"Ich will in einem Film mitspielen" - 12jährige und Casting?

Huhu,

meine 12jährige kam kürzlich mit ebendiesem Anliegen an und seitdem hat sie sich das so richtig schön in den Kopf gesetzt - sie will in einem Film mitspielen, eine kleine Rolle würde ja ausreichen, und am liebsten soll das gleich sofort losgehen.
Nun kommt sie täglich mit irgendwelchen Websites von Castingagenturen an und bettelt wie verrückt, dass sie sich da registrieren darf.
Und ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite ist's ja toll, wenn sie Träume hat und von einer Sache begeistert ist.
Auf der anderen Seite steht viel. Erstens ist's vermutlich nicht allzu wahrscheinlich, dass sie da jemals in Betracht gezogen wird, weil die Karteikästen da voll sein werden - Enttäuschung vorprogrammiert. Zweitens: wenn es denn doch klappen sollte mit irgendeiner Statistenrolle: wie packt man das dann auch noch in den Alltag rein? Sie hat schon diverse außerschulische Aktivitäten, und Schule natürlich auch...
Mein Anliegen hier: schreibt mal bitte eure Meinung dazu, und vielleicht hat jemand sogar Erfahrungswerte auf dem Gebiet...
Vielen Dank schonmal!
Casei

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Hallo.

Ich weiß ja nicht, wie es in eurer Gegend so läuft. Aber bei uns werden im näheren Umkreis in vielen Gemeinden/Städten Freilichtspiele aufgeführt.

Wenn es sowas in eurer Nähe gibt, lass sie dort mitmachen. Die Spielsaison beginnt schon bald mit den Vorbereitungen. So sieht sie, wie viele unendliche Proben von Nöten sind, bis ein Theater aufführungsfähig ist und wie viel an Freizeit man dafür "opfern" muss.

Gefällt es ihr, dann ist es eh ok. Ist es ihr zu anstrengend - dann hat sie es zumindest gesehen und gibt Ruhe.;-)

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Eine Statistenrolle muss ja nicht in den Alltag gepackt werden. So ganz generell. Da verbringt man im Normalfall ein paar Stunden an einem einzigen Tag am Set, fährt heim, und damit hat sich die Sache erledigt. Man tritt ja nur in einer Szene auf, läuft zum Beispiel im Hintergrund über einen Platz oder steht an einer Haltestelle, oder die Klassenkameradin, die einmal im Klassenzimmer sitzt.

Und was anderes würde ich persönlich als Schnupperversuch nicht akzeptieren. Wenn das klappt und wenn es ihr gefällt, dann könntet ihr überlegen, ob auch mehr als eine Statistenrolle drin wäre. Aber erst mal sollte sie schnuppern und gucken, was genau da überhaupt abläuft. Erfahrungsgemäß können solche Vorstellungen ja durchaus sehr verklärt sein, und man ist sich gar nicht darüber im Klaren, dass das viel Rumsteherei, viel Langeweile und teilweise zig Takes sind, in denen man das gleiche stupide Zeug immer wieder machen muss.

Dem würde ich nun ehrlich gesagt keine Steine in den Weg legen. Und mit der möglichen Enttäuschung muss sie halt umgehen. Das kann durchaus eine ganz sinnvolle Erfahrung sein, und vermutlich ist es weder die erste noch die letzte in ihrem Leben. Man bekommt halt nicht immer (sofort), was man will, wenn andere entscheiden.

Ich würde da vorher nochmal ein ganz ernsthaftes Gespräch mit ihr führen. Da wird dann geklärt: Was genau erwartet sie? Ist das realistisch? Könnte sie damit umgehen, wenn es keine Rückmeldung gibt? Was du selbst bereit bist, zu opfern (ein oder zwei Tage als Statist am Set, mehr nicht, oder sowas.) ergo was sie maximal "bekommen" kann.

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Vermutest Du als ihre Mutter eher, dass sie das möchte, weil sie die Aufmerksamkeit braucht oder hat sie eine ausgeprägte Liebe zum Schauspiel? Macht sie also bereits im Schultheater mit oder könnte sie sich das generell anderswo vorstellen (Freilichttheater bzw. Laientheater wurde bereits genannt)? Oder ist ihr Selbstwertgefühl gerade sowieso angeschlagen und sie hofft dann, dass man sie bewundert und sie im Mittelpunkt steht?

Für mich würde an erster Stelle stehen, dass sie diesen Wunsch nicht aus den falschen Gründen hegt.

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Danke für eure Anregungen!
Theater spielt sie seit ca. 3 Jahren in unserer Kinder- und Jugendtheatergruppe, mit großer Begeisterung.
Wir werden uns mal noch weiter informieren und diskutieren und dann weitersehen :-)

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Gibt es bei ihr an der Schule eine Theater oder Film-AG?
Dort könnte sie mal ein Gespür dafür bekommen, dass es durchaus harte Arbeit sein kann.

Praktikum bei einem Sender oder ähnliches.

Sowas in der Art würde ich erlauben.
Agenturen oder Sachen, die schnellen Ruhm versprechen würde ich meinem Kind nicht erlauben. Das Risiko von zu vielen unseriösen und ich kenne mich nicht damit aus, ist mir zu hoch. Bei Seriösen wäre wohl harte Arbeit und langsamer Erfolg im Vordergrund, um sich dort auch halten zu können.

Träumen finde ich gut und wichtig. Ebenso auch etwas für seine Träume tun. Damit meine ich eben auch sich auf Umwege einlassen, erst mal ausprobieren, ob man das wirklich möchte. Nicht nur den Erfolg, sondern den Weg dorthin.

Die Frage ist auch, was hinter dem Wunsch steckt? Sich selbst verwirklichen? Vor Publikum auftreten? Das geht auch an einer Schule oder Laientheater.
Gibt es bei euch eine Filmakademie? Hochschule für das Thema? Dort würde sie zwar nicht berühmt, zumindest nicht schnell. Wäre aber ein Weg in die Richtung: was müsste man tun, was könnte man tun? Welche Fachbereiche gibt es rund um das Thema? Gibt es Kontakte, die sie kennen lernen könnte? usw. Auch: welche Noten, welchen Schulweg kann sie brauchen?
Wie läuft sowas überhaupt ab?

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Hallo, ich würde sie zur Theaterschule schicken. In unserer Stadt gibt es div. Kurse von 4 Jahren bis zum Erwachsenen, da werden Stücke einstudiert, Musicals etc.
Wenn Casting/Aufträge direkt in der Umgebung wäre, würde ich darüber nachdenken - ich würde aber nicht herumfahren und mein Kind in Großstädte oder Studios herumkutschieren. Ich habe 3 Kinder und alle haben ihre Hobbys.
VG

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Ich würde den Weg über Schauspielunterricht und eine seriöse Agentur nehmen, wenn meine Töchter mal so einen Wunsch äußern sollten.
Ob das für dich so einfach möglich wäre, hängt natürlich davon ab, wo ihr wohnt. Und vom Finanziellen.

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Hallo,

die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine Karriere gestartet bekommt, die so erfolgreich ist, dass es die Schule ernsthaft beeinträchtigt, ist vermutlich so gering, dass ich sie erst mal machen lassen würde.

Statistenrollen kann man -je nachdem, wo man wohnt- relativ einfach bekommen, aber nicht öfters, weil sie wohl auch darauf achten, dass die Leute im Hintergrund wechseln. Bei uns im Dorf gab es jemanden, der wollte vor 10 Jahren oder so unbedingt mal bei der Lindenstraße mitspielen und hat sie mehrfach angeschrieben und ist immer vertröstet worden. Irgendwann hat ihm mal jemand "gesteckt", dass man die Statistenrollen "einmal durchs Bild schlappen" fast nur ergattert, wenn man in der Nähe von Köln wohnt und er hat sich nochmal mit einer Kölner Adresse beworben und ein halbes Jahr später hatte er seinen 35 Sekunden Auftritt. Schlimm war es nur für uns ... Wir mussten das 1000 mal anschauen. #rofl

Ansonsten ist es nett, wenn es klappt. Bei uns in der Nähe hat die ARD in einem Freilichtmuseum im Winter ein Märchen gedreht und die Kinder einer Freundin durften in der Schlussszene mit auf der Dorfstraße tollen ... Sind ca. 30 Sekunden zu sehen, hatten für den Dreh zwei Tage schulfrei und es ist eine tolle Erinnerung. Danach wurden sie nie wieder kontaktiert, aber wir wohnen auch in der Wallachei.

GLG
Miss Mary

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Hallo

Nun, im Prinzip darf es auch Träume geben, die sich einfach nicht erfüllen lassen. Man kann auch mal für was Feuer und Flamme sein, was man mit 12 nicht realisieren kann.
Du könntest ihr somit sagen, dass sie sich mit 15 selber anmelden darf - und dann auch die Logistik etc. selber organisieren soll. Und du bis dahin nicht dafür bist.

Zusätzlich könntestdu mit ihr auch darüber reden, dass andere Kids ggf. schon ganz viele Dinge mitbringen, die ihr (noch) fehlen und sie entsprechend erstmal ihre Chancen erhöhen soll, bis sie 15 ist. Nicht, dass du sie runter machst. Aber sag ihr ruhig, dass es Kids gibt, die schon Bühnenerfahrung haben, die schon in Theaterproduktionen, Musicals etc. mitgespielt haben...Tanzen oder singen können. Du könntest ihr Interesse darauf lenken, etwas in der Richtung zu lernen (Tanzen, Singen, Schauspielerei etc.) und das Fernziel mit dem Film einfach mal aussen vor lassen. Sie kann sich erkunden, was für Jugendtheater-Gruppen es gibt, was für Jugendmusik-Gruppen was aufführen etc. Sag ihr, dass viele Schauspieler so angefangen haben.
Wenn sie bereits ein Hobbie ausübt, dass sie darauf vorbereitet, dann kannst du ja schauen, ob es in dem Bereich bereits Castings für regionale Produktionen gibt.

Du kannst sie aber auch anmelden. Die allfällige Enttäuschung gehört auch zum Leben mit dazu. Als Statistin ist ihre Rolle eigentlich voraussichtlich in einem Tag abgedreht. Das kann man ja dann schon mal einrichten.
Sollte sie für ein längeres Casting angesprochen werden, musst du natürlich mit ihr hin. Wenn du dazu bereit bist, dann melde sie an. Ansonsten sind wir bei Punkt eins: Es muss sich nicht alles realisieren lassen.

Ich hätte als Kind gerne in einem Pferdefilm mitgespielt. Ich hätte sogar klasse reiten können... aber hey... das Träumen hat auch gereicht. Da meine Eltern meinen Wunsch zwar anhörten aber nach dem Abendessen abgehakt hatten, steigerte ich mich dann auch nicht zu sehr rein. Meine Drehbücher habe ich im Kopf durchgeträumt und sie zT sogar aufgeschrieben. Meine Freundinnen fanden sie natürlich (pflichtschuldig) ganz toll und so hatte ich wiederum die Grundlage für meinen heutigen Beruf gelegt... :-)

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Oh Mist, ich habe nicht gesehen, dass du bei einer Antwort sagtest, dass sie schon im Jugendtheater ist. Das wäre ja ein wichtiger Hinweis gewesen.

Je nachdem, wie "professionell" diese Gruppe ist, könnte ja das Lehrerteam was für sie arrangieren oder sie kennen zumindest eine gute Agentur, die seriös und erfolgreich vermittelt.
Da muss man sich ja schon auch auskennen. Es gibt fürchterliche Agenturen, die für die Aufnahme der Adresse schon Geld verlangen aber wohl zeitlebens noch nie jemand in eine Produktion platzieren konnten.

Angenommen, die Jugendtheatergruppe ist noch nicht sonderlich professionell (nicht abwertend gemeint, meine Tochter tanzte
jahrelang in einer Ballettschule die eine super Ideologie aber ein etwas ... hm... erfolgloses Training verfolgte), dann könnte sie in eine andere Theatergruppe wechseln. Eine, die als Sprungbrett dient. Da muss man sich dann auch etwas umhören.

Bei unserem Stadttheater z.B. wurde immer eine besondere Tanzschule bevorzugt, wenn eine Fremdproduktion - hauptsächlich Balettshows - eine Kinderrollen an regionale Kids vergeben wollte. Weil die Rollen klein waren und die Ansprüche nicht überrissen und sie keine Kinder mitreisen lassen wollten kam das immer mal wieder vor. Die Tanzschule hat dann geschaut wer in Frage kam und das entsprechende Kind hat dort quasi einfach nach 2 heftigen Einführungen mitgemacht. Eine Superchance... aber zeitlich machbar. War das eigene Kind also begabt, entsprach dem Profil... musste es zwingend in der vom Theater favorisierten Schule sein um vom Angebot überhaupt zu erfahren.
ggf. gibts für Filme auch was ähnliches. Oder halt fürs Theaterspiel, wenn ihr das auch reicht.