelne eine individuelle Hilfe benötigt, überhaupt das Unterrichtsmaterial auf den Tisch zu legen. Jeder wird ein anderes Lernniveau haben. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie diese Kinder in den Unterricht eingebunden werden können. Eigentlich brauchst du neben dem Fachlehrer noch mindestens 2 Helfer, die die Kinder anleiten, damit sie arbeiten können. Sonst werden sie frustriert und es knallt richtig.
Bei Lernbehinderten habe ich richtig gute Erfahrungen gemacht, wenn der Sonderpädagoge mehr als 6 Stunden in der Klasse war.
Zum Thema "nicht ausgebildet sein": Das sind wir alle nicht.
Ich finde es auch ein Verbrechen an den Kindern, wenn GE-Schüler in Regelklassen gehen. Meine Freundin hat ganz andere Möglichkeiten, in der Förderschule zu unterrichten. Wenn die Klasse gut drauf ist, macht sie mehr Deutsch mit ihnen. Wenn sie unruhig sind, gehen sie eine Runde raus und dann läuft es wieder. Sie kann ihren Unterricht absolut flexibel halten, hat eine ganz andere technische Ausstattung, die den Kindern enorm hilft. Die Kinder lernen Alltagskompetenzen, wie man einkauft oder Bus fährt, damit sie später alleine leben können. Das geht an den Regelschulen völlig unter.

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So pauschal kann man das nicht sagen. Die Realität der Inklusion ist oft bescheiden, ja, aber das liegt weniger an der (richtigen) Idee, als ander Struktur unseres Schulsystems, das primär und vor allem Kinder aufbewahren soll, damit die Eltern arbeiten können und zudem diese Kinder mit Zertifikaten ausstatten soll (aka Abschlüssen), damit sie vom ökonomischen System verwertbare humane Ressourcen werden. Der Rest ist völlig egal, außer den Kosten freilich. (Siehe Umgang mit Schulen in der Pandemie.) Momentan ist Inklusion vor allem ein tolles Sparmodell für die Politik, man kann "was Gutes" (haha) tun und die teuren Förderzentren abbauen. Andererseits sind die noch bestehenden Förderzentren mittlerweile oft auch nicht mehr mit wirklich kleinen Lerngruppen gesegnet wegen Überlastung und haben sehr oft keine Sonderpädagogen mehr, sondern bestenfalls umgeschulte Lehrkräfte anderer Schularten. Zudem bedingen sie freilich weitere Diskriminierung behinderter Kinder, insofern diese als Sonderfall ausssortiert werden und nicht-behiniderte nie als alltäglich erleben, dass Behinderung normal und Gesellschaft eben bunt ist.

Es gibt aber durchaus schon viele Jahrzehnte funktionierende Modellprojekte mit Inklusion - das geht wunderbar, wenn die Ausstattung entsprechend ist. Das ist sie in der Realität sehr selten in D derzeit, aber trotzdem bekommt man die Dinge zum Laufen, irgendwie halt. Die nicht behinderten Kinder leiden im genannten Setting wohl kaum - sie erwerben mehr soziale Kompetenz und ansonsten wird die Lehrkraft ihren Unterricht durchziehen, entsprechend die gymnasialgeeigneten Kinder auch mitzunehmen verstehen (viele der 5er am Gym sind aber nicht gymnasialgeeignet, das ist ein anderes großes Thema). Sorgen würde ich mir als Lehrkraft machen, weil ich den behinderten Kindern null gerecht werden kann mangels Ahnung von Pädagogik für GE (Lebenspraxis??) und viel zu vielen anderen Kindern sowie als Elternteil der GE-Kinder, was es mit diesen macht, sich ständig als weniger leistungsfähig als ihre AltersgenossInnen zu erleben.

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Ehrlich, es ist nicht Deine Baustelle. Was mich bei sowas immer stört sind die grundsätzlichen Vorbehalte und dass dann auf einmal sich alle Eltern ohne Hintergründe wirklich zu kennen eine Seite wählen. Du kennst den anderen Jungen nicht und wenn alle anderen kein Problem mit dem I Kind haben wäre ich da ganz vorsichtig da voreilig Schlüsse zu ziehen. Natürlich sagen alle Eltern dass ihr Kind das Opfer ist, aber wenn es nur einen trifft und die anderen keine Probleme haben könnte es auch einfach umgekehrt sein, die Wahrscheinlichkeit dazu ist hoch.
Allerdings kann ich nicht glauben dass bei Euch GE Kinder in einer Gymnasialklasse sind.

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Doch, gibt es tatsächlich!!!!
Bei uns in der Stadt war es bis vor kurzem auch noch so. Jetzt werden die IKinder auf Real-, Sekundar- und Gesamtschule verteilt.
Förderung ? Sehr schwierig.
Aber Inklusion ist Elternwille und wir Sonderpädergogen ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Lg

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Uff wer glaubt denn dass er seinem GE-Kind mit Gymnasium nen Gefallen tut??? Also bei sozial-emotiona, ADHS und dergleichen verstehe ich es ja.

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Ich finde es sehr merkwürdig, dass ihr nicht gefragt wurdet, ob ihr das möchtet, dass euer Kind in einer I Klasse ist. Das hat ja auch Konsquenzen für Ausflüge, Klassenfahrten usw. zusammen mit dem Unterricht...

Eine Freundin von uns hat das damals für ihre Tochter befürwortet, weil sie auch voll dahinter steht ( selber Lehrerin) und sich viel davon versprochen hat. Und sie es gut fand, dass ihr Kind so Konatkt zu anderen Schülern bekommt, den sie sonst nicht unbedingt hätte.

Das Ende vom Lied war dort, dass die Tochter nach der 5 Klasse ( Gym) die Klasse wechseln wollet wegen dem 1 I Kind- was selbst durch Schulbegleitrung nicht zu bändigen war-- es flog einiges durch die Klasse und ihre Tochter hatte total Angst in die Schule zu gehen--- auch das hieß es immer" die anderen gesunden Kids sollen Rücksicht nehmen"

Das Mädel sollte dann in die Parallelklasse wechseln-- es wurde ihr nicht erlaubt-- die Mutter ist dann durch alle Instanzen gegangen, die so möglich sind-- bis zu Landesschulbehörde --- keine Chance.

Die Mutter hat das Mädel dann umgeschult auf ein anderes private Gym in einem anderen LK -- damit ihre Tochter wieder ohne Angst zur Schule gehen konnte.

Im Nachhinein hat die Mutter ihre Entscheidung für die I Klasse total bereut-- nicht weil sie dagegen ist, sondern weil es an dem Gym eben so wahr, dass das I Kind quasi Narrenfreiheit hatte und die anderen 28 Kids damit leben mussten, dass sie immer Rücksicht nehmen sollten und sie immer den Kürzeren zogen--auch bei den Lehrern.

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Ganz ehrlich, wenn GE-Kinder auf einem Gymnasium inklusiv beschult werden, dann sollte das auch für Hauptschüler gelten. Auch da mangelt es an der "Begabung" fürs Gymnasium. Ach geht nicht? Die müssen auf der Hauptschule separiert werden? Komisch...

Ich würde für mein Kind nicht wollen, dass es den ganzen Tag gespiegelt bekommt, was es alles nicht kann. Es spielt doch später überhaupt keine Rolle mehr, ob man mal mit Gymnasiasten konfrontiert war. Die Tochter einer Freundin hilft jetzt in einem Blumenladen, sie macht das fantastisch. Ob es irgendwas in ihrem Leben besser gemacht hätte, wenn sie nicht auf der Förderschule gewesen wäre? Ich glaube eher, es hätte ihr Lebensgefühl negativ beeinflusst. So weiß sie gar nichts von all den superschlauen Gleichaltrigen, sie kennt ihre Familie, die Mitarbeiter im Blumenladen und hat Freundinnen aus der Förderschulzeit. Geht es um ein glückliches Leben oder um krampfhaftes Dabeisein-Wollen?

Aber ich weiß, das hilft euch jetzt auch nicht. Zumal die Förderschulen oft abgebaut wurden, um die Kinder dann mit 1:1-Betreuung ziemlich einsam (einziges Down-Kind in der ganzen Schule z.B.) in Regelschulen zu betreuen. Den Schulstoff bekommen sie doch sowieso nicht mit. Ich halte das für eine riesige Augenwischerei, um vermeintlich niemanden zu diskriminieren. Aber da bin ich wieder bei meinem ersten Satz: Wieso werden dann so ohne weiteres Hauptschüler diskriminiert?