Wahl der Schulform....

Hallo, ich bräuchte bitte etwas Input von Eltern, die den Übertritt in Bayern schon hinter sich haben.

Mein Sohn ist ein kluger Kopf, kapiert schnell, lernt sich leicht, manchmal vielleicht noch etwas schludrig, wobei das in großen Schritten besser wird.

Er lernt recht wenig (Mathe eigentlich gar nicht, Deutsch und HSU vielleicht vor einer Probe mal die Hefteinträge /Übungen durchlesen). Er ist ein guter Schüler, aber nicht "Spitzenreiter" - die "Top-Gruppe" in seiner Klasse ist meist 1 Notenstufe besser.

Er möchte aufs Gymnasium, die Noten müssten auch passen.

Jetzt kommt das, was mir Bauchschmerzen macht: Zum einen fiel er so richtig in die Corona-Maßnahmen und dann hat die ganze Klasse durch eine unglückliche Verkettung von mehreren langen Krankheiten der Lehrer, Schwangerschaften, Kuschelpädagogen, bei denen absolut nichts gemacht wurde, einen unglaublichen Rückstand. Es wurde z.b. bis Beginn 4. Klasse noch kein richtiger Aufsatz geschrieben, keine Rechtschreibstrategien besprochen etc.🙈

Sie haben jetzt mittlerweile den 5. festen Klassenlehrer - und der ist am Anfang des Schuljahres fast vom Stuhl gefallen. Ein Großteil der Klasse hat anscheinend sogar noch mit 1x1 und lesen Probleme (mein Sohn gsd nicht). Sie bekommen jetzt quasi das erste Mal konstanten und fordernden Unterricht und der Lehrer tut sein bestes, um aufzuholen. Dementsprechend zieht das Niveau sehr an - und die ersten Proben waren eine Katastrophe (die Kinder kannten das ja nicht und alle waren erst mal "kalt erwischt"). Die meisten Kinder stehen wohl zur Zeit in den Hauptfächern relativ glatt auf einer 4.

Nur zwei Kinder haben so gut wie ausschließlich 2er und 1er.

Mein Sohn steht nun in HSU auf 1, in Deutsch auf 2 (wobei da von 1 bis 3 alles dabei ist) und Mathe auf 2 (eine 3 in der ersten Probe zieht den Schnitt runter, er hatte auch schon 1 mit voller Punktzahl).

Rechnerisch würde Stand jetzt Gym passen und er möchte es auch unbedingt. Mir machen nur die beiden 3er in Kombination mit dem Leistungsrückstand der Klasse echt Sorgen...

Er wird dort sehr viel aufzuholen haben. Was meint ihr? Wäre der Rückstand für euch ein Grund, der gegen das Gymnasium spricht, oder kommt ein cleveres Kind trotzdem mit?

Bearbeitet von edge-of-reason
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Ganz ehrlich - er gehört zu den drei Besten in der Klasse, hat trotz Coronarückstand die Noten für's Gym, er ist motiviert und will hin - warum aufhalten und enttäuschen?

Ich finde diese "Angst" vor dem Gymnasium immer übertrieben.
Was ist das Schlimmste, was passieren kann?
Dass er mal wiederholen muss?
Dass er irgendwann doch auf die Realschule runter wechselt?

Man darf das nicht so überdramatisieren.

Meine Tochter musste in der Grundschule auch nie lernen, weil ihr einfach alles zuflog - das ändert sich natürlich irgendwann am Gymnasium.
Anfangs hatte sie auch "keinen Bock" zu lernen, inzwischen (6. Klasse) weiß sie, dass man einfach für manche Fächer mehr machen muss.

Notenmäßig gibt es aber null Probleme.

Aber auch auf der Realschule müssen Kinder mal lernen. Ist einfach so in den höheren Jahrgangsstufen.

Also ich würde ihn auf's Gymnasium schicken, wenn er die Noten hat und auch gerne möchte.

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Ich finde es immer wichtig, wenn ein Kind lernen will und wie du schreibst das ja auch kann und sich damit nicht rumquält ihm die Chance aufs Gym zu geben.

Würdet ihr in einem anderen Bundesland wohnen wäre dein Sohn auch ein Gym Kandidat bzw ihr konntet selbst entscheiden.

Was passiert mit deinem Sohn, wenn ihr ihn verbietet aufs Gym zu gehen aus Angst?
Lässt er sich dann hängen und denkt sich mir traut keiner was zu also kann ich wohl nichts?

Wenn er jetzt trotz straffen Unterricht und schneller den Stoff durchziehen gut dabei ist, dann ist der Unterschied zum Gym nicht so groß denke ich.

Zumal es sicher nicht nur eure Schule ist, wo es Lücken durch Corona gibt.

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Unser Sohn 2 war leider in einer Klasse, die zwar nett aber sehr leistungsschwach war. Da in unserem BL die 6jährige GS Standard ist, haben wir nach der 4. Klasse die Reißleine gezogen und ihn vorzeitig am Gym angemeldet.

Ähnlich wie euer Sohn war er ein heller Kopf mit schneller Auffassungsgabe, aber ein Schluri und Minimalist, außerdem hatte er die 2. Klasse übersprungen.

Er kam dann an ein sehr renommiertes, leistungsorientiertes katholisches Gym.

Dort musste er überhaupt erstmal eine Arbeitshaltung entwickeln, ich musste die ersten beiden Jahre sehr unterstützen.
Er ging sehr gern zur Schule, hatte viele Freunde - bis zur 10. blieben die Leistungen sehr mäßig, habe selten einen so perfekten Minimalisten erlebt. Ab der Oberstufe war dann irgendwie ein Schalter umgelegt. Super Abi, Physikstudium in Rekordzeit und jetzt promoviert er in den Staaten.

Ich würde ein begabtes Kind mit schneller Auffassungsgabe immer am Gym sehen.

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Danke für den Input.

Das hier sehe ich genauso:

"Ich würde ein begabtes Kind mit schneller Auffassungsgabe immer am Gym sehen."

Ich bin mir nur durch die Klassensituation wirklich nicht mehr sicher, wie objektiv ich ihn einschätzen kann... Ist er nur so gut, weil die Klasse so hinterher ist? Müsste ein "Gymnasiumkind" nicht bei der "Spitzengruppe" der zwei Jungs dabei sein? Er ist immer so einen Schritt hinter denen, aber definitiv 3 Schritte vor dem Rest der Klasse....

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Wir haben uns damals natürlich auch Gedanken gemacht. Mein Mann meinte dann: er ist intelligent, sozial und umgänglich. Wohin sollte er denn sonst gehen?

Du kannst dir noch mal seine Klassenarbeiten anschauen. Wurden Punkte verschenkt, weil er unordentlich war, Schusselfehler macht Rechenwege nicht ordentlich dokumentiert? Oder hat er die schwierigeren Aufgaben nicht hinbekommen und die guten Noten beruhen eher auf viel Fleiß?

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Vorweg, warum mlchte er unbedingt auf das Gymnasium? Kann er das begründen? Und passt die Begründung?

Puh, ja vor einem Jahr standen wir auch vor der Entscheidung. Es gibt echt schönere Entscheidungen im Leben eines Kindes. Ich fand das wirklich sauschwer, besonders weil meine Tochter überhaupt noch nicht greifen konnte und irgendwie auch immer noch nicht kann, was die einzelnen Schulformen überhaupt bedeuten. Ja gut, mit Abi kann man studieren, das hat sie kapiert. Ich weiß noch letztes Jahr am Tag der offenen Tür, man konnte dort am Unterricht "teilnehmen" und es war klar, das sie zu ihrer Freundin (da in der 5. Klasse) geht....sie war vom Matheunterricht völlig geschockt...."DAS kapier ich nie!", darüber mussten wir vor kurzem wirklich schmunzeln, denn genau zu dem Thema was da kam, hat sie gerade eine 1 geschrieben und es ist laut ihr "pipieinfach".

Meine Tochter bekam eine uneingeschränkte Gymnasialempfehlung, der Schulstandort (Gesamtschule mit gymnasialen Zweig hier im Ort) stand fest, der Rest war ihr egal.
Auch bei meiner Tochter war die gesamte Klasse nicht auf dem Stand, wie es sein sollte. Ja, sie hatte den passenden Notendurchschnitt, die Empfehlung, sie hätte sofort einen Platz am gymnasialen Zweig bekommen, keine Frage. Ich habe die Leute im Umfeld genervt, Urbia genervt. Und hier habe ich das erste Mal die Antwort bekommen, das die Schulform zum Kind passen sollte. Das war der wertvollste Tipp ever.

Und dann habe ich mal genauer hingeschaut. Hat sie richtig Bock auf Lernen, auf viel Theorie? Ich habe nicht mehr auf die Noten geschaut, sondern mir die (meistens nicht bewerteten!) Schwächen in den Arbeiten. Ihr Augenrollen bei freiwilligen oder zusätzlichen Aufgaben ist echt auf Schauspielniveau ;-). Sie braucht Zeit um neue Situationen anzunehmen, Zeit bis ihr Knoten platzt. Sie ist sehr praktisch veranlagt, eine Macherin, keine Theoretikerin. geht gerne den Weg des geringsten Widerstandes.

Schlußendlich haben wir einen Beratungstermin an der Schule vereinbart, der wurde für diejenigen angeboten, die noch unsicher bei der Wahl waren. Da sitzen wir dann vorm Direktor und er erklärt ihr beide Schulformen, ich brauchte sie nur anschauen und mir war ganz plötzlich klar, das sie kein Gymnasialkind ist. Ihre Augen leuchteten, als er von den AGs auf der Gesamtschule sprach, sie sackte in sich zusammen, als sie hörte das es die am Gym nicht gibt. Eben so ganz kleine Details in ihrer Körpersprache, auch zu anderen Punkten.
Erschwerend kam hinzu, das sie zwar immer intern aufs Gym wechseln kann, aber umgekehrt kaum Plätze vorhanden sind, um runter zu wechseln. Das wäre hier ein Supergau gewesen und somit ist sie jetzt auf der Gesamtschule, glücklich und alle Wege nach Oben stehen ihr offen. Sie kommt super mit, auch wenn die Umstellung echt heftig war. Ich habe ihr die Möglichkeit gegeben, doch erst noch etwas zu reifen, ohne viel Schulstreß.

Himmel, was für ein Roman. Was ich dir eigentlich nur sagen möchte, schau auf dein Kind, nicht auf die Noten oder die Empfehlung. Ich lebe nicht in Bayern, aber dort soll es echt deftig sein, ich weiß aber nicht, was da dran ist. Ich kann dir wirklich nur empfehlen, dir dein Kind einfach mal aus einem anderen Blickwinkel genau zu betrachten. Und ich kann dir sagen, das Corona an den Schulen kein Thema mehr ist, als hätte es die Zeit nie gegeben.....man ist wieder stumpf zur Tagesordnung (mit seinen Anforderungen an die Kinder) übergegangen. Auch wenn unsere die Zeit doch gut überstanden hat, sie hat Spuren hinterlassen. Auch an ihrer Grundschule wurde dann schnell alles aufgeholt, vieles wurde noch gar nicht wirklich verinnerlicht. Die Schulschließungen waren das Schlimmste, was den Jahrgängen passieren konnte. Auch deswegen haben wir u.a. unserer Tochter die "leichtere" Schulform ermöglicht.

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Danke für den Input.

Er ist glaub ich das Gegenteil deiner Tochter- ein Theoretiker, Bücherwurm und zerstreuer Professor. 😅

Zusatzaufgaben mag er auch nicht, wobei es momentan eher an "och, ich kann es ja eh" liegt. Mal schauen, wie es dann wird. Generell ist er noch recht minimalistisch unterwegs.

Er sieht sich absolut am Gymnasium, weil er dort Latein lernen kann, es einen Astronomie-Kurs mit eigener Sternwarte gibt und er generell schon sehr lange einen Berufswunsch hat, für den Gym von Vorteil wäre... 😅 Also schon durchdacht und begründet und nicht wegen Freunden.

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Ja, so stell ich mir ein Gymnasialkind vor ;-).


Ich möchte aber noch mal auf evtl. Defizite eingehen. Ich weiß nicht, ob man bei euch auch erst schaut, auf welchen Stand die Kinder sind. Bei meiner Tochter gab es das am Anfang und man konnte dann deutlich erkennen, wo man nochmal "privat" ran muß.
Ich wurde tatsächlich in beide Richtungen total überrascht, bei manchen Themen hat einfach nur ein anderer Lehrer gereicht, das es "click" gemacht hat. Oder in Englisch, totaler Kuschelkurs an der Grundschule, was hab ich mir Gedanken gemacht.....sie haben wirklich wieder von vorne angefangen, stinknormal wie wir früher in der 5. Klasse. Zum Glück hatte ich die Bücher selber bestellt und konnte es vor den Ferien schon sehen, ansonsten hätte ich ihr noch die Ferien versaut.

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Noch eine Idee am Rande.

Schau doch mal bei dem Gym auf der Homepage ob du da sehen kannst welche Bücher sie nutzen

Hier sind die Bücherlisten das ganze Jahr über online


Dann kannst du online schon mal reinschauen was so erwartet wird und bspw Mathe in der 5 ist ganz viel Wdhl --


Habe ich gestern gemacht für unsere Große - sie wechselt nach der 10 im Sommer vom jetzigen Gym auf ein anderes-- um zu sehen was so kommt.
War bspw in Bio sehr beruhigend, in deutsch das gleiche Buch was auch im jetzigen Gym in der 11 dran käme etc.


Oder es gibt online auch alte Probearbeiten für Bayern - also die für die Kids die keine Gym Empfehlung haben sondern diese Arbeiten schreiben müssen ...
In Mathe habe ich mir die angesehen und fand die relativ leicht - normaler Stoff der 4 Klasse, den unser Sohn auch schon hatte...

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Ich bin selber gerade 4.Klasslehrerin in Bayern und habe auch ein Grundschulkind.
Ich würde dir unbedingt raten den Lehrer zu fragen. Er kann das gut einschätzen. Er kennt dein Kind, kennt die Klasse und kennt sehr viele andere Schüler und Klassen , sogar noch von vor Corona.
Da kann er ganz sicher einschätzen, wo er dein Kind sieht. Dieser Einschätzung würde ich dann vertrauen, wobei es aus deiner Beschreibung für mich so klingt als wäre er gut fürs Gymnasium geeignet.

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woher willst du das wissen? Die Lehrerin meiner Tochter hat zum ersten Mal eine 4. Klasse, sie unterrichtet sie durchgehend seit der 1.!

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Das ist für Bayern aber tatsächlich sehr ungewöhnlich. Normalerweise gibts nach der 2. einen Lehrerwechsel- 4 Jahre sind " nicht erwünscht".
Zudem hat die TE geschrieben, der Lehrer war auch erschrocken über den Leistungsstand, das klingt als hätte er Erfahrung.

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Hast du Ressourcen? Dein Sohn Bock?
Ich lese hier von einem intelligenten, bemühten und motiviertem Kind, was absolut aufs Gymnasium hört.
Ich würde an deiner Stelle mich da reinhängen und mit dem Sohn nachmittags alles aufholen, was es zum Aufholen gibt, damit er nicht total demontiert und traurig in Klasse 5 sitzt.

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Was sagt der aktuelle Lehrer. Der kennt die Klasse, der kennt dein Kind. Der kennt den Leistungsstand

Ansonsten meine Meinung, Noten passen. Er hat Luft nach oben warum nicht?
Würde der Notenschnitt nur durch viel Lernen, Druck oder gar Nachhilfe entstehen kann man überlegen ob es wirklich die richtige Schulform ist

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Ganz einfach, die Noten passen, er will aufs Gymnasium, mit welcher Begründung darfst du ihm das verwehren?

Corona, schlechte und wechselnde Lehrer, Ausfälle usw in der Grundschule beeinflussen gar nicht so sehr, ob man nun im Gymnasium zurecht kommt oder nicht. In der 5.Klasse herrscht eh weitgehend Welpenschutz und dann müssen sie sich halt beweisen.
Und wenns nicht klappt, kann er immer noch auf die RS wechseln. Wenn man das zum richtigen Zeitpunkt macht, geht das problemlos.