1,5 jähriger schläft kaum länger als 30 Minuten

Liebe Frau Dr Retz, mein Sohn ist seit der Geburt sehr Nähe bedürftig und hat diese Nähe auch von Anfang an egal in welcher Lebenslage von uns erhalten. Er musste niemals alleine einschlafen und ich bin immer bei ihm geblieben. Im Alter von 6 Wochen wurde es auffallend immer schwieriger, dass er tagsüber in den Schlaf findet. Seitdem kämpfe ich dass er zwischen 40 Minuten und 2 std tagsüber schläft. (Schlafbedarf war immer schon weniger als bei gleichaltrigen aber ich wage mal zu behaupten, dass 10-12 std schon bei unter 6 Monate alten Kindern etwas wenig sind) Die Nächte waren seitdem sehr unruhig. Mittlerweile ist er 1,5 Jahre alt und benötigt sehr viel Hilfe beim einschlafen (bekommt er immer) er schafft es aber fast die ganze Nacht hindurch nicht länger als 30 Minuten (höchstens 1,5 std) am Stück zu schlafen und fängt immer panisch an zu schreien. Lässt sich schwer beruhigen. An der einschlafsituation hat sich nichts geändert - ich bleibe immer nah bei ihm. So geht das nun jede (!!!!!) Nacht seit mehr als über einem Jahr. Er wird nicht in den Schlaf gestillt oder getragen (mochte/möchte er nicht) und auch ansonsten liegen wir beim einschlafen nur Nebeneinander im engen Körperkontakt. An einer „einschlafhilfe“ liegt es somit nicht. Hunger hat er einmal bis keinmal in der Nacht (kann das deutlich kommunizieren) daran liegt es auch nicht.
Habe auch schon probiert, ob er ruhiger alleine schlafen würde - nein noch schlimmer.

Ich weiß dass Kinder nicht durchschlafen müssen. Muss mein Sohn auch nicht und werde ich auch nie verlangen (kann das selbst nicht :) ) aber sollte sich denn nicht das zeitfenster ein bisschen vergrößern? Vor allem, wenn ich immer nah dort bin? Mache mir große Sorgen und bin schon stark am Ende meiner Kräfte, da es wirklich jede Nacht und nicht nur Zahn bedingt oder „Schub“ bedingt MAL so ist. Kennen Sie weitere solcher Kinder und hat es hier eventuell gesundheitliche Themen gegeben? Kinderärztin nimmt mich nicht ernst und verweist auf „jedes Kind kann schlafen lernen“ (schrecklich), er entwickelt sich ja ansonsten sehr gut. Kommt halt nie zur Ruhe ....wir wechseln den Arzt aber ich würde mich über eine Einschätzung freuen.

Herzlichen Dank

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Hallo,

da sich an der Situation insgesamt wenig bis kaum etwas verändert, Sie zunehmend die eigene Erschöpfung spüren (was völlig verständlich und nachvollziebar ist), könnte eine Analytische Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie (SKEPT) ein guter Ansatzpunkt sein.

Dort kann zusammen an den Themen gearbeitet werden, auch das häufige Weinen in der Nacht kann dort besprochen werden. Man startet zunächst mit fünf Stunden und erst im Anschluss daran entscheidet sich, ob weitere Stunden überhaupt notwendig sind.

Suchen Sie mal in diese Richtung.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz

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Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort!

Ich habe ein bisschen nachgelesen. Darf ich nur noch fragen, ob hier eher in die Richtung „die Situation annehmen und entlastungslösungen suchen“ oder in die Richtung „es ändert sich die Situation bzw Kind wird durch gecheckt“ gearbeitet wird?

Ein teures Schlafcoaching (wichtig: nicht Trainig) haben wir erfolglos hinter uns gebracht.

Ich frage nur so stutzig nach weil ich wirklich nach der Ursache suchen möchte und mir nicht Entlastung im restlichen Alltag wünsche.

Herzlichen Dank

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Hallo,

natürlich dürfen Sie nachfragen!

Im Rahmen einer solchen Therapie wird nach den Ursachen gesucht, damit das kindliche Verhalten verstanden und dann auch eine Veränderung möglich wird.

Im Mittelpunkt steht immer die Arbeit mit den Eltern.
Sollte es ein solches Therapie-Angebot nicht in in Ihrer direkten Nähe geben, dann können Sie auch bei Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten einen Termin vereinbaren, die im Idealfall auch schwerpunktmäßig mit Eltern sowie deren Babys/Kleinkindern arbeiten.
Zudem würde ich Ihnen den tiefenpsychologischen Ansatz empfehlen.

Ich hoffe Sie finden rasch Unterstützung und ein für Sie passendes Angebot.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz

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Ich habe gerade deine Frage entdeckt und wollte dir auch gerne darauf antworten. Es gibt auch spezielle Kinderzentren in denen im stationären und ambulanten Setting auf Schlafstörungen bei Säuglingen und Kleinkinder eingegangen wird. Hier arbeiten viele verschiedene Disziplinen (Kinderärzte, Psychologen, Humangenetiker, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Physiotherapeuten,..) am Kind und so kann man verschiedenes abklären und Anstöße in die richtige Richtung geben. Ich habe während des Studiums eines kennengelernt und überweise seither immer wieder einmal Eltern dorthin. Ein Punkt könnte zum Beispiel sein dass ihr euch gegenseitig weckt. Wir hatten zum Beispiel eine Patienten die normalerweise mit der Mutter in einem Bett geschlafen hat jedoch zeigte sich dass beide sich im Schlaf viel bewegten und somit ständig den anderen weckten. Als beide dann in getrennten Zimmer mit offener Tür schliefen und die Tochter dann erst morgens zum Kuscheln ins Elternbett geholt wurde schliefen beide auf einmal viel besser und die ganze Nacht durch. Natürlich war es wichtig dass die Mutter weiterhin reagiert hat also wenn die Tochter wach wurde und weinte zu ihr ging oder wenn sie abends nochmal eine Versicherung brauchte dass die Mama da war sollte sie in ruhiger Stimme sagen 'ich bin da' und wenn das nicht reichte zur Tür laufen und der Tochter einen Handkuss schicken. Am Anfang forderte die Tochter das auch jeden Abend teilweise mehrfach ein aber mit der Zeit fühlte sie sich so sicher und geborgen dass es nur noch selten nötig war. Nur als ein Beispiel. Also ich kann es nur empfehlen. Ich habe dort in der kurzen Zeit wirklich sehr viel gesehen und da man es sich auch vom Kinderarzt verordnen lassen kann fällt man auch bestimmt nicht auf irgendwelche Abzocker herein sondern kann sich beraten lassen was für einen selbst geeignet sein könnte. Vielleicht konnte ich dir helfen und es könnte etwas für euch sein wenn nicht dann einfach überlesen. Alles Gute euch!

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Es ist wirklich sehr nett, wie engagiert hier geholfen wird, danke :)

Ich werde mich mal nach Therapeuten und Zentren in der Nähe erkundigen. Denn auch das Autofahren ist bei uns ein Graus...
Im naheliegender SPZ waren wir schon. Hier wollte ein Schritt für Schritt Plan erarbeitet werden, welches aber eben schon im Coaching stattgefunden hat und keinen Erfolg brachte. Außerdem sollte ich eben keinen Körperkontakt mehr geben und auch lieber ans eigene Zimmer gewöhnen.

Was ich sehr interessant finde, dass es auch stationäre Behandlungsmethoden gibt. Geht das dann in Richtung schlaflabor?

In unserem Fall glaube ich fast nicht, dass es wegen dem gegenseitigen aufwecken ist. Die ersten 1-2 std schlafe ich nie mit. Das ist mir einfach noch zu früh. Ich merke wenn er wach wird und verhalte mich sehr sehr ruhig. Das mache ich eigentlich die ganze Zeit wenn ich das bewusst kann. Er schreit und zittert einfach los ....
Hatten es ja schon ausprobiert, ob es besser wird, wenn ich aus dem Zimmer gehe. Darf ich noch fragen, wie alt das Kind in deinem Fall war?

Lieben Dank

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Sehr gerne :)
Dann drücke ich die Daumen!
Es ist eher wie eine Art stationäres SPZ oder eine Reha ich kann es schwer beschreiben. Es ist eine kleine Gruppe mit nur wenigen Kindern und Eltern. Je ein Elternteil wird mit aufgenommen. Allerdings schlafen die Kinder in der Regel zunächst zusammen in einem von Schwestern und Pflegern betreuten Raum. Hier wird dann genau analysiert wo die Probleme liegen und ggf. auch organische Beschwerden abgeklärt. Es ist wirklich erstaunlich wie gut das klappt und viele Eltern sind total verblüfft weil sie sich das zunächst so gar nicht vorstellen konnten dass ihr Kind das so toll macht. Aber das Personal ist natürlich auch besonders geschult. Nach und nach werden die Eltern dann mehr und mehr einbezogen und auch immer wieder Phasen zuhause zum Ausprobieren eingebaut. Dann sieht man was noch gebraucht wird und was schon gut klappt. Und man kann jederzeit Unterstützung einfordern oder Tipps und Tricks bekommen. Es ist ein großer Schritt und fällt oft nicht leicht aber wenn man sieht wie gut es klappt macht es das wett. Und es ist wirklich keines Falls so gewesen dass die Kinder sich die Seele aus dem Leib geweint haben oder sich alleine gelassen fühlen mussten weil immer jemand da ist und sofort einschreiten kann oder die Eltern auch jederzeit dazugeholt werden können. Hmm das ist immer schwer zu sagen manche Kinder stören sich schon an einem lauteren Atemzug etc. andere bringt selbst die Motorsägen vor dem Fenster nicht aus der Ruhe. Nachtschreck ist es aber nicht oder? Also ist er da ansprechbar und erinnert sich am Morgen oder nicht?
Puh ich glaube so zwischen 18 und 24 Monaten sollte sie gewesen sein ist schon eine Weile her.
Euch viel Erfolg auf eurem weiteren Weg ihr schafft das schon! :)