Patchwork-Familie mit 3 Jugendlichen

Hallo,
dies ist meine erste Diskussion hier, und ich sitze hier mit einer Menge Wut und Hilflosigkeit im Bauch.

Ich bin mit meiner 16-jährigen Tochter und meinem 18-jährigen Sohn vor einem halben Jahr zu meinem Lebensgefährten und seinem 17-jährigen Sohn gezogen, der aus einer äußerst problematischen Ehe stammt, die sehr dramatisch endete. Die Ehefrau ist nach endlosen Streiteren um die Erziehung des Sohnes ausgezogen (zu einem anderen Mann) und hat ein Jahr jeglichen Kontakt zum Sohn abgelehnt. Dann wurde sie krebskrank und starb einige Monate später (in der Zeit lebten wir bereits zusammen). In der Zeit sah sie den Sohn zweimal, danach wollte der Sohn sie nicht mehr sehen. Was ansonsten noch passiert ist, ist noch viel unvorstellbarer, aber der Diskretion halber möchte ich hier nicht darauf eingehen.

Mit meinen Kids bin ich bisher bestens zurecht gekommen. Ich bin ebenfalls vollzeit berufstätig, und es war für meine Kids selbstverständlich, dass sie verschiedene Pflichten im Halthalt hatten.
Dem Sohn meines Lebensgefährten kommen wir nicht bei, er übernimmt nur nach endlosen Diskussionen mal eine Kleinigkeit und veranstaltet ständig ein Riesendurcheinander, und das ist noch stark untertrieben. Das Bad, das er zusammen im Untergeschoss mit meinem Sohn benutzt, würde kein normaler Mensch mehr betreten, Unterwäsche und Kleidungsstücke liegen verstreut herum, bis sie sich häufen, und das, obwohl ein Wäschekorb darin steht. Zig Zahnpastareste zieren das Waschbecken, dass es einem schlecht werden kann.

Nun, der Stein des Anstoßes ist der, dass mein Lebensgefährte meint, die Jungs müssten abwechselnd das Bad sauber machen, wobei ich der Meinung bin, das könne man meinem Sohn nur dann zumuten, wenn das Bad auch so verlassen wird, wie man es betreten hat. Mein Sohn ist Reinlichkeit gewohnt, er hat es früher in unserem eigenen Bad teilweise übertrieben, da durfte nichts rumliegen oder auch das Waschbecken nicht verschmutzt sein, er hat sich davor geekelt.

Nehme ich meinen Sohn zuviel in Schutz?
Ich gerate mit meinem Lebensgefährten immer häufiger in Steitigkeiten wegen seinem Sohn. Hinzufügen möchte ich, dass er dazu neigt, das Verhalten seines Sohnes herunterzuspielen und in vielen Bereichen nicht konsequent ist, was auch zum Scheitern der Ehe geführt hat. Ich könnte 1000 Dinge aufzählen, was meine Kids niemals gemacht haben, bin mir aber auch bewusst, dass der Junge eine ganz schwierige Zeit hinter sich hat.

Dennoch bin ich der Meinung, außer viel Liebe braucht er unbedingt auch Konsequenz, damit wir alle zusammen friedlich leben können, zumal wir beide einen stressigen Job haben und den Haushalt und die Kocherei nebenbei erledigen.

Bevor ich mich nun noch weiter hineinsteigere, beende ich diesen Beitrag liebe und freue mich ganz herzlich über einen Beitrag von Euch.

Vielen Dank für's Zuhören
Mariylina :-)




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Der Junge braucht professionelle Hilfe und das schnell. Das Chaos, das er veranstaltet entspricht dem seinem inneren Chaos.

Ihr braucht einen guten Jugendpsychologen.

Meiner Meinung nach hat es keinen Sinn, den Zustand des Badezimmers zu diskutieren, da ist zuviel anderes im Argen.

Alles Gute

Manavgat

3

"Hinzufügen möchte ich, dass er dazu neigt, das Verhalten seines Sohnes herunterzuspielen und in vielen Bereichen nicht konsequent ist, was auch zum Scheitern der Ehe geführt hat."

Das klingt so, als hättest du das schon vor dem Einzug bei ihm gewußt (wenn ich mich darin täusche, entschuldige ich mich und dann les nicht weiter).
Warum ziehst du dann mit deinen beiden Teenager-Kindern zu einem Mann, dessen anscheinend falsche Erziehungsmethoden zum Scheitern seiner Ehe geführt hat?
Versteh mich nicht falsch: klar hast du dich in den Mann verliebt und wolltest mit ihm eine dauerhafte Beziehung eingehen (deswegen Zusammenziehen), aber wenn er schon vorher bei seinem eigenen Kind "versagt", ist doch klar, daß er deine Kinder auch nicht "pädagogisch wertvoll" behandeln wird (z.B. dein reinlicher Sohn muß ein Badezimmer sauber machen, was er selber nie in diesem Maße verdreckt hätte).

Ich würde mich ganz schön "bedanken", wenn mir ein anderer Mensch plötzlich einen "Mitbewohner" vor die Nase setzt, mit dem ich zumindest das Badezimmer teilen muß, und mein Mitbewohner hat einen ganz anderen Reinlichkeitsbegriff als ich (aber das siehst du ja selber anscheinend genauso).

Ob der Sohn deines LGs psychologische Hilfe braucht, kann ich ganz bestimmt nicht beurteilen, aber an deine Stelle würde ich (auch) zum Schutz deiner Kinder dort wieder ausziehen (natürlich mußt du deinem LG ganz genau erklären, warum du dies als einzige Lösung siehst).
Abgesehen davon glaube ich, daß aufgrund des Verhaltens deines LGs gegenüber den Kindern eure Beziehung auf Dauer zerbrechen würde - vielleicht hat die Beziehung ja bei zwei getrennten Wohnungen eine Chance (ewig werden die drei Teenager-Kinder ja auch nicht mehr bei euch wohnen, denke ich mal).

Ansonsten hoffe ich für dich, daß eure Situation wieder besser wird.

LG,
Juniorette

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Hallo Juniorette,

danke dir für deinen Beitrag.
Ich will es nicht beschönigen, aber die Tragweite der bisherigen Erziehung war mir nicht in dem Maße bewusst. Für mich sah es so aus, dass die Mutter viel zu streng und hart zu dem Jungen war (was mir von vielen Seiten auch erzählt wurde), und der Vater dies dann wieder gutzumachen versuchte.

Die Verhaltensauffälligkeiten leitete ich allein aus dem Zustand ab, dass die Mutter ihn ohne Worte im Alter von 15 Jahren einfach verlassen hat. Allein das ist ja ein richtiger Schock, den der Junge, zumindest oberflächlich gesehen, in meinen Augen gut verkraftet hat. Und ich konnte mich fast ein Jahr davon überzeugen, dass er, wenn man liebevoll mit ihm umgeht, auch sehr zugänglich ist.

Im täglichen Leben, wenn Anforderungen an ihn gestellt werden, aber nun leider immer weniger.

Für heute habe ich Familienrat einberufen, und da werden nun verschiedene Dinge festgemacht, an die sich alle zu halten haben, wie z.B. Bad sauber zu hinterlassen usw., was ja normalerweise selbstverständlich ist.

Der Clou an der Geschichte ist, dass mittlerweile auch meine Kids ihre Mithilfe im Haushalt, die wirklich nicht übertrieben ist, mehr und mehr vernachlässigen, eben weil sie finden, dass auch der Sohn meines Lebensgefährten etwas machen muss. Ich bin die ganzen Diskussionen einfach Leid, und deshalb versuche ich es nun damit, dass sich alle zusammen setzen und alles festgelegt wird, was aber natürlich voraussetzt, dass sich dann wirklich alle daran halten.

Mal sehen, was es bringt.

Aber wie du sagst, die Beziehung leidet langsam unter der ganzen Situation, das sehe ich ebenfalls so, und ich fürchte auch, dass sie scheitern wird, wenn es so weitergeht.

Danke und liebe Grüße, Mariylina