Mann schiebt alles auf mich

Hallo zusammen,

Mein Mann und ich sind seit 2009 ein Paar und seit über 5 Jahren verheiratet. Wir haben zwei Söhne, einer 3 3/4 und der kleine 6 Monate alt. Heute ist mein Mann zu Hause geblieben (er ist selbstständig) um mit mir ins Babyschwimmen zu gehen. Es war auch alles ganz schön, nur war er ganz schön ruhig. Hab ihn mehrmals gefragt was los sei, er hat nur gemeint, dass er müde ist. Hab aber schon gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Auf dem Heimweg ist mir dann der Kragen geplatzt, hab ihm gesagt dass ich es sehr schade finde, dass er so ruhig ist und bei seinen Motorradkumpels ist er immer das genaue Gegenteil. Irgendwann ist es natürlich eskaliert, er meinte er wollte dieses Leben gar nicht. Seine besten Jahre mit Windeln wechseln zu verbringen, einen Job zu machen den er nur wegen dem Geld macht und unser Leben wäre nur nach mir ausgerichtet. Wow... mich hat echt der Schlag getroffen... ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll. Er meinte noch, ich soll ihn einfach motorrad fahren lassen und mit ihm in die Kiste hüpfen, dann sei er schon glücklich. Läuft halt nicht mehr so, weil ich einfach keine Lust habe... Also irgendwie verrückt alles... war von euch schon mal jemand in einer ähnlichen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen?

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Ich denke auch, dass ihr euch als Paar verloren habt.

Überspitzt gesagt verbindet er dich mit einem trotzendem Kleinkind, einem schreienden Säugling und Stress. Sex gibt es auch keinen mehr, dafür aber eine lustlose Ehefrau.
Auf der anderen Seite sind da die Freunde in lockerer, ungezwungene Atmosphäre. Die Freiheit sich einfach auf das Motorrad zu setzen ohne vom Nachwuchs angebrüllt zu werden.

Als Frau verstehe ich dich, keine Frage. Zeitweise wollte ich auch nicht viel Körperkontakt, da der Nachwuchs schon quasi auf einem wohnte.

Trotzdem würde ich dir empfehlen dich aufzuraffen und mehr als Paar zu unternehmen. Selbst wenn es nur ab und zu mal Essen gehen ist oder einen Spaziergang zu zweit. Dann auch gerne ohne die Zahnprobleme des jüngsten als Thema. Man ist ja nicht nur Eltern, sondern auch Paar.

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Ich stimme dir voll zu. Fühle mich halt so, als wäre ich die einzige, die sich aufraffen und überhaupt was macht... zb heute hab ich mich wirklich sehr darauf gefreut, mit ihm und unserem kleinsten (klar, er war dabei aber ist ein wirklich liebes, ruhiges baby) Zeit zu verbringen. Und dann schafft er es nicht mal (überspitzt gesagt) die arschbacken zusammen zu kneifen und mit mir zu reden usw. Er war immernoch wegen gestern abend angesäuert weil er unseren großen 2 stunden ins bett gebracht hat... dann hat meine mutter vorgeschlagen, den großen baby zu sitten am samstag abend wenn er schläft. Wir wollen eine neue Couch, möbelhaus hat lange einkaufsnacht- würde ja passen. Aber nein, er stänkert gleich wieder rum...

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„Wir wollen eine neue Couch, möbelhaus hat lange einkaufsnacht- würde ja passen.“

Nichts für Ungut, aber das ist, denke ich, nicht unbedingt das, was die Userin meinte. Es geht nicht darum, einfach irgendwas mit deinem Mann zu machen. Es geht darum, mal etwas fernab von Familie und Alltag zu machen. Dazu würde für mich auch kein Sofakauf zählen. Das bringt doch potentiell wieder nur Ärger mit sich, wenn man sich nicht auf ein Sofa einigen kann. Warum geht ihr denn nicht mal schön essen? Redet mal miteinander. Aber nicht über die Kinder oder darüber, welche Gardinen in die Küche passen. Danach fahrt ihr nach Hause und habt mal wieder ordentlich Sex.

Ihr habt euch als Paar aus den Augen verloren. Dein Mann vermisst offensichtlich etwas. Es ist gut, dass er es angesprochen hat, wenn es auch vielleicht nicht so hübsch ausgedrückt war. Schau, was du tun kannst, um ihn entgegen zu kommen. Ich wette, wenn er sieht, dass du dich auch mal wieder um ihn bemühst, wird er auch auf dich zugehen.

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Habt ihr denn nicht vor eurer Ehe oder vor den Kindern mal darüber gesprochen? Das wundert mich. Die dritte Gelegenheit, sowas anzusprechen, wäre dann für mich bei der Frage, ob es ein Geschwisterkind geben soll oder nicht. Wenn man sich sein Leben anders vorstellt, dann sollte man das vielleicht mal in irgendeiner Form kommunizieren..
Und dieses "mimimi meine Frau hat keine Lust auf Sex", wenn grad ein Baby da ist, finde ich eh das Letzte.

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Klar haben wir darüber gesprochen. Waren uns auch einig, obwohl ich die Kinder "mehr" wollte als er wenn man das so sagen kann. Er würde sie auch nie wieder her geben, liebt die beiden total... aber so einen Spruch zu bringen find ich einfach doof und führt doch zu nix...

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Ich wäre sehr besorgt. Weiß nicht, ob man sowas als "einfach nurn Spruch" abtun kann. Aber da kann dir hier auch keiner helfen. Wie bereits gesagt wurde, ihr müsst kommunizieren und gucken, was verändert werden muss/kann.

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Hm, ja ...man ist genervt und unzufrieden, man macht sich gegenseitig ne Runde Vorwürfe, danach setzt man sich in Ruhe zusammen (wenn man sich abgeregt hat) und findet raus, was an den Vorwürfen dran war und was man ändern kann. Manchmal löst sich alles in Luft auf, manchmal muß man wirklich etwas an sich, an der Partnerschaft und am Leben ändern und manchmal stellt man fest, das es besser ist getrennte Wege zu gehen.
Finde es raus, im Vorwürfe machen seid ihr beide ja gut...finde ich.

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Das werden wir wohl auch machen... Es ist einfach so ein doofes Gefühl, beim motorradfahren ist er sozusagen glücklich und hier zu Hause oft genervt (vor allem von unserem großen). Er ist dann der Typ, bei dem gleich der ganze Tag im Eimer ist... Klar mach ich ihm auch Vorwürfe, das gebe ich zu. Aber wenn mich was stört dann muss es raus

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Ich bin auch glücklich und entspannt, wenn ich das mache, was mir Spaß macht udn ich gerade mal nicht die "Mutter" bin, geht meinem Mann auch so. Volle Windeln haben bei uns noch so ein Gefühl erzeugt. Das Problem ist, das man nun mal beides unter einen Hut bekommen muß. Aber eigentlich ist es nicht so schwer. Wenn ich mein Dinge gemacht habe, dann bin ich auch zu hause viel entspannter. Geht meinem Mann auch so. Und das sollte in einer Beziehung auch möglich sein....einfach mal sein Ding für kurze Zeit machen können.

Man muß sich doch das Leben nicht schwerer machen, als es ist.

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Hallo,
Ich verstehe das du keine Lust auf Sex hast.
Das geht ja vielen Frauen so.

Das Problem ist das der ein Mann die ganze Hormonsache nicht hat und dadurch ist er sexuell unzufrieden wenn die Frau gerade nicht will.

Da hilft ihm auch nicht das er Verständnis hat.

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Ja, kann ja leider auch nix dran ändern...

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Doch. Und ich denke, das ist wichtig für euch beide. Ihr müsst für diesen so wichtigen Punkt in einer Beziehung Lösungen finden, euch "neu" entdecken...

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Hallo meine Liebe,

wie viel macht ihr denn als Paar zu zweit? Gehen die Kinder auch mal woanders übernachten und ihr habt Zeit für euch zum reden, ausgehen, Spaß haben oder seid ihr nur Eltern und alles dreht sich um die Kinder? Diesen Fehler machen leider viele und wundern sich dann, dass es nicht mehr gut läuft. Mein Mann und ich haben 5 Kinder und wir verbringen trotzdem Abende zu zweit, vor allem seit es mit Corona besser geht. Denn wenn man sich mal schick macht und was essen geht, über "Erwachsenendinge" spricht und sich ganz auf sich konzentrieren kann, dann hat man vielleicht mehr Lust aufeinander als wenn man jeden Abend nur im Jogginganzug auf der Couch nebeneinander lümmelt. Vielleicht vermisst er das alte Leben vor den Kindern. Klar ist es jetzt anders, aber man sollte sich doch immer wieder bewusst machen dass man immer noch Paar ist und nicht nur Eltern und das auch ab und zu ausleben. Dann sieht man sich wieder mit ganz anderen Augen.

Liebe Grüße
Juliane

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Leider nicht wirklich viel. Unser großer weigert sich regelrecht bei meinen Eltern zu übernachten und der kleine wird ja noch voll gestillt... aber du hast natürlich recht mit dem, was du sagst. Könnt ihr eure Kinder dann immer bei den Großeltern abgeben oder wie handhabt ihr das?

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Hallo meine Liebe,

das kann wirklich Wunder bewirken wenn man sich wieder als Paar wahrnimmt und sich auch mal auf sich zu zweit konzentriert als nur immer auf die Kinder. Bei uns machen wir es so, dass meine Mutter zu uns kommt zum Babysitten. Meist vom ca 17 oder 18 Uhr bis Mitternacht, das reicht uns um einen schönen Abend zu haben und dem oft nervigen Alltag zu entfliehen. Wir machen dies ca. einmal im Monat und freuen uns auch wirklich immer sehr drauf. Mein Mann sieht mich sonst auch eher in Jeans und shirt, ungeschminkt und oft genervt. Aber an diesen tagen nehmen wir uns Zeit für uns, ich liebe es mich schick zu machen, mich zu schminken, fühle mich wirklich wieder attraktiv als Frau und mein Mann findet es auch toll mich mal in einem Kleid oder mit schönen Haaren oder geschminkt zu sehen. Solche Kleinigkeiten bewirken wirklich Wunder.
Ich wünsche euch, dass ihr euch als Paar nicht verliert und auch auf eure Bedürfnisse als Paar achtet.
Liebe Grüße
Juliane

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Ich weiß nicht wie alt ihr seid, aber das klingt nach midlife Krise. So ähnlich ging es den Eltern meines Freundes. Er hat sie betrogen, aber am Ende unendlich bereut und sie hat ihm verziehen! Sind jetzt 34 Jahre verheiratet und haben vier Kinder mein Freund ist 32 der älteste.
Ich würde das nicht als nur einen „Spruch“ abtun. Jetzt heißt es reden,reden, reden.
Ich weiß auch nicht was das immer mit dem Sex ist…da hab ich das Gefühl, da dreht auch der netteste Mann durch.
Man muss es immer von zwei Seiten sehen, der eine der kaum Lust hat und der andere der immer abgewiesen wird, am Ende sind beide frustriert. Ich bin aber sicher dass man da eine Lösung finden kann.
In wie weit ist er im Familienleben integriert im Haushalt, ich sehe da oft eine kausalen Zusammenhang, je mehr der Mann macht desto eher ist die Frau bereit auch auf seine Wünsche einzugehen bzw. hat ein ähnliches Verlangen.
Nichts desto trotz, ist es echt gemein im Auto jmd so was an den Kopf zu werfen.
Er soll dir mal sagen, was er denn dann lieber gemacht hätte. Echt verletzend, ihr müsst jetzt schnell die reißleine ziehen!

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Wir sind erst Mitte 30... Er hilft mir schon im Haushalt, aber dadurch, dass ich zuhause bin mach ich natürlich das meiste. Das ist auch ok für mich und ich mache die meisten Sachen auch echt gern. Das mit dem reden war bei meinem Mann schon immer ein "Problem". Weiß nicht wie oft ich ihm schon Dinge aus der Nase ziehen musste :-/ Wahrscheinlich hat es sich bei ihm alles angestaut und nun ist die bombe geplatzt...

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Ich wäre an deiner Stelle erstmal sauer und würde ihn anschweigen. Über Tage, wenns sein muss.
Ich mein was soll denn das?
Er hat sich sein Leben so ausgesucht. Ich glaube kaum das du ihn zu seinem Job und den Kindern genötigt hast oder? Ist doch einfach wenn man die Schuld bei anderen sucht anstatt bei sich selbst.
Und wie derb ist denn das, wenn du für ihn nur fürs Bett gut bist und ansonsten will er nur Motorrad fahren.
Nee, da wäre bei mir erstmal Funkstille und eisige Kälte angesagt, damit er mal Zeit hat zum nachdenken.

Kinder können einen ganz schön herausfordern, keine Frage.
Ich glaub auch nicht, dass er das wirklich so gemeint hat.
Offenbar kommt er trotz Kindern doch noch zum Motorradfahrer, oder?
Ermöglicht er dir auch Freiräume?
Ich bin auch ausgeglichener, wenn ich mal ohne Kinder unterwegs bin. Wer ist das nicht?
Nur hat sich dein Mann ebenfalls für Kinder entschieden und jedem sollte eigentlich klar sein, dass die eigenen Bedürfnisse erstmal hinten angestellt sind. Seine besten Jahre kommen erst, wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind.
So wie er sich anstellt verhält er sich nicht anders wie ein bockiges Kind.

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>>Ich wäre an deiner Stelle erstmal sauer und würde ihn anschweigen. Über Tage, wenns sein muss.<<

Dein Ernst? Was für eine Art der Kommunikation ist das denn?

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Schweigen hilft manchmal ganz gut bis sich die Situation beruhigt hat.

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Klingt nach sexfrust. Ihr solltet Wege finden, ich hätte ihm das sehr lange übel genommen und ihn vielleicht auch ne Zeit aus der Familie geschmissen 🤷‍♀️ aber das wäre wohl nur intuitiv, ob es richtig ist sei dahingestellt.

Redet und nehmt euch Zeit füreinander bevor noch mehr gesagt wird, das vielleicht garnicht so gemeint ist.

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Das hätte ich auch am liebsten gemacht... allerdings leben wir bei meinen Eltern im Haus und ich will nicht, dass die alles mitbekommen ;-) Haben gestern noch sehr viel geredet :-)

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Kann es sein, dass deine Eltern/Mama eine sehr große Rolle in deinem Leben spielen? Ist auch nicht für jede Beziehung gut!

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Hallo,


Setzt Euch mal an einem ruhigen Abend (vl Samstag oder Sonntag) bei einer Flasche Wein zusammen, wenn die Kinder schlafen.

Ein Stück weit kann ich ihn an sich schon verstehen. Nur macht eben der Ton die Musik.

Also, nur mal meine Gedanken dazu (sorry wenn es lang wird)

Punkt 1:
Er ist selbstständig, auch wenn es abgedroschen klingt aber an dem "selbst und ständig" ist was dran.
(Mein Mann und ich sind beide selbstständig, auf verschiedenen Sektoren.
Es ist einfach kein 9-5-Job und besonders mein Mann verdient von uns beiden mehr, hat auch hier ein Büro mit Angestellten und ist sehr viel unterwegs. An den Wochenenden wird auch viel gearbeitet.
--> meine Selbstständigkeit erlaubt mir eine gewisse "finanzielle Freiheit", so dass ich mir auch mal eine Jeans oder ein Paar Schuhe kaufen oder eine Tierarztrechnung überweisen kann, ohne dass ich bei meinem Mann um Geld fragen muss. Rücklagen verstehen sich von selbst.

ABER: es ist eine Höllenverantwortung, das habe ich auch besonders seit Corona bei meinem Mann gemerkt. Da kommen einfach Ängste hoch, weil auf ihn auch das Haus und die große Firma läuft.
Er hat sich auch viel gefragt, ob und wie es nach Corona weitergeht.
Ob er Mandanten verlieren wird, weil diese evtl ihre Geschäfte und Firmen aufgeben müssen.
Oder seine Dienste erst mal auf Eis legen, weil sie gerade coronabedingt nicht das Budget haben.
Da hatten wir oft Diskussionen - zum Glück waren seine Ängste unbegründet, aber trotzalledem "muss" er schauen, dass er jeden Monat das Geld reinbekommt.
Ich denke, das ist bei Deinem Mann nicht anders.
Das Geld muss rangeschafft werden (so sagt er es ja auch) und die Leidenschaft und Hobbies bleiben auf der Strecke.

Punkt 2:

Die Kids und sein daraus resultierender Frust:

Ja, die Fuzzis können in dem Alter echt anstrengend sein. (Später auch noch und in der Pubertät sowieso).
Ich denke er wusste und weiß das.
Und trotzdem gibt es einfach diese Tage!!!
Da wird einem alles zu viel. Da sind die Kinder aufgedreht oder nörgelig, die Nacht war kacke, zu wenig Schlaf, vielleicht ein Saustall im Haus.
Und dauernd "Mama, Durst, Hunger, Windel, Kacka!"

Solche Tage hatten mein Mann und ich auch schon mal. Immer wieder. Mal er, mal ich.
Ein Zoff blieb mir bis heute richtig im Gedächtnis hängen, weil dieser auch neue Wege geebnet hat:

Wir sind nach Gran Canaria geflogen. Schönes großes Familienhotel, Pool, Strandnähe mit allem Pipapo.
Die Große war knapp 4 und der Kleine gerade 1. Da war alles paletti, auf dem Weg zum Flughafen noch gute Laune. Mein Mann und ich waren Mitte bzw. Ende 30 (er)
Dann im Flughafen halt das übliche. Die Maus musste aufs Klo und wollte unbedingt noch irgendwas essen und hätte am liebsten die Souvenirshops leergekauft, quengelte.Der Kleine meckerte, hatte erst Hunger und hatte dann noch gewaltig die Windel voll, so dass ich nochmal hurtig ins WC musste und ihn wickelte, als unser Flug schon am Gate aufgerufen wurde. Bei der Gepäckaufgabe auch noch der Kinderwagen und das ganze Gedöns.

Und während dem Flug war meiner plötzlich auch so mufflig und einsilbig. So wie Dein Mann heute. Auf der Busfahrt ins Hotel auch, dann beim einchecken und später beim Abendessen.
Und nach dem 100. "Was ist denn? Alles gut?" wurde es mir im Hotelzimmer dann mal zu blöde und ich drohte ihm, dass ich mit den Kindern sofort - ABER SOFORT! - an der Rezeption ein Taxi rufen lasse und die nächste Maschine nach Hause nehme, wenn er jetzt hier das Mufflon spielt. Was das ganze denn jetzt soll.

Und da brach es aus ihm heraus. So richtig heftig.

Dauernd das Gequengel, dieses Geweine, die Windeln (!!!) alles dreht sich nur noch um die Kinder. Alles muss nach den Kindern ausgerichtet werden, immer geht es um einen Schnulli oder sowas, man muss dauernd aufpassen wie ein Schießhund dass kein Kind wegläuft, auf die Strasse rennt oder in den Pool fliegt und man kann überhaupt nicht mehr spontan sein.

Das Gepantsche am Tisch, diese Fütterei, das Gemeckere, immer darauf achten dass das Essen auch kindgerecht ist oder den Krempel mitschleppen.
Am Flughafen wurde es ihm sehr heftig bewusst, wie er auf dem Departure-Board solche Ziele wie "London", "New York", "Vancouver", "Hongkong" usw gelesen hat und die Leute in Richtung dieser Gates laufen sah. Ohne Kinder und das ganze Zeug, sondern locker und gelöst.

Und da hatte er dieses Gefühl "Verdammte Axt, wie gerne würde ich jetzt spontan nach London. Oder NY.! Mit nur einem Koffer, wenn überhaupt, oder ein Rucksack, einfach spontan in einen Flieger steigen, die Stadt entdecken, sich einfach mal treiben lassen. Ohne dauernd Rücksicht nehmen zu müssen oder sich zu kümmern oder essen organisieren "müssen" weil die Kinder Hunger haben, man selber aber noch nicht.
Er möchte in den Big Apple oder ins Königreich, in ein nettes Hotel und Hauptsache abends in die Pubs oder Kneipen, sich unter die Leute dort mischen. Und nicht in so einem doofen familienfreundlichen Hotel mit Poollandschaft zwischen Familien und Rentnern abhängen. Er will mal wieder er selbst sein! Sein Kumpel (Vater eines erwachsenen Sohnes) fliegt im Herbst nach NY und er beneidet den so sehr. Er hat ihn wohl gefragt ob er mitkommen wil und mein Mann wäre gerne mitgekommen, aber das geht ja nicht! Wegen der Kinder und dem ganzen "Sch**ß".

Dann unser Wohnort, so langweilig, Provinz.
Nix los. Nur immer Arbeit, arbeit, arbeit oder Scheiß Haushalt.
Nur malochen, den Kunden hinterherrennen, weil manche sich mit der Zahlung Zeit lassen.
Er hat Aufträge, aber beinahe zu viel. Er kriegt die nicht mehr alle unter einen Hut, schafft bis in die Puppen aber der Berg wächst. (Damals hatte er übrigens nur einen "Assistenten").

Und ich sei auch nur noch um die Kinder rum, gar nicht mehr spontan.
"Du verkommst auch total zur Putze in dem Haus mit den Kindern! Früher warst Du nie so gestresst und warst gestylter". Und der Vorwurf mit dem Sex, den gab's auch noch gratis dazu.

Autsch.

Glaub mir das saß und ich war auch erst mal sprachlos.

Am nächsten Tag haben wir normal gefrühstückt und dann habe ich ihm vorgeschlagen, dass er sich einfach mal mit einem Buch oder so am Pool gemütlich machen soll und ich gehe derweil mit den Kindern etwas an der Strandpromenade entlang und besorge noch ein paar Kleinigkeiten wie Snacks, Obst usw für die Kinder.

Ich hab den in Ruhe gelassen.
Aber Gedanken habe ich mir schon gemacht.

Und ein Stück weit konnte ich ihn verstehen.
Der Zündfunke war eben diese Situation am Flughafen. Das war der berühmte Tropfen.

Ausbrechen wollen. Spontan sein. Wieder unabhängig.

Auf dem Weg zurück ins Hotel habe ich dann in einem Supermarkt noch ein bisschen was besorgt (ja, auch Obst, Babykekse, Joghurts usw für die Kids, und da ertappte ich mich selber wie ich mir dachte dass ich da früher nie mit konfrontiert war). Und unter anderem habe ich aber auch eine Flasche Rotwein und ein bisschen was zu knabbern mitgeholt.


Und am Abend, als die Kinder beide fest schliefen, bin ich zu ihm auf den Balkon und wir haben die Flasche Wein aufgemacht.

Ich habe ihm erklärt, dass ich seine Arbeit absolut respektiere.
Und auch seine Ängste und Bedenken verstehe.
Ob ich ihm vielleicht etwas abnehmen kann, sofern es zu managen ist.

--> da öffnete er sich schon mal. Ja, wenn ich vielleicht mal Mails bearbeiten könnte. Mich um die Post kümmern kann und ggf täglich auch mal Briefe oder Sendungen wegbringen könnte. Oder wenn er mir ab und zu das Telefon umleiten dürfte, damit er ohne Störung an einer Sache mal arbeiten kann. Gebongt, das liess sich problemlos in meinen "Muttertier"-Alltag integrieren. Schon mal ein Punkt abgehakt.

--> auch schlug ich ihm vor, ob er sich nicht vielleicht nochmal eine dritte Kraft vorstellen könnte. Aus seiner Branche. Er meinte, ja aber vielleicht erst mal nur halbtags. (Und er fand auch nach dem Urlaub schnell eine, übrigens auch eine Mutter deren Kinder vormittags in der Kita und Schule waren. Und sie war blitzschnell im Geschehen drin, inzwischen arbeitet sie bei ihm Vollzeit.) Entlastet.

--> So und dann diese Sache da mit London & Co.
Ja, das verstehe ich. Und mir geht es genauso. Das kann ich zu 100% nachfühlen.
Bei mir musste es nicht mal eine Reise sein, es waren schon Kleinigkeiten wie z.B. dass ich mitbekam, wie andere Leute am Wochenende feiern gingen oder auf ein Konzert, während ich Strampler faltete und Fläschchen steril kochte. Die waren schick gestylt, während ich Babykotze am Shirt hatte.
Bei Deinem Mann ist es das Motorrad.

Aber es ist kein Ding der Unmöglichkeit. Sowas kann man planen und besprechen.
Ich sagte ihm, dass ich in London z.B. kein Problem sehe, auch nicht mit den Kindern.
Natürlich müssen wir uns noch ein paar Jahre weiterhin "kümmern" aber es lässt sich sicherlich einrichten, dass er dort mal einen Tag lang nach dem Frühstück verduften kann und sich das anschaut, was ihn reizt. Dann bleibe ich eben bei den Kindern und abends treffen wir uns wieder.

Und wenn sein Kumpel im Herbst nach New York fliegt - warum spricht er nicht erst mal mit mir bevor er da gleich enttäuscht absagt, wenn es ihn doch so lockt bzw, so traurig macht, dass er nicht mit kann?
Also mal ehrlich, ich schreie sicher nicht "Juhuu!" wenn er mitfliegt und ich eine Woche daheim hocke (weil ich selber gerne dabei wäre, darum!), aber ich würde es ihm definitiv auch nicht verbieten.
Wenn es ihm hilft auch mal beruflich den Kopf freizukriegen und er einfach mal mit seinem Kumpel durch die Strassen Manhattans tigern und sich abends unter die Leute mischen will in einem Pub oder einer Bar, dann würde ich ihm die Woche da schon mal erlauben.
Er weiß, dass ich ihm per se nichts verbiete. Wir sind erwachsen. Umgekehrt erwarte ich das aber von ihm auch.
Ich sagte ihm "Wenn Du das so gerne willst, dann bitte ruf den B. gleich morgen nach dem Frühstück an und kläre die Sache ab. Und dann buche Dir gleich danach online ein Ticket usw und dann ist das von meiner Seite aus abgesegnet!"

(Dafür bin ich ein Jahr später auch mal ein paar Tage mit einer Freundin nach Südtirol zum Wellnessen gefahren. :-p Und einen Mädelstrip in den Big Apple oder eine andere Stadt, in die man fliegen muss, habe ich bei ihm dafür auch noch gut. ;-))

Und solchen Mist wie Hausmütterchen und Putzfrau oder das Thema Sex, das muss nicht sein. Ich möchte ein sauberes Haus. Punkt. Und dass ich das nicht im Escadakleid mache, versteht sich ja hoffentlich von selbst.
Und manchmal ist es viel, und man ist geschafft.

Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten, die Kinder werden älter.

Und in der Provinz hier müssen wir auch nicht für immer bleiben.
Er wäre gerne wieder in seiner Heimat, Richtung Allgäu.
Passt, ich bin ja auch aus Bayern. Leicht ist das nicht (da teuer) aber wir haben inzwischen schon ein paar Antennen scharf geschaltet, auch im dortigen Freundeskreis. Und schauen uns immer wieder mal um. Et kütt wie et kütt.

Glaube mir bitte eins, während diesem Gespräch sind so viele Mauern gefallen und ab dem nächsten Tag war der Urlaub eine pure Wonne.
Er war zufriedener und ich auch, wir haben uns einfach mal ausgesprochen. Das war vermutlich auch überfällig.


Er ist übrigens im Herbst dann tatsächlich nach New York geflogen mit seinem Kumpel.
Das tat dem gut, und so schlimm war diese eine Woche für mich jetzt definitiv auch nicht.
(Und schon gar nicht, als er mir ein schickes Silberarmband mitbrachte - die türkise Schachtel sage ich nur ;-) )


Das war jetzt sehr lang, sorry.

Aber bitte sprecht miteinander.
In Ruhe, ohne Vorwürfe.
Ich bin mir sicher, der hat das nicht so gemeint. Meiner hat das auch damals nicht persönlich gemeint und hat sich auch entschuldigt.

Lass Deinem Mann ruhig auch mal sein Motorrad.
Oder eine Tour mit Kumpels. Vielleicht auch mal ein paar Tage.
Siganlisiere ihm, dass er ruhig fahren darf wenn ihm der Sinn danach steht.
Das braucht der auch, als WorkLife-Balance.
Im Umkehrschluss handelst Du Dir dafür aber auch mal was raus soll heißen, dass er dann auch mal ohne zu murren und maulen die Kinder nimmt, wenn Du mal mit einer Freundin ausgehst oder mal einen Wellnesstag machst).

Ihr braucht beide auch mal Eure persönlichen Auszeiten.
Die werden Euch gut tun und Du wirst sehen, dass es dann auch besser läuft.

LG

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Wow- vielen Dank für Deine ausführliche Antwort :-)

Es tut auf jeden Fall gut zu lesen, dass es nicht nur bei uns so läuft... zum Thema Motorrad: das macht er finde ich schon recht viel. Er gibt Trainings die immer mal tagsüber sind (würde schätzen so an die 10 waren es diese saison) und war dieses Jahr auch schon 3x über mehrere Nächte weg. Das empfinde ich eigentlich als viel weil er eben auch noch Ehemann und Vater von 2 Kindern ist. Mittlerweile habe ich mich nun auch für einen Zumba und einen Yoga Kurs eingeschrieben, mal sehen wie das klappt. Ich denke, ich hatte vielleicht Angst, dass wenn ich auch noch "meine" Dinge mache, wir als Paar noch kürzer kommen. Deshalb hab ich auch sein Motorrad fahren so verteufelt... tu ich immer noch aber einfach weil ich angst um ihn habe. Ich würde mir so sehr wünschen, dass er sagt er hört damit auf. Für mich und für die Kinder. Aber das wird er sicher nicht machen... Na mal sehen, gestern abend haben wir lange gesprochen. Jetzt muss ein Plan her, was wir wie ändern können.

Liebe Grüße

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Hallo,

schön dass Du für Dich Yoga und Zumba entdeckt hast.

Allerdings bin ich in Deiner Antwort etwas über diesen Satz gestolpert:
"Ich würde mir so sehr wünschen, dass er sagt er hört damit auf. Für mich und für die Kinder. Aber das wird er sicher nicht machen... "

Einerseits verstehe ich Dich.
Beim Motorradfahren kann immer was passieren.
Beim Autofahren aber auch.
(Und in meinem Fall bei meinem Mann mal überspitzt gesagt: auch ein Flugzeug kann abstürzen...!)

Aber lass ihm bitte diese Leidenschaft.
Du bist nicht seine Mutter und da könnte er sich zusätzlich bevormundet fühlen.
Und wenn er selbstständig ist, dann lässt er beim Training vielleicht auch mal Dampf ab.

Vertraue ihm und entspanne Dich etwas.

LG

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