Mann ständig gereizt und genervt

Hallo,

vielleicht könnt ihr mir mal eure Einschätzung zu unserer Situation schreiben. Ich bin zur Zeit wirklich am Verzweifeln und spiele immer wieder mit dem Gedanken mich zu trennen.

Wir sind seit 5 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder (4 Jahre und 0,5 Jahre).

Mein Mann hat insgesamt ein eher konservatives Rollenverständnis. Ich bin momentan in Elternzeit, also zuhause. Er arbeitet und verdient auch relativ gut. Der Lockdown und insbesondere die Tatsache, dass unser älterer Sohn dadurch so lange nicht im Kindergarten war haben unsere Ehe sehr belastet. Es war bereits während der Schwangerschaft mit dem zweiten Kind schwierig. Wir haben uns immer wieder gestritten, da mein Mann mir vorgeworfen hat, ich würde nicht genug im Haushalt tun. Für mich war das eine sehr schwere Zeit. Mir war ständig übel und ich musste trotzdem von früh bis spät unseren bespaßen. Mein Mann war aber ständig genervt und dadurch auch extrem gereizt, da er der Meinung war, er müsse zu Hause zu viel tun, obwohl er ja arbeitet.

Mein Mann wird im Streit oft sehr ausfällig und auch laut. Manchmal hat er mich richtig nieder gemacht.

Nun ist unser zweites Kind ein halbes Jahr alt. Er liebt beide Kinder. Allerdings kümmere ich mich um den Kleinen fast ausschließlich alleine. Er nimmt ihn mal auf den Arm oder kuschelt mit ihm, aber wickeln, füttern, ins Bett bringen etc. mache nur bis auf ganz seltene Ausnahmen nur ich.

Er kümmert sich allerdings viel um unseren großen Sohn und dieser hängt auch wirklich sehr an ihm. Nun ist es aber leider so, dass mein Mann seine Gereiztheit immer mehr an unserem Sohn auslässt. Es nervt ihn, dass er ständig nur mit Papa spielen will, es nervt ihn, wenn er mal motzig oder schlecht gelaunt ist oder weint. Und er zeigt unserem Sohn das dann auch. Ich habe manchmal das Gefühl, er braucht immer ein „Opfer“, an dem er seine schlechte Laune ablassen kann.

Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, mich zu trennen. Allerdings hängt unser Sohn eben sehr an seinem Papa und ich will ihm das nicht antun. Dieses ständige Gemotze allerdings auch nicht.

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"Mein Mann hat insgesamt ein eher konservatives Rollenverständnis."

Im Ergebnis möchte er offenbar klar getrennte Welten:
Er bringt Geld nach Hause und du hast für einen reibungslosen Ablauf daheim zu sorgen, in dem er nicht weiter mit Kindern und Haushalt behelligt wird. Funktioniert nicht alles, zeigt er dir als Oberhaupt der Familie die rote Karte und wenn immer noch keine Ruhe ist, lässt er seinen Frust an den Kindern aus, die er selbstverständlich als Gut-Wetter-Vater liebt, mit denen er aber auch nichts weiter zu tun haben möchte.

Du schilderst hier einen Mann wie aus der Frauengold-Reklame entsprungen. Wie sieht eigentlich dein Rollenverständnis aus? Bestimmt hast du darunter verstanden, dass du eben daheim bei den Kindern bist und auch überwiegend den Haushalt erledigst. Dass er sich als Chef zeigt, der nach Belieben mit euch umspringt, wie er mag, hast du wohl eher nicht erwartet, ist aber leider allzu oft immer noch der Fall, wenn von "konservativem Rollenverständnis" die Rede ist. War es denn klar so abgemacht, dass er sich um die Kinder nicht kümmert und war das OK für dich?

Gut aber auf jeden Fall, dass du deine Kinder nicht mit der Vorstellung aufwachsen lassen möchtest, das sei normal und in Ordnung.

Ich kann nicht beurteilen, wie sehr du schon den Kopf einziehst, um seinem Unmut und seinen Beschimpfungen zu entgehen und ob du versucht hast, mit ihm zu reden. Jedenfalls ist es bei euch fünf vor zwölf, wenn du bereits an Trennung denkst. Daher empfehle ich dir, ihn um ein Gespräch zu bitten und ihn vorher klar darauf einzustimmen, damit er sich nicht überfahren fühlt und sich auch entsprechend vorher Gedanken machen kann. So wie hier würde ich ihm auch klar sagen, dass Trennung für dich mittlerweile eine Option ist, seine Kinder seinen Launen auszuliefern aber keine ist.

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Es ist nicht so, dass er sich nicht um die Kinder. Zumindest um den Großen kümmert er sich schon sehr viel.

Der Rest von dem, was du schreibst, trifft leider ziemlich gut zu. Ich arbeite eigentlich Teilzeit, bin momentan in Elternzeit. Ich möchte viel Zeit mit den Kindern verbringen und für mich ist es auch in Ordnung, dass ich dann den größeren Teil des Haushalts erledige. Worunter ich wirklich am meisten leide, ist dass er ständig seine schlechte Laune an uns (früher nur an mir, mittlerweile meistens an unserem Sohn) auslässt. Ich will nicht, dass früher oder später das Selbstwertgefühl meines Sohnes darunter leidet und ich hab manchmal schon, dass Gefühl, dass er sich diese Wutanfälle vom Papa abschaut. Er hängt aber extrem an seinem Papa.

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Die Wohnung, in der wir wohnen, gehört mir. Ich bin nicht finanziell von ihm abhängig. Das sollte ich vielleicht dazu sagen.

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Ich bin von der Beschreibung recht ähnlich aufgewachsen. Und meine Mutter hat sich aus einem falschen Verständnis "für die Kinder" und in dem Fall auch aus finanziellen Gründen nicht getrennt.
Ich habe Scheidungskinder häufig beneidet und ich und meine Schwester haben heute zu unserem Vater kein Kontakt mehr.
Es ist ein ständiges auf Eierschalen laufen, den Launen ausgesetzt sein und glaube nicht, dass die Kinder seine Tiraden gegen dich nicht mitbekommen.
Er sollte es schleunigst in den Griff bekommen (zb durch Paartherapie) oder ich würde dir eine Trennung für dich und die Kinder nahe legen.

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Ich denke, der Mann der TE braucht erstmal eine Einzeltherapie, bis er die Erkenntnis daraus für eine Paartherapie nutzen könnte..

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Ich habe bereits mit einer Beratungsstelle Kontakt und stehe dort auf der Warteliste.

Mein Mann möchte jedoch keine Beratung/Therapie, da unsere Probleme seiner Meinung nach nicht an ihm liegen.

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Trennung...ganz klar.

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Liebe TE,

wiedermal wird hier viel von aussen zur Trennung geraten - ich möchte Dir einen anderen Weg aufzeigen, denn ich bin den selben gegangen. Weglaufen kann man immer noch.
Du schreibst viel darüber, was schlecht läuft - weiß Dein Mann wie Du denkst? Merkt er es überhaupt?
Mein Mann war ähnlich, vielleicht noch schlimmer. Ich habe die Kids rausgenommen in dem ich Ihnen erklärt habe, der Papa hat viel Stress auf Arbeit und ist schlecht gelaunt. Gleichzeitig habe ich meinem Mann die rote Karte gezeigt. Erst im Zwiegespräch erklärt was gar nicht geht (äusserst deutlich und das nicht nur einmal) und dann auch vor den Kindern gekontert damit die Kinder sehen, man setzt sich ein und darf sich wehren. Stets aber fair, dh ich habe geschaut dass ich zB sage: Lass doch die Kinder mit der schlechten Laune erstmal mit mir spielen und reagiere Dich ab. Danach kannst Du ja mit ihnen spielen wenn Du normal bist.

Für die Kinder habe ich mir Geschichten ausgedacht, bei denen die Figuren mit schlecht gelaunten Monstern zurecht kommen mussten. Einfach damit sie lernen, wie man damit umgeht. Dass man anderen schon sagen darf und soll, wenn sie einen schlecht behandeln.

Der Weg ist steinig aber hat sich gelohnt. Bei uns haben die Kinder gelernt, dass sie sich wehren dürfen und der Papa hat gelernt, dass er sich erstmal zurückzieht und dann fair mit allen umgeht.

Alles Gute Dir!