Wochenbettdepressionen, Baby Blues und Co?

Hallo ihr Lieben, ich hoffe ich bin hier richtig. Ich erzähle einfach mal... Seit der Geburt unserer Tochter (8,5 Wochen) geht's mir immer schlechter. Ich hab täglich schlimme Gedanken was ihr alles passieren könnte, ohne darüber nachzudenken seh ich mich in den verschiedensten Situationen ohne sie, in Trauer, denke mir "ne soweit plane ich lieber noch nicht..." usw. Das ist doch schon krank oder :( Ich weiß nicht woher es kommt aber ich habe extreme Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Alle Empfehlungen die dem entgegen wirken beachte ich penibelst. Ich heule jeden Tag deswegen; hab mit guten Freundinnen darüber gesprochen, die sagen es ist normal das man jetzt andere Ängste hat als Mama. Ist es das wirklich? So extrem? Falls ja, wie geht ihr damit um? Habt ihr bitte Tipps für mich?
Ich weiß nicht ob es damit zusammen hängt das ich anfangs eine Traumschwangerschaft hatte, dann aber mit +40kg, Ssdiabetes, sehr hohen Bluthochdruck, und 8 Tagen Einleitungsversuchen (letztendlich ein KS, für mich ziemlich traumatisch das ganze drum herum) zu kämpfen hatte, oder evtl. das wir mein Patenkind mit 4 Monaten beerdigen mussten. Anfangs war es schwer für mich die Nähe so zu ihr aufzubauen wie man es von einer frisch gebackenen Mama erwartet. Ich liebe meine Tochter über alles, sie ist ein absolutes Wunschkind, aber warum bin ich so? Warum denke ich so und kann einfach nicht damit aufhören? Ich weiß gar nicht mehr wo mir der Kopf steht und was ich denken soll. Vielleicht ist / war jemand ja derselben Situation und kann mir Rat geben, DANKE!

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Mein herzliches Beileid..dass dein Patenkind so früh von euch gegangen ist, ist schrecklich.

Aber ich kann dir sagen, ich habe auch ständig Angst um meine beiden Töchter. Gerade bei solch grausamen Kindesmisshandlungen wie bei dem 19 Tage altem Baby oder dem Fall Elias und Mohamed stelle ich mir unbewusst vor WIE man bloß Kinder misshandeln kann. Mir kommen automatisch die Tränen, weil es mir so unendlich leid tut. Was wäre ,wenn es mein Kind wäre? Oh Gott, nein :( Das größte Heiligtum eines Menschen ist und sollte das Kind sein. Mir ist nichts wichtigster als das meine Kinder gesund und fröhlich sind. Ich würde alles Leid von ihnen abschirmen, hätte ich die Möglichkeit dazu. Aber auch denke ich , auch natürlich ganz unbewusst, selbst beim Autofahren oder Spazieren gehen was alles passieren kann. Selbst wenn ich in den Keller gehe, könnte die Wohnung abbrennen. Man kann es natürlich auch übertreiben, ich weiß selbst nicht warum ich mir solche Sorgen um meine 4.5 jährige und 9 Monate alte Töchter mache. Ich würde auch dir empfehlen jede Sekunde, sei sie noch so anstrengend, einfach zu genießen und das kleine Wunder mit aller Kraft zu lieben. Später werden sie groß und dann bist du leider nicht mehr der Beschützer Nr.1. Dann hast du nicht mehr die Möglichkeiten auf deine Kinder so aufzupassen, wie du es jetzt kannst. Oder du hast nicht mehr die Möglichkeit mit denen so oft zu kuscheln, wie jetzt.Es gibt so viel Leid und Trauer auf dieser Welt. Schau dir an wie schlecht es anderen Familien geht und schnapp dir dein Baby, danke Gott dafür das es euch gut geht und dann geht es einem schon wieder etwas besser.

Geändert hat sich an meinen Ängsten und Sorgen bisher nichts. Ich gehe nur anders mit ihnen um.

Alles Gute :)

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Hallo,

meine Tochter ist mittlerweile 6 Monate alt und ich gehe immer noch an ihr Bett, wenn sie schläft, um zu schauen ob sie atmet. Alles ein Stück weit normal.

Das ist ja furchtbar mit deinem Patenkind. Vielleicht aufgrund dieser Erfahrung hast du noch mehr Angst um euer eigenes Kind.

Ich hatte einen geplanten KS, weil meine Tochter in BEL lag. Ich war darauf vorbereitet, aber dennoch war es meine schlimmste Erfahrung.

Um diesen KS besser zu verarbeiten habe ich mit meiner Hebamme ein Heilbad gemacht. Es hat mir geholfen ein wenig die Geburt zu verarbeiten. Vielleicht wäre das auch was für dich !?

http://www.erziehungskunst.de/artikel/fruehe-kindheit/heilende-rituale-nach-traumatischen-geburten/

Liebe Grüße
Jana

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Huhu,

erstmal - es tut mir leid, was mit deinem Patenkind war. Das prägt dich sicherlich auch! Ich musste das Thema plötzlicher Kindestot beinahe am "eigenen Leib" erleben - meine Mutter stillte meinen Bruder, er lag in ihren Armen und als sie zum ihm runtersah (nach dem Stillen, sie wartete auf ein Bäuerchen), war er komplett blau angelaufen.

Zum Glück waren wir da bei meinen Großeltern zu Besuch (meine Oma Krankenschwester, mein Opa Arzt), meine Oma fuhr mit meiner Mama sofort ins Krankenhaus, sie wiesen sie nur an, die Zunge des Kleinen zu halten, damit er sie nicht verschluckt, mein Opa passte auf mich auf. Und zum Glück waren wir in einer ländlichen Gegend mit wenig Verkehr, das Krankenhaus ein paar Straßen weiter.

Mein Bruder musste reanimiert werden, wurde dann beatmet. Ein paar Tage später nochmals. Er hat's überlebt, zum Glück ohne Schäden. Mir sagte man damals nichts, aber ich war eine Woche allein bei meinen Großeltern (ich war 5.5 Jahre alt), meine Mama war bei meinem Bruder, ich durfte ihn nicht besuchen. Das war schrecklich für mich.
Meine Mama sagte auch, dass es für sie schrecklich war und sie froh war, in diesem Krankenhaus gewesen zu sein, denn sie durfte meinen Bruder trotz allem halten - immer wenn sie ihn hielt, wurden seine Vitalwerte besser. Im Krankenhaus bei unserem Wohnort hätte sie das nicht dürfen. Sie sagt selbst, sie denkt, dass er dort vemutlich verstorben wäre, denn die Vitalwerte waren richtig schlecht, die Ärzte wollten sogar, dass sie ihn so viel wie möglich hält.
2 andere Babys, die gleiche Symptome hatten, starben in dieser Woche.

Als mein Sohn im Juli zur Welt kam, ging es mir unglaublich schlecht, ich bin nach der Geburt zusammengebrochen, ich musste mich übergeben, mein Kreislauf war im Keller - mein Freund wischte mich mit kalten Waschlappen ab, ich hielt unser Baby im Arm, mein Freund schaute immer, dass er gut lag und andocken & trinken konnte, ich hatte nur noch die Kraft ihn zu halten. Ich bat dann darum ihn über Nacht ins Neugeborenen-ZImmer zu nehmen und auch nicht zum Füttern zu bringen, denn ich wusste, ich brauche ein paar Stunden Schlaf. (Er wurde um 22.39 Uhr geboren)
Es war echt übel für mich. Am nächsten Tag brachte man ihn, mir ging es etwas besser, aber nicht gut, aber ich bemühte mich.

Er trank schlecht/wenig, nachmittags machten sie eine Untersuchung und stellten fest, dass er wohl eine Gelbsucht hätte. Sie kämen abends nochmals, wenn's nicht besser wird, muss er zur Fototherapie. Doch der Kleine trank nicht. Mir ging es wieder übel, die Ibuprofen in hohen Dosen halfen nicht. Daraufhin beschloss ich die Abstillpille zu nehmen, damit ich meine Medikamente nehmen konnte (die jedoch in die MuMi übergehen und ich 24h nicht stillen kann, deshalb hab ich versucht diese Maßnahme so lange wie möglich rauszuzögern, damit es vielleicht doch mit dem Stillen klappt...).
Er trank auch aus der falsch nicht, spuckte viel.

Dann war er 24 h alt, er hatte Gelbsucht (hatte mein Bruder auch, ich auch ein bisschen), daraufhin wurde er in die Kinderstation verlegt zur Fototherapie. Für mich brach die Welt zusammen, ich stand heulend da, machte mir solche Vorwürfe, dass er wegen mir krank sei, weil ich ihn nicht stillen konnte, weil ich ihn nicht gezwungen hatte zu trinken tagsüber (aber ich hab so oft gelesen, dass es normal wäre, dass die Babys am ersten Tag kaum trinken & sie sich melden wenn sie hunger haben - er hat nur geschlafen). Ich hab geheult, weil ich mir Vorwürfe machte, dass er jetzt Flaschenmilch bekommt und dass ich eine schlechte Mutter bin.
Der Kinderarzt und die Kinderschwester mussten mich beruhigen, umarmten mich, waren wirklich total lieb. Doch meinen Sohn unter der Fototherapie, an EKG angeschlossen und mit einer Infusion im Arm zu sehen, das war für mich so schrecklich.
Ich wusste aber, dass er dort in Sicherheit ist, sein EKG überwacht wird.

Als wir zuhause waren, musste ich ständig nach ihm sehen. Ständig horchen, ob er atmet. Ich hatte meinen Bruder im Gedächtnis.

Ich hab dann allerdings medizinische Studien zum Thema plötzlicher Kindestot gelesen - das ist eigentlich eine Ausschlussdiagnose, wenn man sonst nichts findet. Allerdings wird die Diagnose heutzutage sehr oft einfach so gestellt, ohne wirklich weiter zu suchen.
An der Uni München haben sie deshalb eine große Zahl an Todesfällen mit plötzlichem Kindestot untersucht, detaillierteste Autopsien durchgeführt, Familienanamnesen erstellt, etc. - über 95% (ich weiß die genaue Zahl nicht mehr, ich glaub sogar über 98%) der angeblichen plötzlicher Kindestot-Fälle waren keine Kindestot-Fälle, sondern es lagen anderen gesundheitliche Probleme vor, die in weiterer Folge zum Tode führten.
Nur bei wenigen Fällen (unter 10 von mehreren hundert untersuchten) war die Ursache des Todes wirklich unklar.
Die Studie (und es gibt wohl weltweit noch mehr Studien, die wurden erwähnt) fand also heraus, dass der plötzliche Kindestot an sich statistisch irrelevant ist, da die meisten Fälle aufgrund anderer Erkrankungen herrühren und sie kommen zu dem Schluss, dass ein wirkliche Gefährdung nur bei Babys vorliegt, die andere gesundheitliche Probleme haben (Allergien, Krankheiten, etc. Gelbsucht zählt im übrigen nicht dazu).

Im Fall meines Bruders ist es so, das sie innerhalb der ersten 2 Lebenswochen schon entdeckten, dass er Neurodermitis hat, auch seine Lunge war noch nicht voll ausgereift (er kam 4 Wochen zu früh), meine Mutter hatte große psychische Probleme in der Schwangerschaft, etc. - es lagen also tatsächlich Gründe vor, die den SSID begünstigen.

Dieses Wissen (ich hab die zitierten anderen Studien dann auch überflogen) hat mich wirklich beruhigt. Ich beachte natürlich auch alles was empfohlen wird. Und meine Hebamme war wirklich sehr hilfreich!

Dennoch - wir gehen abends 2-3 Mal an sein Bett und wenn es ganz still ist, horchen wir, ob er atmet, oder ich greif ihm an die Hände/den Nacken, dann bewegt er sich meistens kurz.

Ich ertappe mich so oft in Momenten, wo ich mir denke "oh sch... was ist wenn? Und dann .. dann ist mein Baby weg? Was mach ich denn dann? Ich will nicht ohne meinem Baby sein!" und merke, wie ich wirklich traurig werde und es in meinem Brustkorb sticht und ich fast zu heulen anfange - als ob ich wirklich einen Verlust erleben würde. Doch dann schau ich mir meinen Kleinen an, geh zu ihm & drücke ihn ganz fest und spiel extra aufmerksam mit ihm.

Ich denke, diese Ängste werden wir nun immer haben. Wir müssen nur damit umgehen lernen und vor allem - wir müssen di eZeit mit den Babys einfach wirklich genießen.

Zumal die ja größer werden und wir in ein paar Jahren sowieso peinlich werden. ;-)

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Das mit Deinem Patenkind tut mir sehr leid! #kerze

Ich denke ein Stück weit ist es mit dem so früh gestorbenen Patenkind schon erklärbar, dass Deine Ängste etwas größer sind. Aber sie dürfen nicht Dein Leben bestimmen. In gewisserweise haben alle Mamas Angst (und können sich ganz schlimme Szenarien vorstellen), auch ich. Aber im Großen und Ganzen soll die Freude mit und an den Kindern überwiegen. Wenn es so ist, dass Du Dich fühlst als ob die Ängste Dein Leben kontrollieren, dann such Dir Hilfe (Hebamme, Frauenarzt, Hausarzt ... bei wem Du Dich am besten aufgehoben fühlst). Vielleicht auch jemand mit dem Du nochmals das Ende der Schwangerschaft und die Geburt aufarbeiten kannst, so dass Du damit Deinen Frieden schließen kannst.

Ich hatte dieses Mal beim zweiten Kind auch oft Tage mit schlimmen Panikattacken oft sehr difus wegen was ich Panik hatte. Wollte an den Tagen am liebsten gar nicht aus dem Haus und mich nur heulend im Bett verkriechen. Hab mich meiner Hebamme anvertraut und meinem Mann und schon allein das darüber reden und ernst genommen werden hat mir sehr geholfen. Bei mir ist es tatsächlich so nach 3 Monaten besser geworden/nicht mehr aufgetreten. Meine Hebamme wollte mich aber schon zum FA schicken, ...

Hol Dir die Hilfe die Du brauchst. Dazu musst Du aber jemandem sagen, wie es um Dich steht und lass Dich nicht mit das ist normal abspeisen, wenn es sich für Dich einfach nicht normal anfühlt!

Alles Gute!

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Hallo,
sich Sorgen zu machen ist in Ordnung, aber wenn die Sorgen mehr oder weniger den ganzen Tag bestimmen wird es schwierig.

Ich spreche aus eigener Erfahrung. Mir ging es nach den Geburten beider Kinder so und beim Großen hat es sehr lange gedauert bis ich verstanden habe, dass das Ausmaß meiner Sorgen nicht mehr normal ist und ich in ner fetten Depression feststecke. Bei meinem Kleinen habe ich deutlich früher reagiert, weil ich die Symptome ja kannte. Ich habe dann Medikamente genommen, aber trotzdem weiterhin gestillt. Zusätzlich war ich in einer Gruppe mit anderen Müttern die das gleiche durchmachen. Ich wurde in einer speziellen Sprechstunde für Mütter mit Depressionen betreut.
Letztlich kommt es eben darauf an, ob der Alltag durch die Sorgen beeinträchtigt ist. Bist du viel traurig? Schläfst du schlecht, weil deine Gedanken ständig darum kreisen? Kannst du dich noch freuen? So wie früher? Sind sonst alltägliche Dinge nur noch mit Mühe zu schaffen? Das sind alles Dinge die auf eine Depression hinweisen.
Letztlich finde ich inzwischen, dass man im Zweifel frühzeitig Kontakt mit dem Hausarzt oder direkt mit einem Psychiater in Verbindung setzt. Am besten jemand der Ahnung von der Thematik hat, sonst wird oft fälschlicherweise zum Abstillen geraten, sofern man Medikamente einnimmt. Dabei wirkt stillen selbst auch antidepressiv. Und aus meiner Erfahrung sage ich, je länger man wartet umso länger dauert es auch bis es einem wieder besser geht.
Wenn du Fragen hast, jederzeit gerne.
Lg Mimmiflora

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Meine Vorschreiberinnen haben dir ja schon viel Gutes geraten. Hier noch ein Link zu einem Forum in dem du dich mit anderen, die ähnliche "Probleme" haben austauschen kannst.

http://schatten-und-licht.de/index.php/de/

LG und alles Gute

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Patenkind: Ohne Worte. Wenn das mit der Heulerrei demnächst nicht aufhört bis in den 3. Monat hinein, dann sieht das ganz nach Depression aus. Das muss behandelt werden. Man kann in die psychiatrische Ambulanz eines KH gehen. Da wird einem dann schnell geholfen.

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Ich danke euch allen herzlichst! Ihr habt mir mit euren Worten sehr geholfen das alles aus einem anderen Blickwinkel zu sehen bzw. hab ich mir für mich einen Plan gemacht wie ich damit umgehe, auch auf die Zukunft gesehen falls sich nichts ändert. DANKE