Sich um alte Eltern- oder Schwiegereltern kümmern?

Liebe Forengemeinde,

anläßlich der großen Diskussionen hier, ob sich die Omas genügend um die Enkelkinder kümmern oder nicht, wie schaut es denn aus, wenn diese in einem Alter sind , wo sie selber mehr Hilfe brauchen. Viele Omas kümmern sich ganz rührend um die Enkelkinder, gibt man dann an denen etwas zurück, wenn sie so nicht mehr richtig können.?Oder die sich gar nicht kümmern bzw. kein Interesse haben , sagt man, sieh zu wie du im Alter zurecht kommst? Oder die übergriffigen Omas, die nicht um Hilfe bitten im Alter, sondern diese permanent einfordern, hier und nicht weiter?

Man hat ja auch noch sein eigenes Leben, was die Omas/Opas im fitten Zustand ja auch noch hatten.

Meine Mutter hat sich immer sehr um uns Kinder gekümmert. Bei den Enkelkinder war es genauso. Und man gibt dann auch gerne etwas zurück. Im Alter wurde sie unterstützt, wenn ihr etwas schwerfiel oder nicht mehr konnte. Sei es beim Rasenmähen, Großputz machen, zum Arzt fahren. Bis es dann nicht überhaupt nicht mehr ging. Als sie 24 Stunden richtige Pflege benötigte, musste sie schweren Herzen ins Pflegeheim. Pflegen konnten wir sie nicht. Ich selber habe Kind mit Mehrfachbehinderung, damit überhaupt nicht leistbar. Und meine Geschwister teilweise wie ich noch berufstätig bzw. nicht richtig gesund. So besuchen wir sie abwechselnd mehrmals die Woche.

Färbt sich bei euch da etwas ab ? Gibt man etwas wieder ja oder nein? Da jeder hier andere Gedanken.


LG Hinzwife

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Meine Schwiegermutter war die liebevollste Person, sie hat in jeder Hinsicht gegeben, geholfen wo sie nur konnte. Eine ganz bescheidene Frau, eine unermüdliche Krampferin.
Als sie immer pflegebedürftiger wurde, Tag und Nacht Betreuung brauchte und nicht mehr alleine wohnen konnte, durften wir sie zu uns nehmen. Es war ihr größter Wunsch und ihr größtes Geschenk an uns.
Fünf gemeinsame intensive Monate, anspruchsvollste 24 Stunden Pflege. Mein Mann und ich sind beide Pflegefachleute und unsere Teenager lernten sehr schnell und sehr viel.
Aussenstehende meinen wir hätten etwas zurückgegeben. Ja haben wir vielleicht. Aber wir durften die schönste und innigste Zeit erleben. Sie ist vor drei Wochen bei uns zuhause gestorben, das friedvollste Sterben das wir je erlebt haben.
Ja wir hätten gerne noch viel mehr gemeinsame Zeit gehabt. Wir vermissen sie und sind voller Dankbarkeit für jeden Augenblick, früher, aber ganz besonders die letzten Monate.

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Ich denke schon, dass man gerne etwas wieder gibt, wenn man Eltern/Großeltern hat/hatte, die sich auch liebevoll gekümmert haben.

Heutzutage ist es ja nun leider so, dass viele Familien der Meinung sind "Familie" ist Vater, Mutter, Kind/Kinder.
Zum Beispiel, wenn es hier um die Weihnachtsdiskussion geht...Da möchten viele in der "Kernfamilie" ( ich finde dieses Wort furchtbar!!!) feiern und wenn Geschwister, Oma Opa etc auch mit feiern wollen, dann wird es gleich als übergriffig oder sonst was empfunden.
Auch wenn die Mutter/Schwiegermutter Tipps oder Ratschläge hat, wird sich hier gleich darüber ausgelassen.
Ich finde das nicht schön.
Es ist doch toll, wenn alle zusammen leben ( damit meine ich nicht unter einem Dach, feiern und Kinder großziehen.
Und dann ist es auch selbstverständlich, dass, wenn jemand alt ist und nicht mehr alles kann, ihm geholfen wird.

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...ich denke, das färbt ab, wenn gleichzeitig auch noch die Erziehung und der aktuelle eigene Lebensweg passt. Und in der Vergangenheit keine zu grossen Kluften oder Zugeständnisse erzwungen wurden...

Um Eltern kümmern, wenn man gerade eine Familie gründet, wird schwer. Dass die Enkel sich kümmern, wenn sie gerade mal in der Pubertät sind oder gerade die erste Freundin/ersten Freund haben, sehe ich auch nicht so plastisch.... ich selber habe mich erst als Erwachsene wieder auf Grosseltern besonnen. Ich hatte genug mit "erwachsen werden" zu tun, dem ersten spannenden Job... Klar, Höflichkeitsbesuche bekam ich immer hin, aber mehr nicht.

Ich habe selber nicht vor, mich um meine alternden Eltern zu kümmern. Ich habe viele Mütter und Väter... ich habe aber auch sehr darauf geachtet, nicht zu viel zu verlangen in Sachen Kinderhüten und so. Da finde ich ehrlich gesagt: Meine Schwester ist mehr als ich in der Pflicht. Sie hat 15 Jahre die Kinder von der Mutter hüten lassen. Ich habe eine gute, teure Krippe bezahlt... somit finde ich, bin ich eigentlich nicht viel schuldig. Klingt sicher undankbar, aber für meine Kindheit gibt es sehr wenig zu verdanken, als Grosseltern sind sie toll - daher kamen wir uns überhaupt wieder nah.


Somit: nein, einen POI (Punkt, an dem deine Investition wieder reinkommt) erreichst du wohl nie.

Aber wie das Leben so spielt: Zur Zeit schaue ich eher. Weils für mich gerade stimmt. Ich arbeite nur 60%, meine Kinder sind selbständig für ihre 10-12 Jahre und gehen auch gerne mal mit, wenn wir bei den Omas/Opas was umtopfen, einpflanzen, aufhängen oder reparieren müssen.
Es ist keine Last sondern Freude - und daher tu ich das auch. Ausserdem finde ich es schön zu sehen, dass sie mit dem Alter nett wurden. Das relativiert viel.
Aber: Es sind keine Pflegefälle. Sie sind nur ab und an auf etwas Hilfe und Gesellschaft angewiesen. Pflegen würde ich nicht.

Ich bewundere meine älteste Schwägerin, die jede Woche dreimal zur Mutter (meiner Schweigermutter) fährt, um was zu helfen. Gut ja - von uns erwartet es rein von der Distanz her keiner. Aber ich finde das sehr nett von ihr.

Ich erwarte nicht, dass meine Kids mich mal pflegen. Aber ganz ehrlich: Es wäre schon mega schön, wenn sie in der Nähe wären... aber das kommt, wie es kommt.

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Natürlich färbt das ab. Mir würde es mein Anstand verbieten, meiner Mutter nicht zu helfen, wenn sie nicht mehr kann. Ist selbstverständlich für mich 🙂

Wie heißt der Spruch so schön....Meine Mutter ging mit mir meine ersten Schritte und ich werde ihre letzten mit ihr gehen.

Deshalb kommt auch ein Pflegeheim nie in frage. Egal wieviel Pflege sie braucht.
Ich hab zu viel im TV gesehen, und bekomme bei Pflegeheimen manchmal Brechreiz.
Es gibt Pflegedienste, die sie und mich unterstützen.

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"Deshalb kommt auch ein Pflegeheim nie in frage. Egal wieviel Pflege sie braucht."

Auch auf die Gefahr hin, dass du daran kaputt gehst? Ich hoffe ja inständig, dass ich nie so senil werde, das von meinen Kindern zu verlangen...

Ich verstehe, dass du ein Heim als Zumutung empfindest, aber wenn man nicht gerade Hausfrau ist, kann man nicht so einfach pflegebedürftige Angehörige aufnehmen. Würdest du im Fall der Fälle deinen Job kündigen? Kämt ihr mit einem Einkommen hin? Müsstest du umziehen, damit das möglich ist?

Seine Eltern zu pflegen ist für den einen leichter als für den anderen. Davon ab, dass das nicht jeder kann, hat auch nicht jeder die Rahmenbedingungen (Platz, behindertengerechte Wohnung, ausreichend Zeit und Kraft). Es hat nicht zwingend etwas mit Desinteresse und Lieblosigkeit zu tun, wenn man seine Eltern nicht pflegt. Jeder hat andere Möglichkeiten und andere Grenzen.

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Es ehrt Dich, dass Du die Pflege komplett auf Dich nehmen willst, aber sei Dir nicht sicher, dass es so geht. Komplett die Berufstätigkeit aufgeben, mindestens ein Zimmer und ein Bad behindertengerecht umbauen und zur Verfügung stellen, körperliche Voraussetzungen müssen Pflegepersonen auch erfüllen (einen stabilen Rücken mindestens, eine hohe psychische Belastbarkeit auch), ggf für mehrere Jahre. Bei einem Menschen, der sich dank Demenz immer mehr verändert und immer weniger mit dem zu tun hat, den man mal geliebt hatte. Es ist nicht immer so einfach, im Zweifel besser ein sehr gutes Heim und sehr häufige besuche - lieber 3x pro Woche spazieren gehen und Kuchen mitbringen, als zu Hause weit jenseits der Belastungsgrenze die Nerven verlieren.

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Wie auch in dem anderen Post geschrieben sehe ich meine Eltern jeden 2 Tag...sie sind noch nicht Hilfebedürftig aber zb meine Mutter soll keine Gardinen mehr aufhängen,dass mach ich dann natürlich. Ist für mich selbstverständlich...ich finde es immer schade, wenn man sich von seinen Eltern entfernt. Zumindest telefonieren kann man falls man weiter entfernt ist. Man hat dich nur diese leben und irgendwann fragt man sich immer warum hatte man so wenig Zeit zusammen. Meine Eltern waren immer für mich da warum sollte ich es nicht zurück geben. Mache es aber gerne...
Meine Mama wird mir auch mit dem Kind helfen was im November kommt und bin froh drum. Bei uns ist es echt ein nehmen und geben einfach toll...

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Hey!
Meine Mutter hat sich immer darum gekümmert, dass sich jemand um mich kümmert. Ihre Termine/ Bedürfnisse gingen und gehen jetzt bei den Enkeln aber vor. Sie wollte nie familiäre Verpflichtungen, die einengen könnten und unser Verhältnis ist so distanziert, dass mir selbst mittlerweile auch nicht viel daran liegt. Wir haben einen normalen Umgang, solange es nicht um Emotionen geht. Wenn sie irgendwann (sie ist jetzt 74, mein Vater 78) mehr Hilfe braucht, als mal ein Arztbesuch oder einen Einkauf, werde ich mich darum kümmern, dass sich jemand um sie kümmert. Etwas anderes lässt unser Verhältnis nicht für mich zu und gleichzeitig denke ich auch, dass das völlig in Ordnung ist. Natürlich würde ich sie regelmäßig besuchen, aber selbst wenn ich ihr sage, dass man bei einer eitrigen Bronchitis keinen Hustenstiller nehmen sollte, fühlt sie sich bevormundet und reagiert sehr verletztend (sie kämpft mit mir die Kämpfe, die sie mit ihrer Mutter hätte kämpfen sollen. Seit mit das klar ist, ist es für mich leichter, mit ihrer Art umzugehen).
Meine Schwiegermutter ist eine ganz Liebe, die viel für uns tut, ohne dass wir darum bitten müssen. Emotional steht sie mir näher und da könnte ich mir vorstellen auch einzelne Teile der Pflege o.ä. zu übernehmen (wie es eben mit Beruf und 3 eher kleinen Kindern möglich ist).
#winke

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Ich würde meine Mutter soweit unterstützen wie sie es möchte. Ich habe eine Pflegeausbildung und am meinem ersten Tag sagte sie das erste mal zu mir: das sie nicht möchte das ich mich um sie kümmere wenn sie es mal braucht (ich muss sagen meine Mutter hat eine MS usw.)
Als sie mir vor 3 Jahre verkündet, das sie in die Schweiz möchte wenn es soweit ist - war es sehr schwer für mich aber ich werde sie bei diesem Schritt natürlich begleiten.

Ich finde jeder muss es für sich entscheiden ob er sich um die Eltern/Großeltern kümmern möchte und ich verurteile niemand der sagt er kann es nicht.

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Meine Mutter hat zuerst ihren Vater und dann ihre Schwiegermutter gepflegt bis zu deren Tod.
Sie sagte immer, dass wenn es mit ihr mal soweit sei, dass sie nicht will, dass ich oder mein Bruder sie pflegen. Sie wollte, dass wir unser Leben leben. Die letzten 8 Jahre in ihrem Leben hat sie niemanden mehr gepflegt bis sie selbst in jungen Jahren (Anfang 50) an Krebs verstarb.


Wenn ich mir jetzt meine Kinder ansehe, dann will ich auch nicht, dass sie für mich jemals ihr Leben aufgeben müssen.
Wenn ich alleine nicht mehr für mich sorgen kann, gehe ich freiwillig in ein Heim.

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Vorab: ich hab noch keine Kinder, eben sowenig meine Geschwister. Daher spielt die Frage nicht "Rechtfertigt das großelterliche Engagement eine spätere Hilfe im Alter?"

Ich bin kein Freund von Aufrechnen. Ich tue "Gutes" (Zeit, Geld, Geschenkle,...) nicht in der Hoffnung, dass ich "Gutes" zurückbekomme, sondern weil es mir einfach ein intrinsisches Anliegen ist.

Wir Geschwister sind unseren Eltern sehr dankbar, sie haben uns wirklich vieles ermöglicht. Wir verstehen uns alle gut, treffen uns ca. 1x pro Monat (manchmal seltener), glucken aber nicht aufeinander. Wir sind alle eher wenig emotional und leben unser eigenes Leben. Wir wohnen auch je 1-2 Autostunden voneinander entfernt. Alle sind bisher glücklich damit.

Unsere Eltern haben uns eine gute Ausbildung ermöglicht, wir verdienen entsprechend gut. Der Deal ist klar kommuniziert:
1. Die Eltern wollen keinesfalls ins Pflegeheim. Daher kommen sie auch in keines. Ausnahme: sie bauen geistig so ab, dass sie eh niemanden mehr erkennen (dann sollen wir sie ins Pflegeheim stecken).
2. Wir Geschwister werden die Eltern nicht pflegen. Die Pflege von Angehörigen ist bekanntermaßen psychisch wahnsinnig belastend. Das wollen weder die Eltern, noch wir. Natürlich helfen wir bei Computer-Problemen, etc. Bzw. besorgen wir Hilfe, wenn sie nötig ist.
3. Geld ist glücklicherweise kein Problem. Ihre Pension ist gut, wir Kinder verdienen gut. Ersparnisse sind da. Pflege zu Hause ist finanzierbar.

Ich bin sehr froh, dass wir über dieses Thema innerhalb der Familie so offen reden können und wir da alle auf einer Wellenlänge sind.