122

@alle

Der an veschiedenen Stellen diskutieren Punkt, ob denn Schwangere in Beratung und/oder bei anonymen Umfragen auch tatsächliche Gründe auch wahrheitsgemäß angeben würden und/oder Interviewer/Berater/Auswerter nicht zutreffendes/unwahres teilweise kompensieren könnten, lohnt glaube ich nicht weiteren Austausch.

Weil man kann Argumente für und wider nennen, aber wissen tut man es so oder so nicht; man müsste da einfach hoffen und fliegt eventuell auf die Schnauze.

124

Richtig, uns genau dewesegen ist dein Vorschlag zum scheitern verurteilt. Das versuchen wir dir seit dem ersten Beitrag ja klar zu machen.

127

Wenn das der wesentliche Einwand wäre, dann wäre das aus meiner Sicht ganz hervorragend.

weiteren Kommentar laden
128

Der Text, den du in Klammern gesetzt hast, ist aus meiner Sicht ein ganz entscheidender Punkt:

" (und bitte "simplifiziert" beachten; die tatsächlichen Motivlagen können natürlich viel komplexer sein; aber am Ende können in einigen Situationen auch solche Dinge relevant sein)"

Genau daher werden deine Überlegungen in der Praxis nicht umsetzbar sein: es gibt keine simplifizierte Betrachtungsweise. Wirtschaftliche Fragestellungen sind nur ein Teil des für jede Frau sich anders darstellenden Problems mit der Folge einer Perspektivlosigkeit, die letztlich zur Entscheidung über einen Abbruch führt.

Du hast zur Darlegung der Möglichkeit einer Erfassung der Motive in einem anderen deiner Beiträge auf den Tätigkeitsbericht einer staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen verwiesen. Schaut man sich diesen Bericht genauer an, ergibt sich ein Sammelsurium an Problemstellungen für Schwangere, die in ihrem Gesamtbild aus Sicht der Schwangeren dazu führen, dass der Abbruch der Ausweg ist.

Genannt werden unter anderem eine nicht trägfähige Partnerschaft, ein soziales Umfeld, das keine Unterstützung bietet und - aber eben nur auch - finanzielle Notlagen.

Der Staat könnte also allenfalls - auf welche Art auch immer - mehr Geld zur Verfügung stellen oder z.B. einer sonst Abtreibungswilligen bevorzugt im Vergleich zu anderen Familien dann größeren Wohnraum zur Verfügung stellen. In diese Richtung gehen deine Überlegungen ja auch.

Wenn eine verzweifelte Frau sich nun auch auf nicht ausreichenden Wohnraum beruft, dann wird das immer nur ein Teil des Geamtproblems sein. Vor allem stellt sich dann aber die Frage, warum diese Frau dann mehr Ansprüche haben soll als eine Familie, die bereits Kinder hat und auch keinen geeigneten Wohnraum findet. Ich wüsste nicht, wie man diesen Familien dann erklären sollte, warum sie niedrigranigere Ansprüche haben sollen.

Dasselbe gilt für andere Leistungen wie z.B. ausreichende Betreuungsmöglichkeiten auch.

Du berufst dich auf Grundrechte zugunsten des ungeborenen Lebens und schließt daraus auf eine Pflicht des Staates zum Handeln. Ganz davon abgesehen, dass die Grundrechtsfähigkeit umstritten ist, ist es nicht so, dass der Staat sich nicht engagiert. Im Gegenteil ist hierzulande der Sozialstaat gut ausgebaut und gerade die Beratungsstellen - wie es auch in dem zu dir verlinkten Tätigkeitsbericht dargestellt wird - zeigen die Möglichkeiten auf und leisten gute Unterstützungsarbeit.

Was aber könnte darüber hinaus getan werden? Eine andere Userin schreibt hier von einer ungeplanten Schwangerschaft bei Wohnraum von 40 m². Jetzt würden von 10 Betroffenen vielleicht ein paar sagen, ja, war bei mir nicht besser, andere das für geradezu unmöglich halten und wieder andere sagen, dass das vorübergehend in Ordnung ist.

Da kann der Staat dann aber so viel bieten, wie er will: was bei der einen Schwangeren nun eine katastrophale Situation ist, erscheint einer anderen als normale Lebensumstände. Soll der Staat dann zugunsten der einen Schwangeren, die wirklich und wahrhaftig nur wegen - aus ihrer subjektiven Sicht - ungeeignetem Wohnraum abtreiben würde (sofern es das überhaupt gibt) wegen deren Ansprüche andere Familien benachteiligen? Da kann das Leben dann auch kein Wunschkonzert sein, sondern die Betroffenen können von den sozialen Möglichkeiten Gebrauch machen, wie sie für alle da sind.

So schlecht kann die Lage hierzulande auch nicht sein, denn im europaweiten Vergleich weist Deutschland nach der Schweiz die geringste Abtreibungsquote auf, in Schweden beträgt sie das Dreifache, in Frankreich und Großbritannien mehr als das Doppelte.

Ich schließe mich daher den Stimmen hier an, die meinen, dass staatliche Unterstützung das Problem an der Wurzel anpacken sollte und die Fragestellung daher lauten muss, was getan werden kann, dass gar nicht erst ungewollte Schwangerschaften entstehen, kurz: noch mehr Aufklärung und - wenn Geld ausgegeben werden soll - dann für die Finanzierung sicherer Verhütungsmethoden.

129

Danke für die Darlegung.



"Schaut man sich diesen Bericht genauer an, ergibt sich ein Sammelsurium an Problemstellungen für Schwangere, die in ihrem Gesamtbild aus Sicht der Schwangeren dazu führen, dass der Abbruch der Ausweg ist."

Was in den Berichten passiert, ist, dass ein Gesamtbild der Lage von Schwangeren gezeichnet wird; macht ja auch Sinn bei so einem Bericht.

Dieses Gesamtbild ist aber nur aussagekräftig für die Mehrheit der dort beratenen Schwangeren, also bei der Mehrheit sind die Gründe komplex.

Ein solcher Bericht sagt jedoch - was auch kein Problem ist - jedoch nichts über alle aus. Es kann also trotz Mehrheit mit komplexen Gründen, Minderheiten mit anderen Struktur der Gründe geben (und nachdem was ich von anderen Quellen, z.b. BeraterInnen, weiß, ist das auch so).

Der Bericht belegt also nur, dass meine Idee bei irgendwas wie 50%+ der Abtreibungen nichts bringen kann.

Aber da ich das auch nie behaupten würde, sondern selber sage, dass es nur in einem Teil der Fälle helfen kann (z.b. meine Beispielzahl war 1000 von 100000), kann man auf die Art nicht belegen, dass die Idee nutzlos ist.

, ein Punkt wurmt jedoch:

"Ganz davon abgesehen, dass die Grundrechtsfähigkeit umstritten ist,"

Nicht juristisch. Und jeder, der was vom Thema weiß, weiß das.

"Ich schließe mich daher den Stimmen hier an, die meinen, dass staatliche Unterstützung das Problem an der Wurzel anpacken sollte und die Fragestellung daher lauten muss, was getan werden kann, dass gar nicht erst ungewollte Schwangerschaften entstehen, kurz: noch mehr Aufklärung und - wenn Geld ausgegeben werden soll - dann für die Finanzierung sicherer Verhütungsmethoden."

Das wird als Mantra seid so ungefähr 40 Jahren ausgegeben, dass als absolut einziges Verhütung helfe.

Dem liegt in verschiedenen Punkten eine Vereinfachung und eine Fehleinschätzung von menschlichem Verhalten zu Grunde.

Durch bessere Verhütung kann man vermutlich auch ein paar tausend Abtreibungen vermeiden. Aber man es wird trotzdem tausende Abtreibungen geben, die abstrakt gesehen hätten vermieden werden können, wenn man den Schwangeren mal glaubt, sie wüssten was ihre Motive sind.

Warum man den einen Ansatz zur Verringerung von Abtreibungen, von dem man weiß, dass er nur so und so viel bringen kann, verfolgt und alle anderen verwirft, ist nicht sinnvoll begründbar.

Insbesondere lässt das Mantra auch völlig unerklärt, warum sich die Abtreibungszahlen von Staat zu Staat und von bundesland zu Bundesland so sehr unterscheiden; sind echt vor allem Großstädter zu doof zum Gummi drüber tun?

Es gibt mehr Faktoren, die relevant sind; und man muss halt schauen, bei welchen man neben Verhütung vielleicht noch was machen kann. Aber dazu muss man hinschauen.


"Du berufst dich auf Grundrechte zugunsten des ungeborenen Lebens und schließt daraus auf eine Pflicht des Staates zum Handeln."

Worauf ich mich da berufe und was ich daraus folgere, ist vollkommen egal.

Denn die Pflicht existiert juristisch so oder so, siehe BVerfG 88, 203.

"Ganz davon abgesehen, dass die Grundrechtsfähigkeit umstritten ist,"

Die Grundrechtsfähigkeit ist juristisch nicht umstritten, siehe BVerfG 88, 203.

(Aber ich fürchte es kommt gleich wieder irgendwer, um die letzten beiden Punkte zu bestreiten, und weiß nicht mal wofür "BVerfG 88, 203" steht.)

130

Badenserin -

und ich denke, die Finanzierung bzw. Vorantreibung bzgl. Forschung zu sicheren Verhütungsmethoden ist das beste Präventionsangebot.

Seien wir mal ehrlich:
Die meisten Frauen (und Männer, btw.) sind froh, dass es die Pille bzw. andere hormonelle Verhütungsmittel gibt.
Aber: Ich persönlich kenne zB kaum eine Frau um die 40, die nicht irgendwann an den Punkt gekommen ist, wo sie das "Pille werfen" sowas von satt hatte.

LG

weitere Kommentare laden
162

Aus meiner Sicht ist eine Abtreibung eine legitime Entscheidungsmöglichkeit, die einer Schwangeren innerhalb der gesetzlichen Frist zur Verfügung stellt. Aus meiner Sicht ist es auch menschlicher, Ungeborene abzutreiben, wenn sie noch Zellklumpen sind, als wenn sie in unmögliche Verhältnisse geboren werden und schon verloren haben, wenn sie auf die Welt kommen.

Nichtsdestotrotz heisse ich es gut, wenn der Gesetzgeber für Kinder möglichst gute Rahmenbedingungen schafft. Sei das, in dem genügend Kita-Plätze zur Verfügung stehen, sei das, in dem Eltern die tatsächliche Möglichkeit kriegen, ihre Pensen so anzupassen, dass sie ihre Funktion als Eltern wahrnehmen können (dazu gehören Löhne, die dies erlauben und die Möglichkeit, die Arbeitsdauer und -zeit anzupassen), sei das bezahlbarer Wohnraum, sei es ein gutes Schulsystem etc.

Aus meiner Sicht redet man viel zuviel über "Zellklumpen" und deren Rechte und zu wenig über die Kinder, die tatsächlich geboren worden sind und die das Pech haben, nicht in eine Musterfamilie geraten zu sein.

163

"Nichtsdestotrotz heisse ich es gut, wenn der Gesetzgeber für Kinder möglichst gute Rahmenbedingungen schafft."

Macht es dann nicht Sinn, wenn der Gesetzgeber AUCH schaut, was an den gegebenen Rahmenbedingungen aus Sicht der eine Schwangerschaft zur Abtreibung neigenden Frauen ein Hindernis bei einer Entscheidung für ein Kind wäre?

Gerade ungeplant Schwangere würden ja auch genau auf die sich ihnen konkret bietenden Rahmenbedingungen schauen und wenn dann eine nicht geringe Anzahl solcher Schwangeren darin bestimmte Hindernisse sieht, wäre ja eine Behebung durch den Staat nach deiner Sichtweise vermutlich sinnvoll.

(Und das jetzt einfach mal unter der Annahme, der Gesetzgeber könne dies in vor allem hinsichtlich der Schwangeren zulässiger und akzeptabler Weise in Erfahrung bringen)

164

Schreiben sollt man können; da müsste eigentlich die Formulierung stehen:

Macht es dann nicht Sinn, wenn der Gesetzgeber AUCH schaut, was an den gegebenen Rahmenbedingungen aus Sicht der zur Abtreibung neigenden Frauen ein Hindernis bei einer Entscheidung für ein Kind wäre?

Dann macht die Frage auch Sinn; sorry.

weitere Kommentare laden
178

Was spräche dagegen....so grubdsätzlich ja nix. Ich denke aber die Gründe für Abtreibungen sind seit vielen Jahren in etwa immer die gleichen und vermutlich aucj statistisch lanhe bekannt.

179

Dank deines überlangen Titels hab ichs mit dem Handy voll verkackt zu antworten.
Daher nochmal am Laptop.
Ich denke, dass die Gründe für Abtreibungen seit Jahren in etwa die gleichen sind und auch schon bei den "Zuständigen" statistisch bekannt sind.

Nun sind abgetriebene Kinder nicht so wichtig für die Politik. Wenn sie so wichtig wären, wäre Abtreibung noch immer verboten oder noch strenger reglementiert.

Mal Klartext: Kein Politiker gibt gern viel Geld aus, um Abtreibungen zu verhindern. Ist ihnen egal. Wenn dann wird in Beratungsangebote gesteckt, aber auch eher ungern.

180

"Mal Klartext: Kein Politiker gibt gern viel Geld aus, um Abtreibungen zu verhindern. Ist ihnen egal."

Um ein wenig die Politiker in Schutz zu nehmen:

Guck dir mal meine Idee an; und wie die hier aufgenommen wurde.

Habe ich vorgeschlagen, eine Abtreibung erwägende Frauen im Keller anzuketten, damit das Kind ausgetragen wird, komme was da wolle? Nein.

Habe ich vorgeschlagen, dass man ohne Druck auszuüben regelmäßig versucht die Motive zu ermitteln, damit die Gesellschaft die Hindernisse, die sie selbst den Schwangeren teilweise in den Weg stellen, kleine zu machen? Ja, so in etwa, unter anderem.

Ist daran irgendwas böse und frauenfeindlich? Nein, null, gar nichts, nada.

Werde ich trotzdem von einigen angegangen als wollte ich Schwangere im Keller anketten? Natürlich.

Vielleicht habe ich meine Idee nicht sensibel und umfassend genug geschildert und bin nicht einfühlsam genug auf Einwände eingegangen? Sicherlich.

Aber wie zum Geier sollte ein Politiker, was vergleichbares über das Standardmedium - also Bild-Zeitungsschlagzeile - kommunizieren und dabei einfühlsamer rüber kommen? Möglich; aber gar nicht einfach.

Jeder Politiker, der die Stimme erhebt, dass man doch was wegen Abtreibung tun sollte, riskiert somit viel, selbst wenn er/sie was total harmloses fordert.

Und somit ist es ihnen also vielleicht nicht unbedingt egal (ok, vielen schon, aber nicht allen), sondern es fehlen Mut und/oder Gelegenheit und/oder Ideen, um was zu tun.

Aber du hast natürlich recht, eigentlich sind das keine legitimen Ausreden; aber halt eine Erklärung neben egal.

207

Hallo!

Ich glaube, du denkst zu simplifiziert.

Vielleicht spielt es für eine Familie wirklich eine Rolle, dass ihre Wohnung nur zwei Kinderzimmer hat, und eine größere Wohnung zu teuer wäre - aber das ist nie der alleinige Grund für einen Abbruch. Wenn es wirklich nur ums Zimmer geht, dann denken sie eher nach, ob nicht zwei Kinder ein Zimmer teilen könnten oder die Eltern sich eine Schlafcouch ins Wohnzimmer stellen und aufs eigene Schlafzimmer verzichten.

Vielleicht sieht auch eine junge Studentin keine Chance, Kind und Studium, das viele Lernen und Arbeiten nebenher und das womöglich gleich alleinerziehend wuppen zu können. Vielleicht könnte man da mit wesentlich mehr finanziellen Hilfen und sehr günstigen betreuungszeiten helfen - aber das ändert ja nun nichts daran, dass sie trotzdem alleinerziehend wäre, das Ganze alles andere als Karriereförderlich ist etc.

Und welche Maßnahme würde dir vorschweben für eine Familie, bei der das 5. Kind unterwegs ist, die aber eigentlich schon mit den vier vorhandenen Kindern total am Limit sind mit ihrer Kraft? Bei denen die Gesundheit angeschlagen ist, die Nerven so schon blank liegen, ein Kind hat ADHS und das zweite autistische Züge, der Vater schliddert in den Burn Out und die Mutter kriegt die vielen Therapien kaum unter neben der Teilzeitarbeit, und am Ende vom Geld ist auch immer zu viel Monat übrig - da braucht es schon ein ganzes Rudel guter Feen, um in so einer Familie ein Umfeld zu schaffen, wo noch ein Kind machbar wäre. Das ist mit einem einfachen, simplifizierten maßnahmenpaket nicht zu machen.

Kaum jemand macht sich die Entscheidung für einen Abbruch leicht. Es sind sogar eher die Entscheidungen FÜR das Kind, die eher leichtfertig und voller grenzenlosem Optimismus getroffen werden, nach dem Motto "wird schon irgendwie gut gehen" auch wenn es dann eben nicht so gut geht - die Eltern das Kind innerlich ablehnen, die Ehe zerbricht, die alleinerziehenden Elternteile dann erst recht Probleme im Alltag haben... eben weil keine gute Fee kommt und nur ein paar Euro mehr Kindergeld und längere Kitaöffnungszeiten halt auch keine Wunder bewirken.

208

"Vielleicht sieht auch eine junge Studentin keine Chance, Kind und Studium, das viele Lernen und Arbeiten nebenher und das womöglich gleich alleinerziehend wuppen zu können. Vielleicht könnte man da mit wesentlich mehr finanziellen Hilfen und sehr günstigen betreuungszeiten helfen - aber das ändert ja nun nichts daran, dass sie trotzdem alleinerziehend wäre, das Ganze alles andere als Karriereförderlich ist etc. "

Man kann aber versuchen, die Schwierigkeiten/Hindernisse kleiner zu machen; für manche reicht das dann; für andere nicht.

Aber dafür wäre es von Vorteil, wenn man sich regelmäßig damit beschäftigt, was es denn für Hindernisse gibt und bei welchen man ein wenig machen könnte und bei welchen man nichts machen kann.

"Und welche Maßnahme würde dir vorschweben für eine Familie, bei der das 5. Kind unterwegs ist, die aber eigentlich schon mit den vier vorhandenen Kindern total am Limit sind mit ihrer Kraft?"

Da hilft dann vielleicht keine Maßnahme von außen.

Aber wieso sollte man daraus, dass es Fälle gibt, bei denen keine Maßnahme von außen hilft, folgern, dass man nicht schauen sollte, ob es Fälle gibt, bei denen Maßnahmen von außen helfen könnten?

"Kaum jemand macht sich die Entscheidung für einen Abbruch leicht."

Was ebenfalls nicht dagegen spricht, zu schauen, ob man die Schwierigkeiten/Hindernisse, die diejenige bei Entscheidung für ein Kind sieht, nicht reduzierbar sein könnten.

212

Bei den meisten Abbrüchen geht es halt nicht um Kitazeiten, Geld oder Wohnungen, sondern um Überforderung, Angst das Kind ganz alleine großziehen zu müssen, die eigene Belastung, die vielleicht vorher schon zu groß ist. Es geht um Gefühle und Ängste.

Wenn du wirklich weniger Abbrüche willst, dann mach Verhütungsmittel für alle kostenlos, weil sich eben manche ärmere Familie die 50€ für die Pille nicht leisten kann und auch Kondome ins Geld gehen. Von ein paar hundert Euro für die Spirale brauchen wir gar nicht reden Sorg für frühe Aufklärung an den Schulen und auch in Flüchtlingsunterkünften. Sag den Frauenärzten, dass sie nach einer Geburt von sich aus das Thema Verhütung ansprechen und gleich damit aufräumen, dass Stillen verhüten würde.

Wenn gleich weniger Frauen ungewollt schwanger werden, ist das die besten Methode um die Zahl der Abbrüche zu verringern.

weitere Kommentare laden
221

Im Kern wird niemand bestreiten, dass man postulieren kann, dass bei einem vermehrten sozialen Engagement des Staates für schwangere Frauen (Anspruch auf größere Wohnung, mehr finanzielle Zuwendung, Prämien etc.), die Abtreibungen um die Anzahl X aller Wahrscheinlichkeit fällt. Denn niemand wird bestreiten, dass es eine Zahl an Frauen gibt, die (u.a. auch deswegen) abtreiben lassen, weil sie in irgendeiner Form ein finanzielles Fiasko fürchten.

Es wäre eventuell sogar denen als Maßnahme (dediziert für mehr Kinder und weniger Abbrüche) zu verkaufen, die gar nicht zu Unrecht kritisieren könnten, dass der Staat ja genauso gut auch in vielen anderen Bereichen, wo Bürger in Notsituationen sind, mir mehr Geld helfen sollte Allen kranken Menschen genau die gleiche medizinische Gesundheitsversorgung zu Gute kommen zu lassen kann, die sonst nur Topverdiener erleben dürfen. Als ein Beispiel von vielen. Zählt denn das Leben eines Ungeborenen mehr als als das eines alten oder kranken Menschen, würde wohl die Frage lauten.

Ob diese ganzen Wünsche und Interessensgruppen finanzierbar wären, lass' ich mal dahingestellt. Man will ja schließlich keine Krämerseele sein.

Allerdings eine ganz praktische Frage bleibt: Woher soll der Staat oder die dann handelnde Behörde wissen, dass die Frau überhaupt erwogen hat, abzutreiben um so von den neuen Segnungen profitieren zu können?

Und wenn diese Absicht zu Abbruch zur Erlangung der neuen Vorteile gar nicht Voraussetzung ist, um sie zu erhalten, sondern jede Frau, die schwanger ist, davon automatisch profitieren kann, würde es dann nicht einfach reichen, das Kindergeld um z.B. 500,-- € anzuheben?

An der Stelle dann wieder die Frage: Gibt es einen Zusammenhang von der Höhe an staatlichen Zuwendungen bzw. staatlicher Fürsorge, gleich welcher Art, und der Anzahl der Abbrüche? Im EU-Vergleich?

Nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung wage ich mal die Aussage, dass die Dinge, die im Ausgangspost als Gegenmaßnahmen staatlicherseits genannt wurden, um die Anzahl der Abtreibungen zu minimieren, kaum greifen würden. Bzw. nur bei sehr sehr wenigen.

Weil die Gründe zwar AUCH finanzieller Natur sein können, dass aber in der Praxis ein ganzer Strauß an Unwägbarkeiten auf die betroffene Frau zukommt. Daraus resultiert ein Gesamtgefühl an Überforderung. Als EIN Beispiel. Hinzu kommen noch viele andere Gründe, die aber noch weniger mit finanziellen Dingen im Zusammenhang stehen, wie z.B. zu jung, zu alt, nicht der richtige Zeitpunkt, und und und.

Mehr Geld für Kinder oder mehr Investitionen in Kinder sind immer die richtige Richtung. Z.B. in eine (mehr oder weniger) Rundum-Versorgung der Kinder für alleinstehende berufstätige Frauen.
Aber das Hauptaugenmerk liegt nach meiner Meinung in einer erfolgreichen Verhütung von Schwangerschaften.

Insofern: Um deine Frage zu beantworten: Nein, macht in meinen Augen und unter den genannten Parametern keinen wirklichen Sinn.

224

"Im Kern wird niemand bestreiten, dass man postulieren kann, dass bei einem vermehrten sozialen Engagement des Staates für schwangere Frauen (Anspruch auf größere Wohnung, mehr finanzielle Zuwendung, Prämien etc.), die Abtreibungen um die Anzahl X aller Wahrscheinlichkeit fällt. Denn niemand wird bestreiten, dass es eine Zahl an Frauen gibt, die (u.a. auch deswegen) abtreiben lassen, weil sie in irgendeiner Form ein finanzielles Fiasko fürchten."

Das haben hier einige bestritten.

"Woher soll der Staat oder die dann handelnde Behörde wissen, dass die Frau überhaupt erwogen hat, abzutreiben um so von den neuen Segnungen profitieren zu können?"

Bei allgemeinen Verbesserungen der Rahmenbedingungen würde sich das Problem nciht stellen; bei anderem müsste es über die Beratungsstellen laufen; momentan passiert das in gewissem Maße bereits über Mutter Kind Stiftungen.

"Und wenn diese Absicht zu Abbruch zur Erlangung der neuen Vorteile gar nicht Voraussetzung ist, um sie zu erhalten, sondern jede Frau, die schwanger ist, davon automatisch profitieren kann, würde es dann nicht einfach reichen, das Kindergeld um z.B. 500,-- € anzuheben?"

Woher sollte man ohne die Motive von Abtreibung erwägenden Frauen in Betracht zu ziehen, wissen, ob 500 Euro was bringen?

Das wäre per Gieskanne auf gut Glück ganz viel Geld ausgeben; das ist selten eine gute Idee; vorher sollte man - wenn denn die Maßnahme was gegen Abtreibungen bringen soll - anhand der Motiven von Schwangeren nachdenken, ob und warum die Maßnahme was bringen sollte.

Und ggf. das Geld lieber für was anderes raushauen oder zumindest aus anderem Anlaß das Kindergeld erhöhen.

"Gibt es einen Zusammenhang von der Höhe an staatlichen Zuwendungen bzw. staatlicher Fürsorge, gleich welcher Art, und der Anzahl der Abbrüche? Im EU-Vergleich?"

Da ganz viele Faktoren die Zahl der Abtreibungen beeinflussen, kann man das nicht beurteilen, was da welchen Einfluss hat.

Deshalb m. A. nach sinnvoll, genau hinzuhören, was die Schwangeren selbst sagen; dann kann man in Konbination mit den unklaren Daten vielleicht besser erkennen, was wirklich Einfluss hat.

"Bzw. nur bei sehr sehr wenigen."

Kann sein.



"Mehr Geld für Kinder oder mehr Investitionen in Kinder sind immer die richtige Richtung."

Nein, so pauschal stimmt das nicht.

Einerseits muss das Geld über Steuern reingeholt werden; zu hohe Steuersätze können sich negativ auf Zahl der Arbeitsplätze auswirken; und berufliche Unsicherheit kann für Abtreibung auch eine Rolle spielen.

Andererseits einfach mehr Geld gar nichts, wenn solche Aspekte eine Rolle spielen, dass die Frau/das Paar sich dafür schämt, das Kind quasi nicht selber versorgen zu können; mehr finanzielle Hilfen an der falschen Stelle können da sogar schaden, denn sie verändern die Wahrnehmung unter Umständen, was eine "gute" Mutter ihrem Kind alles zu "bieten" haben muss.

"Insofern: Um deine Frage zu beantworten: Nein, macht in meinen Augen und unter den genannten Parametern keinen wirklichen Sinn."

Die Option nichts zu tun oder ungezielt Geld auszugeben, erscheint mir noch weniger sinnvoll zu sein.

Aber danke für den durchdachten Beitrag.

261

Man kann diskutieren, wie man will - eins ist Fakt: die Mehrzahl der SSA sind nicht aus medizinischen Gründen, sondern aus individuellen Gründen. Individuell hieß i.d.R., dass Ängste da sind, die oftmals materiell sind - dazu gehört nunmal auch eine größere Wohnung, materielle Einbußen, Angst vor Verarmung dazu. Nicht umsonst sind in Deutschland Kind immer noch Armutsrisiko Nummer 1. Warum führt man kein Grudneinkommen für Eltern/Alleinerziehende ein, was erheblich über HARTZ IV ist?? Warum ist das Kindergeld so mies - reicht nichteinmal für den Kita-Platz?

Die materiellen Voraussetzungen für Familien sind hier einfach „bescheiden“ - wir haben 4 Kinder und wissen, was es bedeutet, Kinder groß zu ziehen...

Das Papa Staat sich nun gegen diese Armutsrisiko stemmt, kann ich nicht wirklich erkennen. Solange Abgeordnete und Beamte weiterhin für jedes Kind zusätzlich zur Besoldung den sog. Ortszuschlag Kind vom Steuerzahler bekommt (bei 4 Kindern immerhin rd. 1.000€), was i.Ü. auch Pensionswirksam ist, wird sich hier nichts ändern - die Macher und deren Helfer für Gesetz und Ordnung sind ja gut versorgt!
Wenn das so nicht wäre, wäre vieles ggf. anders...

Carn hat wirklich Recht!!