Hausbesuch wegen Pflege - eure Erfahrungen?

Hallo ihr Lieben,

Im Gegensatz zur wohl mehreren hier scheint es bei uns hier in Nürnberg sehr schnell alles zu gehen. Am Montag vor einer Woche haben wir die Unterlagen eingereicht, diesen Montag haben wir schon Antwort erhalten, nächsten Freitag ist der Hausbesuch und am 08./09.08. Das Seminar 😊. So, wie ich es verstanden habe, war das dann auch schon so ziemlich alles und es könnte dann schon nach einem Kind geschaut werden 😍. Und auch das scheint hier zur Zeit eher schnell zu gehen.

Jetzt meine Frage - Wie habt ihr den Hausbesuch und vor allem die Gespräche erlebt? Wird da tief im Lebensbericht oder in den anderen ausformulierten Fragen gebohrt? Oder geht es wirklich hauptsächlich ums Haus? Ich denke fast auch, der Besuch dauert ein paar Stunden? Ich glaube jedenfalls nicht (außer, ich habe es nicht richtig mitbekommen), dass es danach noch mehrere Gespräche gibt. Jedenfalls möchte die Dame mitgehen, wenn wir unseren Sohn um 14.00 vom Kiga abholen (das Gespräch beginnt um 13.00), finde ich echt gut. Also eigentlich bin ich ganz entspannt (auch wenn wir schon mit Aufräumen begonnen haben 🙈), bin aber so neugierig 😀.

Und dann habe ich noch ne Frage an die erfahrenen Pflegeeltern, natürlich bringt jedes Kind sein Päckchen, stellt einen natürlich vor besondere Herausforderungen und braucht besonders viel Zeit, Liebe und Einfühlungsvermögen usw. Aber ist es im allgemeinen (für durchschnittliche Eltern mit einem Kind) zu schaffen, trotzdem ein normales, einigermaßen harmonisches Familienleben zu führen? Ich hoffe, ihr versteht in etwa, was ich meine, natürlich haben wir uns das schon lange gut überlegt.

Ganz liebe Grüße und danke für die Antworten,
Meli

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Hallo, freut mich, dass es bei euch so schnell geht. Bedingt durch Corona werden momentan wahrscheinlich auch schneller Pflegefamilien benötigt, denke ich mal....

Bei dem Hausbesuch geht es natürlich nicht ums Haus, sonder darum, dass ihr vernünftige Leute seid. Sei einfach ehrlich und du selbst. Ich denke denen geht es darum, dass du generell nicht "krank" oder abhängig bist und stabil. Also sozusagen relativ "normal ", wenn man das überhaupt so sagen kann. Du weißt bestimmt was ich meine.

Ich kenne mittlerweile so viele Pflegeeltern und natürlich kannst du ein ganz normales Leben führen, harmonisch und wie mit einem leiblichen Kind. Da ich auch ein leibliches Kind habe, was als Baby gefühlt 24 Stunden an meiner Brust hing oder schriee, kann ich sagen, dass das auch nicht immer einfach ist.

Meine Pflegetochter hatte am Anfang Bindungsschwierigkeiten. Sie war zuvor im Mutter-Kind-Heim und bei Kurzzeittpflegeeltern. Man braucht halt Geduld, aber es ist und war ein Abenteuer und sie ist ein tolles Mädchen.

Ich kenne viele Familien die ein oder zwei Kinder haben und wenn man nicht wüsste, dass es keine leiblichen sind....man merkt keinen Unterschied.

Allerdings haben zwei Familien "Drogenkinder". Das eine Kind ist Nierenkrank und das andere kann ihr Wasser nicht halten, auch mit 12 noch nicht. Drogen gehen wohl auf die Organe (verbessert mich, wenn es falsch ist). Dann kenne ich noch eine Familie mit zwei FAS Kindern, also "Alkoholkindern". Alkohol geht ja wohl aufs Gehirn. Denen merkt man es schon leider an. Sie sind erst spät trocken geworden und haben kein Sättigungsgefühl.

Das kannst du aber selbst entscheiden, ob du das möchtest. Ich kenne aber ganz viele Familien, wo die Kindern normal entwickelt sind. Es kommt ja auch immer auf die Menge der Drogen und des Alkohols in der Schwangerschaft an und auf den Zeitpunkt.

Lg und alles Gute

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Hallo,

vielen lieben Dank für deine Antwort und Deine Erfahrung, hat mich total gefreut! Vor allem auch, dass es bei euch sehr gut läuft und Deine Tochter - außer Bindungsschwierigkeiten - keine größeren Probleme hat und es anscheinend viele relativ "normale" Kinder gibt. Mein Mann hat nämlich schon größere Bedenken, dass sich ein Pflegekind durch die Vorbelastung negativ auf unseren Sohn auswirken könnte, vielleicht auch erst später in der Pubertät. Eifersüchteleien o.ä. meint er damit natürlich nicht, das wäre ja bei einem leiblichen Baby nicht anders.

Wir haben auch schon einiges ausgeschlossen, wir möchten z.B. kein geistig behindertes und kein FAS Kind (wobei man das natürlich nicht immer im Voraus weiß, ob die Mutter getrunken hat oder nicht).

Danke auch für die Antwort wegen dem Hausbesuch. Genau, so hatte ich die Sache auch eingeschätzt. Bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie das ganze am Freitag abläuft usw.

Danke nochmal und ganz liebe Grüße,
Meli

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Hier bei uns gibt es übrigens immer Sommerfeste vom Jugendamt, Baumpflanzaktionen und gemeinsame Ausflüge. Da lernt man viele nette Leute kennen. Lg

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Hallo,

wenn ihr einen Sohn habt, wäre vielleicht ein Mädchen nicht schlecht. Dann würde der eventuelle Pflegesohn sich nicht immer direkt mit dem leiblichen vergleichen. Wir haben tatsächlich ein Jahr auf unsere Tochter gewartet. Wir haben aber auch eine sehr tolle Pflegedienstmitarbeiterin, der es sehr wichtig war, dass das Kind zu uns passt. Unser leibliche Mutter war während der gesamten Schwangerschaft im Mutter-Kind-Heim. So konnte man Alkohol und Drogen zumindest halbwegs ausschließen. 100% ig weiß man das natürlich nie.

Das wird schon. Ihr dürft nur nicht auf die Leute hören die sagen : " Pflegekind, das wird euch doch eh wieder weggenommen ". Davon kannte ich ganz schön viele. Erstmal ist das nicht so und zweitens muss man es immer so sehen: Wenn die leibliche Mutter sich so gut erholt hat, dass sie das Kind wieder zu sich nehmen kann, ist das ja schön. Von solchen Fällen habe ich aber noch nicht selbst gehört. Bei Kurzzeittpflegeeltern, klar. Aber mir tut die leibliche Mutter auch leid. Niemand macht das ja extra, dass er psychisch krank ist oder Drogen nimmt. Die Leute haben ja zum Teil auch keine schönen Kindheiten gehabt. Das zieht sich ja oft durch Generationen.

Wir haben vorab gesagt, dass wir ein Kind möchten bei dem es recht sicher ist, dass es nicht zurück zur Mutter kommt. Nicht wegen uns, sondern wegen unseres leiblichen Sohnes, der damals erst 3,5 Jahre alt war. Der hätte das nicht unbedingt verstanden und für den hätte es mir leid getan. Im Alltag merkt man es aber überhaupt gar nicht, dass es Pflegekinder sind. Weder bei uns, noch bei meinen ganzen Bekannten.

Das Jugendamt bietet auch immer tolle Seminare an. Da mache ich auch immer gerne mit. Da kann man viel lernen. Zum Beispiel, dass man andere Leute so akzeptiert wie sie sind, Seminare über Pubertät usw. Ganz toll.

Dabei lernt man aber auch häufig Leute kennen bei denen man sich fragt, warum die überhaupt Pflegeeltern werden. Bei manchen denke ich mir so meinen Teil und viele machen es bestimmt auch des Geldes wegen, aber ich möchte niemandem etwas unterstellen.

Lg

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Vielen Dank für Deine Erfahrung! Ja, uns wäre eigentlich auch am allerliebsten ein Mädchen. Wir haben auch "bevorzugt Mädchen" angekreuzt, wobei uns andere Sachen deutlich wichtiger sind als das Geschlecht, mit einem Jungen, der vom Alter passt und möglichst wenig Vorbelastung hat, wären wir auch mehr als glücklich. Aber mit dem Vergleichen hast Du schon Recht.

Unsere Pflegedienstmitarbeiterin ist auch super nett und sie hat zum Thema Rückführung gesagt, dass sie das seit 11 Jahren macht und in dieser Zeit gingen nur 4 Kinder von ihr zurück, davon waren zwei bei der Aufnahme schon älter (6 und 8). Von daher mache ich mir wegen Rückführung weniger Sorgen, auch wenn es natürlich nicht ausgeschlossen ist. Unser Sohn ist aber 5 (und ist ja gut möglich, dass er bei der Aufnahme des Kindes dann schon 6 ist) und wir haben ihm auch schon gesagt, dass es theoretisch sein kann, dass das Kind wieder zurück kommt.

Wegen den anderen Pflegeeltern, die Du da so kennen gelernt hast - als wir den Infoabend besucht haben, waren wir auch sehr erstaunt, wer so alles sich für Pflegekinder interessiert. Die Hälfte waren ganz normale Paare wie wir, der anderen hätte ich jetzt nicht unbedingt ein Pflegekind geben wollen...

Danke und liebe Grüße,
Meli