Psychisch kranker Vater

Hallo ihr Lieben,
Ich bin momentan etwas ratlos und überfordert. Der Vater meines kleinen Sohnes (5 Wochen) ist schwer psychisch krank (starke Depressionen, Zwangsgedanken). Wir stehen kurz vor der Trennung. Nun frage ich mich, ob es so gut ist, den kleinen mit ihm allein zu lassen..?
Babys/Kinder haben ja auch ein Gespür für sowas und ich möchte nicht, dass der kleine deshalb irgendwelche Probleme bekommt. Dazu kommt noch dass sich der Vater so gut wie gar nicht kümmert, ich mich nicht auf ihn verlassen kann und und und
Er nimmt auch starke Medikamente, die ihn zb in seiner Reaktionsfähigkeit einschränken. Alles etwas schwierig momentan.
Bis jetzt hat er den kleinen nur 3 mal besucht (er ist zu seinen Eltern gezogen, nach der Geburt, da er mit meiner Mutter aneinandergeraten ist, welche viel bei uns ist, um mich zu unterstützen). Für den kleinen ist er eher ein fremder..
Wie würdet ihr das handhaben? Ist evtl jemand von euch in der gleichen Situation?

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Hallo!
Wie steht er denn zu eurem Kind? Ist er gerne bei eurem Kleinen? Oder möchte er da sein (soweit seine Krankheit es zulässt)?

Grundsätzlich würde ich sagen hat er ein Recht darauf sein Kind zu sehen (so wie du als Mama auch). Mit einer leicht eingeschränkten Reaktionsfähigkeit ist auch keine Gefahr, ist ja nicht anders als wäre man selbst sehr müde - da leidet auch die Reaktion.

Ich hatte einen schwer depressiven Partner und trotzdem (hätten wir Kinder gehabt) hätte ich ihm diese zu 100% anvertraut.

Es ist allerdings schwer zu beurteilen weil man bei euch jetzt gar nicht weiß wie eure Situation bzw. seine ist. Wenn er sein Kind sehen mag und es vermisst spricht da nichts gegen. Die Liebe wird dein Kind dann auch spüren.

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Ich bin zwar nicht in der Situation, aber ich würde den zwerg nicht alleine bei ihm lassen. Sollte ihn das verletzen, kann man das ja erklären. Wenn er zu seiner Krankheit steht, sollte er es verstehen. Es ist immer schade. Psychische Krankheiten sind grausam. Versucht doch eine gemeinsam Therapie. Vielleicht gibt es da was. Denn wenn man ein Kind zusammen hat will man sich ja nicht unbedingt aufgeben. Aber das Kind wird immer vorgehen.
Liebe Grüße

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Zeit verbringen ja, aber nicht alleine lassen.

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Hallo,

das klingt sehr unschön und ist bestimmt schwierig und belastend. Ich hoffe du hast gute Unterstützung.

Ich würde meine Tochter nicht allein bei jemandem (egal ob Vater, Familie, Freunde) lassen der durch Medikamente oder andere Dinge in seinen Reaktionen eingeschränkt ist. Selbst wenn diese Einschränkung nur vorübergehend ist. Das wäre mir immer zu heikel und gefährlich.
Ich selber würde (solange es nicht zwingend notwendig ist) auch auf Medikamente verzichten die mich einschränken und trinke auch nicht mehr als einen Schluck Sekt (wenn überhaupt) damit ich klar bin für die Kleine.

Bei euch ist die Situation natürlich schwieriger. Er kann ja nicht einfach auf seine Medikamente verzichten und nimmt sie aus sehr guten Gründen. Wenn der Vater deines Kleinen Interesse an einem Umgang mit eurem Sohn hat dann arbeitet zu seinem Wohl miteinander und sucht euch auch externe Hilfe.
Dein (Ex-) Partner scheint ja in Therapie zu sein. Das ist doch schon mal super. Beim Jugendamt kann man euch bestimmt beraten welche Möglichkeiten des Umgangs es gibt so dass die beiden Kontakt haben können und du dich mit der Situation wohler fühlst. Es gibt ja auch so etwas wie Umgang unter Beobachtung (ich weiß den korrekten Namen nicht aber dann ist ein Mitarbeiter des Jugendamtes dabei und der Vater nicht allein mit dem Kleinen).

Ob drei Besuche viel sind ist schwierig zu sagen. Wie weit wohnt der Vater denn weg und wie eingebunden ist er in seiner Therapie? Er sollte natürlich darauf achten regelmäßigen Umgang zu pflegen aber wenn er aktuell viel Zeit investiert um langfristig stabil zu werden und richtig für seinen Sohn da sein zu können finde ich das auch verständlich.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und vor allem einen klaren Kopf um diese heikle Situation zu meistern.

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So, wie du ihn beschreibst, würde ich ihn nicht alleine mit dem Kind lassen. Fragt er denn danach? Was muss man sich unter Zwangsgedanken vorstellen? Gedanken, dass er dem Kind etwas antun könnte..?

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Also ich kann dir nur von mir berichten,
Mein Mann leidet sei Jahren unter Depressionen, stand schonmal kurz vor ner Einweisung.
Bei der Geburt unseres ersten Sohnes ist er auch in starkedepressionen gerutscht da die Geburt sehr traumatische war.
Wir hatten ein halbes Jahr eine sehr sehr schwierige Zeit, standen auch schon kurz vor der Trennung.
Er ist direkt wieder zu seinem Therapeuten, hat die Medikamente angepasst bekommen. Es war eine sehr schlimme Zeit. Auch von meiner Mutter kam dazu nur sehr sehr wenig Verständnis.
Aber wir haben es durchgezogen, und jetzt 2.5 Jahre später haben wir baby Nr. 2 und alles ist wieder gut.
Da ich selbst letztes Jahr unter Depressionen aufgrund der ungeplanten SS litt und in Therapie war kann ich ihn heute sehr viel besser verstehen.
Man denkt in dieser Zeit nicht rational, kann nichts für seine zwangsgedanken.
Aber er ist der Vater, und ich denke er liebt sein Kind doch trotzdem oder? Alleine lassen mit ihm wenn er starke Medikamente nimmt würde ich vllt jetzt nicht unbedingt, aber ihm dass gefühl geben dass du ihm nicht dass kind entziehst.
Da hilft nur durchhalten bis es besser wird.
Er ist ja wahrscheinlich auch in Therapie oder? Gib ihm Zeit, es wird sich bestimmt irgendwann bessern.

Lg

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Es tut so gut zu wissen, dass auch andere die Kraft aufbringen, für ihre Beziehung unter solchen Umständen zu kämpfen. Ich habe ebenso wenig Verständnis von meiner Mutter für meine Entscheidung für unsere Beziehung nach einer heftigen Episode meines Partners entgegen gebracht bekommen. Ich habe mich dafür entschieden, diesen Weg allein mit meinem Partner zu gehen.

Es beruhigt mich, dass es auch andere tun. Der Weg ist ein langer und harter, aber ich wusste, dass unsere Beziehung diesen Weg wert ist.

Liebe Grüße

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Ja du sprichst mir aus der Seele!
Ich finde heutzutage ist es irgendwie selten geworden auch wirklich durch richtig harte Zeiten miteinander zu gehen.
Meine Mutter hab ich dann auch einfach außen vor gelassen, mittlerweile haben wir ein eher oberflächliche Verhältniss.
Für uns hat es sich auf jeden Fall gelohnt 13 Jahre immer wieder solche Zeiten durch zu machen, ich denke es gibt wenig was uns heute noch auseinander bringen kann.

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Hallo,

ich würde - ohne die genauen Umstände zu kennen - bei so einem kleinen Kind erstmal nur begleiteten Umgang gestatten. Du kannst das auch übers Jugendamt laufen lassen, wenn du nicht persönlich mit rein willst. Wie ist es mit dem Sorgerecht? Habt ihr es geteilt? Wenn er in so einer schlimmen Krise ist, hätte ich im schlimmsten Fall Angst vor einem erweiterten Suizid. Du kannst ja mit ihm reden und ihm sagen, dass du ihm den alleinigen Umgang zur Zeit nicht zu traust und gerne damit warten möchtest bis es wieder bessert geht. LG

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Hallo,

also verallgemeinern kann man leider bei solchen Erkrankungen nichts und somit auch keine generelle Empfehlung geben.

Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen und dem, was ich aus vielen Angehörigentreffen (in der Klinik begleitet durch medizinisches Fachpersonal) und Gesprächen mit Psychologen und Therapeuten mitgenommen habe. Man muss viel Verständnis und Kraft aufbringen. Die Situation, in der sich Betroffene befinden, lässt oftmals kein rationales Verhalten zu, vor allem nicht, wenn sie sich in einer Episode befinden. Daher ist es auch schwer einzuschätzen, wie er mit eurem Baby umgehen wird. Ich würde ihm definitiv nicht den Umgang mit dem Kleinen verwehren, aber die beiden auch nicht unbeaufsichtigt lassen.

Es kommt nun darauf an, wieviel Kraft und Willen du hast, dich mit ihm, seiner Situation und dem zukünftigen Umgang auseinander zu setzen. Bei uns ist alles geklärt. Die Ärztin ist mir ggü. von ihrer Schweigepflicht befreit, ich darf zu jedem Termin bei ihr mitkommen und wir besprechen alles offen und ehrlich. Wenn du mehr wissen magst, können wir gern per PN kommunizieren.

Generell gilt es zu bedenken, dass jede psychische Erkrankung sehr individuell ist und man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass sich die Betroffenen sich sowas nicht ausgesucht haben. Außerdem haben jede Episode, jedes Medikament und jede Therapie eine Auswirkung auf die Persönlichkeit.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.

Liebe Grüße,
Sonali

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Meine Antwort war nach deinem Satz "er nimmt starke Medikamente" schon klar : Nein, ich würde den Säugling nicht mit ihm alleine lassen. Unabhängig von irgendwelchen Depressionen, Neurosen etc - unter Medikamenten ist man nicht in der Lage dazu - schon garnicht, wenn sie ihn so beeinträchtigen.
liebe Grüße