Gymnasium heute schwerer als in meiner Kindheit?

Hallo zusammen,

ich frage mich manchmal, ob ich einfach alles vergessen habe, oder ob tatsächlich der Stoff am Gymnasium heute teilweise früher durchgenommen wird, als zu meiner Schulzeit.

Meine Große ist jetzt in der 5. Klasse und sie ist wirklich gut in der Schule, also da muss ich mir zum Glück keine Gedanken machen, aber teilweise finde ich es echt krass, was die schon in der 5. Klasse in Mathe durchnehmen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass der Stoff zu meiner Schulzeit schon so "schwer" war.

Und ich habe auch mein Abi geschafft.

Frage mich nur, wie das jetzt weiter geht....

Ich weiß auch, dass teilweise Sachen, die sie schon in der 4. Klasse Grundschule durchgenommen haben bei uns definitiv erst am Gymnasium dran waren.


Habt ihr diese Erfahrung auch gemacht?
Oder ist es nur mein persönlicher Eindruck?
Vielleicht bin ich im Laufe der Jahre auch nur einfach verblödet. :-D

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Ich finde es heute schon teilweise schwerer. Meine Kinder sind in der 7. Klasse (Bayern). Besonders fällt mir das in Musik auf. Wir haben damals ja schon noch gesungen in der Unterstufe. Das machen meine gar nicht, die machen nur Musiktheorie vom Feinsten, Dominanzseptakkord, Dreiklangumkehrungen, Du meine Güte. Es hagelt 5er und 6er in den Exen und es werden bestimmt einige wegen Musik durchfliegen. Das finde ich schon ungewöhnlich.
Und in Fächern wie Bio oder Geschichte habe ich auch den Eindruck, dass früher mehr reines Faktenwissen gefragt wurde. Natürlich gab es auch Transferaufgaben, das waren die 1er oder 2er Bremsen. Aber heute sehe ich Exen, in denen eigentlich ausschließlich Transferaufgaben gestellt werden. So dass man, selbst wenn man den Stoff wirklich gut beherrscht, bei einer 4 landet. Das war damals (80er in meinem Fall) definitiv anders. Eine Lehrerin hat mir erklärt, dass der neue Lehrplan Plus wohl deutlich mehr Wert auf dieses Transferdenken legt, macht ja auch mehr Sinn als reines Auswendiglernen, ich will das also gar nicht schlechtreden. Aber es ist dadurch viel schwieriger, eine (sehr) gute Note zu bekommen. Bei beiden Kindern, die in unterschiedliche 7. Klassen gehen, kommen in der jeweiligen Klasse meist keine 1er raus. Das war bei mir definitiv anders, da gab es immer einige 1er (meine Freundinnen und ich gehörten meistens dazu, daher weiß ich das noch). Also wenn die Kids nicht alle deutlich dümmer sind als wir damals, dann ist das heute schon schwerer. Aber vielleicht sind sie auch dümmer? Kann ja auch sein, das Niveau kann durchaus gesunken sein, wenn heute mehr aufs Gymi gehen. Oder vielleicht ist unsere Schule hier auch entweder besonders schwer oder von besonders unfähigen oder unwilligen Schülern besucht…
In den Sprachen wird aus meiner Sicht weder weniger noch mehr gelernt, aber deutlich anders. Es wird Wert auf das Sprechen und Verstehen gelegt, sie müssen schon sehr früh eigene Texte in der Fremdsprache verfassen, übersetzt wird nicht mehr. Finde ich auch sinnvoll.

Na ja, wozu jammern, es ist, wie es ist. Wenn es überall anders auch so ist, dann passt es ja wieder und in 6 Jahren braucht man dann halt fürs Medizinstudium nur noch einen Schnitt von 2,5, soll mir auch recht sein :-)

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Das mit den Transferaufgaben habe ich auch beobachtet. Wir sind auch in Bayern.

Erst gestern hatte sie ein Hausaufgabe in NTB (Natur, Technik, Biologie), wo sie die Reaktionszeit berechnen und Kurvendiagramme dazu erstellen musste.

Das gab es zu meiner Zeit nicht.
Bio war Bio - da wurde nichts berechnet.
Und Physik - was ja irgendwo bei NTB mit drin ist - hatten wir erst ab der 6. oder 7. Klasse (je nach Zweig).

Es wurde auch nirgendwo erklärt, wie sie diese Reaktionszeit berechnen soll - das musste ich ihr dann erklären.
Außerdem musste sie dazu Dezimalzahlen kennen, die sie aber noch nicht durchgenommen hatten.
Und das sind so die Dinge, die ich meine mit "schwerer geworden".
Transferaufgaben und eigenständiges Erlernen von Dingen.

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Meist du das ernst?

Das Niveau ist tatsächlich immer weiter gesunken, in allen Schulformen.
Und ein Ende ist noch nicht abzusehen.


Ich habe durch Zufall einen alten Klassenarbeitshefter von mir gefunden.
4. Klasse Test in Musik:
Alle Noten von ganz bis 16tel zeichnen
Noten benennen, die in Notenlinien geschrieben waren
5 klassische Stücke benennen mit Titel und Komponisten.
In einem ! Test.

Also müsste deiner sich da ja auskennen, war ja erst im letzten Schuljahr.
Frag mal........

In der Realität wird Musik kaum noch unterrichtet. So und ähnlich ist es aber mit allen Fächern.

Bearbeitet von das-erste-huhn
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Das kann ja nicht sein. Wie schon geschrieben, zu meiner Zeit 2. Fremdsprache ab der 7. Klasse im Gymnasium, heute ab der 6. Also da muss mehr sein in der 6. Klasse, wenn es vorher 0 war

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Ist bei dir so gewesen. Bei meiner Schule war es 6. Klasse (2006er Abi) und 2 Jahre später 5. Klasse bei der 2. Fremdsprache - da Englisch nicht die erste Fremdsprache war

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Ist mir auch schon aufgefallen. Bei einer Sache ist es ja ganz offensichtlich. Als ich aufs Gymnasium ging, begann die 2. Fremdsprache in der 7. Klasse. Heutzutage 6. Klasse, also da muss ja der Stoff ein Schuljahr früher los gehen.

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Es fing zwar ein Jahr später an, aber der Stoff in Latein ist extrem abgespeckt (wurde mir auch so von der Schule bestätigt). Wesentlich geringerer Wortschatz und übersetzen nur von Latein in D und nicht mehr in die andere Richtung (wir mussten beides machen). Das gilt jedenfalls für Bayern.

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Bei uns ist die 2. Fremdsprache schon in der 5. Klasse.

Ich hatte Latein definitiv erst ab der 7. Klasse.
Und ich musste tatsächlich noch in beide Richtungen übersetzten.

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Mag sein, dass die 2. Fremdsprache früher startet. Das bedeutet aber sicher, dass andere Stunden dafür gekürzt werden.

Bsp Volksschule hier: ab nächstem Jahr soll Englisch mit 2 Stunden pro Woche Pflicht sein.
Aber das heißt ja nicht, dass die Kinder 2 Stunden mehr Schule haben. Herrscht doch Lehrermangel überall.
Also: Englisch wird statt was anderem gemacht.

Stunden werden gekürzt.
Ich kann mir nicht vorstellen dass da die Kinder mehr lernen als früher.

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Mein 16 jähriger hat def. seit der 5. Klasse mehr verpflichtende Stunden als ich.

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Ich hatte in der 7. Klasse 33 Wochenstunden, danach bis zur Oberstufe 34. Das entspricht ziemlich genau dem, was an Hessischen Schulen für G8 vorgegeben ist. Macht man in Hessen G9, hat man nur 31 Wochenstunden. Und dabei hatten wir noch nicht einmal Wahl-Pflicht-Kurse. Wir hatten demnach bei weniger Fächern mehr Wochenstunden. Und was die WPKs angeht - da hab ich den Sinn noch nicht erkannt - ganz davon abgesehen, dass die ziemlich unfair in Bezug auf die Leistungsbewertung sind: wählt man Grichisch, muss man pro Schuljahr 5 schriftliche Leistungsnachweise erbringen, bei einer anderen 3. Fremdsprache nur 4, und wenn man keine 3. Fremdsprache wählt, sind gar keine Arbeiten vorgeschrieben. Und wie schon geschrieben: die WPKs gehen zulasten des allgemeinen Unterrichts.
Ich denke, heute sind die Basics weniger fundiert, dafür wird früher differenziert.

LG

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Akademisch ist der Anspruch sehr gesunken (grob: Gym5 heute ist die RS vor zehn Jahren, zumindest in Bayern). Dafür ist er in anderen Bereichen ("Kompetenzorientierung") deutlich gestiegen. Das ist letztlich politisch gewollt - mehr Kinder mit mehr höheren Abschlüssen. Das kann nicht klappen, da nicht alle magisch intelligenter werden und plötzlich 50% schaffen sollen, was vorher 20% vorbehalten war (Abiquotenvergleich). Was dir da "schwer" verkommt, ist vermutlich für dich einfach ungewohnt, weil Schulunterricht bei aller äußerlichen Ähnlichkeit (Kinderzahl, Räumlichkeiten) heute doch sehr anders ist als vor dreißig oder auch nur zwanzig Jahren. Wir arbeiten heute viel handlungs- und schülerorientierter, aktivierender, mit mehr sozialen Lernformen und mehr Freiheiten sowie Projekten. Die Anforderungen sind praktischer, anwendungsorientierter, selbstgesteuerter usw.

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Wenn man möchte, dass mehr Kinder einen höheren Abschluss machen, warum wurde dann das Schuleintrittsalter gesenkt und G8 eingeführt? Mein Sohn wurde nach Schulpflicht mit 5 eingeschult, mit 15 in das 1. Kurshalbjahr fürs Abi. Für mich sieht der Stoff z.B. identisch im Chemie Grundkurs aus. Diesen Schulstoff habe ich erst mit 18 lernen müssen. Ich wurde nach Schulpflicht mit 7 eingeschult, nie eine Klasse wiederholt, aber G9 und damit 1. Kurshalbjahr fürs Abi in der 12. Klasse. And last, but not least, wenn man mehr Kinder in Bayern einen höheren Abschluss ermöglichen möchte, wieso hat man in Coronazeiten politisch alles dafür getan, um sich möglichst wenig um die Kinder zu kümmern?

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Momentan kehren viele Länder zurück zu G9. Der Rest hat mit dem Thema dieses Threads aus meiner Sicht nichts zu tun.
"Stoff" gibt es schon lange nicht mehr. Es gibt exemplarische (!) Inhalte, an denen Kompetenzen erlernt werden sollen; diese sind in einem Sprialcurriculum angeordnet. Vom akademischen Niveau her ist die aktuelle Unterstufe wie gesagt in etwa wie die RS vor zehn Jahren, zumindest in Deutsch. Dafür werden andere Kompetenzen geschult, siehe meinen ersten Post.

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Ganz im Gegenteil!
Das Niveau ist total gesunken und ist überhaupt nicht mehr mit früher zu vergleichen.
Das wird auch der Grund sein warum der Schnitt der Abiturienten so enorm gestiegen ist, vor ein paar Jahren sah das noch ganz anders aus

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Das ist Vlt abhängig von der Schule. Das Gynnasium wo ich früher hin gegangen bin war richtig schwer. Da wurde in Klasse 6 und 7 total ausgesiebt. Da wurde der Jahrgang halbiert weil alle runter mussten. Es ist ja jetzt eher so dass die mit dem Niveau runter gehen müssen weil die Schüler es nicht mehr packen. Also schwerer ist es sicherlich nicht. Aber sicher ist z.B. Englisch früher dran heut zu Tage. Aber ich kann das absolut nicht bestätigen 🤷🏼‍♀️

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So kenne ich das auch aus den 70er/80ern.

Seit Einführung des Zentralabiturs gehen die Schulen nach standardisierten Lernplänen vor, unterschiede gibt es allenfalls zwichen anderen Schulformen, wie der Gesamtschule ode randeren mit Abi-Zweig. Während zu meiner Zeit noch richtig gesiebt wurde, auch auf der Realschule, war das bei meiner Tochter nicht mehr der Fall, es gab immer wieder Elterngespräche mit der Empfehlung eines Wechsel, aber es war nicht so krass wie zu meiner Zeit, auch die Möglichkeiten der Nachhilfe und Förderung sind anders als damals. Da gab es etwa eine Abschlussklasse mit ca. 25 Schülern, trotz geburtenstarker Jahrgänge, heute entlässt ein Gym. deutlich mehr und das Abitur macht je nach BL mehr als 50% aller Schulabschlüsse aus. Zu meiner Zeit brauchte man es auch nur zum studieren, nahezu alle Berufe konnten mit einem Realschulabschluss bzw. der qualifizierten Haupschule erreicht werden und heute ...

Fazit: Das Abi ist mit dem von früher nicht mehr zu vergleichen, ich würde sagen unterm Strich einfacher zu bekommen.

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Was heutzutage so am Gymnasium läuft, weiß ich nicht. Aber ich habe regelmäßig Studierende als PraktiktantInnen. Und da raufe ich mir manchmal ganz schön die Haare und frage mich, wie die Abitur gemacht haben können. Wenn ich das zugrunde lege, würde ich eher meinen, die Ansprüche sind heutzutage deutlich gesunken.

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Das fragt sich mein Bekannter (Fahrlehrer) jeden Tag, wenn er die nicht aus dem Gymnasiums komme sähe ...

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Wobei es auch Gymnasiasten und Akademiker gibt, die an der Kompetenz von Fahrlehrern zweifeln dies korrekt einzuschätzen. 😉

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Hi, Gymnasium kann ich leider auch nicht beurteilen. Allerdings finde ich das Grundschul- und Realschulnivea ist gesunken. Kann aber natürlich auch an jeder Schule anders sein.
Liebe Grüße