Südtirolurlauber in Quarantäne

Bekannte von uns sind letzte Woche nach Südtirol gefahren, wissentlich, dass sich offenbar immer mehr Deutsche mit Corona vor Ort infiziert haben. Nun sind sie seit dem Wochenende zurück und in Quarantäne, da ein Familienmitglied Erkältungssymptome zeigt. Diese haben sich bei mir gemeldet, würden auch gerne versorgt werden, was ich auch gut verstehe, aber ich bin hochschwanger und habe noch ein Kleinkind zu Hause und fühle mich nicht so wohl mich um sie zu kümmern, mein Mann ist viel bis abends unterwegs. zudem haben sie auch noch andere Freunde/Nachbarn, die sie sicher akquirieren könnten. Außerdem stößt mir auf wie locker sie mit der Situation umgehen. Ich wäre Anfang letzte Woche auf keinen Fall gefahren, ein Mitglied der Familie ist auch chronisch krank. Sie regen sich massiv über die Einschränkungen durch das Gesundheitsamt auf und sind der Meinung, sie hätten auch Glück haben können, dass Deutschland es nicht zu einem Risikogebiet erklärt hätte und sie hätten dann ganz normal ihrer Arbeit nachgehen und ihr Kind in die Kita bringen können. Ich finde das eher total unverantwortlich, denn schließlich müssen wir ja alle als Bevölkerung was für den gegegenseitigen Schutz tun und kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass man da so vehement am eigenen Urlaub noch festhalten muss. Nur weil Florenz nicht als Risikogebiet gilt, aber direkt an welche angrenzt, überdenkt man doch eine Reise dahin und was es für Konsequenzen für Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn und Kollegen haben könnte, die vielleicht zu den Risikogruppen gehören? Generell sind das Menschen, die den Infektionsschutz für andere eher lapidar sehen, bringen ihr Magen-Darm- erkranktes Kind ohne vorherige Anfrage mit, usw.
Ich hätte bei der Übergabe von Lebensmittel usw auch Angst, dass sie sich an den Abstand und die Sicherheitsvorkehrungen halten, weil sie es nicht so eng sehen.

Und noch was:
Ein Arbeitskollege meines Mannes ist letzten Mittwoch nach Südtirol gefahren, dem war das Risiko auch total egal, mein Mann hat heute in der Runde mit Kollegen und dem Chef angesprochen, dass dieser eigentlich so ja nicht mehr zur Arbeit zurückkehren dürfte, wenn er wieder da wäre. Dort es hat es niemanden interessiert und keiner ist auf die Bedenken meines Mannes eingegangen. Wir haben uns echt gefragt, ob der Arbeitgeber das eigentlich so zulassen darf? Dass ein Kollege aus einem Risikogebiet ohne Weiteres zur Arbeit darf? Ebenso seine Frau und die Kinder wieder zur Schule?

Sind wir jetzt Unmenschen, weil wir diese Verhaltensweisen nicht so nachvollziehen können und unseren Bekannten nicht beistehen möchten?

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Huhu,
bin auch Hochschwanger und würde hier ablehnen. Mal von der Schlepperei abgesehen musst Du Dich dem Risiko ganz sicher nicht aussetzen. Finde es auch ziemlich unangebracht eine Hochschwangere darum zu bitten die Einkäufe abzuschleppen. Da fragt man sich manchmal schon was in den Köpfen der Leute vor sich geht.
Sollten sie niemanden finden gibt es immer noch diverse Lieferdienste.

Alles Liebe Dir/Euch

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Hallo,
ich würde der Familie helfen, ihnen die Sachen allerdings nur vor die Tür stellen und persönlichen Kontakt meiden.
Abgesehen davon halte ich momentan gar nichts davon, in Risikogebiete zu reisen. Trotzdem wäre das für mich kein Grund, meine Hilfe zu verweigern, wenn sie gebraucht wird.

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Ok, vielen Dank, ich sehe das ähnlich wie du.

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Hallo,

da es "nur" Bekannte sind, sollte es doch andere Leute geben, die diese "versorgen" können.

Zwar etwas gemein, aber: sie haben ihre aktuelle Situation durch die Reise billigend in Kauf genommen.

An Deiner Stelle würde ich ihnen allenfalls mal einen Karton Lebensmittel (nach Absprache) vor die Tür stellen, wenn das weiter hilft. Aber sicher nicht täglich bzw. mehrmals und nicht mit direktem Kontakt.

Viele Grüße,

Kathrin

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Ich glaube, dass sie einfach grade viele Fragen, um die „Last“ auf mehrere Menschen zu verteilen. Wir wohnen mitunter am nächsten an sie dran, dennoch würde ich uns jetzt nicht als die engsten Freunde bezeichnen. Unsere Kinder spielen manchmal zusammen.
Diesen Gedankengang hatte ich auch. Wenn ich schon in so ein Gebiet fahre, dann muss man sich doch den Umständen bewusst sein, ggf. im Haus Medikamente, etwas zu Essen für den „Notfall“ bereit halten?

Danke dir auf jeden Fall. LG

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Kind? Schule? Sind bei euch Ferien?

Bei uns dürfen die Kinder zwei Wochen lang nicht in die Schule. Und ja, wir sind auch Südtirol-Heimkehrer. Mein Arbeitgeber will mich auch nicht sehen. Allerdings waren wir die ersten Tage, bevor es zum Risikogebiet erklärt wurde noch in der Arbeit bzw. Schule. Bei meinem Mann hieß es zuerst, er soll kommen (weil wir ja schon vorher zurück waren), fand aber, er will sich lieber fern halten und darf jetzt Home Office machen.

Viele Grüße

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Also wir sind schon über eine Woche zurück.

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Ich muss mich korrigieren, es sind in dem
Fall doch Kita- Kinder. Hier gibt es offiziell kein „Verbot“ seitens des Arbeitgebers, zumindest keins, wovon der Rest der Belegschaft mitbekommt und wir finden das schon Grenzwertig. LG

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Nur Bekannten würde ich bestimmt nicht eine "Anfangsversorgung" verweigern, damit sie erstmal das Nötigste haben, würde aber sofort sagen, dass ich weder für einen Großeinkauf zur Verfügung stehe noch für eine Dauerversorgung. Die behalte ich mir auch vor für Familie, enge Freunde und direkte Nachbarn.
Einkaufszettel per WA, Sachen vor die Haustür stellen und den Zahlbetrag überweisen lassen, dann hast du keinerlei Kontakt.
Ich bin ja wirklich kein Paniker, aber wie achtlos die sich verhalten, finde ich auch grenzwertig. Wenn man sich in der Firma derart ignorant verhält, gibt es auch die Möglichkeit, das Gesundheitsamt zu informieren. Man muss sich nicht zuhause verbarrikadieren, aber Russisch Roulette gehört nun auch nicht gerade zu meinen Hobbys.
LG Moni

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Danke für deine Antwort.
Der Kollege wird Ende der Woche zurückerwartet, mein Mann hat es abermals angesprochen, aber viel Resonanz kam nicht von der Chefetage. In unserem Bundesland ist es aber offenbar tatsächlich so, dass man nicht per se in Quarantäne muss nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet (s. Mein zweiter Beitrag). Ich finde es auch unverantwortlich und Grenzwertig, es ist ein Großraumbüro, da sitzen auch Mitarbeiter,
die 60 Jahre und aufwärts sind, inklusive eines Organtransplantatierten. Wir sind uns nicht sicher, ob sich da die Chefs nicht in die Karten gucken lassen wollen wegen allgemeiner Panik, die verbreitet werden könnte. Aber ein wenig mehr Transparenz im Sinne des Arbeitsschutzes würden wir uns schon wünschen.

LG

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Es ist unverantwortlich. Mittlerweile ist ganz Italien Sperrzone. Wenn man bedenkt, dass sich die dortige Regierung über nichts einig war, außer Salvini nicht an die Macht zu lassen, und dass jeder im Kabinett weiß, was die Maßnahmen für Folgen haben werden, kann man sich ausrechnen, dass die Lage sehr ernst ist.

Ein festsitzender italienischer Arbeitskollege hat seine viele Freizeit genutzt, um mathematische Modelle an die Fallzahlen in Italien zu fitten. Wenn man die Zahlen aus der Schweiz nimmt, sind wir exakt auf dem gleichen Weg wie Italien. Mittlerweile gibt es aus meiner Sicht keinen Grund zu Optimismus.

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Danke für deine Antwort.

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Warum musst du sie "versorgen"?

Richtig krank sind sie ja wohl nicht, also gehts wohl maximal darum mal einkaufen zu gehen.
Ich finde, da fällt dir auch schwanger kein Zacken aus der Krone. Die Einkäufe kann man ja auch gut vor die Tür stellen.

Für mich wäre das keine Frage sondern eine Selbstverständlichkeit. Traurig genug, dass sie offensichtlich nur entfernte Bekannte um Hilfe bitten können...

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Abgesehen von Corona, würde ich sowieso keine hochschwangere mit Kleinkind um so was bitten. Das zeigt schon ganz klar wie weit solche Menschen denken. Du bist bestimmt nicht die einzige Person, die sie anfragen könnten.

Zudem würde mich ihre Einstellung zum Thema ziemlich nerven, und hatte deswegen gar keine Lust behilflich zu sein. Aber, da ich kein Unmensch bin, würde ich einmalig einen Einkauf machen und den vor die Haustür abstellen. Mehr nicht.

Bin übrigens auch hochschwanger mit Kleinkind und kann dich wirklich verstehen.

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Vielen Dank für deine Meinung.

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Hallo nochmal,

Ein kleines Update, die Abstriche unserer Bekannten sind negativ und sie schrieben mir, dass nach zwei Tagen die Quarantäne aufgehoben wird. Es freut mich natürlich total zu hören, dass sie nicht erkrankt sind, ich wundere mich nur, dass sie nicht weiter zu Hause wissen will, denn sowas hört man ja oft in den Medien, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tagen andauern kann. Sie sind erleichtert
und freuen sich darüber, dass sie sich frei bewegen können. In mir hinterlässt es ein mulmiges Gefühl. Ich weiss auf jeden Fall, dass ihr Kind nicht in die Kita darf, aber ob sie nicht zur Arbeit grundsätzlich sollen...? Würde mir da ein einheitliches Vorgehen aller Gesundheitsämter wünschen. Durch einige rückkehrenden Urlauber ist die Anzahl der Infizierten innerhalb der letzten Tage vor Ort ums Vielfache gestiegen. Darf also der Rest sich ganz „frei“ bewegen, auch wenn einige Kranke erst nach Tagen die Infektion bemerken? Irgendwie gruselig.

Der Kollege meines Mannes wird Ende der Woche zurückerwartet, mein Mann hat das nochmal angesprochen, wie das gehandhabt wird, doch keine Antwort. Evtl wäre er sogar eher da, da alle Ski- Gebiete in Italien mittlerweile geschlossen wurden. Soweit ich weiß gibt es Landkreise, die allen Rückkehrenden die Quarantäne empfehlen, bei uns darf man sich frei bewegen, je nach Wunsch des AG arbeiten gehen und man soll sich streng beobachten und selbst erst melden, wenn sie sich krank fühlen. Ich weiß,
Dass meine Meinung radikal ist, aber ich finde es irgendwie unverantwortlich. Wir haben viele alte Menschen in unserem Viertel und wenn ich mir die Schlange am Wochenende beim Bäcker vorstelle, dazwischen ein paar Heimkehrer....

Danke für eure zahlreichen Antworten.


LG