Ängste um die Kids und Frage zu Ausgehzeiten

Hallo,

mein Sohn wird bald 15, meine Tochter ist elf. Das heißt, wir beginnen mit der Pubertät und ich bin am überlegen, wie ich das schaffen soll loszulassen. Ich habe schon immer starke und große Ängste um meine Kinder. Mir ist klar, dass ich ihnen damit schaden kann und deshalb bekommen sie wenig davon mit. Ein "Pass auf dich auf" Wenn sie aus dem Haus gehen oder ein Anruf, wenn sie nicht wie verabredet zuhause sind kennen sie natürlich.
Am meisten Angst habe ich schon immer vor einem Unfall mit einem Auto. Ich nehme an, dass es damit zu tun hat, dass ich einen guten Schulfreund mit 15 bei einem Autounfall verloren habe und das ein einschneidendes Erlebnis für mich war.
Mein Sohn fängt jetzt an, abends später zu kommen. Fussballtraining geht bis dreiviertel neun und wenn er sich mit Kumpels am Wochenende trifft, setze ich das Limit bis zehn - wobei er da auch schon knurrt, dass andere länger dürfen.
Habe mir jetzt schon Gedanken gemacht, dass ich ihm - und irgendwann seiner Schwester - Freiheiten geben muss. Dachte mir, ich ziehe die Uhrzeiten bis zehn bis zum 15 Geburtstag durch, dann nach Absprache höchstens bis 12 Uhr. Aber die Zeit, bis die Kids dann daheim sind, wird für mich der Horror. Selbst tagsüber mache ich mir Sorgen, wenn ich einen Krankenwangen höre (der bei uns zum Glück nicht so oft fährt) und nicht alle Familienmitglieder zuhause sind.
Natürlich könnt ihr mir jetzt raten, für mich Hilfe zu holen, aber ich arbeite in einer Beratungsstelle und habe da schon Gespräche und Kontakt zu Therapeuten. In der Theorie ist ja auch alles gut. Aber wie geschrieben, in der Situation gehts im Kopf rund.
Bestimmt geht es einigen von euch auch so. Wie handhabt ihr das? Wie geht ihr damit um?

Vielen Dank und viele Grüße
Jenny

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Hallo,

unsere Tochter ist 14 und ist abends eher kaum alleine unterwegs. Sie hat eine Theatergruppe die geht bis 20 Uhr ggfls. mal länger und wir holen sie danach ab--- der Rückweg geht hier durch die Kleinstadt-- ist nur etwas 1,5 km lang, aber hier ist ab 20 Uhr quasi nichts los, außer den Leuten, denen man nicht begegnen möchte... sie weiß warum wir sie abholen, sie weiß, sie weiß das es an der Strecke liegt.

Sie war Anfang Juli für 3 Tage jeden Tag in der nächsten Großstadt per Zug mit Freundinnen unterwegs---und auch da war uns wichtig, dass sie eben abends nicht alleine Bus/ Bahn fährt-- sie war da immer nach 20 Uhr erst hier...

Unsere Tochter hat von 7-12 Jahren Kampfsport gemacht-- sie könnte sich verteidigen im Fall der Fälle, sie weiß auch wie sie sich zu verhalten hat--- das beruhigt schon sehr.

Wir versuchen immer abzuwägen, wann kann sie es alleine machen und wann ( s.o.) eben nicht.... wir kennen hier die Ecken und auch Bahnhöfe etc. und handeln danach.

Ich finde es immer wichtig, dass sie weiß warum wir wie handeln und warum sie eben nicht alleine abends durch bestimmte Ecken laufen sollte.

Sie sagt aber auch Bescheid, wenn es später wird-- auch wenn mal der Schulbus nicht kommt und sie 1 std. länger warten muss--- darauf können wir uns verlassen und das ist auch ganz gut so.
Wir sagen ihr umgekehrt aber auch sofort Beschied, wenn wir irgednwo sind und später wegkommen oder eben nicht da sind, wenn sie von der Schule kommt, weil wir bspw. mit dem Bruder irgednwo sind.....
also das beruht auf Gegenseitigkeit und das klappt ganz gut.

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Hi,
ohja, das kenn ich.
Bei Martinshorn oder Sirene geht's mir ähnlich wie dir. Ich glaub, fast jeder weiß auch einen Fall, wo jemand verunglückt ist im Umfeld.

tja, ich muss sagen unser Jüngster hatte da zudem eine Zeit (so etwa mit 17/18) wo ich mich da auch fast nie auf ihn verlassen konnte, was heimkomm-zeiten betraf....mag mich nicht daran zurück erinnern.

Was hat mir dabei geholfen:

-mir zu sagen - er ist nicht allein unterwegs, wenn was ist, wird irgendjemand Hilfe rufen...
- mir zu sagen - ich kann jetzt im Moment Nichts machen, wenn wirklich ein Unfall passiert, der schwere Folgen hat, dann muss man DANN sehen was, wie weitergeht - weil vorher hat man diesbezüglich eh keine "wirkliche" Vorstellung
- mir klar zu machen: ich darf meinen Kindern durch meine Ängste nicht das weggehen vermiesen
Und meist war es auch so, dass da wo sie unterwegs waren, ja mehr Leute unterwegs sind - also falls was ist, wird irgendjemand Hilfe anfordern.

Außerdem bin ich gläubig, ich hab da wirklich, wenn ich nachts wach lag und er seit Stunden zuhause hätte sein sollen, oft gebetet - das hat mich beruhigt und geholfen.

Außerdem gibt's heutzutage ja WhatsApp- wenn du dort die "zuletzt online" Zeiten sehen kannst, dann hilft das auch schon weiter.
Mein Sohn hatte damals allerdings sogar die unterdrückt.
Ich muss gestehen, manchmal gab es da hier aber auch riesen Ärger, wenn er so gar nicht verstehen oder kapieren wollte, dass man sich in gewissen Situationen einfach Sorgen macht.
Lg

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Ich habe die Probleme jetzt nicht so, wie du, meine Kinder sind 13 und 17.

Mein Großer lässt sich von mir um 7.00 Uhr zum Bahnhof bringen, weil seine Clique an diesem Tag in einen Freizeitpark will. Als er 17 Stunden später immer noch nicht wieder zu Hause ist, rufe ich ihn an, die Mailbox geht ran. Und erst an diesem Punkt merkte ich, dass ich nervös wurde. Dann habe ich seinen Freund angerufen, der ist netterweise ans Telefon gegangen und konnte mir sagen, dass alles okay ist.

Meine 13jährige soll um 21.00 Uhr zu Hause sein. Die Story ist von diesem Dienstag - 20.33 - SMS: Komme 10 Minuten später, Zug hat Verspätung. - Okay
20.42 - SMS:Sitze im falschen Zug - steige beim nächsten Halt aus und melde dich. 20.55 - Bin in Hinterpusemukel, habe nur noch 2% Handyladung. - Mit dem Bus zurück nach Pusemukel, und jetzt Handy aus. 20.57 Welche Nummer hat der Bus ? 513 Mach das Handy aus und erst wieder in Pusemukel an, wenn du keinen Zug kriegst. 20. 59 Um wieviel Uhr fährt der Bus ? 21.03 Uhr Mach das Handy aus. -Laut Fahrplan dauert die Busfahrt eine halbe Stunde, ich suche einen Zug, der dann fährt und schicke es ihr per SMS.- 21.45 SMS Mama, der Zug fällt aus. Dann nimm um 21.55 Uhr die S Bahn. Und Handy aus. 21.46 Welches Gleis ? 14 , Handy aus. 21.50 die S Bahn kommt nicht. - Okay, warte am Autoparkplatz vom Bahnhof, ich komme.

Darauf reagiert meine Tochter nicht. Anruf, Mailbox, Handy also leer. 20Minuten Autofahrt nach Pusemukel. 22.30 Uhr bin ich auf dem Parkplatz, aber mein Kind ist nicht. Und da war erst der Punkt, dass ich anfing mir Sorgen zu machen.
Ich habe den ganzen Bahnhof abgesucht. War wohl ein chatotischer Tag für die Bahn, nur an zwei Bahnstiegen, von 14, fuhren überhaupt noch Züge. 23.00Uhr, ich kann mein Kind nicht am Bahnhof finden. Ich informiere meinen Mann und klingel dann bei der Bahnpolizei. Die können mir auch nicht helfen.
23.30 Uhr, ich hole mir ein eiskaltes Wasser, setzte mich und beschließe, die Flasche zu leeren, dann nochmal auf den Bahnsteigen zu gucken.
23.35 Uhr, mein Mann ruft an, unsere Tochter ist zu Hause.

Die S Bahn fuhr doch, aber eben kein Handystrom mehr, um mich zu informieren.


Lange Rede, kurzer Sinn.
Sprich mit deinen Kindern über deine Ängst, sage, wie schlecht es dir geht, wenn sie nicht da sind. Frage, ob es okay ist, hin und wieder per Handy ein Lebenszeichen zu erfragen, da reicht ja ein Smiley.
Aber eben mit der Bitte 1. ans Handy zu gehen, nicht so wie mein Sohn und, 2. ein aufgeladenes Handy mitzunehmen.

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Meine Tochter hat immer eine kleine Powerbank (3000 mAh) und Lade-Kabel in der Handtasche. Mittlerweile finden sich in vielen S-Bahnen oder auch Bussen Stecker/USB-Buchsen, um Handys aufzuladen. Eignet sich auch gut als Geschenk.

Problem ist allerdings, wenn es lautlos gestellt oder sich im Flugmodus befindet, oft vergisst sie, es dann wieder scharf zu stellen.

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Also ich glaube jeder kann diese Ängste sehr gut nachvollziehen. Meine sind noch klein und fahren zum Glück noch kein Auto. Ein Autounfall wäre meine größte Angst, weil wir das in unseren Umfeld schon erlebt haben. Meine 2 fahren gerne mit ihren Freunden Mountainbike, da bauen sie Rampen im Wald und springen drüber und filmen das ganze und mir wird jedes mal schlecht, wenn ich das sehe und das ist momentan meine größte Angst. Natürlich tragen sie dabei Helm und Schoner, aber wohl ist mir dabei nicht. Verbieten will ich es jetzt auch nicht, weil ich es eh nicht beaufsichtigen kann und es wenigstens etwas ist, das draußen und nicht vor der Konsole stattfindet.

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Vielen lieben Dank für eure Antworten.
Das mit den Whats-app Zeiten muss ich mal checken. Da kenne ich mich nicht so gut aus. Das stört ja die Kids nicht, wenn man sicherheitshalber mal drauf schaut. Ob sie sich, wenn es soweit ist, an absprachen halten weiß ich nicht.
Ich habe mit 17 einmal bei meinem neuen Freund übernachtet und zuhause nicht Bescheid gesagt, weil es zu spät war zum anrufen und ich nicht mehr heimkam. Das gab ganz schön Ärger. Damals habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Mein Anspruch ist schon, meine Kinder eigene Erfahrungen erleben zu lassen und vielleicht gehört auch sowas irgendwie dazu. Danke für Tipps, wie man sowas aushalten kann. Ich glaube, da muss ich versuchen weiter an mir zu arbeiten.

Viele Grüße
Jenny

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Was beim Loslassen hilft ist sich in die Kids hineinzuversetzen. Wie wäre man selbst jetzt in dem Alter? Mich beruhigt das immer, wenn ich weiß, dass sie einfach eine gute Zeit haben. ich versuche meinen Tag bzw. Abend dann ganz normal zu gestalten und mir nicht ständig den Kopf zu zerbrechen, was nun alles passieren könnte oder auf die Uhr zu schauen. So gesehen dürften sie dann auch tagsüber nirgendwo hin. Nicht zur Schule, nicht zum Training, eigentlich das Haus nicht verlassen und selbst dort könnten sie noch die Treppe runterfallen oder sonstwas passiert - überspitzt gesagt.

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Also was du schreibst, stimmt schon. Und ich kann auch gut nachvollziehen, dass sie sich um meine Sorgen keine Gedanken machen. Habe ich ja in dem Alter auch nicht. Bin mit 17 auch mal erst morgens nach Hause gekommen. Und ich möchte meinen Kindern auf jeden Fall ermöglichen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Mir ist bewusst, dass immer was passieren kann. Mein Schulkollege ist auf dem Heimweg von der Schule tödlich verunglückt. Mag schon sein, dass es Schicksal ist. Deshalb habe ich hier nachgefragt, wie ich damit umgehen kann. Danke für die Antwort!

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Hallo,
unser Sohn ist gerade 17 Jahre alt geworden und seit er ungefähr 16 Jahre ist abends am Wochenende immer unterwegs mit Freunden. Entweder bei Freunden feiern , im Stadtpark bei uns oder auch die Nacht auf dem Hockeyplatz.Vorher war es durch Corona ja kaum möglich.
Als er 16 war hatten wir 12 Uhr ausgemacht und nun 1 Uhr. Für ihn ist es ok....wir meckern allerdings auch nicht bei 10 Min.Verspätung....dafür schickt er aber auch immer meinen Mann oder mir eine WhatsApp ,dass er unterwegs ist....bzw.bin auf dem Heimweg.
Er weiß, dass es mir damit besser geht und wir so keinen Stress haben....da die Jugend ja ständig auch bei Feiern ihr Handy in der Hand hat....sehe ich zwischendurch das er online war....mich beruhigt das sehr😏
Mittlerweile bekommt er Geld fürs Taxi mit....damit er von überall sicher nach Hause kommt und nicht an Bahnhöfen herumstehen muss.Das ist es uns wert und er weiß,sollte irgendetwas komisch sein oder er doch etwas zuviel getrunken haben....kann er jederzeit anrufen und ich würde ihn mit dem Auto abholen.Hier gibt es keinen Ärger sondern viel gegenseitiges Vertrauen.
Am Anfang mit 15/16 Jahren bin ich Nachts auch zum Abholen gefahren oder eine andere Mutter/Vater....das hat immer gut geklappt und fanden die Kids auch nicht peinlich. Wir haben allerdings auch nicht geklingelt sondern nur an der Ecke gehalten....😅
Wir wissen grob wo er ist und wann er wiederkommt....mit der Zeit gewöhnt man sich daran und ich freue mich immer noch über eine kurze WhatsApp....bin gleich unterwegs oder habe mir ein Taxi gerufen👍🙂

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Danke für deine Antwort. So würde ich mir das auch wünschen :-)
Tatsächlich war es bei mir so, dass meine Eltern mich von überall und egal um welche Uhrzeit abgeholt haben/hätten, wenn ich Bescheid gegeben habe. Vielleicht kam dazu, dass ich ein Mädchen war und sie da noch andere Gefahren als nur einen Unfall gesehen haben. Diese Tradition werde ich auf jeden Fall auch beibehalten. Bevor meine Kinder trampen oder bei alkoholisierten Fahrern einsteigen, hole ich sie selbst ab.

Viele Grüße
Jenny