Problemklasse - was tun?

Hallo,

ich würde mich freuen, wenn Ihr mir einen ernsthaften Rat geben könntet. Meine Tochter ist in der 5. Klasse eines Gymnasiums. Leider haben wir das Pech, dass sie in einer Problemklasse gelandet ist. Das heißt: die männliche Hälfte der Klasse ist zu einem überwiegenden Teil problematisch. Die Klasse ist laut, unruhig, es wird gestritten, geprügelt und beleidigt. Alle Lehrer hassen die Klasse (so meine Tochter). Es muss wohl wirklich schlimm sein. Mit der Klassenlehrerin hatte ich bereits ein Gespräch. Sie war sehr nett, ihr war das Problem natürlich bekannt, sie meinte aber, das wäre am Anfang öfters mal schwierig, wir sollten der Klasse noch Zeit geben, sich zu finden. Auch ein 5-tägiger Landschulheimaufenthalt hat aber nichts gebracht. Nun meine Frage: Was kann man in so einem Fall eigentlich tun? Mit dem Direktor sprechen? Schule wechseln? Abwarten und Tee trinken und darauf hoffen, dass die schlimmsten Störenfriede sitzenbleiben? Hattet Ihr schon mal so ein Problem? Kann mir jemand einen Tipp geben? Zur Info: die Schule findet meine Tochter ansonsten ganz ok, sie hat auch Freunde gefunden und die Mädchen sind wohl alle ganz nett. Wir wohnen in einer Großstadt in Hessen.

Danke schon mal für Eure Ratschläge

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Wenn deine Tochter keine große Probleme damit hat, dann ist doch gut. In einem Jahr kann es wieder ganz anders aussehen. Eine Klasse ändert sich während der Schulzeit noch sehr oft. Neue kommen hinzu, alte gehen weg, Pupertät usw. Ich würde einfach mal abwarten.

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Danke für deine Antwort. Meine Tochter hat natürlich Probleme mit der Klasse. Sie beklagt sich jeden Tag, dass es laut ist, dass sie nichts vom Unterricht mitbekommt, dass die Lehrer sich über die Klasse beschweren usw. Wenn sie keine Probleme mit der Klasse hätte, würde ich mir ja keine Gedanken machen. Sie würde gerne die Klasse wechseln oder die Schule und sie weint oft, weil sie wieder zurück an die Grundschule möchte :-)

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10-11-jährigen Kindern die A.-Karte zuzuschieben, wenn Pädagogen eine Klasse nicht im Griff haben, halte ich für fragswürdig.

Hier ist pädagogisches Geschick gefragt, notfall unter Zuhilfenahme der zuständigen Schulspychologin bzw. einem Zweitlehrer.

Gruß

Manavgat

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Danke für Deine Antwort. Wie würdest du konkret vorgehen? Direkt an die Schulpsychologin wenden (habe allerdings keine Ahnung, ob die Schule über so eine Position verfügt) ? Ein Zweitlehrer wäre toll, aber das ist ja wohl utopisch an einem normalen Gymnasium.

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Na, ich würde die Lehrerin fragen, was sie - in ihrer Eigenschaft als Verantwortlich - zu tun gedenkt...

#schein

Gruß

Manavgat

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Na dann such doch eine Mädchenschule, dann ist deine Tochter nicht mit dem "problemtischen" Teil belastet.
Ehrlich - schon mal dran gedacht das deine Tochter auch ein Pubsi bald ist und Jungs sind nun mal oft anders als Mädchen, da sind die Lehrer gefordert.
Zudem sind die Mädchen meistens nicht unbeteiligt, sondern nur geschickter.
Und wenn alle Lehrer die Klasse hassen, dann fahren sie sicher nicht ins Landschulheim.
Wäre es möglich , dass deine Tochter etwas übertreibt ?
Ansonsten wende dich an den Vertrauenslehrer der Schule.

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Danke für Deine Antwort. Ich wollte den männlichen Teil nicht beleidigen. Es ist in unserem Fall einfach nur so, dass einige Jungs schwierig sind. Ob meine Tochter übertreibt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Schließlich bin ich ja nicht dabei. Da sich die Klassenlehrerin aber des Problems bewusst war, nehme ich an, dass meine Tochter nicht übertreibt. Warum sollte sie auch. Vertrauenslehrer ist ein guter Tipp, danke. Mädchenschulen gibt es bei uns nicht.
Es sind auch nicht alle Lehrer ins Landschulheim gefahren, sondern nur die Klassenlehrerin und Stellvertreter.

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Hallo,

wir hatten genau das selbe Problem. Bei uns waren es aber nur 3 Jungs.Diese Drei haben zum Teil viele Andere mit hineingezogen. Denn man wollte ja nicht als uncool vor diesen Jungs stehen. Einer davon blieb sitzen, der Andere wurde der Schule verwiesen. Der Dritte hat sich angesicht der neuen Situation wieder an die normale Klasse angepasst.

Wobei ich sagen muss, dass die Schuld nicht allein bei diesen drei Jungs zu suchen waren.

Alle Eltern und Elternbeirat haben sich zusammengetan nach Lösungen gesucht. Signalisiert den Lehrern gegenüber, dass wir dieses Verhalten nicht tolerieren. Und mit Ihnen zusammenarbeiten um nach Lösungen zu suchen.

Also wendet euch an den Elternbeirat. Fragt nach wieviel Eltern es noch so geht wie Euch. Trefft euch beratschlagt und lass den Elternbeirat Kontakt mit der Schule aufnehmen um euch Eltern zu vertreten.

Shalom

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Das ist eine gute Idee. Ich werde mich erstmal an den Elternbeirat wenden. Vielen Dank für Deine Antwort.

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Hallo,

ich denke auch, dass man die Eltern mit ins Boot nehmen sollte. Es gibt doch bestimmt noch mehr Schüler und Eltern, die das Verhalten stört? Wende dich mal an den Elternvertreter und dann trefft euch mal beim Stammtisch. Dann sollten alle an einem Strang ziehen, die Eltern den Kindern klar machen, dass es so nicht geht! Was die Lehrer machen, könnt ihr natürlich schlecht beeinflussen, aber vielleicht reicht es, wenn die Eltern sich zusammen tun und mal ein Signal geben (und die Elternvertreter das der Klassenlehrin auch so sagen)?

Ansonsten ist die andere Lösung wohl die Schule zu wechseln und zu hoffen, dass es dort besser wird! Aber ehrlich gesagt, kann es dort genauso schlimm sein, bei mir an der Schule ist fast jede 2. Klasse so, wie du sie beschreibst. Laut sind meist die Jungs, aber die Mädchen sind auch nicht ohne!

Alles Gute und LG

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Ich fasse mal deine Situation zusammen. Deine Tochter ist in der 5. Klasse und diese Klasse ist in dieser Konstellation gerade mal 3 Monate zusammen.
Dabei handelt es sich um Schüler im Alter zwischen 11 und 12 Jahren, also gerade in der Pubertät. Nun, Mädchen werden da im Allgemeinen zickig und hormonell bedingt hypersensibel und Jungs befinden sich im schönsten Flegelalter. Das ist sicher eine schwierige Situation, aber glaube mir, an anderen Schulen ist das oft auch nicht besser.
Das Grundproblem dieser Klasse ist zunächst einmal, dass es noch keine richtige Klassengemeinschaft ist, und einige Schüler offensichtlich noch ihr Revier markieren müssen. Das tun sie oft dadurch, dass sie sich in Szene setzen und auf sich aufmerksam machen. Dadurch wird sicherlich der Unterricht gestört und es wird laut.
In ihrer Grundschulklasse hatte deine Tochter diese Probleme noch nicht. Immerhin waren die Kinder über die Grundschulzeit hinweg zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen und es ist nur verständlich, dass sich deine Tochter in diese Harmonie zurück sehnt.
Darum kann ich die Einschätzung der Klassenlehrerin nur unterstreichen. Gib der Klasse noch mehr Zeit.
Meine beiden Töchter hatten jeweils in der 5.Klasse die gleichen Schwierigkeiten. Die Grundschulklassen waren zerrissen. Meine Töchter gehen auf die Hauptschule und in der 5.Klasse kamen Schüler aus anderen Schulen dazu. Ich erinnere mich nur zu gut daran, wie oft ich Tränen trocknen musste. Freche Jungs, Streitereien mit anderen Mädchen bis zur Prügelei, der totale Einbruch des Selbstwertgefühls (ich bin hässlich, Pickel im Gesicht, die beste Freundin bevorzugt ein anderes Mädchen usw.) In der 6. Klasse wurde es etwas besser. (gut, einige Störenfriede haben die Schule gewechselt oder sind umgezogen). Ab der 7.Klasse habe ich dann gemerkt, dass sie sich in der Klassengemeinschaft wieder richtig wohl gefühlt hatten. Die Klasse hat besser zusammen gehalten und die Kinder sind auch reifer geworden. Sie hatten ihren Platz gefunden und es nicht mehr nötig durch Klassenkaspereien auf sich aufmerksam zu machen. Teamwork funktioniert plötzlich viel besser.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und einen langen Atem für die nächste Zeit. Stärke deiner Tochter den Rücken und bekräftige sie darin, sich an ihre Freundinnen zu halten. Jungs sind in diesem Alter einfach doof und sie wissen offensichtlich auch nicht so richtig mit dem weiblichen Geschlecht umzugehen. Aber glaube mir, das ändert sich auch wieder, spätestens wenn sie sich dafür interessieren was die Mädchen unter dem Rock tragen. ;-) Da können sie dann sogar echte Kumpel werden, die zusammen mit den Mädchen lernen.
Jetzt schon Wind zu schlagen mit Direktor und Schulamt finde ich persönlich noch zu früh. Auch die Geschichte mit den Elterngesprächen haben bei mir persönlich nichts geholfen. Gerade die schlimmsten Jungs waren zuhause bei Mama wahre Engel und haben sich nur in der Schule ausgetobt. Streitereinen unter Eltern sorgen nur für böses Blut und fördern die Schüler kaum in ihrer Entwicklung.
Es ist Aufgabe der Lehrer im Klassenzimmer für Ordnung zu sorgen und ich denke das werden sie nach den ersten Monaten "Schonfrist zum Kennenlernen" sicher auch tun. Ich würde zunächst erst mal abwarten. Ich bin sicher, dass es in einigen Monaten schon viel besser wird.

LG
Maja

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Vielen Dank, Maja, für Deine ausführliche Antwort, die mir sehr geholfen hat. Es ist halt schon etwas frustrierend, wenn sich die Kinder in den anderen drei Parallelklassen wohl fühlen (in jeder Klasse ist jeweils ein Kind aus der Grundschulzeit), nur in unserer Klasse scheint es richtig abzugehen. Eigentlich kann man doch von einer Gymnasiumsklasse erwarten, dass die Kinder sich einigermaßen benehmen können, oder? Pubertät hin oder her. Wahrscheinlich hast Du recht: erst mal noch etwas abwarten. Und ich werde auf jeden Fall mal mit dem Elternbeirat sprechen.

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Hallo
Deine Schilderung erinnert mich an meine Schulzeit. Von der 5.-10. Klasse waren wir durchgehend als "Problemklasse" verschrieen. Wir waren wenig Mädchen (ca ein Drittel), bekamen immer die schwierigen Sitzenbleiber und Neuzugänge, hatten zuerst einen chaotischen und dann einen viel zu lieben Klassenlehrer, die uns jeweils überhaupt nicht im Griff hatten.
Gerade die schüchternen Schüler und grundsätzlich alle Mädchen durften sich nicht melden, weil sie dann als Schleimer usw. bezeichnet wurden (nur als Beispiel).
Leicht gebessert hat es sich, als im 9. oder 10. Schuljahr der neue Direktor den Deutschunterricht übernommen hatte: das erste Mal herrschte in meiner Erinnerung eine wirklich gute Unterrichtsatmosphäre (es war ganz klar, wer der Chef war, und trotzdem hat es Spass gemacht, weil man ja endlich etwas geschafft bekam).
Mit der Oberstufe hat sich dann durch das Kurssystem schlagartig alles verändert und verbessert. Es lag also wirklich an dieser unseligen Kombination aus einigen Schülern und den Lehrern, die uns einfach nicht im Griff hatten.
Vor einiger Zeit habe ich mich darüber mit einer alten Schulfreundin unterhalten, die mittlerweile selber Lehrerin ist (und ich glaube, eine gute!). Da sind mir viele Probleme, die wir alle damals einfach hingenommen haben, erst bewusst geworden! Es hätte etwas getan werden können, wenn die Lehrer und vielleicht auch die Schuldirektion professioneller gehandelt hätten.
Ich würde das Thema wirklich weiter mit der Klassenlehrerin und anderen Eltern besprechen und eventuell auch zur Direktion gehen. Denn je früher es allen bewusst wird, desto mehr kann auch gegengesteuert werden.
LG von Paula (die trotzdem ihr Abi problemlos und ohne Trauma geschafft hat ;-) )

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Hallo!

Bisschen spät meine Antwort aber besser spät als nie! ;-)

Wir waren auch damals eine Problemklasse! Bei uns haben die Elternvertreter in Zusammenarbeit mit allen Eltern und Lehrern das sogenannte "Elternbegleitendes Lernen" eingeführt.

Hieß: Es war immer min. 1 Elternteil mit in der Klasse, die sich dann mit den "Störenfrieden" "beschäftigt haben. Es lag meistens daran, dass die "Störenfriede" unterfordert waren - hieß schon fertig mit den Aufgaben und Langeweile hatten oder überfordert waren und daher ablenken wollten. Und da haben die Eltern geholfen, weil 5/6 Klasse sollten die meisten Eltern noch "hinbekommen" ;-) #schwitz

Es müssen sich halt nur alle Eltern (die die Möglichkeit haben zwecks Arbeiten) daran beteiligen und nicht dass Franzel oder Fritzchens Mutter immer hinten sitzen! ;-)

Und als wir dann "älter" wurden hat es sich ganz von alleine gelegt, weil wer möchte schon mit 13/14 dass die Eltern mitbekommen, dass man den Max aus der ersten Reihe toll findet! ;-) #hicks #schein

GLG
Vanessa

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Vielen herzlichen Dank für alle Eure Antworten. Oft tut es ja schon gut zu wissen, dass man nicht alleine ist mit einem Problem. Die Umstellung auf die weiterführende Schule ist eben auch für die Eltern schwierig. Man kennt ja dort niemand, man kennt die Lehrer nicht, die Schüler, die anderen Eltern und die Schule: alles unbekannt. Ich werde jetzt erstmal den Weg über den Elternbeirat gehen. Mal sehen, ob sich so etwas erreichen lässt.
Alles Gute für Euch