LRS

Hallo zusammen, mein Sohn ist in der 3. Klasse und bei ihm wurde LRS festgestellt ( stark ausgeprägt). Er ist seid Monaten in Therapie und wir machen täglich zu den Hausaufgaben ein AB mit Übungen und lesen jeden Abend.
In der Schule schafft er oft nicht AB zu bearbeiten weil er noch sehr schlecht liest, jetzt hab ich im Internet ein Elektronischen Lesestift entdeckt. Kennt das jemand? Kann ein Kind mit fast 9 Jahren damit umgehen? Vielen Dank Anna

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Was bedeutet denn "sehr schlecht"?
Evtl. nochmal zu den Grundlagen zurückgehen?
Grundlagen sind bei LRS quasi nochmal der Silbenlehrgangn Klasse 1, IntraActPlus, im Anschluss diese Lesearbeitsblätter von Frau Mohr(?) bis die Buchstabenkombis wirklich flüssig klappen.
Oftmals wird in der Schule heute zuerst Schreiben vor Lesen vermittelt - für LRS-Kinder ist das oftmals eine Katastrophe.
Dementsprechend ist es auch schwierig Rechtschreib-ABs zu machen solange es nicht flüssig und sinnerfassend lesen kann.
Von einem Lesestift würde ich solange keine geistige Behinderung vorliegt absehen - natürlich ist Lesen lernen anstrengend, aber wenn man es ihm abnimmt, lernt er es ja später auch nicht. Lesen ist enorm viel Übung.
Dann würde ich ehrlich gesagt lieber eine Zurückstufung veranlassen, dass er die Grundlagen nochmal mehr übt, anstatt ihn in der Freizeit mit Abs und Therapie zu "quälen" und zeitgleich in der Schule ihm das so zu erleichtern.

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lieber Üben üben üben.
Sich von technischem Schnickschnack die Arbeit abnehmen zu lassen ist da eher hinderlich und verzögert das ganze noch.

Je nach AUsprägung muss man auch akzeptieren, dass ein Kind noch sehr lange viel nicht kann. -- das ist nicht mit ein paar Monaten Programm abgehakt, das wird ein Leben lang begleiten, je nachem wie schlimm. -- ich denke, er ist schon in einem SPZ zur Testung angemeldet? -- fangt das jetzt so langsam mal an, das bis zur weiterführenden Schule dann irgendwann alle Tests und Bescheinigungen da sind für einen Nachteilsausgleich.

Meine Freundin hat irgendwann im späteren Schulalter aufgeholt.
Deren Sohn ist heute 18 und hat seit Grundschule Zusatzprogramm bei Ergo und LOS-Agentur mehrmals die Woche. -- es sind bis heute nur minimale Fortschritte leider, weil es extrem ausgeprägt ist.
Bei einem Spielfreund meines Sohnes ist es extrem ausgeprägt zusammen mit motorischen Problemen beim Schreiben. -- Er drufte ab der 6. Klasse dann immer das Tafelbild und das Heft des Nachbarn mit einem Tablet abfotografieren, weil er selbst nie alles geschweige denn richtig abschreiben konnte. -- auch Klassenarbeiten tippt er vorne am Lehrerpult am Tablet (wegen der Motorik) oder bekommt mehr Zeit etc....

Fakt ist: -- üben üben üben -- und nicht nach so technischen Erleichterungen suchen.
Das einzige, was z.B. später auf Klassenarbeiten hilft (in der weiterführenden Schule) an technischer Unterstützung, ist in den Lernfächern Lernvideos oder Podcasts zu hören, um denn Stoff zu beherrschen, wenn lernen vom Geschriebenen nicht richtig funktioniert.

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Ja, Lesestift ist super.

Das muss aber eine Version sein, die nicht übersetzen oder korrigieren kann, um auch in Klassenarbeiten als Ausgleichsmaßnahme anerkannt zu werden. Der kann dann ausschließlich einen gescannten Text per Kopfhörer vorlesen.

Dein Kind braucht ohnehin einen Beschluss der Klassenkonferenz, dass und welche Hilfsmittel, Zeitausgleiche, vergrößerte Kopien, Leselupen usw konkret erlaubt sind.

Wenn es in 'Therapie' ist, also Beratung? Dann sollten die auch Empfehlungen haben und dir ausstellen können. Nächste station LRS-Beauftragte/r der Schule, Deutsch- und Klassenlehrkraft.


PS: beim täglichen Lesen solltet ihr trotzdem dran bleiben.

Bearbeitet von Boron
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Hallo,
mein Sohn hat eine massive LRS gekoppelt mit Frühkindlichen Autismus - das geht also bei ihm auch nicht weg. Jetzt ist er in der 11. Klasse.

Dass dein Sohn die AB nicht bearbeiten kann, ist eigentlich normal. Er kann es ja kaum lesen. Die Lösung liegt aber nicht im Vorlesestift. Die Lösung sind Nachteilsausgleiche. Letztendlich muss er diese ja auch in der nächsten Zeit in Arbeiten haben. Es hilft ja nichts, wenn er die Arbeitsblätter super bearbeitet und die Arbeiten nicht lesen kann.

Üblicherweise denkt man bei Nachteilsausgleichen immer an „mehr Zeit“ - das wird bei Arbeiten auch nötig sein, aber Nachteilsausgleiche können im Grunde alles sein. Meinem Sohn wurden z.B. wirklich sehr lange alle Aufgaben vorgelesen - inklusive Arbeiten. Arbeitsblätter bekam er in vereinfachter Form, mit farblicher Markierung. Das System wurde in Arbeiten natürlich auch beibehalten.
Spanne hier ruhig die Lehrer mit ein. LRS zu berücksichtigen ist Sache der Schule.

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> Meinem Sohn wurden z.B. wirklich sehr lange alle Aufgaben vorgelesen

Stimmt, auf die Nachteilsausgleiche kommtzes an.

Aber warum bist du gegen einen OCR-Text-2-speech Stift. Auf menschliche Vorleser angewiesen zu sein ist ja viel blöder, peinlicher, umständlicher als der Lesestift.

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Ein Gerät kann ausgetrickst werden und wird unter Umständen nicht zur Arbeit zugelassen. Weißt du was alles notwendig ist, damit ein, im Handel erhältliches, normales Gerät, als Nachteilsausgleich in der Schule zugelassen wird?
Woher soll die Lehrerin wissen, was das Kind in Wirklichkeit hört?
Abgesehen davon geht mit dem „Nicht-Lesen-Können“ allzu meist auch ein „Nicht-Schreiben-Können“ einher.
Der Nachteilsausgleich müsste also lauten:
Mündlich statt schriftlich
Aufgaben werden vorgelesen
Nachweis über konsequenter Teilnahme an Lerntherapie und der Erledigung der Hausaufgaben dafür

In der 3. Klasse gibt es in JEDEM Fach alles schriftlich. Selbst Mathematik beginnt da mit Sachaufgaben. Wie soll das Kind das lösen? Die Texte werden immer länger. Ab der 3. Klasse werden auch Bücher in Deutsch gelesen.
Der Stift ist der einfache Weg. So lernt das Kind das aber nicht und rutscht voll in die Abhängigkeit. Da ist ja schließlich immernoch der Stift. Das Problem ist nur, dass viele Bundesländer keine Nachteilsausgleiche ab Klasse 5 mehr akzeptieren, wenn keine gravierendere Behinderung dahinter steht.
Mein Sohn hat die Nachteilsausgleiche und den Notenschutz noch in Klasse 11, aber da braucht es dann nicht nur den Antrag von uns Eltern und den Beschluss der Klassenkonferenz, sondern das Ganze geht zum Schulamt und dann wurde Sohnemann vom Schulamt noch begutachtet, ob das nötig ist.

Bearbeitet von kati543
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Was macht denn die Schule? Kann die einen förderplan schreiben und einen Nachtrilsausgleich gewähren?
Bei meinem Sohn fiel das weg, Hamburg bietet sowas nicht. Durch den Wechsel nach Schleswig Holstein bekommt er jetzt Hilfe in der Schule (9. Klasse).
Zu Hause haben wir immer nur geübt und Strategien wiederholt .

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Hallo,
mein Sohn geht in die 4. Klasse und er nutzt den Stift vorwiegend für die Proben. Warum sollte man Ihm die heutige Technik verwehren. Du darfst nicht vergessen wie anstrengend es ist eine Textaufgabe in Mathe zu lesen, da ist es egal wieviel Zeit er hat. Meinem Sohn ist es auch peinlich wenn die Lehrerin ihm alles vorlesen muss.

Er ist nicht ganz billig aber definitv jeden Cent wert.

Natürlich ersetzt der Stift keine Therapie oder das tägliche üben, aber auch wir nutzen Hilfsmittel (z.B. google) warum sollten die Kinder nicht die neuesten Möglichkeiten ausnutzen.