Unterschiedlich starke Zwillinge

Guten Morgen!
Ich bin im Moment sehr unsicher weil unsere Zwillinge sich schulisch so unterschiedlich entwickeln. Ein Zwilling ist hochbegabt und soll laut Lehrerin in ein naturwissenschaftliches Gymnasium gehen, der andere ist normal begabt mit einer ziemlichen Schwäche im Bereich Rechtschreibung. Sie empfiehlt kein Gymnasium. Das deckt sich auch absolut mit unserem Gefühl bezüglich ihrer Leistungen und vor allem dem Aufwand, den sie erbringen müssen, um ihre Leistung zu schaffen. Die Beiden wollen auch in Zukunft getrennt werden.
Eigentlich eine gute Ausgangssituation, wenn da nicht mein schlechtes Gewissen wäre. 🙈
Ich habe große Sorge, dass ich dem etwas schwächeren Zwilling mit der Schulwahl die Zukunft erschwere. Öffne ich dem stärkeren Zwilling nicht irgendwie mehr Türen als dem Anderen? Vermutlich hat ja jeder, der zwei Kinder oder mehr hat solche Entscheidungen zu treffen. Deshalb wollte ich einmal nachfragen, wie andere Eltern das handhaben und damit umgehen.
Vielleicht bekomme ich ja von euch den nötigen Input.
Danke

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Ich hab zwar keine Zwilling, aber doch zwei völlig unterschiedlich begabte Kinder. Während bei dem einen schnell klar war, dass es einzig und allein nur das Gymnasium wird, hat es das andere nur mit sehr viel Mühen und ein paar Tricks auf die Realschule geschafft.
Das ist jetzt etliche Jahre her, der Große hat auf dem direkten Weg Abi gemacht und studiert jetzt, die Kleine hat auf sich auf ider Realschule enorm entwickelt, aus dem schüchternen Kind mit Rechtschreibschwäche und Konzentrationsproblem ist eine sehr ehrgeizige und fleißige Schülerin geworden, die die Realschule mit 1er Schnitt verlassen hat und nun auch auf dem Weg zum Abitur ist. Und ich weiß jetzt schon, dass ihr Abischnitt besser als der ihres Bruders wird, einfach weil sie gelernt hat, hart dafür zu arbeiten und bereit ist, sich ordentlich auf den Hosenboden zu setzen.

Fazit: du verbaust deinem Kind nichts, wenn du es auf die Schule schickst, die zu ihm passt. Ganz im Gegenteil, nur so hat er die Gelegenheit sich zu entwickeln und das beste aus sich herauszuholen.

Bearbeitet von njeri
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Ich danke dir. Solche Erfahrungen helfen mir sehr gut weiter.
Es ist mir in erster Linie gar nicht wichtig, ob sie Abitur macht. Nur möchte ich nicht, dass sie ihren Traumjob irgendwann nicht machen kann, weil wir die falsche Schule gewählt haben.
Aber vermutlich würden wir ihr mit der falschen Schule jegliche Freude nehmen und damit einiges kaputt machen.
Danke dir

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das machst Du nicht. Die Wege über den zweiten Bildungsweg gehen doch immer.
Ich selbst hatte ein wirklich easy Leben in der Real - habe dann auf dem WG das Abi gemacht.

Gleich auf dem Gym. wäre ich vermutlich untergegangen und ich wäre ein Kind gewesen, wie man es immer hört: NUR lernen, -trotzdem nur mittelmässig, keine Zeit mehr für Hobbies ... so geht es vielen, die eigentlich nicht aufs Gym. gehören aber auch irgendwelchen Gründen doch dort sind.

Das Thema hab ich übrigens auch gerade mit meinen Kids. --- ich konnte mich gegen den Vater nicht durchsetzen, obwohl ich Real für beide für besser gehalten hätte (sie hatten beide eine eingeschränkte Gym.Empfehlung) und Jahr für Jahr bestätigt sich das, was ich befürchtet hatte. Stress, schlechte Noten, kein Spaß im Leben und keine Zeit für Hobbies.... und vermutlich gehts bei einem von beiden wirklich schief und er muss runter wechseln. - mal sehn. -- Das Halbjahreszeugnis geht aber in diese Richtung.

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Hallo!

Vielleicht helfen dir folgende Fragen weiter:

Was wäre, wenn die beiden keine Zwillinge wären, sondern normale Geschwister? Was wäre, wenn ein Kind gerade mit der Schule begonnen hätte, bei dem anderen der Schulwechsel ansteht? (In beide Richtungen: einmal ist das schulisch schwächere Kind älter, einmal das stärkere.)

Ich persönlich würde wahrscheinlich weniger Gedanken wälzen, wenn es keine Zwillinge wären... Daher die Idee mit dem Gedankenexperiment.

LG id

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Wahrscheinlich hast du Recht. Ich bin da gedanklich irgendwie gefangen. Beim kleinen Bruder, sehr ich komischerweise den eigenen Weg anders. Da ist es für mich selbstverständlich.
Ich werde einfach daran arbeiten müssen, sie als Geschwister wahr zu nehmen. Danke dir.

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Ich denke auch, du solltest den Zwillingsgedanken hier außen vor lassen und dich mehr auf "Es sind Geschwister wie andere auch" fokussieren.
Jedes Kind hat vorrangig erst mal das Recht auf Bildung seinem Können entsprechend. Du tust keinem der beiden einen Gefallen, wenn du sie unter- oder überforderst.

Betrachte jedes Kind als das Individuum, das es ist und denke nicht, dass du damit ungerecht handelst. Das Gegenteil ist der Fall :)

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Eine Freundin hat Zwillinge. Einer hochbegabt, Empfehlung fürs Gymnasium. Der andere normal begabt, Dyskalkulie. Empfehlung für die Realschule.
Die beiden wollten unbedingt zusammen bleiben. Deswegen hat sie sie auf eine Gesamtschule mit gutem Ruf und Förderprogramm für besonders begabte Kinder geschickt. Ergebnis: beide haben Abitur mit einem Schnitt Eins vor dem Komma gemacht. Der hochbegabte Zwilling nur geringfügig besser.

Bearbeitet von Goldie
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Das klingt auch sehr interessant.
Komischerweise haben sich unsere Beiden schon ihre Wunschschule erwählt, bevor sie jemals dort waren. Einfach aufgrund der Schwerpunkte, die angeboten werden. Vermutlich wissen sie selbst am Besten was ihnen gut tut.
Danke dir für deine Antwort

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"Öffne ich dem stärkeren Zwilling nicht irgendwie mehr Türen als dem Anderen?"

Du tust genau das Gegenteil! Du sorgst dafür, dass beide Kinder so gefördert werden wie sie es brauchen um IHREN Weg im Leben zu finden. Du sorgst dafür, dass das "schwächere" Kind die Chance hat, seine Stärken zu finden ohne in direkter Konkurrenz zu sein mit dem "stärkeren" Kind!

Getrente Schulen, nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen ausgesucht, ist die beste Voraussetzung, dass deine Kinder später IHREN (erfolgreichen) Weg machen können.


Ich kenne übrigens so einen Fall aus dem Freundeskreis. Ein Zwilling, hochbegabt, Klasse übersprungen. Anderer Zwilling, keine Lust auf Schule, nicht so "lernwillig". Die Kinder sind in unterschiedlichen Schulen und beide sehr glücklich darüber. Sie können ihren Weg unabhängig von einander machen, ohne sich vergleichen zu müssen. Sie sind glücklich und verstehen sich sehr gut. Keiner fühlt sich ÜBERfordert oder, dem anderen zur Liebe, UNTERfordert.

#winke

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Das Thema Konkurrenz ist wirklich ein ganz Großes bei ihnen. Es könnte wirklich sein, dass sie sich durch diesen ständigen Kampf auch in gewisser Weise selbst einschränken.
Danke für diesen Gedankenaspekt :-)

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Auf keinen Fall. Beide sind damit ja total zufrieden. Und eurem „schwächeren“ Kind ermöglicht ihr mit der anderen Schule die Chance, leichter durch die Schule zu kommen mit besseren Noten und weniger Quälerei. Dennoch hat man in Deutschland mit jeder Schule jede Chance. Sollte er also da gut zurecht gekommen, kann er Abitur machen und studieren. Möglich ist also alles. Und ganz ehrlich? Viele wollen gar nicht studieren oder oder. Mein Bruder hat studiert und ist ein Ingeneur. Ich war zwar super gut in der Schule und habe zuliebe meiner Eltern das Abitur gemacht. Aber ich wollte eben trotz super Vorraussetzungen nicht studieren. Ich hab eine Ausbildung gemacht und hab es nie bereut. Ich verdiene gutes Geld und verdiene genau so viel wie die Studierten in meiner Firma. Von daher sei froh. Beide sind zufrieden wie es ist. Beide haben noch alle Chancen. Die Frage ist nur was sie eben machen wollen. Blöd wäre es wenn beide unbedingt zusammen bleiben wollen usw. Aber das habt ihr ja Gott sei dank gar nicht

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Das stimmt. Vom Gefühl her, könnte es bei ihr eher ein sozialer Beruf werden. Da liegt nämlich ihre Stärke. Abitur sieht sie im Moment nicht als Ziel.
Ich selbst habe auch Abitur gemacht, arbeite jetzt aber auch in einem Beruf, wo es gar nicht nötig gewesen wäre. Ich verstehe gut was du meinst. Danke dir.

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Nein, mit der richtigen Schulwahl verbaut man keinem Kind etwas. Wir hatten eine gymnasial Empfehlung und eine Hauptschulempfehlung, beide haben ein super Abi gemacht, auf zwei verschiedenen Wegen.

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Danke, du hast bestimmt Recht. Und beide Schulen werden ihre Vor.- und Nachteile mitbringen.

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Meine Kollegin hat ebenfalls Zwillinge. Der eine ging aufs Gymnasium, der andere auf die Realschule.
Der Gymnasiast hat die Schule etwas schleifen lassen, der Realschüler hatte stets gute Noten.
Der Realschüler hat im Sommer aufgrund seiner guten Leistungen auf das Gymnasium gewechselt, er macht das Abi jetzt ein Jahr später als sein Bruder.

Ergo: Schicke Dein Kind auf die Schule von der Du glaubst, dass sie am besten für Dein Kind geeignet ist. Du hast nichts gewonnen, wenn Dein einer Zwilling auf dem Gymnasium überfordert ist und ggf. die Lust an Schule verliert.
Beobachte die Entwicklung. Viele Wege führen nach Rom und nicht nur der, der direkt aufs Gymnasium geht hat eine Chance auf ein Abitur!

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Das von deiner Kollegin klingt ja auch toll. Es beruhigt mich immer wieder, so etwas zu lesen.danke :-)

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Zwillinge sind eben trotz allem verschieden. Wenn der eine nicht aufs Gymnasium darf wegen des Zwillings, der das nicht packt, wäre das total ungerecht, zumal ein späterer Wechsel aufs Gymnasium vermutlich schwieriger wäre. andererseits wäre es ungerecht, wenn der schwächere Zwilling aufs Gymnasium muss wegen des Zwillings und dort dann total baden geht, womöglich auch die Lust am Lernen verliert und letztendlich vielleicht doch auf die Gesamt- oder Realschule wechseln muss. Schickt jeden dahin, wo ihr meint, es ist das beste für das jeweilige Kind.

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Du hast bestimmt Recht. Das werden wir tun. Nur fühlt es sich komisch an, weil das Gymnasium ja irgendwie als "die Bessere" Schule kommuniziert wird. Aus der Klasse wollen fast alle Eltern ihre Kinder ins Gymnasium schicken. Alle anderen Schulen werden verteufelt. Ich muss das vor allem auch den Kindern vermitteln, dass keine der Schulen qualitativ besser ist. Sie hören ja doch einige Kommentare ihrer Freunde.
Danke für deine Meinung

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Meine Schwester war auf dem Gymnasium und ich "nur" auf der Realschule. Das war nie ein Problem.
Wenn seine Tochter nach gefragt wird, warum sie nicht auch aufs Gymnasium geht, kann sie ja ehrlich sagen, für das, was sie vorhat, braucht sie eh kein Abi. Und auf stundenlanges Pauken wie ihre Schwester hat sie schlicht keinen Bock.