Teenager rastet aus, was würdet ihr tun?

Hallo liebes Forum,

meine Tochter ist 13,5 Jahre alt. Sie hat eine nachgewiesene Bindungsstörung, wir haben Hilfe vom Jugendamt, Familienhilfe, Schulbegleitung und demnächst eine Psychotherapie. Leider ist es so, dass es sich nicht bessert mit ihr, im Gegenteil, sie ist gewalttätig mir gegenüber, wenn ihr etwas nicht passt, dann schlägt sie auf mich ein, tritt, kratzt, es sind keine leichten Kratzer, sondern richtig blutige. Sie wirft Gegenstände umher, tritt gegen Türen. Beleidigen tut sie mich täglich mit aller schlimmsten Worten. Familienhilfe bekommen wir schon länger, man ist aber mit seinem Latein am Ende, weil es bei ihr keine Erziehungssache ist, sondern eben eine Störung, die wie gesagt in therapeutische Hände gehört, da die Listen lang sind, müssen wir eben noch warten. Das Jugendamt hat mir mitgeteilt, wenn sie weiter so macht, Gewalt anwendet mir gegenüber, dann würde man es unter Kindeswohlgefährdung laufen lassen und sie wird ins Heim gesteckt. Ich weiß nun nicht was ich tun soll, einerseits ist sie schon eine große Belastung, aber wer steckt sein Kind gern ins Heim? Die Entscheidung kann mir wohl keiner abnehmen, es fällt mir sehr schwer. Aber was soll ich machen? Was würdet ihr tun? Die Empfehlung der Kinder u. Jugendpsychiatrie war auch schon, sie in eine Einrichtung zu geben.

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Ich würde sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie bringen (informier dich aber vorher, dass sie in eine gute Klinik kommt, sonst schadet es mehr als es nützt). Da kann man leichter herausfinden, was mit ihr los ist und ihr helfen als im Heim oder einer Wohngruppe. Denn ganz ehrlich, sie wird mit der Situation auch unglücklich sein.

Auch würde ich dir raten (auch wenn der Shitstorm jetzt sicher losgeht), da sie ja bestimmt nicht von heute auf morgen in die Klinik gehen kann, einen Kurs in Selbstverteidigung zu belegen. Erst mal wirst du danach sicher selbstbewusster, und dann kannst du sie besser abwehren, wenn sie dir Gewalt antut. Es gibt da doch Techniken, die auf Abwehr zum Eigenschutz abzielen und nicht darauf, sie "auf die Matte zu knallen" und ihr dabei so weh wie möglich zu tun. Aber besser, sie lernt jetzt, dass sie dir nicht ohne weiteres Gewalt antun kann, als dass sie irgendwann, und sei es aus Versehen, ein Messer in der Had hat, wenn sie ausrastet.

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Das mit der Kind und Jugendpsychiatrie ist so eine Sache, sie wird da nicht freiwillig hingehen, geschweige denn dort bleiben. Wie ich gehört habe, kann man das nicht erzwingen, auch bei Kindern nicht, wenn sie eine stationäre Aufnahme nicht möchte. Was dann? Dann gehts nicht. Muss ich mich nochmal mehr mit befassen, ob das wirklich so ist. Ambulante Therapie haben wir schon durch, würde nichts bringen, da ihre Diagnose feststeht bzw. damals dort diagnostiziert wurde. Den Termin den wir leider erst in 2 Monaten haben, da gehts um eine Psychotherapie, diese ist auch dringend notwendig.
Das mit der Verteidigung ist eine Gute Idee. Mit dem Messer ist sie schon öfter auf mich los, zumindest hat sie es aus der Schublade geholt und vor sich gehalten. Das Jugendamt weiß davon und sagt auch, wenn das nochmals vorkommt, auch die Gewalt gegen mich und ich es melde, dann würden sie in Richtung Kindeswohlgefährdung gehen, unzwar zum Schutz um ihrer selbst, nicht weil ich die böswillige bin, so hat man es mir erklärt. Aber wenn sie das mal draussen anwendet, besteht unmittelbar Gefahr für sie, weil andere wehren sich natürlich, tue ich auch, aber nicht mit grober Gewalt. Das ist eine schwierige Situation. Gerade bin ich auch auf mich gestellt, weil die Familienhelferin, die wir seit ein paar Monaten haben, nicht das gelbe vom Ei ist, sie ist mir leider keine Hilfe, kommt ja auch immer auf die Person an.

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Wenn eine Tochter schon mit einem Messer auf dich los geht, sollte DRINGEND gehandelt werden.
Vielleicht ist da eine Einrichtung vom Jugendamt doch erst einmal eine Notlösung, bis es einen Therapieplatz gibt?
Klar, macht man das als Mutter nicht gerne, aber wie lange soll das noch gut gehen? Soll Sie erst wirklich zustechen? Du musst in diesem Fall auch an dich bzw dein Leben denken.
Als Alternative solltest du dich doch einmal mit einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Verbindung setzen.

Bearbeitet von J-R.
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Oh Mann, ich kann eigentlich überhaupt nichts dazu sagen, aber falls du eine Umarmung magst - hier! Du bzw. ihr macht ja schon alles was geht. Heim wäre für mich auch ein ganz gruseliger Gedanke. Auf der anderen Seite: Du bist auch nur ein Mensch. Du hast das Recht, dich vor köperlichen und seelischen Übergriffen zu schützen. Vielleicht auch, um die Liebe zu deinem Kind zu beschützen kann es den Abstand brauchen. Kein Rat. Ich denk an euch. Alles Gute!

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Dankeschön! Ja das ist ein Zwiespalt, ich möchte natürlich auch ein normales, ruhiges Leben führen können, ohne diese Probleme. Aber das wäre ja auch zu einfach.

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Wenn du sie in ein Heim gibst, gibst du sie gleichzeitig auf.
Ihr wird dort nicht spezifisch geholfen, eine Psychiatrische Einrichtung wäre wohl besser.

Ich verstehe dich und deine Gedanken aber würde dir nicht raten sie ins Heim zu geben, sie ist zusätzlich zur Bindungsstörung auch in der Pubertät und sehr jung, beides vergeht, bleibt nur die Störung.. gegen die ihr therapeutisch vorgehen könnt.

Gibst du sie ins Heim, kannst du dir sicher sein, dass sie auf die schiefe Bahn geraten wird und ihr Verhalten ihr selbst immer im Weg stehen wird; weil sich dort nicht explizit drum gekümmert wird.. möchtest du das für dein Kind?

Ich denke man entscheidet sich für ein Kind, egal wie hart es ist und Ja, das was ihr durchlebt ist besonders hart aber mein Rat: bringt sie in eine Klinik, nicht ins Heim.

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Natürlich möchte ich das nicht, deshalb ist sie ja auch noch bei mir. ich ziehe doch kein Kind groß, um es dann von anderen "versauen" zu lassen, ich weiß wie es teilweise in solchen Heimen vor sich geht. Das ist ein offenes Wegschließen, irgendwo am Rande der Gesellschaft, viele dieser Heime wollen nur Profit machen und die Kinder vegetieren vor sich hin und kommen auf die schiefe Bahn, exakt ja.

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Das ist nicht überall so. Es gibt auch wirklich tolle Wohngruppen, in denen die Kinder zur Ruhe kommen können und liebevoll aufgefangen werden. Oft sind nach einer Weile die Besuche bei den Eltern auch viel entspannter.

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Liebe Dimbanja,

ich kann ein wenig nachfühlen, wie es dir geht. Wir hätten hier ähnliche Situationen zwischen meiner Mutter und meiner 15 Jahre jüngeren Schwester während ihrer Pubertät. Wie oft hab ich verzweifelte Anrufe bekommen, weil es zuhause wieder eskaliert ist. Irgendwann täglich.
Unser Weg war folgender:
- wir haben sie bei mehreren psychiatrischen Kinderkliniken auf der Warteliste gehabt, die sich mit ihrem Krankheitsbild auskennen. Einmal ließen wir sie akut von Polizei und Rettungsdienst in die nächstgelegene Jugendpsychatrie bringen, aber holten sie am gleichen Tag wieder ab. Das wäre wirklich nur ein Wegsperren gewesen.
Kurz darauf hat sie einen Platz in einer tollen Klinik bekommen und dort hat sie wirklich viel gelernt.
Meine Mama konnte die Zeit zum Durchatmen nutzen, aber auch, um eine langfristige Lösung zu finden. Sie kam nochmal kurzzeitig heim, aber das Zusammenleben zwischen den beiden funktioniert einfach nicht mehr. Letztlich hat meine Schwester einen Platz in einer betreuten WG bekommen und blüht dort auf. Natürlich wollte sie erstmal nicht dorthin, aber schon schnell merkte sie, wie sie selbst wieder Luft bekommt.

Mein Tipp:
- informier dich, lass sie auf so viele Wartelisten wie möglich für Kliniken, aber auch geeignete Langzeitunterbringungen setzen. Damit sie eben nicht im Notfall einfach irgendwo reingesteckt werden muss, sondern möglichst eine passende Einrichtung.

Ich wünsch dir viel Kraft!

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Woher kommt ihr denn? In NRW haben viele Therapeuten Notfallplätze frei, um erst mal die Akutbehandlung zu machen. Wenn diese durch ist, helfen sie euch einen Dauertherapieplatz zu finden. Ich weiß gar nicht was ich dir raten soll außer dass ich wirklich an deiner Stelle jeden Therapeuten, der irgendwie für euch erreichbar ist, mehrmals anrufen und um Hilfe bitten würde

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su bist erziehungsberechtitg und dein Kind ist eine Gefahr für andere, sicher nimmt sie eine Klinik, du entscheidest, wieso habt ihr erst jetzt eine Therapie. das passiert doch nicht plätzlich, dass ein Kind so ist

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Klingt jetzt doof, aber sind ihre Schilddrüsenwerte in Ordnung?
Das ist das erste, was ich checken lassen würde.
Meine waren in dem Alter nicht okay, da bin ich ständig ausgetickt, mit der richtigen Medikation bin ich viel ruhiger geworden.


Und dann rate ich dir, Such dir Hilfe. Frag an der Schule nach, bei der Sozialarbeiterin, wer dir, als Mutter, in dieser Situation helfen kann.

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Wenn es wieder so ausrastet rufst du die Polizei und lässt sie erstmal stationär einweisen.


Dazu heute noch einen Termin bei eurem KJP machen und mit ihm sprechen wie es mit einer Tagesklinik aussieht und evt medikamenten

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Liebe TE,

wie lange geht das schon so? Du Ärmste. Ganz ehrlich, auch wenn es vielleicht in der Seele wehtut. Ich würde dafür sorgen, dass die Tochter in professionelle Hände kommt, sprich Wohngruppe oder Heim. Und dazu noch eine passende Psychotherapie. Es wäre das beste für dich und deiner Tochter.

Es wird dir sicher nicht leicht fallen.

LG und alles Gute
Hinzwife