Sozialtraining für "asoziale Schüler" ohne Info an die Eltern

Hallo Forum.

Meine Tochter ist 15 und geht aufs Gymnasium (Privatschule), 9. Klasse. Seit dem 9. Schuljahr hat die Klasse eine Klassenlehrerin, die doch sehr speziell ist, so mein Eindruck vom Elternabend. Sie spricht sehr kindlich, kichert wie ein Mädchen und passt eher in eine Grundschule anstatt in die Mittelstufe. Auf Fragen hat sie keine Antwort und alles, was sie erzählt, ist sehr oberflächlich und ohne Substanz (in Hinblick auf groß angekündigte Projekte). In den Schuljahren zuvor gab es nie Klagen von den Lehrern über den Klassenverband, der zwar als lebendig, aber gutmütig und gut händelbar beschrieben wurde.
Die neue Klassenlehrerin hat beim Elternabend im Oktober nach nur 3 Wochen Schulzeit doch heftig über den Klassenverband hergezogen, was mich doch skezptisch machte und was ich auch offen ansprach.
Jetzt gab es einige Eskalationen zwischen Klassenlehrerin und Schülern und heute teilte die Klassenlehrerin der Klasse mit, dass bereits morgen ein Sozialtraining stattfinde.
Wo es stattfindet? Wird nicht verraten. Um was geht es? "Das werdet Ihr schon sehen."
Wir als Eltern wissen von solch einer Maßnahme überhaupt nichts und wenn ich ehrlich bin, finde ich solch eine "Maßnahme" ohne Info der Eltern schon sehr fragwürdig.
Die Kids bekamen heute einen Zettel vorgelegt, den sie sofort unterschreiben und zurück geben mussten; sie mussten mit ihrer Unterschrift versichern, dass sie an dem Sozialtraining pünktlich erschienen und interessiert daran sind "in Frieden miteinander zu leben."

Die Klasse hat miteinander kein Problem, aber sie hat Probleme mit der Lehrerin, die meines Erachtens nicht für Mittelstufe geeignet ist, unsinnige Entscheidungen trifft und auf konstruktive Einwände völlig gestört reagiert. Auslöser für eine der hitzigen Debatte war die von der Klassenlehrerin eingeführten Sitzordnung in U-Form, was sie durchdrückte, weil ein leicht hörgeschädigter Mitschüler somit besser am Unterricht teilnehmen könnte. Fakt war aber, dass 2/3 der anderen Kinder mit ständig gedrehtem Kopf zur Tafel schauen mussten oder die Hefte auf den Schoß nahmen, um sich zur Tafel drehen zu können. Die Klasse teilte der Lehrerin mehrmals mit (nach einer Testphase der U-Sitzordnung), dass die Sitzordnung viele Nachteile für die Mehrzahl der Kinder hätte, was die Lehrerin als "asoziales Verhalten gegenüber Behinderten" abtat. Meine Tochter war nach dem Schuljahr Klassensprecherin und hatte mehrere Schlichtungsversuche gestartet, aber die Gespräche mit der Klassenlehrerin sind gescheitert und meine Tochter hat mit ihrer Stellvertreterin das Amt der Klassensprecherin abgegeben, weil der Stress zu groß wurde.

Ganz ehrlich - mit so einer heimlichen "Erziehungsmaßnahme" in Form eines Sozialtrainings, das nicht mal den Eltern angekündigt wird, bin ich nicht einverstanden. Ich habe dieses Jahr aber auch die Erfahrung gemacht, dass meine Tochter eindeutig Nachteile erlebt hat, wenn man sich als Eltern kritisch äußert.

Wie seht Ihr das?

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Der Tischaufbau in meiner Schulzeit und jetzt in der Schulzeit meiner Kinder entspricht fast in jeder Klasse einem 'U' und ich kann mich nicht erinnern, daß ich oder meine Kinder den 45° Grad Winkel, den der Kopf sich der Tafel zuwenden muss, als untragbar empfunden hätten.
Andererseits ist es tatsächlich so, das hörbeeinträchtigte Menschen den jeweiligen Redner sehen müssen, um ihn korrekt zu verstehen.

Wenn nun eine Klasse eine 45° Kopfdrehung für inakzeptabel hält, aber es durchaus ok findet, wenn ein Mitglied des Klassenverbandes vom Unterricht nur Bruchstücke mitbekommt, dann würde ein Sozialtraining meine energische Unterstützung erfahren.

Grüsse
BiDi

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In der Realschule meiner Enkelin gibt es kein U, was sie nach der Grundschule als sehr angenehm empfand, weil sie das halb verdrehte Sitzen auch nicht mochte.
Das hörbehinderte Kind kann man nach vorne setzen und gut, wird ja auch mit seh-beeinträchtigten Kindern gemacht. Warum eine ganze Klasse deswegen die Köpfe verdrehen soll, erschließt sich mir nicht. Ein Sozialtraining nur allein aus diesem Grund ist übertrieben, da müsste schon mehr vorfallen.
LG Moni

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Ich glaube kaum, dass es der Lehrerin nur darum geht, dass der Junge die Lehrerin gut sehen/verstehen kann, sondern dass er auch die Beiträge der Mitschüler gut mitbekommt 😉

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Also ich denke, wenn ein hörgeschädigtes Kind in der Klasse ist, macht es sicher Sinn vorn zu sitze. Da ist eine U-Form nicht zwingend notwendig. Wenn die Mehrheit der Klasse damit nicht zurechtkommt gibt es sicher andere Möglichkeiten ohne Schüler in einem sowieso schwierigen Alter zu erklären, dass die asozial sind.

Ich denke grundsätzlich ist so ein Training sicher nicht verschwendet, daher finde ich es ok. Und ich denke auch dass in diesen Alter den Eltern nicht mehr alles mitgeteilt werden muss.

Wenn sich die Schülerinnen und Schüler sich auch über längere Zeit unverstanden fühlen kann evtl. Der Eltersprecher, ein Sozialarbeiter oder ein dem Lehrer Vorgesetzter helfen und versuchen zu vermitteln. So eine Änderung bringt ja doch sehr viel Unruhe in so eine Gruppe von pupertären Teens.

Viel Erfolg

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>> Also ich denke, wenn ein hörgeschädigtes Kind in der Klasse ist, macht es sicher Sinn vorn zu sitze <<

Und wie soll es dann mitkriegen, was ein Mitschüler sagt?

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Wie bekommt es das mit wenn es in einer normalen Reihe vorne (mittig, hinten) sitzt?

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Hallo und danke für die Antworten.
Ich denke, es fehlen noch einige Infobausteine, um sich ein Gesamtbild machen zu können.

Der Junge ist seit der 5. Klasse an Bord. Er hat eine Hörschädigung, die er mit einem Hörgerät ausgleichen kann. Er ist also nicht taub, kann sich normal artikulieren. Von einer Behinderung würde ich hier nicht sprechen, von einer Einschränkung ja, auf die ja seit anfang an Rücksicht genommen wird.

Das Klassenzimmer ist seit der 5. Klasse das gleiche, da es akustisch wohl für ihn optimiert wurde. Der Junge schaltet übrigens sein Hörgerät bewusst mehrmals am Tag aus, weil ihm die Schule zu blöd ist und macht sich einen Spaß daraus.

In Fachräumen sitzt die Klasse auch nicht im U und was genau der Junge mit dem Ohr hat, weiß niemand. Er hat ein Hörgerät. Meine ehrliche Meinung? Man kann "Behinderung" auch zu einem Drama machen, kultivieren und zelebrieren und als soziales Druckmittel einsetzen, um andere zu lähmen oder sich selbst Vorteile einzuholen.

In der Vergangenheit war die Klasse ja auch als gutmütig beurteilt worden, also ein Verband, der alles mitmacht u keine Probleme macht und der Junge ist voll integriert. Mit einem normalen Gespräch hätte man sicher mehr erreichen können als mit dieser Hinterrücks-Aktion. Gespräche wurden übrigens angeleiert und von der Klasse eingefädelt, von der Klassenlehrerin aber abgelehnt. Die Klasse wäre durchaus in der Lage, sich kooperativ zu äußern, was nicht angenommen wurde; die Lehrerin hat sie abgewatscht und gesagt, dass die Einwände gegen das U nicht interessieren, und die Klasse hat daraufhin das U in Reihe umgestellt. Seither gibt es wohl massiven Stress.

Und ja: Als Mutter will ich schon wissen, welche erzieherischen Folgemaßnahmen hier stattfinden und vor allem: Aus welchem Grund. Das hier sehe ich nicht als Grund für so eine Maßnahme an, und jeden pseudosozialen Furz unter dem Deckmäntelchen "Behinderung" muss man nicht abnicken, und das hier ist einer für mich. Rücksichtnahme: Ja. Aber dass hier 26 andere junge Leute zu "Asozialen" degradiert werden, ist auch nicht sozial...

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Ich würde da gar kein Fass aufmachen. Wozu sich über sowas unwichtiges aufregen?

Sozialkompetenztraining wird bei uns in der Grundschule wöchentlich gemacht, einfach weil es einer Klasse gut tut. Das hat nichts mit asozialen Kindern zu tun.
Meine Älteste (5. Klasse privates Gymnasium) hat das auch wöchentlich. Da geht es um den Klassenverband im Allgemeinen. Nicht um Fehler aufdecken oder so. Und wie ich schon oft gehört habe, macht das den Kindern Spaß!

Ich hatte das damals in der Ausbildung, ich erinner mich, dass bei uns manche Bankfilialen sowas gemeinsam am Wochenende machen müssen.

Und die U-Form ist so schlimm nun auch nicht. Ich fand sie immer toll. Meine Große gerade auch.

Ehrlich, jeder Lehrer macht das nunmal anders. Man muss nicht alles ausdiskutieren, sondern manches einfach hinnehmen. Das Leben ist kein Ponyhof. Stellt der Lehrer die Tische in 2er Reihen auf, wie damals bei meinem Sohn, dreht die Muttermeute auch durch.

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Hi, danke für Deinen Beitrag.

Du schreibst ja selbst: Das Training wird wöchentlich in der Schule deiner Kinder gemacht, also bist Du als Mutter darüber offenbar im Bilde :-) Dann finde ich das in Ordnung.

Nicht in Ordnung finde ich es, keine Info in diesem Fall weiterzugeben, während andere 1000 Wichtigkeiten ohne Pause kommuniziert werden. Ein wöchentliches Training gibt es an "unserer" Schule zum Beispiel nicht, umso mehr scheint es ja ein Ernstfall zu sein, dass jetzt so was stattfindet, und darüber könnte man die Eltern zumindest in einer einer kleinen Info unterrichten. Wenn ich nichts zu verbergen habe, kann ich ja diese Transparenz einfach vermitteln.

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Ich habe aufgehört, mir über so etwas Gedanken zu machen.
Die Sitzordnung wird hier ebenfalls immer mal wieder verändert. Mittlerweile höre ich darüber keine Beschwerden seitens meines Sohnes mehr. Er hat sich damit abgefunden, meistens neben unruhigen Schülern zu sitzen und keine Wahlfreiheit zu haben. Es kam schon vor, dass er nicht richtig hören oder sehen konnte (Lichtverhältnisse im Klassebraum, zu klein oder groß das Klassenzimmer).
Sozialtraining....da gibt es Dinge......
Er hatte mal ein Sozialtraining mit Handtüchern und die Kinder sollten ihre ganze Wut am Handtuch auslassen.....mein Sohn - damals 7. Klasse - war völlig überfordert und meinte, welche Wut?
Ein anderes Training Stühle kippeln und festhalten. Andere am Fallen hindern....
Evtl bin ich zu bodenständig aber dies löst in mir Lachreize aus.
Nein, keine Schule mit Gewalt.....Kleinstadt 1300 Schüler und Gymnasium und nein, wir unterschrieben nichts etc.
Es gibt echt wichtigere Dinge. Mein persönlicher Eindruck von manchen Lehrern ist der, dass sich auch dort die Gesellschaft spiegelt und man bei einigen privat einen großen Bogen machen sollte.

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Hallo, auch Dir vielen Dank für Deinen Beitrag, der bei mir für Erheiterung sorgte :-) Denn ich sehe viele Dinge zum Glück auch nicht ernst und vermittele das meiner Tochter genau so. Ich erziehe sie so, dass eben Dinge auch hinterfragt und nicht alles abnickt. Jetzt ist die Situation eingetreten, dass viele Schüler eine Situation hinterfragen und kein richtiger Dialog mit der Lehrerin zustande kommt. Der Tenor in der Klasse ist ja klar: Nicht die Hörbehinderung oder der Junge sind das Problem, sondern die Klassenlehrerin, die ein Fass nach dem anderen aufmacht und viel Unruhe bringt (es gibt noch andere ungeklärte Sachen, die ich gar nicht alle aufzählen kann). Ich halte mich aus allem raus, aber ab und an darf es wohl gestattet sein, eine kritische Frage zu stellen und sich nach dem Sinn zu erkundigen.
Denn ich denke, dass Lehrer keine unantastbare Götter sind und dass Schüler zu einer Unterschrift gedrängt werden in "unserem" Fall, und dass Eltern darüber nicht informiert werden, finde ich doch etwas seltsam.
Ansonsten darf sich meine Tochter auch mit allen Phänomenen des Schulalltags auseinandersetzen und da kommen Dinge vor, da fasst man sich echt an den Kopf. Ich sage ihr, dass sie nicht alles glauben muss, was man ihr vermitteln will (zum Beispiel, dass die Kinder asozial seien) und dass sie Dinge, die sie nicht versteht, hinterfragen kann.

Fakt ist, dass man Schule m. E. nicht mehr ernst nehmen kann, bei all den "Projekten", die da permanent angezettelt werden. Dieses Sozialtraining ist m.E. solch ein "Projekt", denn mit einer transparenten Kommunikation, bei der man alle Beteiligten angehört hätte, wäre es mit Sicherheit nicht eskaliert. Wie erwähnt: Der Junge ist seit der 5. Klasse Teil des Klassenverbands und es gab noch nie so eine Aufruhr wie jetzt.

tollen Tag Dir und Deiner Familie.

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Habt ihr keine Verbindungslehrer an der Schule? Die Schüler könnten den Verbindungslehrer und den Schulsozialarbeiter kontaktieren. Sie könnten auch einen Termin beim Schulleiter machen. Die Lehrerin wird bestimmt schon einen Ruf haben...
Als Eltern kann man ebenfalls einen Termin bei der Schulleitung machen.

Grüße

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Hallo,

Das Sozialtraining ohne vorherige Infomation finde ich auch nicht richtig.
Es ist schwierig, wenn du das Gefühl hast, dass deiner Tochter Nachteile durch die Intervention von deiner Seite entstehen. Habt ihr keine Klassenpflegschaftsvorsitzenden?
Ich würde mich pber diese an die Schulleitung wenden. Bedeutet wahrscheinlich, dies immer wieder zu tun, bevor es etwas bewirkt.

Zu der U-Form kann ich nur sagen, dass es für hörgeschädigte Kinder sicherlich einfacher ist, seine Klassenkameraden zu verstehen, wenn er sie beim Sprechen sieht.
Mit Hörgerät ist es sehr schwer, in größeren Gruppen mit Nebengeräuschen zu hören und zu verstehen. Vielleicht schaltet das Kind auch deshalb manchmal im wahrsten Sunne des Wortes ab.
Es hilft dem Kind daher nicht, einfach vorne an einem Tisch zu sitzen, die U-Form ist da viel effektiver für die Klassenkommunikation. Und ich finde, darauf kann und sollte man Rücksicht nehmen.

Liebe Grüße
Love

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Hallo :-)

Ich bin schon der Meinung, dass man Kinder Dinge selbst regeln lassen sollte, da das Leben immer wieder Herausforderungen bereit hält, bei denen man nicht immer Händchen halten kann/soll.

Ich habe mich ja jetzt auch lange Zeit nicht zu dieser Angelegenheit geäußert. Und ich sage ja: Rücksichtnahme befürworte ich; in der Vergangenheit hatte es aber ein Sitzkonzept gegeben, das ja für den Jungen passend war und für die Klasse auch. Warum jetzt alles über einen Haufen geschmissen und von einer sehr unerfahren wirkenden Neu-Lehrerin aufgerissen wird, kann ich nicht nachvollziehen und es gibt ja auch keine offizielle Erklärung dafür; es wird diese "Behinderung" in den Raum gestellt, und nach der haben sich nun alle zu richten. Ich denke, dass man mit Transparenz in diesem Bereich viel erreichen kann. Ein offenes Gespräch über diese Beeinträchtigung, vielleicht auch ein Erklären, wie sich diese Beeinträchtigung anfühlt, damit Verständnis wachsen kann. Vielleicht ist die Beeinträchtigung stärker geworden? Niemand weiß es. Aber einfach andere Kinder als "asozial" hinzustellen, weil sie nicht angehört werden, finde ich so oder so nicht in Ordnung.

Über alle anderen Trainings werden wir als Eltern ja auch informiert - warum also nicht einfach auch in diesem Fall?

Die Elternsprecherin ist seit der 5. Klasse die Mutter des Jungen und bei jedem Elternabend betont sie überschwänglich, dass ihr Sohn so arg behindert sei. Sorry - aber mir kommt es von Jahr zu Jahr mehr vor, dass die Mutter das Drama daraus macht und das Problem mit diesem Hörgerät hat, und der Junge längst seine Methoden gefunden hat, als Teenie mit dem Thema gelassen umzugehen. Das meinte ich in meinem Eingangspost mit "Behinderung zelebrieren".

Aber vielleicht sollte man sich einfach zu gar nichts mehr äußern und nichts mehr hinterfragen, dann können Institutionen wie Schulen quasi machen, was sie wollen ;-)

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Hallo,

ich denke, hier geht es um mehr als den hörbehinderten Mitschüler.

Bei dieser Sache stimme ich Dir zu. Er kann irgendwo einen Platz bekommen, wo er gut hören kann. Dafür muss man nicht alle Tische umstellen, so dass andere sich verrenken müssen.
Das soll Euer Elternsprecher mit der Lehrerin klären. Dafür sind die da.

Aber ich glaube, es gibt ein grundlegendes Problem mit der Disziplin in der Klasse.
Ob das an der Lehrerin liegt, oder daran, dass irgendwelche Schüler Morgenluft wittern und meinen, sich ab jetzt grundlegend negativ ausleben zu dürfen, wäre einerseits die Frage, aber andererseits ist es auch egal.
In der 9. Klasse sollte man in der Lage sein, sich zusammen zu reißen.

Unser Sohn hat es mit 9 Jahren geschafft, sich mit einer Lehrerin zu arrangieren, mit der er ein Jahr vorher so große Probleme hatte (und sie mit ihm), dass wir einen Verbleib in ihrer Klasse für nicht mehr zumutbar hielten.
Sie bekam dann ein paar Stunden in seiner neuen Klasse, und es lief. Er kam sogar von allen Jungs am besten mit ihr klar. Er meinte, er wäre sie ja schon gewöhnt. ;-)

Da werden Neuntklässler werden es ja wohl schaffen, sich bei einer nervigen Lehrerin ein paar Stunden pro Woche zusammen zu reißen. So viel Unterricht hat man bei der Klassenlehrerin da ja gar nicht mehr.

In der Klasse unserer Tochter (7. Klasse Gymnasium) gab es jetzt ebenfalls Vorfälle, wo einige Jungs meinten, sie dürften sich ungestraft asozial benehmen.
Das war vorher erstens besser und zweitens ist das bei der Klassenlehrerin, die sie schon seit der 5. Klasse haben, und die eigentlich allgemein beliebt ist.
Sie hat jetzt auch ein Sozialtraining angesetzt, was uns Eltern so ähnlich präsentiert wurde, wie bei Euch. Da kam ein Zettel und fertig.

Ich finde nicht, dass so etwas lang und breit angekündigt oder gar mit den Eltern diskutiert werden muss.
An unserem Gymnasium gibt es eine Vereinbarung, wo drin steht, dass sich jeder Schüler gegenüber Mitschülern und Lehrern höflich zu verhalten und nicht den Unterricht zu stören hat. Das unterschreiben alle Schüler und Eltern, wenn das Kind an der Schule startet.

Ganz böse gesagt, haben sowieso nur die Eltern von zwei Kategorien von Schülern etwas dagegen.
Kategorie 1 sind häufig die Eltern der Schüler, die sich am asozialsten benehmen. An Gymnasien sind das meistens Eltern, die ihre Kinder, aus fragwürdigen pädagogischen Gründen, nicht erziehen wollen, womit sie letztendlich auch ihren Kindern schaden.
Als dreister Egoist mit der Selbstbeherrschung eines 6-jährigen kann man höchstens Präsident der USA werden. Arbeitgeber stehen nicht so auf solche Mitarbeiter...

Kategorie 2 sind häufig die Eltern der sozial kompetenten Schüler, die es eigentlich nicht nötig hätten. Solche Trainings machen aber wenig Sinn, wenn man sie nicht mit der ganzen Klasse durchführt.

Unsere Tochter benimmt sich in der Schule auch. Trotzdem habe ich nichts dagegen, wenn sie an solchen Maßnahmen teilnimmt. Es schadet ja nicht.

LG

Heike

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Hi :-)

Ihr habt ja wenigstens einen Zettel mit einer kurzen Info gekriegt :-) wir nicht - und dieses Fitzelchen Transparenz hätte ich mir schon gewünscht, zumal nicht klar ist, ob die Kids dafür mit dem Bus irgendwo hinfahren oder das Ganze in der Schule stattfindet. Die Aussage an die Kids war: "Ihr werdet es morgen erfahren, wo das Training stattfindet. Vielleicht in der Schule, vielleicht irgendwo anders." Als Mutter wüsste ich schon ganz gern, wo sich mein Kind aufhält, wenn Schule ist...
Aber wie erwähnt halte ich mich da ja raus - ich beobachte aus der Ferne und denke mir meinen Teil über die ganze Sache. Schwierig finde ich es, wenn eben meine Tochter von ihren Empfinden erzählt und ich ihr keine wirklich befriedigende Antwort geben kann außer gefühlt ein: "Manchmal muss man bei gewissen Dingen einfach die Klappe halten und so tun, als würde man mitschwimmen, damit der Oberlemming (in dem Fall die Lehrerin) zufrieden ist". Schwierig, wenn man von Haus aus ein Mensch ist, der Dinge auch mal kritisch hinterfragt und nicht alles wie ein Schlafschaf abnickt.

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Ich bin Lehrerin und ehrlich gesagt etwas geschockt, wie du über den Hörgeschädigten Jungen in der Klasse und den Umgang mit Behinderungen sprichst. Zuerst schreibst du, dass er eine leichte Hörschädigung habe, später dann, dass keiner so genau weiß, was er genau hat. Ich hatte selbst schon eine Schülerin mit einer Hörschädigung in der Klasse. Das Mädchen hatte gerade mal noch 20% Hörvermögen und trug auch Hörgeräte. Sie konnte das aber gut ausgleichen und überspielen, sodass einem Außenstehenden ihre durchaus schwere Beeinträchtigung sicher nicht in diesem Umfang aufgefallen wäre.
Und tatsächlich ist für solche Kinder ein U die beste Sitzordnung, weil es nicht nur darum geht, nah beim Lehrer zu sitzen, sondern auch die Mitschüler beim Sprechen sehen zu können, weil ganz viel durch Lippenlesen erschlossen wird. Darüber hinaus haben diese Kinder ein Anrecht auf die Durchführung bestimmter Maßnahmen, die ihnen helfen sollen, und diese werden auch schriftlich festgehalten. Die Schule und die Lehrerin sind gegebenenfalls also verpflichtet, diese Maßnahmen umzusetzen (Thema Inklusion - ist von der Politik so gewollt). Ich würde ich so einem Fall auch Rücksichtnahme von den Mitschülern erwarten sowie ein Zurückstellen eigener Befindlichkeiten zugunsten „Schwächerer“.
Dass eine U-Sitzordnung für die anderen Schüler so problematisch sein soll, wie du das schilderst, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, denn das ist doch eine durchaus gängige Sitzordnung...
Und Sozialtrainings sehe ich als pädagogische Maßnahme der Schule und nicht als „heimliche Erziehungsmethode“, über die die Eltern (bei 9. Klässlern) im Detail informiert werden müssen. Ist bei meiner Tochter nicht mal in der 3. Klasse passiert und an ganz vielen Schulen Bestandteil des „normalen“ Programms. Es kann sehr sinnvoll sein, eben nicht vorher im Detail zu erläutern, was dort passieren soll, damit die Kinder sich unvoreingenommen darauf einlassen können.
Und du maßt dir an, beurteilen zu können, ob die Lehrerin ihren Job gut macht, weil sich kichert und in deinen Augen kindlich redet - sie gar in die Grundschule einordnen wollen... puh, ich würde dir raten, mal den Ball etwas flacher zu halten und die Lehrerin ihren Job machen zu lassen.

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Deine Schilderung finde ich sachlich gut und ich denke, dass Schüler im Alter von 14 bis 16 dieses auch nachvollziehen können. Nur evtl ist dieses so gar nicht kommuniziert worden und evtl liegt da der Fehler.
Befremdlich finde ich jedoch, dass hier über einen Hörgdschädigten in einer Form hergezogen wird, die ich als unsachlich empfinde und das kommt bei mir sehr negativ an.

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Hallo und danke für Deinen Beitrag.

Genau das ist das Thema: Es wird Rücksicht erwartet - ok. Es wird Verständnis erwartet: alles richtig. Es wird Zusammenhalt erwartet: Auch gut.

Von den "Gesunden" wird alles erwartet - aber es wird NICHTS kommuniziert. Es steht eine Einschränkung im Raum, über die nicht offen geredet wird, aber alle müssen sich danach richten und Verständnis für etwas haben, wofür sicher noch Lebensreife und Erfahrungen fehlen. Ich kann meiner Tochter nicht mal helfen im Moment, denn ich weiß ja selber nicht, was denn jetzt eigentlich das "Problem" ist. Ich habe einen Geschäftskollegen, der seit Babyzeit ein Hörgerät hat, er fährt Motorrad, reist um die Welt, ist bei jedem Betriebsauflug dabei, ist im Außendienst viel im Kundengespräch - würde man das Hörgerät nicht sehen, würde ich nicht vermuten, dass da eine Beeinträchtigung sein könnte. Wenn ich das schon als Erwachsene nicht einschätzen kann, weil es verschiedene Fälle gibt: Wie sollen es denn Kinder? Der betroffene Junge selber sagt zu seiner Klasse: "Ich höre alles, was ich will, egal, wie ich sitze und wo ich sitze. Mir ist es völlig egal, wie die Tische stehen." Aber: Die Lehrerin hört nicht hin, sondern reißt alles auf. Im Oktober war Elternabend; da hätte man in 2, 3 Sätzen mitteilen können: "Wir machen Inklusion für Schüler X und die sieht so und so aus." Da kann man auch als Eltern die Kinder bei so etwas konstruktiv begleiten und hat die Chance, die eine oder andere Frage dazu zu stellen. Aber: Nichts dergleichen passiert.

Für mich heißt Inklusion, Betroffene nicht bewusst zum Sonderfall und das Umfeld "asozial" zu machen, sondern gemeinsam eine Lösung zu finden, bei der alle Beteiligten zum Zuge kommen können. Hat sich die Situation von dem Jungen verschlechtert? Dann redet doch einfach darüber. Wie fühlt es sich an, nur noch 20, 30 oder 50 Prozent zu hören? Dann verteilt doch mal Ohrstöpsel und lasst die "Hörenden" das ausprobieren. Das ist pädagogisch wertvoll und nicht dieses alberne HickHack, bei dem eine Neu-Lehrerin den bis dahin funktionierenden Klassenverband deutlich zerstört und ihn in Lager spaltet mit pseudosozialem Getue. Ich mische mich da nicht ein, ich beobachte es von außen und finde die Art, wie mit dem Thema umgegangen wird, ebenso schockierend wie Du: Weil alle nach Inklusion schreien, aber letztendlich den Betroffenen zu einem geheimnisvollen Sonderling machen, von dem eigentlich keiner weiß, was denn Sache und wieso jetzt plötzlich so viele Maßnahmen GEGEN die Klasse ergriffen werden. Denn was ist passiert? Die Klasse bekommt immer mehr das Gefühl, dass der Junge der Liebling ist, der jetzt alles darf: Er bekommt plötzlich keine Einträge mehr ins Klassenbuch, wenn er zu spät in zum Unterricht kommt, er bekommt plötzlich als einziger länger Zeit bei den Klassenarbeiten, muss nicht an die Tafel, bekommt keine Striche beim Vergessen von Hausaufgaben usw. Fragt die Klasse nach, wird sie als "Neider" abgewatscht. Was soll das? Hatte er eine OP und braucht eine langsame Eingewöhnungszeit? Dann sagt es den Kids einfach und sie sind die letzten, die das nicht verstehen.

Erklärt es den anderen Kids doch einfach, warum diese und jene Maßnahme jetzt ergriffen wird, und hört ihnen zu und schenkt auch ihnen und ihren Empfindungen Aufmerksamkeit und macht einen "Behinderten" nicht zum goldenen Kalb, um das man geblendet von der Behinderung auf Kommando herumzutanzen hat, so kommt das nämlich rüber.

DAS ist für mich Inklusion, die ja nach Gleichberechtigung für ALLE schreit, und ja: als Mutter möchte ich gerne wissen, was meine Tochter da zu unterschreiben hat, was sie sich nicht mal in Ruhe durchlesen kann.

Nicht überall, wo Inklusion draufsteht, ist auch Inklusion drin. Und in diesem Fall sehe ich das einfach so; die anderen Klassen-Lehrer haben es in der Vergangenheit ja offenbar gechillt hingekriegt, man richtete die Klasse und ihre Dynamik so ein, dass der Junge auch davon profitieren konnte und es gab nie ein Problem, und jetzt sind alle anderen plötzlich "asozial"??? Die neue Lehrerin macht ein Drama daraus und das mal kritisch aus der Ferne zu hinterfragen - das nehme ich mir als Mutter heraus. Mehr mache ich ja nicht. Und ja: Nicht jeder Lehrer ist für jedes Lehreramt an jeder Schule in jeder Klassenstufe geeignet, das ist eben auch meine Meinung, genauso wie man keinen Kaltblüter in ein Pferderennen mit Vollblütern stecken sollte. Geht zwar, tut aber nicht gut und bringt nix. Und das, was ich da bisher mitbekommen habe an unkoordinierter Projektarbeit, die nie zu Ende gebracht wird aber vollmundig angekündigt wurde, auch uns Eltern, spricht für mich Bände, dass diese Dame für eine gymnasiale Mittelstufe, die selbstbewusst und pubertär ist, nicht unbedingt geeignet ist. Grundschule wäre da vielleicht besser und das ist ja kein Abwerten - und auch das darf man erkennen und nicht im Schlafschaf-Modus einfach hinnehmen.

Frohes Schaffen noch.

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