Hallo zusammen,
in letzter Zeit kommt es immer mal wieder vor, dass unser Großer Mist macht. Er ist 8. Wird im Februar 9.
Wenn die erste Wut verflogen ist (seine - denn er sieht nicht immer gleich ein, dass er an was schuld ist oder eine Handlung einfach mal falsch war), kommt er in der Regel und entschuldigt sich. Bietet auch zB freiwillig an, beim Tischdecken zu helfen oder so, also er will schon demjenigen entgegenkommen, den das betrifft, was er gemacht hat. Wir reden auch meistens nochmal drüber, warum und wieso, wenn es sich etwas beruhigt hat.
Das ist ja erstmal gut so, denke ich. Nun ist es aber so, dass in den letzten Wochen immer mal was anderes vorkommt, wofür er sich zwar dann immer entschuldigt oder den Fehler am Ende ehrlich zugibt. Letzteres dauert meistens. In der Regel versucht er es nämlich erst mal abzustreiten, und wir sagen immer, dass wir nicht angelogen werden wollen. Zurecht sagt aber unser Sohn "Wenn ich also gleich sage, was ich gemacht habe, schimpft ihr deswegen. Wenn ich es nicht sage, schimpft ihr, weil ich es verschweige. ALso schimpft ihr ja sowieso." Recht hat er damit allerdings
Aber gut, darum geht es mir nur am Rande: Ich habe mir gestern Gedanken gemacht, wie schnell verzeiht man Kindern eigentlich? Also bei SAchen, die öfter vorkommen und wo er genau weiß, dass er das nciht machen soll. Nehmt Ihr die Entschuldigung (sofern offensichtlich ernst gemeint) sofort an und alles ist wieder gut? Oder seid ihr auch mal "nachtragend"? Ich gebe zu, ich sage schon manchmal "Du, nein, heute mag ich nicht noch mit Dir basteln, nachdem Du xy gemacht hast. Ich bin da jetzt ehrlich gesagt etwas wütend und mag dir nun nicht noch einen Gefallen tun." Und dann fühlt es sich falsch an, weil er sich ja entschuldigt hat...
Was meint Ihr: Darf man einen Kind mit fast 9 doch schon mal zeigen, dass man grad traurig, wütend oder enttäuscht ist? Oder sollte man die Entschuldigung sofort akzeptieren und dann aber gut sein lassen und nicht mehr davon anfangen? Irgendwie fände ich einen Mittelweg gut, den ich gerade nciht so recht finde, glaube ich. Wie macht Ihr das? Hinsetzen und reden tun wir dann auch an dem Tag immer noch, aber wenn er mich zum Beispiel bewusst ärgert und sich dann entschuldigt, ist das manchmal für mich schwer, von Ärger auf "normal" umzuschalten. Wisst Ihr, was ich meine?
Kind, 8: Wie schnell verzeiht Ihr bzw. seid ihr auch mal nachtragend?
>Darf man einen Kind mit fast 9 doch schon mal zeigen, dass man grad traurig, wütend oder enttäuscht ist? <
Schon längst....oder soll man die ersten 9 Jahre ein gefühlloser Roboter sein?
Generell kommt es bei mir auf die Situation an, ob es gemacht wird um Grenzen auszutesten, das Kind vielleicht überfordert ist etc
Sagen wie man sich fühlt auf jeden Fall. Wie lange man verärgert ist... Hm.... Das hängt vom Vergehen ab. Würde aber spätestens zum Schlafengehen des Kindes beenden.
Ich bin generell nicht nachtragend und lebe nach dem biblischen "Lass die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen".
Bisher haben meine Kinder tatsächlich nichts getan, was mich dazu veranlasst hätte länger als ein paar Minuten sauer zu sein.
Ich verstehe tortal, was du meinst, finde aber die Formulierung "Gefallen" für eine gemeinsame Aktivität sehr ungeschickt formuliert. Im Bestfall ist gemeinsame Zeit kein Gefallen, sondern etwas, an dem beide Parteien ein natürlich vorhandenes Interesse haben.
Ich würde eher sagen, dass ich Zeit für mich brauche, weil ich noch Wut in mir trage. So nehme ich die Gefühlsebene zu mir, mein Kind weiß, dass es der Beziehung zueinander aber nix tut und ich eben sauer bin. Was ich auch sein darf.
Ja, ich verstehe, was Du meinst. Wir machen ja sehr viel zusammen, und eigentlich erfülle ich solche WÜnsche nach basteln, vorlesen usw. Die Nachmittage verbringen wir ja in der Regel gemeinsam.
Allerdings will er oft Dinge dann gleich und sofort und ich sag dann schon mal, dass ich nicht immer springen kann, wenn einer von beiden was will.
Wir haben dann später auch noch gepuzzelt und gelesen und so, aber in dem Moment, wo auch noch andere Handgriffe zu tun waren und ich wütend war, hatte ich da keine Lust und keine Nerven, alles seinetwegen stehen und liegen zu lassen, um ihm gleich jetzt sofort bei irgendwas zu helfen.
Ich dachte, mit fast 9 kann man das auch verstehen. Er sagt ja selber auch "XY hat mich heute geärgert, da wollte ich mit ihm spielen". Und trotzdem fühlte es sich falsch an... So als wäre ich nachtragend. Dabei war es ja nichtmal eine Stunde ... Ach ich weiß auch nicht.
Weiter oben unter der ersten Antwort habe ich die Situationen nochmal etwas genauer erklärt, weil manche meinten, es kommt auf das an, was vorgefallen ist.
Seinem Kind gegenüber nachtragend zu sein, hat etwas von "Liebesentzug". Geht gar nicht. Und schon gar nicht als Erziehungsmaßnahme.
Klar war ich auch schon mal richtig sauer auf meine große Tochter. Und ja. Auch ich hab da schon mal gesagt das ich jetzt nichts unternehmen will, weil ich einfach zu wütend bin. Ich sage ihr dann klar das ich erst runter kommen muss und wir dann starten können damit auch ich Spaß habe. Lange wütend bin ich sowieso nicht. Das Ding ist innerhalb kürzester Zeit rum.
Dieses "helfen" nach einem Streit ist in meinen Augen eine Beschwichtigung deines Kindes. Würde ich nicht als Reue deuten.
Um es kurz zu halten. Ich glaube Kinder in dem Alter können eigentlich nichts verbocken, dass es rechtfertigt auf Teufel komm raus eine Verbesserung zu erzwingen. Mir ist da wichtiger das mein Kind sich, auch im Streit, geliebt und gut genug fühlt als das es so handelt wie ich es eigentlich gerne hätte. Ja mag für den ein oder anderen vielleicht zu "weich gespült" sein. Für mich ist ein gutes Selbstwertgefühl in allen Lebensbereichen, auch später als Erwachsener essentiell. Das heißt nicht das mein Kind alles darf aber es soll fühlen und wissen, das Fehler ihre Person nicht zu einer schlechten machen.
"Klar war ich auch schon mal richtig sauer auf meine große Tochter. Und ja. Auch ich hab da schon mal gesagt das ich jetzt nichts unternehmen will, weil ich einfach zu wütend bin. Ich sage ihr dann klar das ich erst runter kommen muss und wir dann starten können damit auch ich Spaß habe."
Ja, so ungefähr war es bei uns halt auch. Ich brauchte einfach eine Pause zum Runterkommen. Aber da er direkt beim Reinkommen schon mit "Entschuldigung. Kannst Du mir jetzt beim Basteln helfen?" kam, fühlte es sich falsch an, direkt wieder auf "alles-gut-Modus" umzuschalten. Aber er meinte dann, er hätte sich ja entschuldigt.
Ich bin nicht nachtragend, finde ich auch eine ganz schlimme Charaktereigenschaft (für die man natürlich nichts kann). Leider habe ich mir einen Mann mit dieser Eigenschaft ausgesucht und das kann echt schwierig sein.
Meine Zwillinge sind neun, und der eine macht täglich etwas, worüber ich beleidigt sein könnte. Bin ich aber nicht . Ich verzeihe eigentlich alles nach wenigen Minuten.
Aber ich weiß trotzdem, was du meinst, manchmal hätte ich auch gern irgendein Mittel, um deutlich zu machen "das fand ich jetzt wirklich nicht gut". Aber Liebesentzug ist es nicht.
Wenn er immer wieder den gleichen Fehler macht, gibt es nur drei Erklärungen:
Erstens, er macht es absichtlich, um euch zu provozieren. Eher unwahrscheinlich, dafür bräuchte er ziemlich viel Energie, um das durchzuhalten.
Zweitens, es passiert ihm einfach immer wieder, er merkt es gar nicht. Es ist also eher Gewohnheit als das gewünschte Verhalten. Er nimmt es sich immer wieder vor, schafft es dann aber nicht einzuhalten.
Drittens, er vergisst immer wieder das erwünschte Zielverhalten und zeigt dann unabsichtlich das Fehlverhalten.
Das kennt man doch von sich selbst: Man will etwas ändern (mehr Sport, weniger essen, disziplinierter werden usw.) und macht das dann ein paar Tage - und merkt dann nach einer Woche, das man es die letzten Tage nicht mehr gemacht hat, weil es wieder in Vergessenheit geriet. Man trinkt z.B. immer Cappucchino auswärts, möchte von nun an nur noch Wasser trinken und merkt es oft erst nach der Bestellung oder wenn man schon trinkt. Das ist ja auch keine Renitenz, sondern eingeschliffenes "Fehlverhalten". Oder man vergisst jedes Mal, wenn man auswärts isst, diesen Vorsatz.
Insofern würde ich nicht nachtragend sein, sondern überlegen, wie du ihm das Zielverhalten erleichtern kann. Erinnere ihn vorher daran. Überlege, was ihm helfen würde, das Zielverhalten einzuhalten. Bspw. andere Tageszeit, (keine) Ablenkungen, kleine Hilfestellung, Lob bei richtigen Ansätzen etc.
Es kann wirklich nur daran liegen, dass das Zielverhalten noch keine Gewohnheit ist und/ oder das Fehlverhalten so eingeübt und leicht, viel leichter, das das anstrengende, da ungewohnte, Zielverhalten.
Das kann sich sogar auf so Banales wie "tschüss Sagen" oder Schlüssel Mitnehmen beziehen, weil man gewohnt ist, einfach so wegzugehen oder vorher nie einen Schlüssel mitnehmen musste. Die Eltern sind dann genervt, weil sie immer wieder daran erinnern müssen, "tschüss" zu sagen oder den Schlüssel einzustecken, aber für das Kind ist es einfach nur die Gewohnheit, die ihm im Weg steht.
Ich denke, das was Du schreibst, trifft ziemlich genau zu. Danke! Es ist meistens eine Mischung aus Unüberlegtheit, Langeweile (oder gegenteilig auch zeitweise zu viele Termine, sodass er mit "Leerphasen" schlechter umgehen kann), Gewohnheit und manchmal auch Provokation.
Vielleicht war ich in der Vergangenheit da auch einfach ZU nachgiebig, weil ich eben immer sofort die Entschuldigung akzeptiert habe und alles wieder gut war. Und wenn er bewusst was macht, um mich zu ärgern, was Zeit und Nerven und auch ab und zu Geld kostet, dann fand ich einfach, soll er auch eine Konsequenz merken...
Es sind immer unterschiedliche Situationen, aber alle mit ähnlichem Kern. Deswegen habe ich keine Beispiele genannt. Nichts wirklich richtig Schlimmes - aber eben doch so, dass mal jemand traurig, verletzt (nicht körperlich!) oder genervt ist davon - aber eben auch nicht "nichts".
Ich kann mich nur an wenigen Dinge erinnern, die meine Tochter gesagt oder getan hat, die mich wütend oder traurig gemacht hätten. Aber natürlich kam das auch vor. Aber ich habe schon immer direkt gesagt, ob und was mich geärgert hat. Ich habe allerdings nie eine Entschuldigung erwartet und wüsste nicht, was da zu verzeihen ist, von Strafen (und dazu gehört auch Entzug von Zuwendung) halte ich noch weniger. Der "Fehler" ist zu korrigieren und gut ist.
Und ich halte mich schon immer an den Grundsatz "Liebe dein Kind dann am meisten, wenn es das am wenigsten verdient hat, denn dann braucht es das am nötigsten."
"Ich habe allerdings nie eine Entschuldigung erwartet und wüsste nicht, was da zu verzeihen ist."
Naja, es ging schon immer um Dinge, die mich/uns Eltern persönlich betreffen. Die uns verletzen, unnötig Arbeit machen, wo was kaputt gehen kann usw. Er wird auch schnell beleidigt und beleidigend und trifft uns damit natürlich, weil er weiß, was uns trifft.
Und ich sage ihm immer, ich brauche keine Entschuldigung, wenn er nächsten Tag wieder das gleiche macht - lieber soll er aus unserem Gespräch mitnehmen, dass es Mist war oder mir weh tat oder mich traurig machte.
Ich finde, es wäre an der Zeit, dass er das lernt - also dass ein "Entschuldigung" nicht immer alles wieder fein macht und dass man manche Dinge trotzdem nicht gleich vergisst.
Und natürlich liebe ich ihn trotzdem und sage ihm das auch, und bisher haben wir uns auch immer gleich wieder vertragen. Diesmal hatte ich eben gesagt "Ich will jetzt nicht, ich brauch eine Pause. In einer Stunde können wir reden." Fühlte sich dann am Ende halt doch irgendwie falsch an, verstehst Du?