In der Schule passiert nichts

Hallo,

Ich bin gerade an einem Punkt angekommen, wo ich am liebsten schreien würde.
Ich hatte hier bereits im Forum einen Beitrag verfasst, weil unser Sohn mit hoher Wahrscheinlichkeit Asperger ist. Es gab viele Gespräche mit der Lehrerin, doch irgendwie hat das nicht viel geholfen.
Unser Sohn hat bereits die Deutschhefte der ersten Klasse durch und sitzt nun an der Schreibschrift. Dennoch bekommt er ständig zu leichte Aufgaben oben drauf geworfen, die nur darauf abzielen, Druckbuchstaben zu schreiben. Es hindert ihn daran, voran zu kommen und es langweilt ihn auch fürchterlich, was zu großen Einbrüchen seinerseits führt. Grundsätzlich muss man auch sagen, dass in der Schule nicht viel bis gar nichts gemacht wird. 98% der Inhalte seiner Hefte und Bücher bearbeitet er zuhause, so wie übrigens alle seine Klassenkameraden. In der Schule sitzen die Kinder zusammen mit der zweiten Klasse als offene Eingangsstufe zusammen. Es werden spiele gespielt, es wird viel gebastelt und es gibt sehr viele hauswirtschaftliche Angebote. In ihren Heften sollen die Kinder eigenständig in einer gewissen Zeit am Tag arbeiten, ohne das es von der Lehrerin Ansagen oder klare Aufforderungen dazu gibt.
Unser Sohn kann sich nichts wirklich selbst nehmen, er braucht klare Vorgaben. Im Gespräch hatte ich sie gebeten, ihn klare Aufgsben zu geben. Sie hat es umgemünzt in "er soll ihr gezielt sagen, was er macht und das dann erledigen". Dementsprechend macht er nichts in seinen Heften.
Nun hatte er in seinem Schreibschriftlernheft eine Aufgabe, wo er zu jeweils acht Wörtern einen Satz bilden sollte. Das kann er nicht. Er kann sich selbst nichts ausdenken, ebenso wenig wie er sich selbst dazu Gedanken machen kann, was er als nächstes erarbeitet.
Ich hatte per Hausaufgabenheft ihr geschrieben, dass er es nicht verstanden hat und sie gebeten, es zu probieren. Nun kam er heute heim und es steht lediglich drunter, dass es besprochen ist. Und er sagte, er solle das zuhause machen. Sie hst ihn nicht mal testweise einen Satz nennen und schreiben lassen. Ich hab es selber nochmal probiert, aber er versteht es nicht. Auch die Frage, wie sie ihm das erklärt hat oder was sie ihm gesagt hat, oder was er ihr als Antwort gesagt hat, war total verwirrend für ihn. Er versteht, daß ich eine Information wollte, aber er konnte sie nicht liefern, weil er den Inhalt gar nicht verstanden hat.
Stattdessen gab's noch zwei weitere Aufgaben im ähnlichen Stil obendrauf als Hausaufgabe.
Und ich soll das nun irgendwie mit ihm machen.
Nun habe ich entschieden, das nicht zu tun und gebe die Arbeit so an sie zurück. Doch ich kann es mir schon denken, solange er diese Aufgabe nicht erfüllt hat, darf er nicht weiter schreibschrift lernen. Und das hatte ihn gerade so gefreut, weil es endlich mal was neues war. Zeitgleich hat sie ihm auch noch die mathehefte abgenommen, weil er den anderen so weit voraus ist, das war schon mies für ihn, weil er Mathe viel mehr mag.
Dabei hatten wir in einem vorherigen Telefonat besprochen, dass sie ihn einfach unabhängig von den anderen arbeiten lässt, damit er sich nicht langweilt und die Freude am lernen behält.

Ich bin gerade einfach ziemlich wütend, enttäuscht und fühle mich hilflos. Erst stehen wir die ganze Zeit alleine da und er macht alles zuhause, teilweise täglich 3 bis 4 Stunden, bis man ihm die hefte weggenommen hat. In der Schule passiert so gut wie nichts. Dann hatte er endlich dieses Tief überwunden, weil er so frustriert war, weil er bereits alle Buchstaben kann und rechnen im 20er Bereich und konnte weitermachen, nun wird es ihm madig gemacht. Und dann überprüft sie nicht, wie es um seine eigene Vorstellungskraft steht.
Er kann Systeme erlernen, schreiben, rechnen. Aber sich selbst etwas überlegen beherrscht er nicht. Er kann nicht mal richtig lügen. Er kann etwas durch "Nein, mein Bruder war es" abstreiten, aber genauere Nachfragen zeigen direkt, das er sich keine Geschichte dazu ausdenken kann. Es ist klar, dass er irgendwas hat, wir befinden uns in der Diagnostik wegen dem Asperger Autismus. Und das ist bekannt in der Schule.
Dazu kommt noch, dass die Schule den Bildungsauftrag hat, nicht ich als Mutter. Sonst gäbe es ja keine Schulpflicht in Deutschland. Und dennoch müssen wir alles zuhause mit unserem Kind machen...

Ich frage mich gerade echt, was ich noch tun soll. Es gab mehrere Gespräche und er arbeitet wirklich viel und fleißig, er macht sogar extra Arbeitsblätter in Mathe zuhause, weil er seine Hefte nicht bekommt, aber er möchte rechnen...
Ich will nicht, dass er die Freude am Lernen verliert und ich kann bald kräftemäßig auch nicht mehr, jeden Nachmittag quasi mein kind zu beschulen.

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Hallo,
ich würde sagen, dass Konzept der Schule passt nicht zum Kind. Das kommt vor und ist nicht tragisch. Schaut ob ihr eine Schule mit anderem Konzept findet.
Junior inzwischen in der neunten Klasse eines bayrischen Gymnasiums, gehört zu der Sorte Schüler, die mit dem klassischen Frontalunterricht am Besten klarkommt. Ist so, kann ich der Schule nicht vorwerfen sondern nur eine Schule suchen, die zum Kind passt.
Viele Grüße

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Ich würde nach einer Schule suchen, die sich mit autistischen Schülern auskennt.
Eine klassische Schule kann sich vermutlich nicht richtig mit dem Thema auseinandersetzen, da es ja noch sehr viele andere Schüler gibt. Auf einer speziellen Schule sind meist weniger Schüler, sodass sich besser auf die einzelnen konzentriert werden kann.
Ich kann ihn total nachempfinden, da es mir geenauso ging. Da kann man nur alternativen anbieten, die dann in arbeiten umgesetzt werden können, wo aber der lernstand gleich bleibt.
Bei ausgedachten Sätzen mit Wörtern zb ein Bild mit einer dazu passenden Situation, die beschrieben werden soll.

Bei mir war die Schule zum Glück total Verständnisvoll. Bei Aufgaben mit eigener Meinung, habe ich zb eine Argumentation schreiben dürfen, oder mir wurde direkt dazu geschrieben, ob ich pro/contra vertreten soll.

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Hm, du sagst lapidar "er kann es nicht". Punkt. Ende.
Aber vermutlich muss er das doch lernen, muss das später immer wieder für verschiedene Fächer - Deutsch, Fremdsprachen - können. Eventuell sogar für Naturwissenschaften (Lehrer gibt Begriffe vor, Schüler erkläre das Konzept.)

Insofern wäre das doch jetzt etwas, das man üben könnte, oder nicht?
Zumindest zu Hause täglich 5 min üben könnte mit ganz einfachen Sätzen.

Kann er das auch nicht, wenn du es vormachst? "Paul, Abendessen, Wurstbrot" - "Paul isst zum Abendessen ein Wurstbrot." "Paul, Abendessen, Tomatensuppe." "Paul isst zum Abendessen eine Schüssel Tomatensuppe." "Paul, Frühstück, Wurstbrot." - "Paul isst zum Frühstück ein Wurstbrot."

Also, so ganz einfache Sätze, am besten aus seinem Umfeld, Alltag, aus seinen Interessensgebieten so lange üben, bis er die bilden kann und dann weiter zu den Sätzen gehen, die in der Schule typisch sind bei dieser Art Aufgabe?

Ja, man könnte jetzt sagen, die Schule passt nicht zum Kind.
Man könnte aber auch sagen: Das Kind ist in vielem unterfordert und jetzt gibt es mal etwas, das es noch nicht kann, und DAS sollte es üben, auch, um zu lernen, was Üben bedeutet, dass es sich verbessern kann und dass "ich kann es noch nicht" nicht bedeutet "also werde ich es auch nie lernen können!"

Bearbeitet von Toschkalee
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Nein, er kann sich nichts selbst ausdenken. Das ist uns schon lange aufgefallen. Er kann auch aus Lego kein Haus bauen. Nach Anleitung geht aber alles. Wenn du ihm z.b. anhand eines Wortes erklärst, daraus einen Satz zu bilden, wird er exakt diesen Satz nutzen, obwohl es nicht das Wort beinhaltet, welches er nutzen soll. Er kann nur vorgegebenes verarbeiten. Und ich rede mich jetzt nicht raus vonwegen er kann es nicht und muss es deswegen auch nicht lernen. Minus rechnen hat er ja auch gelernt, obwohl er es vorher nicht konnte. Aber im Bereich "sich selbst etwas überlegen" war er schon immer verloren.

Das ding ist ja auch, wieso hat die Lehrerin ihn für diese Aufgabe nicht testweise einen Satz selbst entwickeln und schreiben lassen? Ja, weil er es schlichtweg nicht kann, aufgrund seiner kognitiven Lage. Er beherrscht es nicht. Aber wir Eltern sollen es jetzt irgendwie richten.

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"Aber vermutlich muss er das doch lernen"

Falls sich der Asperger bestätigt, ist das als würdest du sagen:

Das Kind im Rollstuhl kann noch nicht Fußball spielen, also muss es das gefälligst lernen.

Klingt ungut, oder?

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Also bei uns gibt es keine Eingangsstufe. Aber dennoch ist es nicht viel besser. Sie sitzen seit Klasse 1 an 6er Gruppentischen und jeder arbeitet in seinem Tempo in seinen Heften. ohne Wochenplan oder Vorgaben. Furchtbar dieses Konzept. Und es ist bei uns an der Schule lehrerabhängig wie unterrichtet wird. Mein „normales“ Kind hatte in der 1. Klasse auch mehr als Frust, obwohl sie vorher nichts konnte. Mit dieser Art von Unterricht kamen viele nicht gut zurecht. Es sind bereits 5 Kinder in die 1. Klasse zurück gegangen. Das ist bei anderen Lehrern nicht so. Es läuft also an vielen Schulen wirklich mies. Mein Kind hat immerhin andere Hefte bekommen die „spaßiger“ sind. Sie geht jetzt in der 2. Klasse immerhin ohne Gejammer zur Schule. Das Schulsystem ist eben mies. Ich hab hier keine Schulwahl da wir auf dem Land wohnen. Ich hoffe ihr findet noch eine passende Schule mit den richtigen Lehrern

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...ist bei uns leider das gleiche, wir haben keine Wahl, sonst hätte ich von Anfang an eine Schule ohne offene Eingangsstufe gesucht :(

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Unsere Grundschule hatte auch ein etwas offenes Konzept, die Kinder konnten über Lernpläne, die jeweils für einige Wochen galten, frei entscheiden, was sie zuerst lernen möchten. Und somit auch, was am Ende eines Planes übrig blieb, weil Kind keine Lust drauf hatte.

Unser Kind hat zwar insgesamt die Grundschule mit voller Gymnasialempfehlung abgeschlossen aber wir sind seit dem 1. Tag der 5. Klasse happy, dass es nun "den eher altmodischen Frontalunterricht hat". Was montags aufgegeben wird, wird montags gemacht. Punkt. Nix mit zu viel Freiraum. Klappt viel besser mit den klaren Ansagen! Vor allem in der Pubertät! Diese freien Konzepte sind oftmals an dem vorbei, was Kinder brauchen: Klare Regeln und Vorgaben! Natürlich nicht stoisch und es darf auch mal eine Ausnahme geben. Selten.

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Also ich finde auch das hier die Lehrerin so gut wie keine Rücksicht auf deinen Sohn nimmt. Mein Sohn ist übrigens auch Autist, aber Frühkindlicher. Aaaaaaaber er hatte ne Schulbegleitung. Das hatte die Sache hier viel einfacher gemacht. Ich würde dringend zu einem Kinder- Und Jugendpsychiater gehen bzw. einem SPZ und testen lassen. Danach könntet ihr eventuell eine Begleitung bekommen. Das wäre sicherlich sehr hilfreich. Denn auch mein Sohn verstand nicht jede Anweisung, manchmal musste man sie umformulieren, dann gings. Ich weiß also wie es bei euch läuft. Bei uns musste ich sogar mal eine Anwältin einschalten gegen die erste Schule meines Sohnes. Danach gings.
Solange ihr keine Diagnose habt wird es natürlich schwierig, wenn die Lehrerin offenbar nicht am richtigen Strang zieht. Sicherlich kann man sagen kann nicht jeder mit Autismus umgehen und blöderweise sieht man den auch nicht. Ist also sicherlich schwierig. Aber ihr habt ja klare Ansagen zur Hilfe gemacht die ihr offenbar egal zu sein scheinen. Da ist die Frage ob möglicherweise ein Schulwechsel sinnvoll sein kann.

Ela

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Er ist in der Diagnostik, es zieht sich nur bis Mai mit allen Terminen hin.

Schulwechsel ist nicht möglich, da wir sehr ländlich wohnen :(
Sonst hätte ich von Anfang an eine ohne offene Eingangsstufe gesucht.

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Ok wenn ihr schon in der Diagnostik seid ist das auf jeden Fall ein guter Schritt.
Na ja ein Schulwechsel sollte theoretisch schon möglich sein aber ist halt mit mehr Aufwand verbunden würde ich sagen. Die Frage ist halt ob er dort auf Dauer glücklich sein wird? Dann wäre wirklich zu hoffen ihr kriegt ne Schulbegleitung oder sowas. Das könnte dann wenigstens noch ein bißchen helfen.

Ela

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Kannst du nicht auf die Schule pfeifen und ihm Rätselhefte und Co besorgen?

Er kann und darf im Sinne der Lehrerin nicht vorarbeiten. Ein Stück weit auch verständlich, sonst driftet die Klasse zu weit auseinander.

Dann bitte darum, ihm weniger (für ihn) sinnfreies an Hausaufgaben zu geben und stattdessen ihm andere Aufgaben geben zu dürfen. Irgendwas was Spaß macht und ihn weiterbildet, aber nicht im Lehrplan steht.

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Ich versorge ihn zusätzlich mit arbeitsmaterialien und er arbeitet auch viel mit Lük. Er bekommt aufwändige Rätselspiele und puzzelt viel. Und wenn er mal was auf dem TV oder Tablett schaut, sind es zu 90% wissenssendungen, also reportagen, Dokus oder 'es war einmal das Leben'.

Ich hab das Gefühl, ich rede da etwas mit der Wand, weil es dann natürlich heißt, er muss genauso alles abarbeiten, wie die anderen... ich verstehe ja, das es nicht sein kann, dass er nicht alles machen muss. Ich will ja auch nicht, das er gar nichts macht. Es soll halt nur fordernd für ihn sein. Ich werde heut abend wohl nochmal neue Hefte besorgen und er bekommt für zuhause schon mal einen Füller, damit das Schreiben aufwändiger wird und er sich damit länger befassen kann...

Bearbeitet von Hase16
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Ja was soll denn passieren?

Dein Kind ist ein gesundes Kind … FERTIG! Den ganzen Kram, den du von der Lehrerin verlangst, ist schlichtweg nicht ihre Aufgabe.

Du schreibst, dein Kind ist höchstwahrscheinlich Asperger Autist. Warum höchstwahrscheinlich? Wo ist die Diagnose von der KJP? Dein Kind hat mit Diagnose Anspruch auf diverse Förderungen. Dein Kind könnte Autismustherapie bekommen, einen sonderpädagogischen Förderbedarf (in einigen Bundesländern gibt es Autismus als Förderbedarf) und eine Schulbegleitung.

Genau das, was du bemängelst, macht ein Förderschullehrer. Im Förderplan meiner Söhne steht ganz genau für welches Fach im Einzelnen und auch im Allgemeinen, wie Lehrer meinen Söhnen welche Aufgaben geben müssen. Einen Förderbedarf bekommt man nicht nur für kognitive Einschränkungen. Mein Ältester ist in der gymnasialen Oberstufe und hat auch Förderbedarf und eine Schulbegleitung wegen Autismus. Im Förderplan steht übrigens auch, welche Aufgaben die Schulbegleitung übernimmt.

Ich sehe den Fehler bei dir: Der erste Schritt ist die Diagnose.

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Es ist klar, dass er irgendwas hat, wir befinden uns in der Diagnostik wegen dem Asperger Autismus. Und das ist bekannt in der Schule.


Steht oben in meinem Text. Einen Termin von zehn hatten wir. Das zieht sich bis Ende Mai.
Besten Dank.

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Du brauchst keine 10 Termine für eine Autismusdiagnose. Wir haben das auch mit sehr viel jüngeren Kindern durch…und auch später immer wieder.

Selbst wenn ihr jetzt in der Diagnostik seid, lasst euch ein vorläufiges Gutachten geben, dass euer Kind dringend auf Hilfe angewiesen ist. Damit beantragst du die Schulbegleitung beim Jugendamt und das hältst du der Lehrerin unter die Nase. Die KJP schreibt das Gutachten schon so, dass genau drin steht, auf was zu achten ist und begründet das auch.

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Ich empfinde deine Aussagen als sehr widersprüchlich. Du sagst er kann nicht aus den 8 Wörtern einen Satz bilden, das sei ihm nicht möglich. Erwartest aber, dass die Lehrerin ihn einen Mustersatz schreiben lässt, damit er oder du ein Beispiel hat/hast. Wie soll das gehen wenn er es nicht kann? Wenn du doch weisst wie dein Kind tickt, zeigs du ihm, anhand eines Beispiels.
Weiter schreibst du er sei dem Stoff voraus. Weshalb machst du dir dann Sorgen, dass er den Schulstoff nicht reinkriegt?
Wenn er soweit voraus ist kann er ja sicher schon lesen, damit hat er auch das Werkzeug Sätze nach Vorlage zu bilden, auch wenn es ihm nicht gelingt welche selbst zu erfinden.

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Nein, ich hatte nicht die Erwartung, dass die Lehrerin es schafft, ihm das zu erklären. Ich fand es nicht korrekt, dass sie die Erwartung hatte, sie erklärt es ihm (wie auch immer) und wir müssen es zuhause mit ihm machen, wo er es doch gar nicht kann und sie hat ihn nicht mal einen Satz selbst schreiben lassen, um zu testen, ob er es denn nach Ihrer Erklärung verstanden hat.

Nein, er kann sich halt nichts selbst ausdenken. Wenn er bereits wüsste, aus welchen Komponenten ein Satz bestehen kann, also Nomen, Verben, Artikel.... dann könnte er es bestimmt wie bei einem Baukastensystem. Aber so einfach aus der Luft gegriffen - Nein. So weit ist er noch nicht, dass er einen Satz komplett aufsplitten und anschließend wieder zusammen setzen kann.

Und mir geht es nicht darum, dass er Stoff reinkriegt, er soll die Lust am lernen nicht verlieren. Er hat jetzt seit zwei Wochen nichts in Mathe gemacht, weil er da so weit war. Und das finde ich nicht richtig. Klar macht er hier zuhause was. Aber er soll es ja mit der Schule verknüpfen, mit den Hausaufgaben. Er soll lernen, zu lernen. Und Spaß am lernen haben. Was er dabei an lernstoff in den Kopf bekommt und wie schnell oder langsam, ist mir total egal. Hauptsache er lernt, zu lernen. Mir ist ziemlich egal, ob er den anderen voraus ist oder hinterher. Er soll die Freude am lernen nicht verlieren und er soll richtig lernen können.

Bearbeitet von Hase16
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"und sie hat ihn nicht mal einen Satz selbst schreiben lassen, um zu testen, ob er es denn nach Ihrer Erklärung verstanden hat." Weisst du von ihr, dass sie genau das nicht versucht hat? Wenn das Kind dann über Minuten (oder wenn man es zuliesse über Stunden) regungs- und reaktionslos da sitzt und keinen Satz schreibt (schreiben kann, was bei Autisten durchaus zu erwarten ist), was soll sie dann tun? Ausser zu empfehlen, dass das Kind es in anderer Umgebung, nach anderer Erklärung, erneut versucht?
Gerade Autisten können meist gar nicht, oder erst spät fiktionale Texte schreiben, faktuale jedoch schon. Beispiel: erzähle was du am Wochenende erlebt hast: geht nicht, keine Chance. Beschreibe die Funktion einer Glühbirne: Kein Ding, geht.
Deinen Text empfinde ich so, als würdest du "Freude am Lernen" vermischen mit "Freude am Schulbesuch". Lernen findet überall und immer statt. Wenn dein Kind zuhause Rätselhefte löst, Sachbücher liest, Mathespiele macht, dann ist das genau so "lernen" oder noch mehr, als "Schreibschrift üben" oder Matheaufgaben der Jahrgangsstufe lösen.
Weiter oben schreibst du, dass in der Schule sehr viel gebastelt und gespielt wird, Das bietet für das Kind grenzenlose Lernfelder in der sozialen Interaktion und Alltagsgestaltung. Das "bisschen Schulwissen" der ersten Klasse, kann laut deiner Aussage dein Kind schon. Weshalb hast du dann Angst, dass es zu wenig vom Schulstoff bekommt?

Weiter sagst du, die Diagnostik sei ungefähr im Mai abgeschlossen. Also was kann im schlimmsten Fall geschehen? Im Prinzip nur, dass das erste Schuljahr quasi "gelaufen" ist und im Bedarfsfall in einer anderen Schulform nochmals neu gestartet werden muss. Oder aber, dass ab der zweiten Klasse Fördermassnahmen anlaufen.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: ihr seid nicht nach dem ersten Schultag aufgewacht, und das bisher komplett neurotypische Kind war zum Kind mit Asperger Symptomatik mutiert. Seine Auffälligkeiten manifestierten sich garantiert schon lange zuvor und dennoch habt ihr euch entschieden, "es laufen zu lassen" und ihn einfach mal einzuschulen. Das ist kein Vorwurf, das war einfach eure Entscheidung, euer gutes Recht so zu entscheiden, und ihr hattet vermutlich entsprechende Argumente. Du kannst aber nicht die daraus resultierenden Konsequenzen nun einfach der Schule/der Lehrerin anlasten.

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