Blick ins Dekolleté

Schöner Busen – auch nach dem Stillen

Die meisten Frauen (und ihre Männer) sind ganz begeistert von der neuen Pracht, die ihnen die Schwangerschaft ins Dekolleté zaubert. Doch nicht selten folgt nach dem Stillen die Ernüchterung: Die Brüste sind kleiner, schlaffer oder sogar asymmetrisch. Was tun?

Autor: Ulrike Hahnlein

Mit Baby verändert sich vieles - auch der Busen

Foto: © iStock, AndreyPopov

Im urbia-Forum klagt Userin "an.n.": "Während meinen beiden Schwangerschaften konnte ich in den Genuss eines wohlgeformten, weiblichen Körpers kommen. Nun, 4,5 Monate nach dem Abstillen meines zweiten Kindes habe ich keine Bruste, sondern Hautlappen. Ich bin so traurig..." Wie ihr geht es vielen Frauen, denn nur wenige sind mit dem Glück gesegnet, dass sich nach Schwangerschaft und Stillzeit die alte Größe, Form und Festigkeit der Brust wieder einstellt. Dass sich der Busen nach dem Babyglück verändert, ist also keine Seltenheit, sondern völlig normal. Wir gehen den Ursachen auf den Grund und geben Tipps, wie Sie mit der Talfahrt der Körbchengröße umgehen sollten.

Nicht das Stillen ist Schuld!

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, Stillen führe zu einem „Hängebusen“, sorgt vielmehr schon die Schwangerschaft für eine Veränderung der Oberweite. Denn bereits in dieser Zeit bereitet sich der Körper auf das spätere Stillen vor: die Brustdrüsen wachsen, der Busen nimmt an Umfang zu, die Haut dehnt sich. Nach dem Stillen wird, rein biologisch gesehen, der größere Brustumfang nicht mehr gebraucht, sodass sich der Busen nach und nach zurückbildet. Dieser Vorgang spielt sich prinzipiell im Körper einer jeden Schwangeren ab (mehr oder weniger stark ausgeprägt) und geschieht unabhängig vom Stillen. Ohne das Stillen wird dieser Prozess bereits nach der Geburt in Gang gesetzt, andernfalls erst nach dem Stillen. Wie stark der Unterschied im Gegensatz zu früher ist und welche Form, Größe und Festigkeit die neue Oberweite aufweist, hängt von mehreren Faktoren ab. Beispielsweise davon, wie stark die Brust während der Schwangerschaft und Stillzeit gewachsen ist und wie die natürliche Beschaffenheit und Elastizität des Bindegewebes ist. Neben Veranlagung haben auch Alter, Ernährung und Zigarettenkonsum Einfluss darauf, wie sich die weibliche Brust nach einer Schwangerschaft oder mit zunehmendem Alter verändert. Ebenso spielen die Anzahl der Schwangerschaften und der Body-Maß-Index der jeweiligen Frau eine Rolle.

Dem „Hängebusen“ vorbeugen

Bereits während der Schwangerschaft kann man mit gesunder Ernährung und dem Tragen eines BHs dem gefürchteten „Hängebusen“ vorbeugen. Andrea Singer, von der gleichnamigen Hebammenpraxis in Oelde, empfiehlt für die Zeit nach der Geburt: „Neben den Übungen zur Bruststraffung, die in der Rückbildungsgymnastik gezeigt werden, rate ich zu kalten Duschen und Wechselduschen, um die Durchblutung des Gewebes anzuregen. Gegebenfalls können auch Massagen oder Sport das Brustgewebe festigen. Schwimmen und Rudern wären unter anderem Sportarten, bei denen eine Aktivierung der Brustmuskulatur gegeben ist, ebenso wie Übungen mit Expandern.“ Doch diese Tipps können zwar zur Verbesserung beitragen, natürlich zaubern sie aber nicht auf wundersame Weise einen Pamela-Anderson-Busen in den Ausschnitt. Hebamme Andrea Singer erklärt: „Da das Brustgewebe überwiegend aus Drüsen- und Fettgewebe besteht und hormonellen Einflüssen unterliegt, können physikalische Maßnahmen, Ernährung und Sport nur begrenzt zum Erfolg führen.“

Wenn sich Unzufriedenheit breit macht

Sind Sie unzufrieden damit, wie sich Ihre Oberweite nach Schwangerschaft und Stillzeit verändert hat, können Sie Folgendes versuchen:

  • Der Kältekick für das Dekolleté
    Hartgesottene können mit Eiswürfeln ihren Busen abkühlen, um die Durchblutung anzuregen. Wer es etwas sanfter mag, stärkt das Brustgewebe mit Wechselduschen, bestenfalls mit dem Massagestrahl des Duschkopfes.
  • Fitness für die Brust
    Eine einfache aber effektive Übung zur Stärkung des Brustmuskels: Arme auf Schulterhöhe anwinkeln und die Handflächen kräftig gegeneinander drücken. Ähnlich funktioniert eine Gymnastikübung, bei der man ein Gummiband oder alternativ ein zusammengerolltes Handtuch waagerecht auf Brusthöhe vor sich hält und dieses mit aller Kraft auseinander zieht. Außerdem empfehlenswert sind Liegestütze.
  • Massagen
    Mit Öl (zum Beispiel Olivenöl oder Massageöl) die Brust in kreisenden Bewegungen massieren, wirkt durchblutungsfördernd und macht auch dem Partner Spaß.

Diese Tipps können natürlich keine 100-prozentige Wiederherstellung der vorherigen Form und Festigkeit bewirken, vor allem in Fällen, bei denen die Schwangerschaft zu starke Spuren hinterlassen und die Elastizität zu stark nachgelassen hat. Doch mit etwas Disziplin und einer gewissen Regelmäßigkeit können diese Maßnahmen in leichteren Fällen zumindest zur Besserung beitragen.

Schön verpackt ist halb gewonnen

Mit dem richtigen BH lässt sich ein etwas erschlaffter Busen ganz leicht wieder an die richtige Stelle rücken. Für jeden Geschmack und Geldbeutel ist in vielen Läden und Kaufhäusern eine große Auswahl erhältlich. Push-up-BHs heben den Busen leicht an und zaubern so ein hübsches Dekolleté in jeden Ausschnitt. Schalen-BHs sorgen für eine schöne runde Form unter engen Tops. Sogenannte „Minimizer“ sind für Frauen gedacht, die unter einem zu großen Busen leiden. Bei unterschiedlich großen Brüsten können Büstenhalter mit Einlagen Abhilfe schaffen. All diese Varianten haben auch schon bei den Bademoden Einzug gehalten, sodass man sich auch im Schwimmbad wohl in seiner Haut fühlen kann.

Die richtige Einstellung macht's

Stehen Sie öfter vor dem Spiegel und beobachten sich von oben bis unten mit kritischem Blick? Lassen Sie das! Probieren Sie es doch lieber mal umgekehrt: Überlegen Sie ganz ehrlich, was Ihnen an Ihrem eigenen Körper gut gefällt. Vielleicht sind Sie ja besonders stolz auf Ihre Haare, haben straffe schlanke Oberarme, einen entzückenden Rücken, ... Oder bitten Sie Ihren Partner aufzuzählen, was er an Ihnen besonders mag. Vielleicht wussten Sie noch gar nicht, dass er Ihr Grübchen beim Lachen zuckersüß findet, oder Ihre Sommersprossen auf den Schultern und den hüpfenden Bauchnabel beim Lachen,... Konzentrieren Sie sich auf das Positive, dann fällt es Ihnen leichter über kleine Schwächen hinweg zu sehen und sie mit Humor zu nehmen. Sie selbst sind wahrscheinlich sowieso die Einzige, die sich an einer geschrumpften Körbchengröße stört, den meisten Ehegatten ist das völlig egal und betrachten es sogar als normal, wenn sich der Körper ihrer Partnerin nach einer Schwangerschaft verändert. Vielleicht hat er selbst ja auch ein bisschen „mitgeschwängert“ und ein kleines Bäuchlein angesetzt.

Auf keinen Fall sollten Sie sich prominente Damen zum Vorbild nehmen, die ihre Babypfunde scheinbar mühelos in wenigen Wochen wegzaubern. Diesen Frauen steht auf dem Weg zum Ursprungsgewicht ein Personal Trainer zur Verfügung, zusätzlich Kindermädchen, Visagisten, Friseure und viele mehr. Und wenn dann doch noch ein paar Pfunde an der ein oder anderen Stelle zu viel sind, werden diese am Computer einfach wegretuschiert, bevor das Foto auf dem Cover einer Zeitschrift erscheint.

Und mal ganz ehrlich, ist es nicht ein kleiner Preis, ein bisschen was von der eigenen Schönheit einzubüßen, für das wunderschönste Wesen der Welt: Ihr Baby

Keine Brust: Schönheits-OP hilft nicht gegen Selbstzweifel

Manche Frauen spielen mit dem Gedanken an eine Bruststraffung oder –vergrößerung, wenn Sie mit der veränderten Oberweite sehr unzufrieden sind. Natürlich gibt es extreme Fälle, bei denen ein chirurgischer Eingriff medizinisch indiziert ist oder wenn eine Frau psychisch sehr unter ihrer Brust leidet. Doch in den „normalen“ Fällen, wenn eine OP nicht zwingend notwendig ist, sollte eine Frau gut überlegen und abwägen. Nach einer Geburt sollte man zunächst mindestens ein halbes bis ein Jahr abwarten. Zudem sollte man sich erst einmal ausführlich beraten lassen – medizinisch und psychologisch-, bevor man sich zu sehr auf den vermeintlich perfekten Busen versteift. Seien Sie sich bewusst, dass ein solcher Eingriff mit einigen operationsbedingten Risiken und Schmerzen verbunden ist. Sie können sich danach eine Weile nicht um Ihr Kind kümmern. Und was ist, wenn das Ergebnis nicht Ihren Erwartungen entspricht? Würden Sie es für sich selbst tun oder glauben Sie, Ihr Mann fände Sie dann attraktiver? Auch erhebliche Kosten müssen mit einkalkuliert werden, je nach Operationsmethode und Klinik sind das mehrere Tausend Euro.

Leidet eine Frau sehr stark unter den körperlichen Veränderungen nach der Schwangerschaft, ist oft mangelndes Selbstbewusstsein Schuld. In diesem Fall braucht man sich nicht scheuen, das Gespräch mit dem Frauenarzt oder einem Psychologen zu suchen. In Gesprächen können Sie die Gründe für die Unzufriedenheit mit Ihrem Körper erforschen und den Umgang mit Problemzonen lernen. Ein Facharzt kann Ihnen auch bei der Entscheidung für oder gegen eine chirurgische Korrektur helfen.