Cybermobbing - wie kann ich das im Keim ersticken?

Hallo zusammen,
ich habe folgendes heute Abend erlebt: an unserer Haustür klingelte ein Vater mit seiner 12.jährigen Tochter (ehemalige Klassenkameradin unseres Sohnes) und zeigte mir eine ziemlich böse Whats-App unseres Sohnes. Ich war völlig geschockt, aber auch sehr froh, daß der Vater erst mit mir darüber gesprochen hat.
Eigentlich kennt unser Sohn unsere Haltung darüber was man verschicken und schreiben darf und was nicht. Dennoch hat er sich von einem (zwielichten) Freund dazu anstiften lassen.
Er hat sich dann, nach der Konfrontation mit dem Vater und dem Mädchen, mega geschämt und war total unglücklich über sein Verhalten. Er hat sogar sämtliche Konsequenzen von uns ohne weiteres akzeptiert.
Leider befürchte ich, daß er sich immer wieder zu solchen Sachen anstiften lassen wird. Er hat auch in der Schule schonmal einen Schüler gemobbt, aus Angst er könnte von den anderen nicht akzeptiert werden.
Habt Ihr eine Idee was wir als Eltern noch tun können um Ihn von solch einer "schlechten Karriere" abzubringen? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Natürlich hat er wie schon erwähnt Konsequenzen bekommen, aber ich glaube da muss ich tiefer graben und mir für längerfristig was überlegen. Was meint ihr?

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Er hat scheinbar nur geringes Selbstvertrauen, wenn er Angst hat, nicht akzeptiert zu werden. Daher ist er dann bereit solche Sachen zu machen, die er eigentlich selbst moralisch gar nicht gut findet. So kriegt er aber die Chance nicht selbst gemobbt zu werden, oder bei zweifelhaften Freunden Anschluss und Anerkennung zu finden.

Ich würde neben spürbaren Konsequenzen ( Handyentzug ist eine sehr gute Idee ) langfristig eher versuchen, dass er mehr Selbstvertrauen kriegt "Nein" zu sagen und sich gar nicht erst anstiften lässt.

Und was ich immer sage: Mit den Kindern reden, nachfragen, sich interessieren was bei ihnen abgeht, zuhören!

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Vielen Dank für Deine Antwort! Das mit dem Selbstvertrauen stimmt absolut. Handyentzug hat er ohne weiteres akzeptiert und das obwohl er sein Handy "liebt". Da habe ich gemerkt wie sehr es ihm leid tut. Ich werde versuchen sein Selbstvertrauen zu stärken. Vielen Herzlichen Dank!

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Meine Tochter hat der ihrigen bei Übergabe des Smartphones eindeutig klargemacht, dass ihr bei blödsinnigen Handlungen schlagartig einfallen wird, dass ein Smartphone kein Muss und Whatsapp erst ab 16 offiziell erlaubt ist.
Es hat gut funktioniert, sie musste wohl nur einmal dran erinnert werden.
Wäre vielleicht für Deinen Sohn auch eine Idee, dann fällt Internetmobbing schon mal weg.
Ansonsten würde ich wohl mit dem Lehrern zusammenarbeiten, dass ihr es schnell erfahrt, wenn sich in der Schule Auffälligkeiten ergeben und ihr mit eurem Sohn gleich reden könnt.
Du bekommst bestimmt noch andere gute Ratschläge.
LG Moni

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Hallo,

dein Sohn hat einen Fehler gemacht. Ich finde es aber ziemlich unfair, das Fehlverhalten schon wieder dahingehend zu relativieren, dass es ja eigentlich der "böse" Freund war - NEIN, war es eben nicht! Trotzdem sollte man es jetzt auch nicht gleich pathologisieren ... Was die Kids sich so täglich an die Birne verbal an die Birne schmeißen - nun war es halt die geschriebene Form, wo man sich nicht rausreden kann.

Bei mir würde es die Konsequenz geben, dass ich mir in den nächsten Wochen/Monaten täglich die Chatverläufe zeigen lasse. Offensichtlich war dein Sohn mit dieser Freiheit noch überfordert (ich glaube auch, dass Whatsapp nicht umsonst erst ab 16 ist ...). Eventuell auch für die "Schulzeit" Whatsapp sperren und nur zuhause erlauben. Da besteht dann nicht die Gefahr, dass er sich von "bösen" Freunden überreden lässt.

VG
B

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Also das mit dem „zwielichten“ Freund kommt mir auch komisch vor. Dein Sohn ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Der Vater des Mädchens wird ja sicherlich auch bei den Eltern des Freundes vorbeigeschaut haben oder?

Glaubt euren Kindern nicht alles. Ich bin immer wieder erstaunt, was ich an Elternsprechtagen über meine erfahre, gutes und auch schlechtes ;-)

Also auf irgendwelche schlechten Freunde würde ich das jetzt nicht direkt schieben. Mach deinem Sohn klar, was du davon hälst und dass er einen großen Fehler gemacht hat. Handyverbot wäre als Strafe zwingend erforderlich. Vielleicht erstmal eine Woche mit Androhung, dass es beim nächsten mal ein ganzes Jahr wird.

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Ich muss ehrlich sagen, dass ich als Lehrerin an einem Gymnasium nicht mehr als die Geschichte des "zwielichten"Freundes glaube. Ja, klar, in Gruppen stachelt man sich gegenseitig hoch und tut Dinge, die man sonst nicht tun würde. Aber man verliert nicht durch einen anderen Freund sein eigenes moralisches Handeln, schon gar nicht zweimal. Und was heißt "ziemlich böse Whatsapp"? Eine einzige, dumme Nachricht wie "gut das du aus der Klasse bist so doof wie du bist" im Rahmen eines Streitgespächs? Das ist übel, aber für mich noch kein Cybermobbing. Gezieltes Beleidigen, Verletzen, Fertig machen ggü. einem wehrlos Opfer ist etwas anderes. In dem Rahmen müsste man also wissen, um was es sich gehandelt hat und wie die Beziehung zwischen den beiden ist.

Bei Cybermobbing würde ich ansonsten WhatsApp von seinem Handy löschen und relevante Chats über dein Handy laufen lassen. Dann kann er sich mit seinem Kumpel eben nur über dein Handy verabreden. Außerdem würde ich definitiv die Lehrer informieren. Klassenstrukturen und Freundschaften zu durchblicken ist auf der weiterführenden Schule echt nicht mehr leicht, da wir ja teilweise nur zwei Stunden in der Klasse haben und ungünstige Entwicklungen (außer bei den Schülern, die massiv stören) gar nicht unbedingt direkt bemerken (können). Die Info "Ben stiftet stiftet meinen Max immer wieder dazu an, hässliche Sachen zu Mia und Lia zu sagen" ermöglicht es den Lehrern erst, im Unterricht diese Konstellation im Blick zu haben und ggf. zu intervenieren oder Sitzordnungen zu verändern. Außerdem würde ich solche Nachrichten ruhig so richtig schön peinlich durchkauen, was ihr ja offensichtlich schon gemacht habt, damit das Kind reflektiert, was es da gesagt hat und wieso das nicht gut war.

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Das Thema in der Schule ist in Arbeit. Die Lehrerin und wir Eltern arbeiten da zum Glück relativ nah zusammen.
Die Whats-App hat er in seiner Freizeit geschrieben, außerhalb unserer Wohnung. Ab jetzt kann er Whats-App nur noch zu Hause nutzen und der Chatverlauf wird regelmäßig von uns kontrolliert werden, wenn er in 1 Woche sein Handy wieder hat.
Das mit dem "zwielichten" Freund war nicht nur so daher gesagt, der ist leider Stadtbekannt. Ich habe das aber eigentlich auch nicht erwähnt um die Schuld auf den anderen zu schieben, sondern um klar zu machen was das eigentliche Problem ist, nämlich das unser Sohn sich verleiten lässt. Und daran müssen wir arbeiten. Er wird immer wieder an Menschen geraten, die ihn zu Taten oder Worten zu verleiten versuchen, die nicht in Ordnung sind. Mein Problem ist eigentlich das, wie ich ihm helfen kann aus diesem Sumpf herauszukommen und zu lernen "Nein" zu sagen. Nur mit Strafen und Konsequenzen erreicht man kein langfristiges Ziel. Da muss ich tiefer graben und ansetzen. Aber wie und wo? Gibt es jemanden hier der ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Ich habe noch einen 15jährigen Sohn, der ähnliches erlebt hat, sich aber letztendlich nicht zu solchen Taten verleiten ließ.

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Hat der Junge denn noch andere soziale Kontakte, z.B. in Vereinen oder in der Nachbarschaft? Gibt es etwas, das er besonders gerne macht? Unternehmt ihr noch Dinge zusammen? Redet ihr zusammen über persönliche Dinge, Ängste und Sorgen?

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Wieso hat dein Kind mit einem "stadtbekannten" Jungen zu tun und pflegt weiterhin Kontakt zu dem, der ihn zu Dingen anstiftet, die er eigentlich gar nicht will? Da würde ich ansetzen. Er sollte sein Umfeld überdenken.

Ich würde tatsächlich zu einer Erziehungsberatung gehen und mir Tipps holen, wie ich gerade anbetracht der Konstellation "schwaches Selbstbewusstsein" und "ungutes Umfeld" reagieren kann.

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Hallo,

das Thema könnte von uns sein.
Hier hat unsere Tochter sehr deftige Beschimpfungen (wo selbst alteingesessene Zuhälter auf der Reeperbahn den Kopf schütteln würden) von einem Klassenkameraden erhalten. Das war tiefstes Niveau.

Als sie uns die Nachrichten zeigte, klingelte das Telefon auch in dem Moment und mein Mann ging ran, jedoch ohne sich mit Namen zu melden, er nahmn nur ab.
Prompt beschimpfte der Junge ihn mit den wüstesten Ausdrücken, plärrte in den Hörer - bis mein Mann freundlich "Hallo, ja bitte?" sagte.
Zack, war aufgelegt.

Gleich danach kamen auch Nachrichten mit tausend Entschuldigungen, dass das angeblich "ein Kumpel" war, der seinen Handycode geknackt hat und da Blödsinn treiben wollte, herumgetrollt hat, bla bla bla....

Wir haben dann die Elrtern angerufen.

Kumpel hin oder her, es war das Handy des Jungen von dem aus der Quatsch da geschickt wurde.
Auch die Eltern waren einsichtig und haben sich den Sohn ordentlich vorgeknöpft. Auch sie pflichteten uns bei, dass er die Verantwortung trägt für sein Handy und ausser den Eltern niemand anderes was dran zu suchen hat.

Heraus kam, dass er selber den Mist geschrieben hat um bei anderen Kumpels den "Coolen" zu mimen.

Abends rief er bei uns nochmal an und entschuldigte sich aufrichtig bei meiner Tochter und meinem Mann. Das der geknickt war, hat man durch den Hörer sehen können.


Genauso hatten wir es auch schon mit unnötigen Zickereien unter den Mädchen.

Mal hat eine andere gelästert und in den WA-Gruppen herumgehetzt und einmal war es auch meine Tochter, die da blödes Zeug erzählte.

Als meine Tochter die Drahtzieherin war, war das Handy eine Woche weg. Punkt.
Die hat Zeter und Mordio geschrien aber die Konsequenz war von Anfang an vereinbart: wenn Mist gemacht wird, kommt das Ding weg. Für den Schulweg bekam sie während der Zeit ein schlichtes Kartenhandy (kein Smartphone) mit wenig Guthaben. So dass sie erreichbar ist aber nicht wahllos chatten kann. So ein Notfall-Ding wenn mal die Bahn ausfällt oder so.

Ein anderes Mädchen meinte mal sie müsste Gerüchte in der WA-Gruppe streuen, dass sie meine Tochter während einer Grippe trotz Krankmeldung in der Stadt beim Shoppen gesehen hat und das hat die Schule erfahren, die Lehrerin ist sehr sauer und nun droht ihr ein Schulverweis.
Meine Kröte war noch nicht mal richtig genesen und musste sich diesen Mist anhören.

Das Früchtchen habe ich sofort angerufen und ihr klargemacht, dass sie den Bullshit sofort - aber sofort! - im Chat auflöst und zurückzieht und ihre Lüge eingesteht. Andernfalls stehe ich morgen im Rektorat und kläre die Schulleitung mal darüber auf, was sie für ein Früchtchen ist und dann könnte es sein, dass jemand ganz anderem ein Verweis droht.
Ihre Mutter kam dann auch dazu und ich habe auch mit ihr nochmal geredet, dass so etwas überhaupt nicht geht.
Das Mädel hat dann auch eine Weile Handyverbot bekommen.


Wichtig finde ich, dass die Erwachsenen sich bewusst sind, dass da Probleme entstehen können und sofort eingreifen. Und niemand sein Kind blödsinnig verteidigt ("Mein Kind macht das nicht, schuld sind die anderen!") sondern einsieht, dass das eigene Schätzchen hier Mist gebaut hat. Man sieht es ja schwarz auf weiß.
Und es dann auch entsprechende Konsequenzen gibt.

Bei einem Elternabend wurde es angesprochen, diese Probleme sind omnipräsent. Leider.