Patchwork - immer die zweite Geige

Hallo zusammen,

ich bin wirklich verzweifelt und bin über jede Antwort froh, selbstverständlich auch Kritiken. Vielleicht bin ich ja mittlerweile auch auf dem falschen Dampfer...

Also, ich habe im Februar diesen Jahres mit meinem Partner ein Mädchen bekommen. Soweit alles ganz prima.
Mein Partner ist geschieden, hat 2 Kinder (7 und 9), die er jeden Dienstag und jedes 2. Wochenende bei sich hat. Die Kinder mögen sich alle 3 sehr untereinander. Ich komme auch gut mit den beiden hin.
Seine Ex-Frau hasst mich wie die Pest, hat schon während der Schwangerschaft ständig irgendwelche miese Aktionen gebracht (das nur nebenbei).

Mein Partner hat eine höhere, verantwortliche Arbeitsstelle und identifiziert sich auch mit seiner Arbeit. Aufgrund verschiedenster Umstände wird die Arbeit immer mehr und entsprechend abends immer später. Weiterhin werden die Auflagen der Ex immer mehr (denen gehorscht er wie ein Schoßhund). Deshalb ist es mittlerweile so dass er jetzt bereits seit Monaten keinen Abend mehr vor 20-22 Uhr nach Hause kommt und dann meistens später noch mal zur Arbeit fährt. Morgens ist er weg bevor wir aufstehen. Somit sieht die Kleine ihren Vater während der Woche eigtl gar nicht; ich nur sehr kurz da ich vor Müdigkeit oft früh einschlafe. An den letzten körperlichen Kontakt kann ich mich nicht mehr erinnern.

Wenn er die Kinder hat ist alles anders. Er kann früh von der Arbeit weg, ist immer gut gelaunt. Wie er sagt kümmert er sich dann aber überwiegend um die beiden, weil er sie „ja so selten sieht“. An den Wochenenden an denen die Kinder nicht da sind ist er natûrlich auf der Arbeit.

Ich weiß nicht mehr weiter. Gespräche darüber will er nicht führen, es ist so wie es ist. Ich soll es akzeptieren.

Meine Familie gibt es nicht mehr. Ich fühle mich allein gelassen, ungeliebt und letzte Wahl.

Sehe ich das alles falsch?

Ssrpalt

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Wenn so ein Verhalten plötzlich auftritt steckt meist mehr dahinter, als tatsächlich nur mehr Arbeit. Kannst Du ein Verhältnis mit einer Kollegin ausschliessen? Oder eine andere Affäre? Da er sich Dir körperlich nicht mehr nähert und regelrecht zu fliehen scheint, wäre das mein erster Verdachtsmoment. Der zweite wäre, dass er auf der Arbeit seine Ruhe sucht und nicht mehr gerne daheim ist.

Dieses Abblocken würde ich auch nicht hinnehmen, gerade weil er sich ja offenbar bewusst und von Herzen auch anders verhalten kann. Ich würde eine Antwort fordern, warum er sich gerne Zeit nimmt für seine älteren Kinder aber für seine Frau und das neue Kind nicht. Gibt er keine zufriedenstellende Antwort und ist nicht gewillt, eine Lösung für mehr Familienzeit zu finden, würde ich tatsächlich davon ausgehen, dass er schlicht kein Interesse mehr an der Familie hat und die entsprechende Konsequenz ziehen.

2

Hallo,

das ist aber wirklich eine blöde Situation und nein, Du siehst das nicht falsch oder zu eng. Ich würde das auch nicht aushalten, würde ihn dazu zwingen, mit Dir zu reden und zu schauen, wie es weiter geht. Je nach dem, was bei dem Gespräch heraus kommt, wenn denn ein Gespräch zustande kommt, würde ich dann meine Konsequenzen ziehen, der Zustand auf Dauer macht Dich kaputt.

LG

3

Arbeit kann auch eine Sucht sein. Workaholic ist nicht nur einfach ein Begriff.

Die Frage ist: wie wäre es ohne die andere Familie?
Würde er sich dann AUCH hinter der Arbeit verkriechen? Würde er dann AUCH die "anderen Familientage" nicht bei dir verbringen?

Wenn ja, ist es fast egal, ob er noch andere Kinder hat oder nicht. Es würde dir nur auf einer anderen Art von Ebene auffallen. Die Frage, ob es an den anderen liegt wäre weg.


Würde er mehr Zeit mit euch verbringen, wenn es die anderen Kinder nicht gäbe.
Hätte er dann mehr Zeit für euch übrig, weil er mehr Kraft/Nerven/Zeit für sich hätte, wäre die Ursache in deren Zusammenhang.

Warum gehorcht er aufs Wort? Ist er froh, wenn die Auflagen schärfer werden? Z.B. als Flucht?
Werden die Auflagen schärfer, weil er bei seinen anderen Kindern ebenfalls ähnliche Verhaltensmuster zeigt, wie bei eurer Tochter auch? Sprich: er macht es, weil er muss, aber er würde nicht, wenn er könnte?


Was sucht / Sucht er in der Arbeit?
Anerkennung? Zeit für sich?
Hat er sich selbst längst verloren und lässt dort alles mit sich machen?
Will er eine höhere Position?
Ist auf direktem Weg in einen Burn Out? Wo er die Stufe schon überschritten hat, da nicht mehr rauskommt?

Verhältnis?

Angst seinen Job zu verlieren und nicht mit dir darüber reden will? Als Familienernährer nicht als Versager da stehen zu wollen?

Er liebt dich nicht mehr und ist zu feige das zuzugeben?

Er hat andere Probleme und über Probleme spricht man(n) nicht?

Die erste Frage wäre wie gehabt: würde er sich euch gegenüber auch so verhalten, wenn er seine anderen Kinder nicht sehen würde/müsste/dürfe? Wäre er dann trotzdem bei mehr Zeit für sich, noch mehr bei der Arbeit?

Oder würde er dann mehr Zeit mit euch verbringen?

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Also eine Beziehung kann ich sehr sicher ausschließen. Dafür hàtte er gar keinen Nerv mehr neben allem.
Mit dem Burnout und Workaholik kommen
wir dem Ganzen schon recht nahe, denke ich. Er macht sich kaputt.

Zu der andren Frage: wenn es keine Kinder gäbe, denke ich würde er trotzdem viel auf der Arbeit sein. Bis er dort einschläft... ist schon öfter vor lauter Erschöpfung passiert. Er sagt selbst, er ist mit allem überfordert. Jeder will nur noch was von ihm.

Wenn er nur konstant so wäre, könnte ich sehr viel besser damit umgehen. Aber dieser Wechsel zwischen Kindertagen und Alltag macht es mir sehr schwer...

21

mir ist schon klar, dass es dir das schwerer macht, andere Gefühle auslöst

aber es ist wohl nicht die Ursache.

Für dich macht es anstrengend, dass er bei anderen kann, nur bei dir/euch nicht.
Aber wenn die anderen nicht wären, könnte er trotzdem nicht

Irgendwie ist es auch ein Kompliment. Bei dir kann er - nein sagen. Mutig sein. stopp sagen. Mal er selbst sein.
Bei allen anderen - macht er.

Befasse dich mal mit dem Thema Burn out und wie es sich entwickelt.
helfen lassen kann nur er sich selbst
aber für dich zum verstehen und auch für dich selbst um einen Weg zu finden damit umzugehen.

Burn Out ist zwar einer, der dann krank ist. Aber betroffen ist die ganze Familie.

5

Hallo,

wie war denn eure gemeinsame Zeit, bevor euer Kind geboren wurde? War er da auch schon so, oder hat es sich in den letzten Monaten eingeschlichen?

Ihr solltet versuchen euch in Ruhe zusammen zu setzen. Jeder sollte vorurteilsfrei seine Ängste, Bedürfnisse und Wünsche formulieren dürfen. Dann sucht nach einer für alle tragbaren Lösung.
Vllt könnt ihr euer Kind ja mal für 2/3 Stunden zu einem Babysitter geben und so euch Zeit frei schaufeln.

Keinem ist damit gedient, wenn beide Partner in einem Burnout o.ä. rennen.

Ich kann verstehen, dass dein Partner sich um seine älteren Kinder gut kümmert. Vermutlich hat er Angst, dass seine Exfrau ihm noch mehr Stress macht.
Aber auch da muss er seinen Mann stehen, wenns im Gespräch nicht geht, dann zur äußerten Not auch über Gericht.

Ihr kommt um ein klärendes Gespräch nicht drumherum. Ersucht es zu führen bevor es zu spät ist.

VG

7

Es liegt nicht an der Kleinen. Die Oma wäre auch immer parat zum Babysitten. Und die Maus schläft sehr zuverlässig ab 20 Uhr. Es gäbe also Möglichkeiten, aber er ist halt nie da!

Und unsere Tochter sieht ihren Vater ja so gut wie gar nicht!
Klar ist es gut wenn er sich um die anderen kümmert, aber er sollte doch in zwei Monaten auch einmal Zeit für uns haben. Oder ist das zu viel erwartet?

8

Ist die Oma seine Mutter? Hast du guten Kontakt zu ihr? Dann frag sie doch einfach mal, wie sie eure Situation sieht und was sie darüber denkt bzw. was euch helfen könnte, so dass ihr euch zumindest mal aussprechen könntet.

Ich denke ein klärendes Gespräch ist von Nöten und du erwartest meiner Meinung nach nicht Zuviel, wenn du Zeit als Familie mit ihm verbringen möchtest.

VG

6

Hallo

Wenn er die Kinder dienstags hat - dann wird das für ihn als pflichtbewussten Mann bedeuten, dass er sie fix im Kalender eingetragen hat .Und daher kommt. Es ist ein Termin, ein geliebter, ein berechenbarer. Daher fällt es ihm leichter, den einzuhalten. PLUS er kann das nicht verschieben - das sind gerichtliche Anordnungen...
Und er wird den ersten Kindern gegenüber wohl auch ein bisschen ein schlechtes Gefühl haben - er ist nicht mehr bei ihnen.

Wenn er plötzlich mehr Arbeit hat, wird er das auf die anderen Tage umschichten. Nicht auf die, wo er die Kinder hat.

Führ mit ihm ein Gespräch - entweder er macht für euch auch so einen früheren Abend (woebei er dann ggf. am WE noch weniger Zeit hat) oder er gibt dir einen Zeithorizont, bis wann er die Arbeit wieder im Griff hat. Es gibt mal Monate, wo man einfach durch muss - da musst du auch einstecken können. Er kann sich ja nicht zerreissen. Und ein verantwortungsvoller Job mit entsprechend gutem Salair, welches für Euch und die Alimente gut reicht, muss man eben auch erfüllen.

Vielleicht bist du im Moment die 2. Geige. Aber ein Orchester braucht auch die. Und manchmal muss man sowas akzeptieren. Ich muss zu Kriesenzeigen auch am WE mal einspringen oder ähnliches. Aber meist habe ich einen Zeithorizont und kann das kommunizieren. Es ist erstaunlich wie viel mehr man verkraftet wenn man weiss, dass es nur für zwei, drei, vier Monate ist.

Wenn es eine allgemeine Anhäufung von Arbeit ist: Kann er kürzer treten, kommt ihr mit weniger Geld klar - kannst du darüber hinweg kommen?
Wenn es was anderes ist: Was ist es? Vlt. gar nicht mehr Arbeit? Versitzt er die Zeit im Job, weil er ein anderes Problem hat? Auch das muss man ansprechen dürfen.

Meist ist es wohl harmloser: Der Mann hat einen fixen Tag pro Woche, wo er abends für die ersten Kinder daheim sein muss. Dazu jedes 2. Wochenende, dass er fix mit Euch und den ersten Kindern verbringt.... Sprich: Wenn es im Job hart auf hart kommt kann ein Manager eigentlich froh sein, wenn er einen fixen ruhigen Abend und ein fixes ruhiges Wochenende pro Zwei Wochen hat. Da liegt wirklich nicht viel mehr drin. Mein Chef würde jubeln, er hätte so viel Zeit...
- nur dass dein Mann das auf zwei Familien aufteilen muss - wobei das eine fix ist. Also kann er die Zeit ja nur bei euch abknapsen.

Versucht im Alltag Zeitinseln zu schaffen. Die Kleine braucht ihn noch nicht so so sehr. Also schau, wie du die Zeit mit ihm umsetzt: Steh morgens mit ihm auf - trinkt Kaffee zusammen. Du kannst ja danach immer noch ins Bett... Bleib abends an einem fixen Tag länger auf und redet dann miteinander.... Macht für die strenge Zeit zwei, drei fixe termine am WE ab - wo ihr einen Babysitter nehmt und was abmacht. Entweder kauft ihr Theaterkarten oder ihr mietet ein Zimmer... das peppt auch die Beziehung auf.... und kostet nur ein paar wenige Stunden.

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@wort75: ich denke du hast es genau erfasst! So denkt und tickt er.
Mir ist das Geld egal, lieber hätte ich Familie. Er würde nicht reduzieren; er liebt seine Arbeit. Und je mehr ich darauf herum reite desto sturer wird er!

Was ich aber nicht verstehe: sind wir ihm so egal? Hat er keinen Bedarf an uns? Oder ist das zu weiblich oder egoistisch gedacht?

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Du bist auf die Frage noch nicht eingegangen die eine Userin zuvor schon gestellt hat:

Wie war er vor dem Kind?

Wie lange seid ihr schon ein Paar? Wie lange wohnt ihr zusammen? War das Kind auch von ihm gewollt?

Für mich klingt sein Verhalten irgendwie nach Flucht vor der neuen Familie.

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Seine ex setzt ihm grenzen - du aber nicht.
Er ist sich deiner zu sicher. Bei dir brauch er sich nicht anstrengen. Bei ihr und seinen kindern schon.

Meistens sind männer ja irgendwie von einem abhängig. Sie brauchen sex, warmes essen, bewunderung oder jemanden, der seine wäsche macht.

Wenn er nicht mit dir reden will, dann stellst du eben erst mal deine hausfrauendienste für ihn ein.
Er hat mit dir zu reden.

Vielleicht hat er wirklich viel arbeit und sieht kaum land. Kann ja sein. Aber es ist dein recht, dass er mit dir drüber redet.
Vielleicht ändert sich die Situation auch nicht, aber gespräche und ein bisschen Liebe sollten drin sein.

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Stimmt, mehr gibts dazu nicht zu sagen. Sehr gut!