Erstklässler schreibt nicht gerne

Guten Tag,

zwar hab ich schon hinreichende Schulerfahrung. Aber mein Erstklässler schreibt nicht gerne. Er geht zwar gern zur Schule und ist meines Erachtens auch sehr pfiffig. Dennoch habe ich das Gefühl, dass man uns ans Bein .... will, weil wir kitafrei gelebt haben. Deshalb wurde ich in der Vergangenheit oft zur Sau gemacht.
Meiner Meinung nach ist er nicht anders als andere Kinder auch. Er schließt Freundschaften, er redet flüssig, zieht sich alleine an, ist ordentlich.
Aber basteln, malen, schreiben mag er halt nicht.
Sogar rechnen kann er zu Hause schon recht ordentlich und auch das Alphabet aufsagen oder bis 20 zählen.
Trotzdem heißt es, er habe Mühe. Hallo? Das Kind fängt gerade erst an. Soll er fertig ausgebildet zur Schule kommen? Wozu werden die Lehrer denn bezahlt?
Wir haben natürlich Übungshefte und Lük Kasten daheim. Aber er klettert und spielt halt noch gern.
Wir würdet ihr reagieren? Ich habe das Gefühl, dass absichtlich ausgesiebt wird und nach Kindern gesucht wird, die man auf die Förderschule tun kann.
Natürlich spiele ich da niemals mit, denn mein Kind ist pfiffig und völlig normal intelligent.
Kann es sein, dass die uns dissen wollen, weil unser Kind nicht im Kindergarten war? Wie soll man darauf reagieren?

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Ich glaube nicht, dass man euch dissen will.
Da die Kindergärten so überfüllt sind, ist man vielleicht froh um jedes Kind, das keinen Platz beansprucht.
Genauso mit den Förderschulen. Plätze dort sind rar und teuer.
Kinder kommen nur nach ausführlichen Untersuchungen und Tests an eine Förderschule.
Nun hat dein Kind sich vielleicht zuhause die Sachen rausgesucht, die ihm leicht fallen. Ist ja logisch, das würde jeder so machen.
Gerade die feinmotorischen Dinge fallen Jungs wohl oft schwerer.
Aber schreiben, malen usw. sind halt wichtig in der Schule.
Versuch doch mal, ihm Angebote für die Hände zu machen : Kneten, Schneiden, Kleben, Malen…….
Dein Kind muss noch nicht das Alphabet aufsagen oder rechnen können.
Aber er sollte eben bei den Lernaufgaben Schritt halten können : Zahlen und Buchstaben schreiben können ist ja wesentlich am Anfang.

Nimm es nicht als Kritik, was von der Schule kommt, sondern als Hilfe und Anregung.
Du möchtest doch auch, dass dein Sohn gut zurecht kommt. Da kann man sich den Unterrichtsstoff eben nicht raussuchen.

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Was heißt er schreibt nicht gern? Er schreibt nicht? Er schreibt nicht mehr als nötig? Er schreibt die Sachen die er schreiben sollte nur teilweise? Oder schreibt er aber die Buchstaben sind nicht erkennbar? Könnte es motorische Ursachen haben? Oder hat er schlicht keine Lust?

Ich würde das Gespräch suchen was die Lehrerin erwartet. Warum kann es nicht sein dass es ihr wirklich auffällt, dass dein Kind sich mit schreiben schwer tut? Wie und in welchem Rahmen hast du davon erfahren? Gab es ein Gespräch oder Telefonat und was sind Lösungsansätze? Fiel in diesem Zusammenhang tatsächlich dass es mit Kita frei zu tun hat oder interpretierst du das da rein? Und woher kommt die Idee dass er auf die forderschule soll hat das irgendwer erwähnt und wenn ja mir genau welcher Begründung?

Ich hätte jetzt eher erwartet dass sich eine 1. Klasselehrerin frühzeitig meldet, damit ihr zusammen eine Chance habt, dass er nicht abgehängt wird. Aber vielleicht bin ich zu gut gläubig. Bzw habe auch das kennengelernt dass es immer darum geht dem Kind zu helfen. Wenn du natürlich einer Lehrerin unterstellst dass sie falsch liegt und dein Kind loswerden will weil es nicht in den Kindergarten ging, dann ist das sicher keine gute Basis gemeinsam an den Schwierigkeiten zu arbeiten und das beste für dein Kind zu bekommen. Oder was erwartest du von der Schule?

Die Punkte in denen dein Kind gut ist, sind doch toll und widersprechen aber trotzdem nicht, dass die Lehrerin beim Schreiben Schwierigkeiten sieht. Und das muss er in einer Regelschule lernen egal ob er gerne malt und bastelt egal ob er in einen Kindergarten ging und egal ob er schon bis 20 rechnet.

Ich habe hier einen 6. Klässler der in der Grundschule nie ein Wort unnötig geschrieben hat. Aber es war immer ausreichend bzw. genau das was er musste. Was hat er sich in der ersten Klasse gequält bis die Seiten im Buchstabenheft voll waren. Was fand er nur mamama schreiben sinnlos. Gut es war klar dass das sein muss, dass er schreiben üben muss und wir haben ihn da auch dazu angehalten zu mindest das Minimum zu machen. War also klar Eltern und Schule wollen das gleiche. Ich vermute mal wenn mir das mit dem Schreiben nicht so wichtig gewesen wäre, wäre er auch lieber spielen gegangen. Und er ist ein Kindergartenkind gewesen.

Bearbeitet von tigermum
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Unser Sohn war auch nie in einer Kita. Und schreiben mochte er anfangs auch gar nicht.

Auch unser Sohn war fit für die Schule. Da wir im Freundeskreis viele Familien mit Kindern hatten, war er auch auf der sozialen Ebene gut entwickelt. Also heißt: Integrieren und in einer Gruppe sich beteiligen war für ihn selbstverständlich.

Für uns war immer wichtig, ihm zu vermitteln, dass man auch Aufgaben zu erledigen hat, die einem nicht gefallen. Das geht Erwachsenen auch so.

Und an dem Punkt haben wir bei unserem Sohn angesetzt:

(1) Im Unterricht beteiligen und Aufgaben ausführen - unabhängig davon, ob's nun gerade besonders Spaß macht oder nicht

(2) Zuhause haben wir einen "Trick" angewandt: Unser Sohn hatte einen Teddy, den er sehr liebte. Und dieser Teddy hat ihm regelmäßig kleine Briefe geschrieben. Ich habe dafür extra die Schreibschrift der Erstklässler gelernt 😅

Und natürlich wollte Teddy dann auch Antworten auf seine Briefe bekommen. Und so entwickelte sich ein Briefwechsel zwischen ihm und seinem Teddy. Dass er eigentlich gar nicht gerne schrieb, hatte er dann offensichtlich vergessen 😂

Bearbeitet von Inaktiv
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Was bedeutet denn 'Schreibt halt nicht gerne'?
- Er ist froh, wenn's erledigt ist.
- Er murrt und motzt und macht's trotzdem.
- Er weigert sich halbwegs lesbar zu Schreiben.
- Er weigert sich komplett zu schreiben

Wenn's einer von den letzten Punkten ist, fällt das eher unter die Kompetenzen, die Kinder schon vor Schulbeginn haben sollten: Dinge auch dann zu machen, wenn man keine Lust dazu hat. Und KiTas helfen nunmal ganz gut dabei, diese Kompetenz zu vermitteln und durch Mal- und Bastelaktionen feststellen zu können, ob Kinder motorisch noch einen Anstupser brauchen.

Eine Grundschule 'tut' keine Kinder auf die Förderschule. Allerdings hat eine Schule Vorgaben zur Leistungsbeurteilung und die sehen nunmal schriftliche Arbeiten vor. Dein Sohn ist jetzt im Zeitfenster 'Schreiben lernen'. In Kürze wird er es anwenden müssen. Und wenn er es dann nicht tut (oder nicht kann), habt Ihr ein Problem.

Grüsse
BiDi

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Es ist toll, was dein Kind alles kann,
ABER
- weil ein Kind das Alphabet aufsagen kann, bedeutet das nicht, dass es Lesen kann oder ihm das Lesenlernen leicht fallen wird, weil dafür andere Bedingungen erfüllt sein müssen als etwas wie ein Gedicht vorzutragen.
- das gleiche gilt fürs Zählen…nur weil es bis 20 zählen kann, hat es automatisch noch kein Mengenverständnis in diesem Zahlenraum (was essenziell fürs Rechnen ist)

Warum stößt es dir auf, dass dein Kind Mühe hat? Nicht jedem Kind fällt das Lernen leicht und das ist grundsätzlich auch kein Problem. Es ist super, dass die Lehrerin dich darauf aufmerksam macht, wodurch man gemeinsam dem Kind helfen kann.

Und ja, oft (nicht immer) ist es so, dass Hauskinder mehr Mühe haben: das Einfinden in die zeitlichen Strukturen, die Vorgaben (das Kind muss dann die Aufgabe machen und kann es sich nicht aussuchen), und auch die feinmotorischen Fähigkeiten könnten(!) zurückliegen, wenn das Kind eben immer nur das machen brauchte, was es wollte. Da werden dann Kinder eingeschult, die noch nie eine Schere in der Hand hatten.

Die Kinder kommen mit so unterschiedlichen Vorraussetzungen in die Schule, deren Ursachen sehr vielfältig sind. Hauskinder haben nicht automatisch einen Nachteil, aber das kommt eben stark darauf an, wie die Kinder zu Hause gefördert wurden.

Deine Einschätzung zu den Fähigkeiten deines Kindes zeigt aber, dass du nicht wirklich weißt, was ein Kind zur Einschulung können sollte. Das Alphabet gehört nicht dazu. Schön ist es aber, wenn sie den Stift und die Schere halten können und durch Kneten, Basteln etc die Feinmotorik geschult haben. DANN haben sie bspw. weniger Mühe beim Schreiben. Dann könnten Lehrer tatsächlich ihren eigentlichen Job machen und müssten nicht noch drei Schritte zurückgehen , um erstmal die Grundvoraussetzungen dafür zu schaffen.

Und wozu Lehrer noch bezahlt werden? Unter anderem dafür, den Eltern mitzuteilen, wo ihr Kind steht.

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Es gibt halt Fähigkeiten, die man zumindest hier (in der Schweiz) bei Schuleintritt haben sollte, die du nicht aufgezählt hast. Zählen bis irgendwohin und Mengen erfassen bis zehn oder Buchstaben erkennen, den eigenen Namen schreiben können, flüssig reden u.ä. sind hier auch Ausbildungsziel des Kindergartens, das können im letzten Kindergartenjahr eigentlich alle, würde ich aus meiner Sicht nicht als qualifizierend für "sehr pfiffig" bezeichnen. Sich selbst anziehen muss man hier mit vier bei Eintritt in den Kindergarten können. Das ist aus meiner Sicht auch nicht das, was besonders schwierig ist. Schwierig ist, den Kindern beizubringen, die Konzentration auf ein bestimmtes Thema lenken und dort halten zu können oder an einem Thema dran zu bleiben, das aus ihrer Sicht nicht so interessant ist oder zu kompliziert, also nicht beim ersten Widerstand aufzugeben. Was heisst denn "mag er nicht"? Kann er es denn auch nicht? Unsere Tochter hat auch gewisse Defizite in der Feinmotirik, für die sie Heilpädagogik kriegt. Damit bis zum Schuleintritt zuzuwarten, finde ich ehrlich gesagt, sehr, sehr lange, denn jetzt hat dein Sohn alles aufs Mal. Den Stoff der Schule und dann noch die Defizite, die er angehen muss.

Ich weiss nicht, wie das bei euch ist. Jegliche Art von Förderung hat hier Wartelisten, diverse Stellen sind unterbesetzt, allein für eine Abklärung muss man monatelang warten. Man versucht garantiert nicht, Förderstellen künstlich zu besetzen mit Kindern, die sie nicht benötigen, die kriegen die zur Verfügung stehenden Stellen locker auch so voll.