Was haben wir falsch gemacht?!

Hallo!
K1 ist weiblich, 15 Jahre alt.
K2 ist männlich, 8 Jahre alt.

Die Große war die ersten 7,5 Jahre Einzelkind. Wir haben sie nie schreien lassen, schlafen im eigenen Zimmer erst mit 2 Jahren, Kindergarten erst mit 3 Jahren, viel Liebe, Zuwendung, kuscheln, spielen, Ausflüge, zusammen kochen, backen, feste Bezugspersonen neben uns Eltern (Oma, Opa, Tante, Onkel), Urlaube, jedes Hobby ermöglicht...
Also eine wirklich "schöne Kindheit".

Vom Charakter her war unsere Tochter schon immer ruhig, vorsichtig und Typ Stubenhocker.
Sobald irgend etwas ein bisschen anstrengend wurde, hat sie sofort alles hingeschmissen. Sie hat mehrere Sportarten und Musikinstrumente ausprobieren dürfen. Hat aber alles wieder aufgegeben, sobald etwas mehr verlangt wurde (üben, Vorspiel, Training anstrengend)
Sie war dann auch nicht mehr zu motivieren.

Schulisch lief es ohne große Anstrengungen ganz gut. In etwas stressigeren Zeiten, wenn jede Woche 2 Schulaufgaben waren, war immer wieder das große Heulen, weil ihr "alles zu viel" wurde.
Wir haben aber nie Druck gemacht. Nur über diverse 5er waren wir natürlich nicht begeistert. Das haben wir auch gesagt, ihr aber nie den Kopf abgerissen oder sonstige Sanktionen. Seit 4 Jahren gibt es Nachhilfe.

Wir haben immer viel diskutiert und im Rahmen dürfen die Kinder mit entscheiden.

So, jetzt will sie die Schule verlassen. Alles ist zu viel. Sie heult oder ist am motzen, Jammern und tut sich selbst unendlich leid.
Wenn man sie bittet, hier mal den Müll raus zu bringen oder die Spüli auszuräumen, könnte man meinen, sie wird misshandelt.
Ihr Zimmer ist ein Schweinestall. Aufräumen geht nur, wenn wir ihr einmal die Woche das Handy wegnehmen. Bis aufgeräumt ist.

Tisch abräumen - um Gottes Willen, welch Anforderung!

Sie hat Handy, Tablett, Fernseher. Netflix, Amazon Prime.
Ist jetzt aber schwer beleidigt, weil wir zu Disney Chantal nein gesagt haben.

Sie ist wegen ALLEM eifersüchtig auf den kleinen Bruder. Es kommen Sätze wie "Ich hasse ihn!" 😥

Sie ist nur noch schlecht gelaunt, motzig, eifersüchtig, beleidigt, will nichts tun.

Was haben wir falsch gemacht?
Zu viel Liebe? Zu wenig Anforderungen?
Oder ist das Charaktersache?

Wir haben echt Angst, daß sie SO nicht im Leben bestehen kann!
Was können wir tun, damit unser Kind den Anforderungen des Alltags standhalten kann?
Wir dachten bis vor kurzem, daß wir das ganz gut hinbekommen haben...

Oder ist das eine Depression?
Wir wissen gerade nicht weiter... 😥

Liebe Grüße!

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So ganz pauschal kommt mir als erstes in den Sinn, dass besonders eure Älteste nie gelernt hat, sich anzustrengen oder durch etwas durchzubeissen. Ihr scheint es ihr zu einfach gemacht zu haben.
Wie gesagt, ist schwierig aus der Ferne zu beurteilen aber nach deiner Beschreibung wirkt es auf mich so.

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Pubertät #winke

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So wie es sich liest, vermischen sich hier womöglich ihr ruhiger Charakter mit einer Depression. Es geht nicht darum ob ihr was richtig oder falsch gemacht habt, ihr habt das gegeben was ihr konntet. "Schuld" ist am jetzigen Zustand niemand.

Die Situationen die du beschreibst, übersteigen für mein Empfinden normales pubertäres Verhalten, da sie seit langer Zeit dauerhaft auftreten. Dass Teens mal motzen, keinen Bock haben und heulen ist normal, das ist bei uns nicht anders, aber das ist kein Dauerzustand, sondern höchstens mal eine Phase.

Ich würde sagen, dass ich mir Sorgen mache und mit ihr zum Arzt gehen und die Situation dort mal schildern, bzw. sie schildern lassen. Oder ihr einen Termin alleine dort machen, damit sie offen reden kann.

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Natürlich ist man als Eltern "Schuld" wenn man seinem Kind alles in den Popo gesteckt hat und es nie gelernt hat durchzubeissen oder Verantwortung wahr zu nehmen. Dass diese Schuldzuweisung nichts bringt, da stimme ich dir zu. Die Vergangenheit kann man nicht ändern.
Nichts desto trotz liegen oftmals Ursachen in der Kindheit und so wie die TE ihre Rolle als Eltern beschreibt scheint das deutlich zu werden.
Ob das letztendlich die Ursache für das jetzige Verhalten ist kann man natürlich aus der Ferne nicht sagen - das stimmt. Schuld sein, könnten die Eltern trotzdem.

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Eine schöne und treffende Antwort. Schade, dass man solche Beiträge heutzutage inkognito schreiben muss, wenn man das Postfach nicht voller Hasskommentare haben möchte

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Hi,
naja - 15jährige ticken schon mal ziemlich daneben - und ich erinnere mich sehr gut daran, daß sie in dem Alter so ziemlich alles vergessen haben, was sie die Jahre zuvor erlernt haben... soweit es das Mithelfen oder tägliche Arbeiten betraf.

Einerseits hört es sich aber auch ein wenig "verhätschelt" an. Ehrlich gesagt, finde ich eigenen Fernseher samt Netflix und Amazon Prime schon luxeriös.
Zu viel Liebe werdet ihr ihr nicht geschenkt haben - glaub das geht nicht. Aber man muss halt unterscheiden zwischen "Liebe" und "ihr alles abnehmen bzw. aus dem Weg räumen".
Ich weiß, manchmal ist es einfacher, man macht es selber, als diese nervigen Diskussionen und das Gezeter bis dann eine Aufgabe erledigt ist.

Thema Schule: Was will sie denn dann machen? Welche Schule besucht sie? Es gibt ja meist immer mal ein paar gute Stunden, wo man guten Zugang zu den Kids findet. Solch eine Stunde würde ich an eurer /deiner Stelle mal nutzen und mit ihr darüber reden: Wie stellt sie es sich vor, was möchte sie nach der Schule machen, welche Ausbildung usw.? Nichtstun oder ein Jahr Auszeit wäre für mich absolut keine Option. Es hört sich jetzt nicht so an, als ob sie wirklich eine gewisse Richtung im Kopf hätte, für die es sich lohnt, von der Schule abzugehen. Andererseits gibts heutzutage viele Wege für berufliches Weiterkommen, auch wenn man mit 15 J. nach dem Quali die Schule verlässt.

Ich würde mit ihr die Karten neu mischen: Ihr Aufgaben zuweisen, die täglich zu machen sind - egal wie groß das Geheule ist. Das wird für dich zwar nicht immer einfach, aber es wird sich lohnen. Wenn sie alles immer aufgeben oder hinwerfen kann, sobald sie will, dann erlebt sie für sich ja auch kaum Erfolgserlebnisse. Manchmal ist ein Tritt in den Allerwertesten schon nötig um dann rückblickend zufrieden sagen zu können "Es hat sich gelohnt".
Ganz ehrlich: Fernseher, Netflix.... das würde ich nicht so selbstverständlich finanzieren.

Wenn sie wieder auf den kleinen Bruder rumhackt - dann erklär ihr doch mal, wie das so lief (oder frag sie), als sie in dem Alter war.

Durchhalten!

LG

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Hallo,

willkommen in der Pupertät.

Da hilft eine Portion Gelassenheit und eine Portion Verständnis - gepaart mit Durchhaltevermögen.

Meine Tochter ist 14 Jahre und hat eine Form von Autismus. Also ich das von Dir genannte bei der Therapeuten angesprochen habe wurde mir gesagt das das absolutes Teenager verhalten ist. Dies ist so und der Körper ist einfach mit anderen Dingen beschäftigt.

Konsequenz, Geduld, Verständnis, Erklärungen....

Ach ja mein Sohn ist 6 Jahre

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Hey #winke

Du arme !
Ich denke ihr habt gar nichts falsch gemacht und seit wirklich gute Eltern.
wahrscheinlich liegt genau darin das „Problem“, eurer Tochter ging es bisher einfach zu gut.
Warum soll sie sich anstrengen oder etwas durchziehen, wenn sie daraus keinen Vorteil sieht ?

Unser Sohn ist 11 auch er ist total motivationslos und stinkendfaul in allem, sei es Schule oder Zimmer aufräumen, anstrengen bei Wettkämpfen ( ist im Verein seit er 5 ist ), zum Training geht er auch nicht freiwillig und in der Schule wird genau soviel gemacht das es reicht.
Wir hatten letztens ein Lehrergespräch und auch da wurde uns gesagt, das es ihm wahrscheinlich einfach zu gut geht.
Hm #zitter

Nur wie man es besser macht kann ich dir auch nicht sagen, er ist auch kein Einzelkind, hat eine kleine Schwester aber ansonsten bekommt er auch alles möglich gemacht.
Wir werden aber versuchen ihn mehr einzubinden.

Lg und alles gute 🍀

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Hat Deine Tochter jemals das Wort "Nein" gehört? Mit allen Konsequenzen?
Kennt sie ihre Aufgaben im Haushalt von klein auf nach der Devise "nach Kräften hilft jeder mit." Jedes Hobby wurde ihr ermöglicht, das Hinschmeißen akzeptiert usw..usw. Auf gut deutsch, sie bekam von sämtlichen Familienmitgliedern den Honig pfundweise um den Mund geschmiert, später ganz toll zum Ausleben sämtlicher Launen der Pubertät.
Ich könnte es noch drastischer ausdrücken....alleine die Auswahl Netflix usw. ist ein Unding, aber echt.
Meine Enkelin ist 15 und wuchs von klein an sehr behütet und warm auf - aber Puderzucker pfundweise reinblasen gab es nie. Einzelkind- Prinzessinnengehabe auch nicht. Ipad sparte sie selber zusammen wie alles andere auch, Zimmer ist ihre Sache, da reicht mal ein Räuspern vom Papa, wenn er reinschaut 😅 Sie kann einfache Dinge kochen, danach aufräumen ist logisch.
Bei euch ist zu lange zuviel schräg gelaufen, hat nichts mit Schuld zu tun. Ihr habt maßlos verwöhnen einfach mit guter Erziehung verwechselt.
Ihr werdet um eine Erziehungsberatung nicht drum herum kommen, frag mal in der Schule nach einem Angebot.
Nein, so wird sie im Leben nicht bestehen,da hast Du recht. Das erreicht man nie, indem man jedes Steinchen aus dem Weg räumt sondern indem man aufzeigt, wie man über diese drüberkrabbelt.
Ob eine Depression vorliegt, kann nur ein Therapeut feststellen. Welche Angebote es da bei euch gibt, weiß ich nicht. Erste Anlaufstelle wäre für mich eine Erziehungsberatung, die wissen auch weitere Anlaufstellen und - ich würde ihr sofort und sehr deutlich sagen, dass sie nicht auf ihrem kleinen Bruder herumzuhacken hat. Man hackt auf ihr auch nicht herum. Wie man in den Wald hineinruft.....
LG Moni

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Hallo!

Ich kann mir vorstellen, daß es eine ungute Kombination ist.
Ruhiger /ängstlicher Charakter + Pubertät + evtl. depressive Komponente + Verwöhnt worden sein.

Hier ist es ähnlich. Meine Tochter (15) hat zudem eine Angststörung entwickelt. 😥

Mein Mann und ich kommen beide aus einem Elternhaus, in dem viel falsch gelaufen ist (psychische und körperliche Gewalt, auf sich allein gestellt sein, keinen Rückhalt.. ). Das wollten wir komplett anders machen!
Keine Ahnung, spielt das bei euch auch mit rein?

Schulpsychologe / Erziehungsberatung / Kinderarzt - als mögliche Anlaufstellen. Aber stellt euch auf Wartezeiten ein!

LG

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Pubertät... dass sie keinen Bock hat auf Schule, auch durchaus verständlich. Erklär ihr in Ruhe, dass sie keine Wahl hat, wenn sie schulpflichtig ist.

Sollte dies nicht der Fall sein, sprich ganz ernst mit ihr und frage, was sie statt dessen machen möchte.
Auf eure Kosten daheim rumhängen? Ok, dann müsste sie aber komplett "die Hausfrau" sein, und das ohne zu motzen. Nach New York fliegen? Wie will sie das bezahlen? Berufsausbildung? Wird mit 15 schwer (Jugendarbeitsschutz, Hauptschulabschluss, und zur Berufsschule müsste sie dann auch). Arbeiten? Gut, Kind, was möchtest du lieber putzen, öffentliche Toiletten oder vollgekotzte und vollgeblutete Räume in der örtlichen Notaufnahme? Filmstar werden? Wird auch peinlich, wenn sie bei Fremdwörtern immer rumstottert. Oder sie zu ihrer Lieblingstalkshow einheladen wird und der Moderator sich mit ihr über nichts unterhalten kann, weil sie schlicht ungebildet ist...

Das könnte sie zum Umdenken bringen.

Und ganz ehrlich, wenn sie immer betont, dass sie ihren Bruder hasst, lass sie eiskalt auflaufen. "Ich finde es schade, dass du ihn hasst, aber ich möchte das nicht hören. Wenn du ernste Probleme mit deinem Bruder hast, helfe ich dir gerne, aber wenn du nur loswerden willst, dass du ihn hasst, mach das bitte mit dir selbst aus. Dabei hilft es dir vielleicht, dass du ab sofort bei so einem Spruch zwei Stunden in drin Zimner gehst. Und das natürlich ohne Handy." Wenn du das zweimal durchgezogen hast, sollte sie es kapiert haben.