Ausbildung oder weiter Schule machen

Hallo. Ich bin auf der Suche nach Argumenten :-)

Mein Sohn ist 14 und beendet jetzt die 9. Klasse im Gymnasialzweig einer Oberschule. Sein Plan war es im nächsten Jahr nach der 10. Klasse eine Fachoberschule zu besuchen und sein Fachabitur zu machen. Danach eine Ausbildung zum Tischler.

Im Frühling dieses Jahr hat er ein Praktikum als Tischler hier im Ort gemacht. Und er war begeistert. Auch der Chef war begeistert. Alles war super. Der Chef sagte, das mein Sohn sich auf jeden Fall melden soll, wenn er eine Ausbildung machen will. So weit, so gut....

Heute ruft dieser Chef an und sagt, er möchte meinen Sohn schon nächstes Jahr als Auszubildenden einstellen, weil das Praktikum so gut war und er so gut reinpasst.

Eigentlich super, aber er ist dann erst 15 wenn er die Ausbildung anfängt. Nach zwei Monaten wird er 16.

Wir haben jetzt bis Ende nächster Woche Zeit drüber nach zu denken.

Könnt ihr mir mal ein paar Für und Wider sagen bitte? Ich brauch mal objektive Meinungen.

Weil ich eher denke, mein armer Kleiner muss doch noch nicht arbeiten gehen :-)
Obwohl es natürlich ein riesen Kompliment ist, wenn so ein Anruf kommt :-)

Danke fürs Lesen und für eure Meinungen.
Liebe Grüße Sonja

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Wenn dein Sohn Spaß an dem Beruf hat und die Ausbildung machen möchte, dann sollte er den Ausbildungsplatz, der Ihm auf dem Silbertablett präsentiert wird annehmen.
Mit 16 ist das doch normal eine Ausbildung anzufangen. :-)

Er kann auch nach der Ausbildung noch Fachabi machen (hat dann nur noch 1 Jahr Schule), wenn er das möchte, aber dann hat er die Ausbildung zumindest schonmal in der Tasche und die Wahl. Oder er macht kein Fachabi und bildet sich eben in dem Beruf weiter.
Am Ende interessiert sowieso niemanden mehr die Schulbildung, sondern nur noch das, was man zuletzt gemacht hat ;-)

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Hey, also ich war selbst in der Lage nur dass ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste welche Ausbildung ich machen sollte.

Nach meinem Realschulabschluss, habe ich mich erst einmal für mein 3 Jähriges Abi entschieden.
Durch Zufall wurde direkt nach meinem Abschluss ein Platz in unserem Tierheim als Bundesfreiwillige frei.

Durch den Freiwilligen Dienst habe ich endlich den Beruf der Tierpflegerin entdeckt und wollte unbedingt dort die Ausbildung machen. Die hätten mich auch sehr gerne genommen, allerdings hatten die schon 2 Azubis und waren dadurch voll.

Sie konnten mir allerdings einen Platz in einem Tierheim eine Stadt weiter vermitteln.
Ich liebe meinen Job und an sich war die Ausbildung echt toll. Allerdings war der Betrieb echt ein wenig bescheiden...

Ich hab mir oft gedacht: "Hättest du nicht erst dein Abi gemacht (was mir jetzt eh nichts bringt in dem Sinne) und direkt die Ausbildung angefangen. Dann hättest du 4 Jahre eher in dem Beruf arbeiten können."
Dann kam dazu dass ein Mädchen welches im gleichen Jahr wie ich geboren ist und direkt nach dem Abschluss die Ausbildung gemacht hat, zur Tierheimleitung befördert wurde, da sie schon länger in dem Beruf war.
Vom Wissen und der Arbeitsweise waren wir genau gleich, aber sie hat halt mehr Berufserfahrung. Da hat es mich noch mehr geärgert.

Also ich würde echt sagen, dass dein Sohn am besten jetzt schon die Ausbildung macht wenn er das möchte.
Beide Seiten scheinen ja großes Interesse aneinander zu haben und die Stelle ist jetzt frei.
Wer weiß wie es in ein paar Jahren aussieht.

Und wenn er merkt die Ausbildung ist doch nichts für ihn, kann er sie immernoch abbrechen und dann sein Fachabi machen.

Aber gute Stellen kommen nicht so häufig zugeflohen.

Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und liebe Grüße.

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Ich wäre auch für die Ausbildung. Ich bin damals noch nach dem 1. Halbjahr in der 11. Klasse von der Schule gegangen, weil ich einen Ausbildungsplatz bekommen habe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel Motivation für die Schule.

Nach der Ausbildung habe ich dann direkt Fachoberschule und Fachhochschule dran gehangen. In meinem Lehrberuf habe ich nie wieder gearbeitet. Aber für mich und meine Motivation war es absolut notwendig. Ich habe dort den Schubs in die richtige Richtung bekommen, denn ich vielleicht auf dem Gym nicht gehabt hätte.

Wenn dein Sohn vom Beruf als Tischler begeistert war, dann lass ihn. Nach der Ausbildung kann er immer noch entscheiden, wie es weiter geht. Wenn es dann aber mit dem Weiter ein Problem gibt, dann hat er eine solide Ausbildung auf die er immer wieder zurück greifen kann. Du glaubst gar nicht, wie viel Sicherheit das für die nächsten Schritte gibt.

Also ja Ausbildung - die Wege danach sind trotzdem offen.

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Grundsätzlich ist es in jeder Ausbildung möglich, zusätzlich die Fachhochschulreife zu erwerben. Heißt eben mehr Unterrichtsstunden in der Berufsschule.

Aber: ich hätte es schöner gefunden, wenn unser Sohn bis zum Abitur in der Schule geblieben wäre. Er hätte einfach länger "Kind" sein dürfen, hätte Ferien wie viele seiner Freunde auch. So musste er ganz schnell erwachsen werden durch den Ausbildungsbeginn nach der 10. Klasse. 10- Stunden-Tage sind (unerlaubterweise in dem Alter) die Realität. Morgens manchmal 3:20 Uhr aufstehen, oder Abends spät nach Hause kommen, wenn seine Kumpels feiern gehen.

Aber: er wollte es so und steht zum Ende des 1. Lehrjahres auch nach wie vor dahinter.

Klar, früher war das alles normal, als man mit 14 in die Ausbildung ging. Aber es sind heute andere Zeiten.

Was möchte Dein Sohn denn?

Die Betriebe haben übrigens solchen Personalmangel, dass ich das Angebot gar nicht ungewöhnlich finde.

Viele Grüße murmel2006

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Kommt auf den Sohn an, wie reif er schon ist. Wenn er die Werkstatt fegen soll und keinen Bock hat, reagiert er dem Arbeitsleben angemessen? Hat er keinen Bock auf Berufsschule, geht er trotzdem? Und wenn statt einer Entschuldigung durch die Eltern ein kurzer Anruf reicht, er sei krank, würde er das ausnutzen? Brüllt der Meister mal rum, weil es hektisch ist, kann er da auch mal eine Faust in der Tasche machen, oder legt er dem Meister nahe, ihm gefälligst nicht auf die Eier zu gehen? Rauchen und saufen die Kollegen, will er das dann auch, um nicht der kleine Azubi zu sein?

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Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Danke schön, das sind wichtige Punkte.

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Ach du grüne Neune....im Umkehrschluß unterstellst du hier TE aber ziemliches Versagen in der Erziehung, gell?

Das sind doch Dinge, mit denen jeder Azubi konfrontiert wird und nicht jeder Handwerker ist ein qualmender Säufer. Meine Güte, was zeichnest du denn hier für ein finsteres Bild unserer Jugend und des Handwerks?

Deine Schwarzmalerei ist hier echt unpassend.

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Danke für Eure Meinungen.
Wir werden das am Wochenende ausgiebig diskutieren.
Liebe Grüße Sonja

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Man muss im Leben machen, was einem Spaß macht.
Wenn er das wirklich will -- wenn er Spaß hatte: warum nicht? Klar: das mit dem Alter ist so ne Sache, aber es ist viel mehr wert, an einem Ort in einem Beruf zu sein,der passt, wie Deckel auf Topf, statt "irgendwas" und man ist sein Leben lang unzufrieden.

Wer will, kann nebenher weitere Abschlüsse machen oder auf die Meisterschule gehen - Weiterbildung usw...

Der Sohn von Freunden hat sein Leben lang Traktoren geliebt. - Ist schon mit 12 beim Bauer aus der Nähe mti aufs Feld. Sogar bald selbst gefahren - War immer mit, wenn es ums Schrauben ging. War früh Sammler etc.... --- er hat dann nach der 10 (mit Realschulabschluss) das Allgemein-Gym. verlassen und hat bei Fend direkt angefangen, was in seinem TraumBeruf zu machen. - Er ist glücklich.

Gibt es eine MÖglichkeit, nächste Woche jeden Mittag zum erweiterten Praktikum nochmal ne Woche dort mit zu arbeiten, bevor er sich entscheidet? -- Fragt mal: -- bzw. -- warum die Eile --- kann er nicht noch 3-4 Wochen Zeit geben und in der Zeit kommt der Junge öfter dort vorbei? -- das wäre eine Absicherung für beide: Sohn und Chef, ob es wirklich passt.

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Hallo
Ich sehe es auch so. Er ist dann 15/16. Wenn er die Ausbildung schon beginnen möchte, dann lass ihn. Ich würde ihn ganz alleine entscheiden lassen. Er verliert nichts dadurch. Ob er erst abi macht und dann die Ausbildung oder anders herum, ist meiner Meinung nach egal.
Ich bin ein bisschen neidisch. Ich hatte mit 14-16 so gar keine Ahnung was ich machen sollte. Freu dich, wenn er etwas gefunden hat, was ihm Spaß macht.
Liebe Grüße

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Genau das ging mir auch durch den Kopf....in dem Alter schon ein Ziel vor Augen haben, wow.

Mir ging es wie dir, aber schlußendlich war es auch egal....es waren andere Zeiten und man war am Ende froh, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu ergattern....Traumberuf war damals nicht so das Hauptthema.....Ausbildungsplätze waren sehr rar.

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Wow, er muß mächtig Eindruck hinterlassen haben, wenn der AG so hinterhertelefoniert. Er möchte ihn ausbilden obwohl mit U18 da wesentlich mehr Auflagen und Einschränkungen bestehen.

Unsere Kinder sind nach 10 Jahren Schule nun mal 16. Dein Sohn möchte diesen Beruf erlernen, war vom Praktikum total begeistert. Er ist eben kein "Kleiner" mehr, er hat das Ziel Tischler zu werden...also wozu jetzt noch theoretische Umwege und Zeit verschwenden?

Diese Chance ist eigentlich total toll, denn er kann sicherlich schon in den Ferien noch intensiver "reinschnuppern" und dann schon feststellen, ob es DAS wirklich ist.

Also von mir kein "Wider", nur "Pro"....selbst wenn er es sich doch noch anders überlegen sollte. Unterschreiben, sofern dein Sohn das will, fertig.

Auch wenn wir einen Handwerkermangel haben und Azubis händeringend gesucht werden....glaub mir, die Betriebe binden sich deswegen trotzdem nicht verzweifelt jeden ans Bein oder telefonieren hinterher.