Startvorteile durch Namen?

Denkt ihr Vornamen können Kindern Vorteile im Leben bringen, in der Schule und so?

Was sind für euch Namen mit einem hohen Sozialprestige?

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Stinknormale Namen ohne kreative Schreibweise sind imho tatsächlich die vorteilhaftesten🤷‍♀️.
Luan-Skyler wird immer mühsam aus seiner "bildungsfern" Schublade rausklettern müssen.
Von Meikel oder Seimen wollen wir mal gar nicht anfangen.
Und ich weiß von Lehrern im Bekanntenkreis, dass ein überflüssiges Y definitiv zum Augenrollen einläd.
Überkandidelte Namen wie Eusebius-Johannides lassen zumindest auf anstrengende Eltern schließen.
Tatsächlich hab ich vor kurzem gelesen, dass es in der Schule Vorteile haben soll, wenn man recht weit oben auf der Klassenliste steht. Die Quelle habe ich aber nicht zur Hand, deswegen mag ich die Seriosität dieser Aussage nicht beurteilen.
LG

Bearbeitet von laeufermaedel
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Die Frage ist eher, welchen sozialen Hintergrund Luan-Skyler hat. Hat Luan-Skyler Eltern aus dem Mittelstand+, verfügt über ein zumindest durchschnittliches Repertoire an Manieren und Sprachvermögen und beherzigt rudimentäre Verhaltenskodizes, ist er sofort aus der Schublade raus - wenn er jemals drin war. In meinem Umfeld habe ich da mehrere Beispiele. Die Tochter eines Bekannten hat einen solch plakativen Namen, dass ich dabei immer eine betrunkene Backgroundtänzerin von Britney Spears vor Augen habe. ABER: Das Kind ist hellwach, luzide, ehrgeizig und sehr, sehr selbstbewusst und zeigt natürlich klasse Leistungen in der Schule. Der Vater ist Chefarzt, die Mutter Lehrerin.
Die Soziologie weiß längst, dass in Deutschland vor allem der soziale Background über den schulischen Erfolg entscheidet. Dass sozial Schwächere häufiger exotische Vornamen wählen, oder ihre Kinder nach Stars und Sternchen der U-Kultur benennen oder schlimmstenfalls kreativ werden und Vornamen selbst basteln, führt wahrscheinlich zur falschen Verknüpfung: "unkonventioneller" Vorname = bleibende Vorurteile der Lehrer. Denn umgekehrt funktioniert es nicht: Eine Familie in prekären Verhältnissen, in Armut, ohne Bildungshintergrund, mit all den "Begleiterscheinungen" in Wahrnehmung und Verhalten, die solche Umstände mit sich bringen, kann ihre Tochter Anna Amalia und den Sohn Johann Wolfgang nennen. Ich wette, es dauert nicht lange, bis sich auch da eventuelle Vorurteile wieder gerade gerückt haben.

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Da hast du natürlich uneingeschränkt Recht.
In der Schule oder auch später an der Uni ist meist genug Zeit, den ersten Eindruck zurecht zu rücken.
Aber manchmal hat man nur die Chance auf diesen ersten Eindruck und in dem Falle hat Alexander bestimmt einen Startvorteil gegenüber Justin.
LG

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Ich denke auch Namen die eben nicht hervorstechen durch besondere Schreibweisen oder andere Aussprache als Schriftbild ...

Also eine Maria hat sicher bessere Chancen von dem Lehrer schneller wahrgenommen zu werden als eine Hailey Caitlyn oder ein Kaynai Jacob (Key na i - Tsche kop gesprochen) ... 😱

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Ehrlich gesagt wäre ich mega neugierig, wenn eine Hailey Caitlyn oder ein Kaynai Jacob auf meiner Klassenliste auftauchen würden. Eher verbunden mit einem kleinen wtf und der Neugier, was ist das für ein Kind (und am Elternabend erst: was hat die Eltern geritten das zu tun?). Aber ich wäre definitiv interessierter als an einer Maria, Luisa oder Leon, Max.
Ich hab dieses Jahr einige interessante Namen und die Schüler kannte ich mit als erstes. Ob der Eindruck dann gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, aber Interesse war auf alle Fälle da ;-)

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Aber auch positiv interessiert oder eher ein "oje, was ist sind denn das für Eltern"?

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Das ist so. Aber Vorurteile halten nur so lange, wie sich Urteile bilden können. Ich erlebe das immer wieder, weil meine Kinder arabische Namen tragen. Da mag es den ein oder anderen Lehrer geben, der assoziativ ein gewisses Erwartungsfeld betritt. Das halte ich für völlig normal, denn auch ich habe andere Assoziationen, je nachdem, ob ich einen Namen wie Clara Maria Reimers oder Tyler Koschinski höre.
Diese Vorurteile halten aber - im besten Fall - nicht lange. Meine Kinder sind intelligent, der Große hochbegabt und sehr ruhig, die Kleine sehr clever, meinungsstark und präsent. Und ihre Noten sind topp.
Wie das dann im "wirklichen" Leben aussehen wird, bei dem weniger Zeit ist, sich ein Urteil zu bilden, ist dann noch mal ein anderes Thema.

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Ich denke wir Menschen sind alle ein wenig beeinflusst und ich glaube bei gewissen Namen gehen leider vermehrt Schubladen auf. Wenn sich ein Alexander und ein Daimen-Sklyer auf die selbe Stelle bewerben,wird der Arbeitgeber sich hoffentlich bei guter Bewerbung von beiden einen Eindruck machen , allerdings wird er vielleicht zunächst erstmal zu Alexander tendieren. Ich denke nicht,dass Damien-Skyler gleich wegen seinem Namen raus aus,wenn sonst alles stimmt.

In der Schule könnten Lehrern bei gewissen Namen vielleicht schon etwas "gebranntmarkt" sein und vielleicht
unterbewusst das Kind in eine Schublade packen ,aber wirklich gute Pädagogen packen das Kind ganz schnell wieder aus dieser Schublade raus.

So ganz frei von Beeinflussung kann man nicht kommen , denn z.B wenn man sein Kind Johanna nennt kann die fiese Exfreundin vom Arbeitgeber so heißen und er ist beeinflusst oder Theo heißt auch der verstrittene Bruder der Lehrerin oder Karl der Opa der Erzieherin der ganz gemein war usw.
Ich glaube solche Assoziationen sind noch stärker und die kann man einfach nicht vermeiden vielleicht mit einem super exotischen Namen ,aber dann gehen wieder andere Schubladen auf ;)

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Ich glaube es gibt wesentlich bedeutendere Dinge, die man seinem Kind mit auf dem Weg geben kann, als einen vermeintlich prestigeträchtigen Namen. Eine Chantalle-Schakeline oder ein Dustin-Tyler wird sicher erstmal mit Vorurteilen zu kämpfen haben, daher würde ich solche Namen nicht vergeben.
Aber ob ein Kind einfach Julia, Romy, Leni heißt oder einen "hochgestochenen" Namen wie Aurelia Konstanze Eleonora oder Carl-Julius Ferdinand trägt wird nicht den Werdegang bestimmen. Da spielt in meinen Augen der familiäre Bildungshintergrund eine wesentlich größere Rolle. Den kann man auch nicht durch einen noch so gebildet wirkenden Namen wettmachen.

Bearbeitet von Sommerkind.82
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Unser ehemaliger Personaler hat vor 15 schon immer Bewerbungen im Vorfeld nach Namen vorsortiert.
Hatte immer 2 Stapel.
Sein Spruch: ich stelle nie eine Michelle oder Jacqueline oder.....ein, die haben den Stempel DOOF schon auf der Stirn.
In dem Fall zählt halt nicht der erste Eindruck. Weil soweit ist eine Michelle nie gekommen. Obwohl sie vielleicht besser qualifiziert gewesen wäre als Julius.
Und das ist sehr schade.

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Uh! Was wäre denn gewesen, wenn Michelle und Jaqueline einen französischen Elternteil gehabt hätte, der dem Kind einen in Frankreich völlig herkömmlichen Namen gegeben hätte?!

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Genau so einen Personaler kenne ich auch, der liest im Zweifelsfall nur bis zum Vornamen.
Was da an Potential verloren geht...

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Ich denke bei Namen die durch eine merkwürdige Schreibweise auffallen, geht eher eine Schublade auf.

Bspw:

Josepf

Flohrentine


Weil das sieht aus nach
"geschrieben wie gehört"

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Hallo.
Hier kamen jetzt sehr viele Antworten zum Thema "Kann sein Vorname einem Kind einen Nachteil bringen?" Darauf würde ich auch mit Ja antworten. Falsche Schreibweise, extreme Extravaganz, Albernheiten als ein paar Gründe, um es kurz zu machen.
Aber, gibt es auch Namen, die VORTEILE bringen? Spontan hätte ich Nein gesagt, aber dann fiel mir ein, dass es so einen psychologischen Effekt gibt, dessen Namen ich vergessen habe. Menschen tendieren dazu andere Menschen zu mögen, von denen sie glauben sie seien ihnen ähnlich. Auf Namen übertragen: bekannte, vertraue Namen wecken vielleicht bei anderen spontan positive Gefühle aus und führen zu mehr Sympathie.

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Ich weiß auch nicht, wie der Effekt heißt, aber Studien haben gezeigt, dass bei spontaner Einschätzung häufigere Namen positiver bewertet werden als seltenere. Und der eigene Name bzw. die von nahestehenden Personen auch anders bewertet werden als Namen aus der breiten Masse bzw. unbekannte Namen.

Und der Effekt betrifft weiter gefasst auch den Hintergrund vom Namen und vom Bewerter. Also wenn er einen Bezug zur Sprache oder Religion, aus der der Name kommt, hat, bewertet er ihn spontan positiver, als wenn er dazu keinen Bezug bzw. eine Ablehnung hat.
Und das Alter spielt auch rein. Der Name Sabine wird von jemandem aus den 60ern anders bewertet als von jemandem aus den 00ern.

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Jein.

Es gibt Namen, zu denen haben Menschen positivere Assoziationen oder negativere Assoziationen.
Allerdings besteht das Leben ja aus mehr als "der Name wird irgendwo gelesen". Es spielt ja immer auch das Auftreten rein. Aussehen (Kleidung, Frisur, Style), Sprache (Aussprache und Wortwahl/Ausdruck), Verhalten etc. pp. Sogar im E-Mail-Verkehr spielt das eine Rolle.

An meiner Schule war Kevin stufenübergreifend ein synonym für den Paradeschüler, während Gunnar der Lehrerschreck war.
In einer Studie auf dem Papier hätte man sie wahrscheinlich genau andersrum bewertet.

(Zumal übrigens selbst die echt schlechten Studien, auf die so gerne verwiesen wird, nur einen Notenunterschied von einer Viertelnote ausmachen konnten.)

Es gab mal eine amerikanische Studie, in der man das untersucht hat.
Er wurden Namen gewählt die man eher einem europäisch-amerikanischen bzw. afroamerikanischen Hintergrund zuordnet. Einmal war der Name die einzige Information, einmal wurde ergänzt, die Schüler seien afroamerikanischer Herkunft und einmal, sie seien europäisch-amerikanischer Herkunft.
Ob der Afroamerikaner einen europäisch-amerikanischen oder einen afroamerikanischen Vornamen trug, hat in der Bewertung keinen Unterschied gemacht.

Womit man definitiv Vorteile bringt (nicht unbedingt in Bezug auf Noten, aber ein unkompliziertes Leben): Unkomplizierte Namen. Einfach in Schreibweise und Aussprache.

Die Frage nach Sozialprestige finde ich zu kurz gegriffen, weil die Assoziationen, die mit Namen einhergehen, viel weiter sind.

Ich empfehle als Lektüre:
Hannah Kleen und Sabine Glock: Sag‘ mir, wie du heißt, dann sage ich dir, wie du bist: Eine Untersuchung von Vornamen. In: Stereotype in der Schule. Hg. von Hannah Kleen und Sabine Glock.

Unter Verweis darauf, dass für die Auswertung eine sehr kleine (21 bzw. 31 Personen) und heterogene (Lehramtsstudenten, alle sehr jung) verwendet wurde. Diese Problematik wird allerdings auch benannt.

Spannender als das Ergebniss finde ich die dort aufgeführten Erkenntnisse aus vergangenen Studien.
=> Jeder Name löst eine Vielzahl an Bewertungskriterien aus: Alter, Intelligenz, Attraktivität, sozioökonomischer Status. Die Häufigkeit eines Namens und das Geschlecht spielt dabei zum Beispiel auch eine Rolle.
Deshalb hat die Studie anhand von Namen Folgendes einschätzen lassen: Körperumfang, Attraktivität, Intelligenz, Schulleistung in Deutsch, Englisch und Mathe, Sozialverhalten, Fleiß und sozioökonomischer Status.
=> Der eigene Hintergrund prägt die Bewertung. Ein zeitloser Name wird von jüngeren Menschen negativer eingeschätzt als von älteren Menschen. Ein Name, der vor 10 Jahren noch als "moderner Name" eine sehr positive Bewertung bekommen hat, bekommt heute als "alter/älterer Name" eine negative(re) Bewertung. Auch der eigene Name und die eigene Ethnizität bzw. Religion spielt eine entscheidende Rolle.

Die Studie hat übrigend mehrere Namenspaare hervorgebracht, bei denen zwar ein unterschiedlicher sozioökonomischer Status vermutet wird, sie aber trotzdem in Intelligenz, Schulleistung, Fleiß und Sozialverhalten gleich eingeschätzt werden.