Rückstellung - richtige Entscheidung?

Hallo ihr lieben, ich benötige mal euren Rat oder auch Zuspruch.

Ich bin irgendwie grade in einer Lage, wo ich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist :-( mein Sohn ist seit November letzten Jahres 6 Jahre alt und soll nun dieses Jahr logischerweise eingeschult werden. Bei ihm ist es so, das er noch nicht gut spricht oder manchmal auch nicht 100% versteht was man von ihm möchte. Auch hat er Probleme damit, wenn zu viele Kinder um ihn herum sind. Da kann es schnell passieren, dass er mal ausholt. Über die konzentration brauche ich gar nicht erst anfangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dort länger als 10 min ruhig sitzen und ruhig sein kann. Wir haben also eine Rückstellung beantragt und da soll er auch seine Unterstützungen weiter bekommen (Frühförderung, Logopädie). Jetzt habe ich mitbekommen, dass sogar ein Kind eingeschult wird, von dem ich es nie gedacht hätte, weil dieses Kind eben fast die selben Probleme hat (nur etwas schlimmer als mein kind) und viele sagen plötzlich, dass ihm das zusätzliche Jahr in der Kita nicht guttun würde, weil er schon so toll mit zahlen und Buchstaben umgehen kann. Ich bin jetzt echt hin und her gerissen. War ein Antrag auf Rückstellung die falsche Entscheidung? Wenn ja, wird er es packen mit alleine Bus fahren, aufpassen, konzentrieren etc.? Wie war das bei euch? Ich habe auch Angst, dass er gemobbt wird wegen seiner schlechten Sprache oder weil er nicht so viele Kinder auf einen haufen bei sich haben kann. Ich bin echt verzweifelt :-(

Sorry für den langen Text und liebe Grüße

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Ich bin Grundschullehrerin. Wenn ich lese, welche Probleme dein Kind hat, scheint mir (auch, wenn eine Ferndiagnose ja kaum möglich ist) eine Rückstellung auf jeden Fall angebracht. Gerade Konzentrationsprobleme gepaart mit motorischer Unruhe und unsoziales Verhalten fallen Schulkindern meist sofort auf die Füße, weil dadurch andere Kinder massiv gestört werden, bzw. die Lehrkraft den Unterricht abbrechen muss, um immer wieder das Kind zur Ruhe zu bringen usw. Das führt schnell zu großen Problemen. Da ist dann oft nur noch am Rande interessant, dass das Kind schon gut lesen kann. Weil die Schwierigkeiten in anderen Bereichen so dringend sind.

Man muss dabei unbedingt auch die aktuelle Situation der Schulen im Blick haben: Lehrermangel überall, Inklusion ohne jegliche Mittel, die zum Scheitern verurteilt ist. In der Praxis bedeutet das übervolle Klassen mit z.T. nicht ausreichend qualifiziertem Personal usw. Förderung, die ständig ausfällt, weil Förderkräfte für Vertretungen herangezogen werden. Man kann schon auf die "normal" entwickelten Kinder nur noch schwer eingehen, auf Kinder mit echten Problemen noch weniger.

Bearbeitet von talulah27
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Vielen Dank für diese Antwort! Genau sas ist eigentlich auch meine Sorge, dass dann kaum auf ihn geachtet werden kann und er dort unter geht. Es ust zwar, sag ich mal, nur eine kleine Dorfschule aber selbst da kann ja so ein Fachkräftemangel allgegenwärtig sein. Also denke ich mal, dass es doch die richtige Entscheidung ist, falls es genehmigt wird.

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Ich denke, wenn du als Mutter das Gefühl hattest, dass das besser wäre, kann die Entscheidung nie falsch sein. Du kennst dein Kind am Besten. Und ein Jahr länger keinen Stress.. was sollten da für Nachteile für das Kind entstehen.
Ich würde mir wünschen, dass das Rückstellen nicht so ein komplizierter Prozess wäre und mehr auf das Urteil der Eltern Wert gelegt würde.

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Hallo. Ich möchte dir antworten weil ich genau die gegenteilige Meinung als die Grundschullehrerin habe. Unser Sohn ist wie deiner. Sprachprobleme, geringe Konzentration und Aufmerksamkeit, mangelndes Verständnis gestellter Aufgaben, motorische Unruhe. Es besteht der Verdacht auf auditive Wahrnehmungssörung. Unser Sohn wird erst 6 und wir schulen ihn trotzdem ein. Wir arbeiten seit 3 Jahren mit Logo, Ergo und Frühförderung an seinen Problemen und denken ein Jahr mehr Kita wird keine wesentliche Verbesserung bringen. Er bekommt dort auch zu wenig Förderung (ist bei euch vllt. Anders) und langweilt sich jetzt schon. Wir glauben neue Herausfoderungen können ihn weiter wachsen lassen. Er bringt aber Motivation für die Schule mit und möchte selbst gern gehen. Schreibt und rechnet schon. Das Problem der vollen Klassen / Lehrermangel kennen wir auch. Aus diesem Grund haben wir ihn auf einer Sprachheilschule angemeldet, da sind ca. 10 Kinder in einer Klasse. Eine Bekannte bereut bei uns die Rückstellung eben weil es ihr Kind nicht weiter gebracht hat. Unsere Kita fördert aber auch nicht sondern lässt nur freispielen, somit wird eben auch nicht geübt mal länger zu sitzen. Auch denke ich die Strukturen mit geregelten Spiel- und Lernzeiten, festen Aufgaben und Pflichten werden ihm guttun auch das fehlt in der Kita. All seine Fortschritte haben wir nur durch Therapien und Übungen zu Hause (zb. Hinsetzen und spielerisch Aufgaben bewältigen) hinbekommen, durch die Kita kam kaum etwas. Im Gegenteil, er sagt immer "ist doch egal, muss ich in der Kita auch nicht machen".
Falls wir keine Zusage an der Sprachheilschule erhalten wird er an der Regelgrundschule eingeschult. Sollte es nicht klappen wird unser Kind die erste Klasse wiederholen, daran ist hier nichts schlimmes im Gegenteil es gibt jährlich 2 bis 3 Kinder die nochmal die erste Klasse machen (an der Regelgrundschule).
Wir haben uns so entschieden nachdem wir lange mit allen Therapeuten gesprochen haben und für und wider abgewogen haben.

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Achso möchte noch ergänzen....wir trauen unserem Kind auch nicht die Busfahrt zu. Er bringt sich noch in Gefahr, schaut nicht beim Überqueren, tobt am Strassenrand usw. Auf der Sprachheilschule würde er mit einem Taxi abgeholt werden, das wäre kein Problem. In die normale Grundschule würden wir ihn fahren.
Wir haben mit unseren Therapeuten auch viele Szenarien durchgespielt. Wird es nicht gut laufen kann auch ein Schulbegleiter beantragt werden. Oder ein Wechsel auf eine Förderschule. Aber das sind auch Dinge die sowieso passieren können egal ob jetzt oder in einem Jahr.
Vllt. sprichst du mal alle ganz konkret an was sie von einer Einschulung jetzt halten, was in einem Jahr besser sein wird oder eben nicht. Du siehst ja auch selbst wie sich dein Kind entwickelt hat. Uns ist die Entscheidung übrigens auch schwer gefallen und es war ein langer Prozess.

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Vielen lieben Dank für deine Antworten! Das mit dem zur Schule bringen hatte ich für den Anfang auch schon überlegt falls er doch eingeschult wird. Das mit der Sprachheilschule hört sich toll an, aber sowas gibts bei uns in der Nähe einfach nicht. Sonst hätte ich ihn da wahrscheinlich auch angemeldet. Habe auch schon von welchen gehört die eine Rückstellung bereut haben. Ich denke einfach, dass ich die Antwort der schule abwarten muss. Wird die Rückstellung genehmigt geht er nicht, wird abgelehnt wird er eingeschult. Ich sollte mir wirklich weniger Gedanken machen und Sachen einfach auf mich zukommen lassen

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Bundesland?

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Brandenburg

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Ah, Schade, in NRW hätte ich dir Ansprechpartner an der Schule nennen können. Die gibt es in Brandenburg leider nicht.

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Wenn die Möglichkeit besteht Montessori oder waldorf Schulen ansteuern, ich habe damit absolut positive Erfahrungen gemacht die die ganze weitere Schullaufbahn meines Kindes beeinflusst.

Da wird jedes Kind dort abgeholt wo es gerade steht, im konservativen System werden sie über einen kamm geschert.. Mein Sohn lernte erst in der 2.klasse leserlich schreiben.. Das ging buchstäblich von einem Tag zum anderen, als er seine feinmotorik entdeckte.

Mathe war er weiter und löste schwerere Aufgaben mit links. Die Hausaufgaben konnten sie sich aussuchen, wobei die Lehrerinnen sehr darauf schauten dass sie sich nicht billig durchschummeln.

Ich musste ihn all den Jahren keine Hausaufgabe kontrollieren oder mit ihm lernen. Das war seitens der Lehrer nicht erwünscht und ausdrücklich war es Sache zwischen Lehrern und Kindern.

Diese Schule war ein Traum!

Ich wünsche euch eine ähnlich positive Erfahrung!

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Auf gar keinen Fall würde ich mein Kind an einer Waldorfschule anmelden. In der Regel völlig unqualifizierte Lehrer und dann eine rassistisch, antisemitische und esoterische Ideologir

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Hallo!
Ich finde eine Rückstellung etwas schwierig, da dein Sohn dann in der ersten Klasse bereits 8 Jahre würde, wenn ich richtig gerechnet habe. Das könnte auch gegen die Rückstellung sprechen.
Ihr solltet ggf. über Sonderpädagogische Unterstützung nachdenken. Was für Diagnostik habt ihr machen lassen. Wenn die Sprache und das Verständnis sowie die Konzentration schwierig ist, würde ich dein Kind auf eine Auditive Verarbeitungsstörung testen lassen, wenn das noch nicht geschehen ist.
Vg Basket

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Huhu,
Ich stand vor zwei jahren vor der gleichen entscheidung.
Unsere tochter wurde im herbst eingeschult, obwohl sie auch hätte zurückgestellt werden können. Aber wie auch eine andere mama geschrieben hat, war der kiga nicht wirklich in der lage unsere maus zu fördern und sie hat sich auch nie dort richtig wohlgefühlt. Sie hat den kiga akzeptiert und fertig.
Naja, easy peasy war/ist die schule für sie nicht. Kognitiv gar kein problem, aber sozial-emotional ist es schon ne nummer. Dadurch, dass sie ein extremfrühchen war und bekannte baustellen hat, haben wir eine schulbegleitung für sie. Die hätte sie allerdings auch bei rückstellung ein jahr später gebraucht. Aktuell warten wir auf einen termin bei einem kinderpsychologen um eine wahrnehmungsstörung abzuklären.
Lange rede, kurzer sinn. Hör auf dein bauchgefühl. Vergleiche nicht, jedes kind ist anders. Du hast dich für die Rückstellung entschieden, es gab und gibt logische gründe dafür, und es wird das richtige für dein kind und deine familie sein.
Viele Grüße 👋